Smarte Wetterstation im Test: Was kann der Homematic IP Wettersensor Pro?
Produkttest

Smarte Wetterstation im Test: Was kann der Homematic IP Wettersensor Pro?

Wetterstationen gibt's wie Sand am Meer. Auch im Smarthome halten die digitalen Meteorologen Einzug. Ich teste mit dem Wettersensor Pro einen, der sich in mein Homematic-IP-Universum integrieren lässt.

Wenn du in deinem Smarthome-Universum keinen Wettersensor nutzt, dann dienen meist die Daten einer meteorologischen Webseite als Grundlage. Oft ist das Ganze aber alles andere als genau. Ich nutze Smarthome-Produkte von Homematic IP, die ihre Werte von der OpenWeatherMap ziehen. Ich möchte jedoch keine Richt- oder Durchschnittswerte von irgendwelchen Messstationen, sondern exakte Werte aus meiner direkten Umgebung. Mit dem Wettersensor Pro soll es gemäss Homematic IP möglich sein, meine smarte Rollladensteuerung und den Wandthermostaten mit detaillierten Angaben über Aussentemperatur, Luftfeuchtigkeit, Regenmenge und Windgeschwindigkeit zu füttern und sie entsprechend reagieren zu lassen. Ich nehme den Wettersensor Pro mit all seinen Funktionen unter die Lupe.

Unboxing und Zusammenbau

Kaum halte ich das Paket in den Händen, staune ich: Es ist grösser und schwerer, als ich es mir vorgestellt habe. Es sind exakt 3.6 Kilogramm und 57 x 37 x 15 Zentimeter. Dass das Teil nicht in die Hosentasche passt, nahm ich an. Aber solche Dimensionen hätte ich nicht erwartet und beginne daher etwas erstaunt mit dem Auspacken. Obwohl beispielsweise die Windrichtungs- und Windgeschwindigkeitssensoren aus Plastik sind, wirken sie wertig. Die Stäbe und der Mast sind aus Edelstahl und fühlen sich ebenfalls massiv an. Das Ganze ist solid verpackt und die einzelnen Komponenten mit Kartonteilen und Sicherheitsklebebändern geschützt. Der Lieferumfang beinhaltet nebst dem Wettersensor drei AA-Batterien, ein Inbusschlüssel und eine Bedienungsanleitung.

Es ist alles da, was ich für einen reibungslosen und unkomplizierten Zusammenbau brauche.
Es ist alles da, was ich für einen reibungslosen und unkomplizierten Zusammenbau brauche.

Nach fast drei Seiten Warnhinweisen und zwei weiteren Seiten allgemeinen Systeminformationen beginnt in der Anleitung der erste Schritt für die Montage. Zuerst muss der Windrichtungssensor auf die von mir liebevoll als Dreizack bezeichnete Basisstation gesteckt werden. Ein RJ45-Kabel muss ich von der Basisstation durch den Sockel des Windrichtungssensors führen, einstecken und danach das Ganze wieder zusammensetzen – inklusive Schrauben mit dem Inbusschlüssel anziehen. Dann folgt das Anemometer, also der Windgeschwindigkeitssensor: Diesen stecke ich auf seine Spitze am Dreizack und ziehe die bereits präparierte Schraube fest an. Die Sensoren müssen schliesslich einiges an Wind aushalten, um diesen messen zu können.

Das Kabel muss durch die Öffnung geführt und im Steckplatz untergebracht werden.
Das Kabel muss durch die Öffnung geführt und im Steckplatz untergebracht werden.

Nun folgt der Regensensor. Der Auffangbehälter sieht aus wie eine grosse Plastiktasse ohne Henkel an der Seite, dafür mit einem Trichter im Innern. Zuerst muss ich das Sicherheitsklebeband über dem eigentlichen Regensensor entfernen, kontrollieren, ob die Messwippe funktioniert, den Auffangbehälter über den Sensor stülpen und dann mit einer halben Drehung verschliessen. Abgesehen vom Windgeschwindigkeits- und Windrichtungssensor muss ich nirgends schrauben – es sind meist halbe Drehungen oder Clips, die ineinander greifen. Ob das auch bei starkem Wind hält? Das werde ich erfahren, sobald der nächste grössere Sturm aufzieht. Zuletzt stecke ich die drei Stahlrohre zusammen, auf denen der Wettersensor Pro befestigt und in den Boden gerammt wird. Oder, wie bei mir zu Hause, mit Kabelbindern am Balkongeländer festgezerrt.

