Mehr Ordnung zuhause: 3 Tipps für Aufräumfaule
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Mehr Ordnung zuhause: 3 Tipps für Aufräumfaule

Kreatives Chaos klingt wildromantisch, bis man selbst über beide Ohren drinsteckt und sich nach Struktur sehnt. Dann hilft: Martina Frischknecht, die Marie Kondo der Schweiz – und dieser Text.

Diese Schlagzeile hat schockiert und war zugleich erfrischend ehrlich: Marie Kondo räumt nicht mehr auf! Die Ordnungs-Beraterin, Buchautorin und Netflix-Berühmtheit aus Japan gestand dies nach der Geburt des dritten Kindes – offenbar regierte auch in ihrer Wohnung inzwischen das Chaos. Aber nur kurz, denn mittlerweile hat Kondo nachgelegt und berichtet, wie sie ihren Kindern das Aufräumen beibringt.

Eine Nachricht, die Martina Frischknecht herzhaft zum Lachen bringt. Besser bekannt ist sie unter ihrem Alias «Frau Ordnung» – und damit ist sie sozusagen die Marie Kondo der Schweiz. Auch sie ist Mutter und weiß: «Wenn du Kinder hast, musst du ein paar Jahre lang resignieren.»

Für Menschen wie mich sind das erschütternde Nachrichten: Ich liebe die Ordnung, während ich zugleich das Chaos anziehe – auch ohne Kinder. Ist für mich und viele andere also jede Hoffnung auf ein aufgeräumtes Zuhause verloren? Wenn sogar Organisationsgenies und Ordnungsprofis wie Marie Kondo das Handtuch werfen – und es anschließend nicht mehr wegräumen?

«Keine Sorge», sagt Ordnungscoach Frischknecht. Sie hat ein paar Tipps dazu, wie jeder von uns eine gewisse Ordnung kultivieren kann. Voraussetzung: Man beherzigt ein paar simple Regeln im Haushalt.

Ordnung ist individuell – und nicht für jeden gleich einfach

Ordnung muss nichts mit Pedanterie zu tun haben. Sie soll dir den Alltag vereinfachen. Doch damit das funktioniert, musst du selbst die Regeln aufstellen. Frau Ordnung weiß aus ihrem Berufsalltag: «Ordnung ist individuell. Es gibt nicht die Ordnung. Aber: Fühlst du dich nicht mehr wohl und kannst zuhause nicht mehr auftanken, weil da etwas herumliegt und dort eine unbezahlte Rechnung wartet: Dann kostet das Energie und wird zur Belastung.»

Besonders schwierig ist es übrigens für kreative Menschen, einen ordentlichen und strukturierten Alltag zu führen. Die Erfahrung macht Expertin Frischknecht mit ihren Kundinnen und Kunden – aber auch mit sich selbst.

Durch ihr ADHS fällt es ihr oft selbst nicht leicht, Ordnung zu halten. «Manchmal bin ich so vertieft in eine Sache, dass ich alles um mich herum vergesse. Ich glaube, es sind genau diese Menschen: Kreative, geistreiche Menschen, vielleicht sogar im ADHS-Spektrum, die es nicht so gut hinbekommen wie strukturierte und analytisch denkende Menschen.»

Die Tür schwingt aber in beide Richtungen: Nicht nur fällt es kreativen Menschen schwerer, Ordnung zu halten, das Chaos gilt in der Wissenschaft auch als Ideengeber. Studien wie diese erklären: Struktur reduziert Informationen und damit auch die notwendige kognitive Flexibilität und Kreativität. Chaotische Menschen können kreativer sein? Na immerhin!

Grundordnung: Erspar‘ dir Ärger

Ich zähle mich selbst zu den kreativen, leicht abzulenkenden Menschen. Einer Struktur zu folgen, fällt mir hingegen schwer. Bei mir zuhause gibt es zum Beispiel diesen Stapel an Briefen, die ich ignoriere. Diese Stifte, die alle nicht mehr funktionieren. Diese Kabel, deren Geräte ich schon vor Jahren verloren habe. Einmal in der Woche packe ich alles auf einen Haufen und räume ihn lieblos vom Küchentresen auf den Schreibtisch, wo bereits drei solcher Stapel auf mich warten. Ich verlasse dann meistens schnell den Raum und schließe die Tür hinter mir. Aus den Augen, aus dem Sinn.

Nicht schlimm, beruhigt mich Martina Frischknecht. Sie selbst hat die Liebe zur Ordnung auch erst an dem Punkt entdeckt, an dem Marie Kondo sie verloren hat: mit ihrem Kind. Viel Zeit zuhause und wenig Struktur im Alltag haben bei der «Marie Kondo der Schweiz» zu einer Bewältigungsstrategie der besonderen Art geführt: Therapeutisches Ausmisten, Strukturieren, Ordnen. Heute hilft Expertin Frischknecht anderen Menschen dabei, einen ordentlichen Haushalt zu führen und weiß genau: «Der Trick ist nicht das Aufräumen, sondern die Ordnung.»

