Nvidias Geforce RTX 30 bereitet LGs OLED-Fernsehern Probleme
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Nvidias Geforce RTX 30 bereitet LGs OLED-Fernsehern Probleme

Luca Fontana
25.9.2020

LG will mit seinen OLED-Fernsehern den Gamer-Markt erobern. Auch als Gaming-Monitor für Besitzer von Nvidias RTX-30-Grafikkarten. Erste Tech-Portale berichten allerdings von Problemen mit der Kompatibilität. Die Lösung naht – hoffentlich bald.

Wie man um die Gunst der Gamer buhlt, weiss TV-Hersteller LG. Kaum ein anderer tut's lauter als der südkoreanische Techgigant. Und seit Grafikkartenhersteller Nvidia anfang September seine neuen Next-Gen-Grafikkarten vorgestellt hat, ist’s noch bunter geworden.

Von «neuen Massstäben für die Branche» ist die Rede. Die «weltweit ersten 8K-Fernseher», die die Geforce-RTX-30-Serie Nvidias unterstützen, will LG auf den Markt gebracht haben. Also 8K-Auflösung bei 60 Bildern pro Sekunde, UHD-Auflösung bei 120 Bildern pro Sekunde, HDR, Variable Refresh Raten, G-Sync, Auto Low Latency Modus und Ray Tracing.

Das volle Programm der Ich-hab’-imfall-den-besten-Gamer-TV-Kommunikation. Auch für potenzielle Käufer der Next-Gen-Spielkonsolen Sonys und Microsofts.

Jetzt sind sie da, die neuen Nvidia-Grafikkarten – und die ersten Tech-Portale berichten bereits von Kompatibilitätsproblemen. Der Super-GAU für LG. So viel zur vollen Unterstützung. LG meint dazu: Keine Bange, die Lösung naht. Bald.

Das Problem: G-Sync und Chroma Subsampling

Aktuell, so Forbes-Journalist und Tech-Experte John Archer, sind es 2019er- und 2020er-OLED-Modelle LGs, die Kompatibilitätsprobleme bereiten.

  1. G-Sync bei 120 Bildern pro Sekunde (Hz) funktioniert nicht
  2. Erzwungenes Downsampling von RGB/120Hz/4:4:4 zu RGB/120Hz/4:2:2

Genauer: Besitzer der 2019er- und 2020er-OLED-Modelle berichten über einen kompletten Bildverlust – also Blackscreen – beim Aktivieren von Nvidia G-Sync bei einer Bildrate von 120Hz. Dies scheint unabhängig von der gewählten Bitrate zu passieren – also SDR, HDR10 oder Dolby Vision.

Besitzer der 2020er-OLED-Modelle berichten zudem, dass die Farbabtastung bei 120Hz von 4:4:4 auf 4:2:2 runterskaliert wird. Das wird dann Farbunterabtastung genannt.

Einfach ausgedrückt: Videosignale beinhalten zwei Arten von Information. Helligkeit und Farbe. Also Luminanz und Chrominanz. Dabei gilt: Das menschliche Auge kann Helligkeitsunterschiede deutlich besser wahrnehmen als Farbunterschiede. Daraus folgt: Werden im Bildsignal die Farbinformationen halbiert, wirkt sich das kaum auf die wahrgenommene Bildqualität aus. Die Konsequenz: Um die Datengrösse von Videosignalen zu verringern, zum Beispiel im Streaming-Bereich, wird die Farbabtastung von 4:4:4 auf 4:2:2 runterskaliert.

Klingt gar nicht schlecht. Nur: 4:4:4-Farbabtastung bei 120Hz ist eines von vielen HDMI-2.1-Features, die LG laut eigenen Aussagen «voll» unterstützen will. Und ganz so unsichtbar ist die verringerte Bildqualität nicht. Vor allem bei Text auf mono-farbigem Hintergrund fällt Farbunterabtastung auf. Diese Zeilen etwa, auf weissem Hintergrund, würden bei 4:2:2-Farbabtastung verschwommener aussehen als bei 4:4:4-Farbabtastung.

So sieht Text bei 4:4:4-Farbabtastung aus:

Der Text ist scharf und gut lesbar.
Der Text ist scharf und gut lesbar.

Und so bei 4:2:2-Farbabtastung:

Gerade die unteren Zeilen sind kaum noch lesbar.
Gerade die unteren Zeilen sind kaum noch lesbar.

Wer seinen OLED-Fernseher also zum Fernschauen benutzt, wird den Unterschied zwischen 4:4:4 und 4:2:2 kaum bemerken. Wer sich einen 2020er-LG-OLED-Fernseher als Monitor zulegt und in den Windows-Einstellungen zwischen 120Hz und 60Hz hin- und her wechselt, hingegen schon.