Hier läuft das Regenwasser durch: der Regensensor soll die Niederschlagsmenge messen.
Hier läuft das Regenwasser durch: der Regensensor soll die Niederschlagsmenge messen.

Inbetriebnahme und Einbettung ins Smarthome

Der anstrengende Teil ist jetzt durch. Denn das Anlernen und Einfügen ins Smarthome-Universum von Homematic IP geschieht erfahrungsgemäss fast wie von selbst – darauf ist der Hersteller der smarten Produkte besonders stolz. Ich öffne das Batteriefach am Wettersensor, lege die Batterien ein und der Anlernmodus wird aktiviert. Eine orange blinkende LED gibt an, dass ich soweit alles richtig gemacht habe. Die Bestätigung folgt via Homematic-IP-App auf dem Handy: Ich wähle «Gerät anlernen» und nach wenigen Sekunden erscheint die Wetterstation. Ich muss das Ding nur noch über die letzten vier Ziffern der Produktnummer eindeutig identifizieren, schon ist der Wettersensor einsatzbereit.

Die System-LED und der -Button sind die einzigen Bedienelemente am Wettersensor Pro.
Die System-LED und der -Button sind die einzigen Bedienelemente am Wettersensor Pro.

Ein kleines, aber nicht unwichtiges Detail fehlt noch: das Feinjustieren. Damit der Wettersensor Pro auch weiss, wo Norden ist, muss ich ihm das erst beibringen. Hierzu nehme ich einen Kompass zur Hand – als Digital Native wähle ich meinen iPhone-Kompass – und fixiere die Windfahne, sobald ich deren Spitze nach Norden ausgerichtet habe. Dann öffne ich das Batteriefach und drücke den System-Button so lange, bis die System-LED orange blinkt. Ein erneutes kurzes Drücken des System-Buttons und das grüne Leuchten der System-LED bestätigen mir, dass die Position der Himmelsrichtungen gespeichert ist.

Die etwas spartanische Eichung: Ist der Windrichtungssensor nach Norden gerichtet, wird er mit Tape fixiert.
Die etwas spartanische Eichung: Ist der Windrichtungssensor nach Norden gerichtet, wird er mit Tape fixiert.

Nun geht's ans Eingemachte: die Einbettung des Wettersensors in meine automatisierten Smarthome-Befehle respektive die Erstellung neuer Abläufe. Eine Automation, die ich bereits programmiert habe, lässt die Storen herunterfahren, sobald es im Badezimmer wärmer als 24 Grad wird. Die andere betrifft die Fussbodenheizung. Ich habe den smarten Wandthermostaten für die Heizung im Winter so eingestellt, dass er eine Basistemperatur halten soll, plus jeweils am Morgen und am Abend für einige Stunde etwas mehr heizen, da meine Partnerin und ich dann zu Hause sind und es etwas gemütlicher sein soll. Das Ganze ist aber bald hinfällig, da der Sommer Einzug hält und die Heizung abgeschaltet wird. Daher arbeite ich für den Moment mit den automatisierten Rollläden.

Alles funktioniert: der Wettersensor Pro liefert realistische Daten. Eine Aufzeichnung der Werte ist leider nicht möglich.
Alles funktioniert: der Wettersensor Pro liefert realistische Daten. Eine Aufzeichnung der Werte ist leider nicht möglich.

Funktionen und Möglichkeiten

Ich frage mich, wie ich nun den Wettersensor Pro in meinem Homematic-IP-Universum nutze, sodass er einen klaren Mehrwert stiftet. Ein Beispiel, das mir als erstes in den Sinn kommt: Beginnt es stark zu winden, möchte ich, dass sich meine Rollläden öffnen, um sie vor allfälligen Schäden zu schützen. Nach wenigen Klicks in der App steht der Prozess: Sobald der Windgeschwindigkeitssensor mehr als 30 Kilometer pro Stunde misst, fahren die Rollläden hoch. Dafür muss ich einen Auslöser und eine Aktion wählen. Ausserdem kann ich eine Zusatzbedingung hinzufügen, falls gewünscht. Im eben erwähnten Beispiel ist der Auslöser die Windgeschwindigkeit und die Aktion das Hochfahren der Rollläden. Eine weitere Automation, die ich hinterlege, ist das Schliessen der Storen bei einer Aussentemperatur von 25 Grad Celsius oder mehr. Dafür wähle ich das Thermometer des Wettersensors als Auslöser und das Herunterfahren der Rollläden als Aktion. Als Zusatzbedingung füge ich hinzu, dass der Prozess nur dann startet, wenn es nicht regnet.

