
Hintergrund
Darum sollte Rapsöl in deiner Küche nicht fehlen
von Anna Sandner
Die Rotalge «Chondrus crispus» (Knorpeltang) war einst Grundnahrungsmittel in Europa, geriet in Vergessenheit und kam als vermeintliches Superfood aus Asien zurück auf unsere Teller. Was steckt hinter dem Seemoos?
Seemoos, auch Irisches Moos oder Knorpeltang genannt, ist in Wahrheit weder Moos noch Tang, sondern eine Rotalge names Chondrus crispus.
Auch wenn wir Algen auf dem Speiseplan eher als modernen Trend wahrnehmen, der aus der asiatischen Küche nach Europa geschwappt ist, können wir auf eine eigene Geschichte mit Algen und Co. zurückblicken. Ein Forschungsteam fand unlängst anhand von Zahnschmelzanalysen den Nachweis dafür: Von Südspanien bis Nordschottland aßen die Menschen früher regelmäßig Meeres- und Süßwasseralgen. Seemoos ist vor allem in kalten Gewässern zu finden und wird zum Beispiel in der irischen Küche traditionell als Verdickungsmittel (durch das enthaltene Carrageen) und Naturheilmittel verwendet.
Mit gutem Grund, denn die Alge ist reich an Vitaminen (u.a. Vitamin A, C, K und B2), Mineralien wie Eisen, Zink, Kalium und Kalzium und Antioxidantien. Sie unterstützt die Verdauungs- und Atemwegsgesundheit, stärkt das Immunsystem und wirkt vorbeugend gegen Bluthochdruck, neurodegenerative Krankheiten und einige Krebsarten.
In Maßen ja. Aber übertreiben solltest du es mit der Rotalge besser nicht. Denn es gibt auch Nachteile: Wenn du zu große Mengen zu dir nimmst, kann es aufgrund des hohen Jodanteils zu einer Schilddrüsenunterfunktion kommen. Je nach Erntegebiet besteht bei großen Mengen auch die Gefahr einer Schwermetallvergiftung. Außerdem enthält Seemoos bioaktive Verbindungen, von denen zumindest die Wirkung des Carrageens umstritten ist.
Carrageen, auch bekannt als Carrageenan, ist ein natürliches Gelier- und Verdickungsmittel, das aus Seemoos und anderen Rotalgenarten gewonnen wird. Es kommt oft in der Lebensmittelindustrie zum Einsatz, insbesondere in Milchprodukten wie Joghurt oder Speiseeis und vegetarischen und veganen Fleischersatzprodukten. Die Studienlage zu den Auswirkungen von Carrageen auf die Gesundheit ist nicht eindeutig: Einige Forschungsergebnisse weisen auf eine potenziell gesundheitsfördernde Wirkung hin, während andere Bedenken hinsichtlich gesundheitlicher Risiken äußern.
So gibt die Wissenschaft Hinweise auf präbiotische Eigenschaften, die mit einer Verbesserung der Darmgesundheit und somit Vorteilen für Verdauung und Immunsystem einhergehen. Auch die antioxidative Wirkung von Seemoos ist dem Carrageen zuzuschreiben.
Dem entgegen stehen jedoch Studien, die einen Zusammenhang zwischen bestimmten Typen von Carrageen und Entzündungen im Darm nahelegen. Außerdem gibt es Hinweise auf eine Verschlimmerung entzündlicher Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa. Grundsätzlich besteht die Schwierigkeit vieler Studien darin, dass die Wirkweise von Carrageen an Tieren und nicht am Menschen untersucht wird. Das erschwert eine verlässliche Aussage zur Wirkung auf den Menschen.
Insgesamt ist die Wirkung des vermeintlichen Superfoods also alles andere als klar. Definitiv enthält die Rotalge viele Vitamine, Mineralien und Ballaststoffe, die gut für die Gesundheit sind. Fragwürdig ist jedoch die Wirkung des Carrageens. Besonders dann, wenn es isoliert ohne die anderen Pflanzenbestandteile eingesetzt wird, wie es die Lebensmittelindustrie macht. Außerdem sind die Algen teils mit schädlichen Schwermetallen belastet. Doch wer auf die Herkunft des Seemooses achtet, die gesamte Pflanze verzehrt und das aber in Maßen tut, kann von den Vorteilen profitieren.
Wissenschaftsredakteurin und Biologin. Ich liebe Tiere und bin fasziniert von Pflanzen, ihren Fähigkeiten und allem, was man daraus und damit machen kann. Deswegen ist mein liebster Ort immer draußen – irgendwo in der Natur, gerne in meinem wilden Garten.