Die Schuldfrage: Hat’s LG oder Nvidia verbockt?

Die Kompatibilitätsprobleme sind ärgerlich. Zumal LG und Nvidia seit Monaten im gleichen Bett schlafen; gut zu sehen an der G-Sync-Zertifizierung, die LG vergangenen September als erster und bisher einziger TV-Hersteller erhalten hat.

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    von Luca Fontana

Dazu kommen die anlässlich der Präsentation der neuen 8K-OLED-TVs von LG gesagten Worte Matt Wuebblings, seinerseits Vizepräsident des globalen GeForce Marketings:

Gamer werden von der Leistung dieser Fernseher begeistert sein, wenn sie die neuesten 8K-PC-Spiele spielen, die von der GeForce-RTX-3090-GPU unterstützt werden.

Viele Vorschuss-Lorbeeren. Jetzt das.

Der eingangs erwähnte Forbes-Journalist, John Archer, sagt, dass das Blackscreen-Problem bei aktiviertem G-Sync im 120Hz-Modus vermutlich nicht auf eine womöglich fehlerhafte HDMI-2.1-Schnittstelle der Fernseher zurückführen sei. Eher auf die Nvidia-Grafikkarten selbst. Oder gar auf die aktuellen HDMI-Kabel: Viele unterstützen zwar die von HDMI 2.1 geforderten Datensätze, aber bislang hat noch kein Kabel-Hersteller ein offizielles HDMI-2.1-Zertifikat der HDMI Association bekommen.

LG gegenüber kritischer ist Archer in puncto Farbunterabtastung. Also dem Problem, das nur die 2020er-Modelle LGs betrifft.

Vergangenen Mai bestätigte LG nämlich, dass ihre aktuellen UHD-OLED-Modelle nicht die volle 48-Gigabit-Bandbreite von HDMI 2.1 unterstützen werden, sondern nur 40 Gigabit pro Sekunde. Begründung: LG ist der Ansicht, dass durch ihre intelligenten Bild- und Ton-Optimierungen bessere Ergebnisse erzielt werden, wenn Rechenkapazität vom HDMI-2.1-Port abgezogen und stattdessen den AI-Funktionen zugewiesen würden.

  • Hintergrund

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Mangelt es den 2020er-OLED-Modellen also an Bandbreite, um die volle Farbabtastung bei 120 Bildern pro Sekunde zu erzielen?

Vielleicht. Auch wenn das nicht der Grund sein dürfte. LG bestätigte noch im gleichen Statement, dass ihre 2020er-Modelle trotz der verringerten Bandbreite UHD-Material bei 120Hz und 4:4:4 Farbabtastung abspielen werden. Sollte die verringerte Bandbreite dennoch der Grund der Farbunterabtastung sein, dann ist da gewaltig was schief gelaufen.

Die Lösung: LG verspricht ein Update

So ärgerlich die Kompatibilitätsprobleme zwischen Nvidias RTX-30-Grafikkarten und LGs 2019er- und 2020er-OLED-Modelle sind: Noch ist nicht der richtige Zeitpunkt für Alarmismus. Schliesslich ist auch in den Artikeln der Tech-Portale nicht abschliessend geklärt, ob alle, viele oder nur wenige verkaufte OLED-Fernseher tatsächlich betroffen sind.

Dann noch folgendes LG-Statement:

LG ist sich bewusst, dass bei einigen LG-OLED-Fernsehern bestimmte Kompatibilitätsprobleme mit der kürzlich vorgestellten Grafikkarte der Nvidia-RTX-30-Serie auftreten.

Die Betonung liegt auf «einigen». Und weiter:

Eine aktualisierte Firmware wurde entwickelt. Sie wird in den nächsten Wochen für die HDMI 2.1-fähigen 2019er- und 2020er-Fernsehgeräte ausgespielt. Damit sollten diese Kompatibilitätsprobleme behoben werden.

Das klingt gut. Und lässt auch etwas Perspektive ins Ganze bringen: Fernseher sind längst keine stieren Monitore mehr, die nur Bildinformationen wiedergeben. Sie sind moderne Computer. Rechnend, verarbeitend und mit fremder Hard- und Software interagierend. Bei neuen Technologien wird das zumindest anfangs unweigerlich zu auszumerzenden Kinderkrankheiten führen. Eine neue Normalität. Daran werden wir uns gewöhnen müssen.

Und Firmware-Updates sind die neuen Day-1-Patches.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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