Links das Sonnenschein-Profil, in der Mitte der Sturmschutz und rechts das Winter-Programm.
Links das Sonnenschein-Profil, in der Mitte der Sturmschutz und rechts das Winter-Programm.

Hätte ich weitere Smarthome-Produkte im Einsatz, könnte ich noch viel mehr aus dem Wettersensor Pro herausholen. Vom Lüften via automatische Fensteröffner und -schliesser über die Steuerung der Sonnenstoren bis hin zur Beleuchtung im Innen- und Aussenbereich – dem Homematic-IP-Universum sind fast keine Grenzen gesetzt. Der Wettersensor Pro hat zudem einen Frequenzreichweite von bis zu 400 Metern, du brauchst ihn also nicht direkt auf dem ersten Quadratmeter Wiese in deinem Garten aufzustellen. Temperaturen misst er von minus 20 Grad bis plus 55 Grad Celsius. Den Minusbereich finde ich etwas knapp bemessen – aber wann waren es das letzte Mal -21 Grad Celsius in Birmensdorf? Windgeschwindigkeiten sind bis 200 km/h messbar und Regenmengen bis zu 966 mm. Auch diese beiden Maximalwerte erreiche ich hoffentlich nie auch nur annähernd.

Homematic IP hat eine sehr breite Produktpalette, mit der praktisch alles im Haus auf smart getrimmt werden kann. Quelle: homematic-ip.com
Homematic IP hat eine sehr breite Produktpalette, mit der praktisch alles im Haus auf smart getrimmt werden kann. Quelle: homematic-ip.com

Fazit: eine teure Aufwertung für Smarthome-Enthusiasten

Der Wettersensor Pro ist die perfekte Ergänzung für jedes Smarthome, das Homematic-IP-Produkte im Einsatz hat. Er ist robust, schnell zusammengebaut, logisch erklärt und funktioniert auf Anhieb. Die Einbindung in die Homematic-IP-App und das Hinzufügen zu bestehenden oder das Erstellen von neuen automatischen Abläufen klappt einwandfrei. Die ausgegebenen Daten scheinen zu stimmen. Da ich keine Möglichkeit hatte, an professionelle Messgeräte zu kommen, musste ich für einen Vergleich mit handelsüblichen Thermo- und Hygrometern sowie Online-Daten von Wetterseiten Vorlieb nehmen. Exaktere Messungen werde ich selbstverständlich nachholen, sobald es die Umstände zulassen.

Wenn du dein Zuhause für eine smartere Zukunft umrüstest, dich nicht auf die Wetterdaten von OpenWeatherMap verlassen möchtest und etwas Kleingeld beiseite gelegt hast, dann kann ich dir den Wettersensor Pro wärmstens empfehlen. Wenn du nur zum Spass mit Smarthome-Produkten experimentierst oder erst am Anfang des automatisierten Heims bist, dann rate ich dir vom Kauf ab. Einerseits ist es in diesem Fall zu viel Geld, das du ausgibst, andererseits kommst du zu Beginn auch mit den OpenWeatherMap-Werten aus.

Der Wettersensor Pro kostet viel Geld, bietet aber auch eine klaren Mehrwert fürs Homematic-IP-Universum.
Der Wettersensor Pro kostet viel Geld, bietet aber auch eine klaren Mehrwert fürs Homematic-IP-Universum.

Als Nächstes werde ich entweder smarte Steckdosen oder Fenster- respektive Türkontakte von Homematic IP reviewen. Wenn du den kommenden Homematic-IP-Test und weitere Smarthome-Artikel nicht verpassen möchtest, dann folge mir mit einem Klick auf den «Autor folgen»-Button beim Autorenprofil.

Titelbild: Nicht Poseidons Dreizack, sondern der Wettersensor Pro von Homematic IP.

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Wenn ich nicht gerade haufenweise Süsses futtere, triffst du mich in irgendeiner Turnhalle an: Ich spiele und coache leidenschaftlich gerne Unihockey. An Regentagen schraube ich an meinen selbst zusammengestellten PCs, Robotern oder sonstigem Elektro-Spielzeug, wobei die Musik mein stetiger Begleiter ist. Ohne hüglige Cyclocross-Touren und intensive Langlauf-Sessions könnte ich nur schwer leben. 


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