Damit meint die Expertin die sogenannte Grundordnung: Ein Ordnungssystem, in dem jeder Gegenstand im Haushalt einen festen Platz hat. «Stell dir vor, du räumst deine Geschirrspülmaschine aus und nimmst einen sauberen Teller in die Hand. Du überlegst nicht lange, wohin du ihn räumen sollst und stellst ihn auch nicht nach langem Nachdenken auf die Ablage im Klo. Warum nicht? Weil du eine Grundordnung in der Küche hast.»

Die Geschirrspülmaschine auszuräumen ist daher eine leichte Übung – selbst für Menschen wie mich. Zack, schon ist alles an seinem Platz. Wer in der ganzen Wohnung eine Grundordnung schafft, muss nicht mehr ständig auf- oder eben in erster Linie umräumen, verspricht die Expertin. «Du stellst oder legst dann einfach nur die Sachen an ihren fixen Ort, stellst also die Ordnung wieder her.»

Schritt 1: Definiere den Raum

Das mit der Grundordnung leuchtet ein. Aber du wirst sie nicht an einem Tag von deiner Geschirrspülmaschine auf die restliche Wohnung übertragen können – und ich erst recht nicht: Der Stapel unsortierter Briefe, Stifte und Kabel liegt auf einem Schreibtisch in einem Zimmer, das eigentlich als Büro gedacht war. Aber dann stehen, liegen und hängen da noch: Ein zweiter Schreibtisch, eine Ausziehcouch, ein Rudergerät, ein Boxsack, fünf Gymnastikbänder, zwei Yoga-Matten, die Wäsche, Skizzen- und Malbücher, Stifte, Pinsel, Aquarellfarben und kurioserweise alle Balkonpflanzen, die ich nie überwintert habe. Der Raum ist ein 13 Quadratmeter großes Sammelsurium, in dem vieles herrscht – aber sicher keine Grundordnung.

Die zu schaffen, ist ein längerer Prozess. Am Anfang steht die einfache Frage: Wofür will ich diesen Raum überhaupt in Zukunft nutzen? Oder, wie Frischknecht es ausdrückt: «Definiere deinen Raum.» Danach ist es, zumindest in der Theorie, ganz einfach: Alles, wofür ich diesen Raum nicht nutzen will, hat darin auch nichts verloren. Keine Gartenhandschuhe für die deplatzierten Balkonpflanzen und auch kein Rudergerät.

Schritt 2: Regelmäßig zehn Minuten lang Ordnung schaffen

Weil das Chaos für mich oft einer Naturgewalt gleichkommt und damit nicht so leicht zu bändigen ist, brauche ich gewisse Shortcuts, die mir den Alltag erleichtern. Zum Glück hat Frau Frischknecht einen Tipp: Stell dir einen Timer auf zehn Minuten und sorge in der Zeit ganz grob für Ordnung. Jeder Stift kommt an seinen Platz, die seit Tagen trockene Wäsche in den Schrank und alles, das noch keinen festen Platz hat, kommt in einen Korb, den du später mit mehr Zeit versorgen kannst. «Diese zehn Minuten passen an den meisten Tagen rein», sagt die Expertin. «In der Zeit schaffst du unglaublich viel, weil du durch den Druck der laufenden Uhr schneller arbeitest, als wenn du eine Stunde lang vor dich herräumst.»

Mehr Tipps für den Alltag: Ordnung heute, Grundordnung morgen

Deine eigene Motivation und dein eigener Leidensdruck sind letztlich, was über Ordnung oder Chaos entscheidet. Wie du und ich noch vor der grundsätzlichen Grundordnung einen halbwegs strukturierten und ordentlichen Haushalt führen können, verrät dir Expertin Frischknecht hier:

1. Mehr Ordnung: Die 2-Minuten-Regel

Klingt simpel: Alles, was du in maximal zwei Minuten erledigen kannst, erledige sofort. Wenn du mit den Einkaufstaschen nach Hause kommst – räume sie direkt aus. «Setzt du dich nach dem Einkaufen erst einmal hin und trinkst einen Kaffee, musst du dich später wieder aufraffen», warnt Frischknecht. Die Folge: Der Aufwand, den Einkauf zu verstauen, wird mit der Zeit nur größer.

Verwandt damit ist übrigens die «5-Sekunden-Regel»: Jeder Handgriff im Haushalt, der nicht mehr als fünf Sekunden in Anspruch nimmt, sollte sofort erledigt werden. Die leere Müsli-Schachtel ins Altpapier zu werfen, die schmutzige Wäsche nicht liegenzulassen, sondern in die Wäschetonne zu bringen oder die Schuhe nicht mitten in den Raum, sondern in das Schuhregal zu stellen, sind nur drei Beispiele aus dem Alltag.

2. Aufräumen: Nimm dir nicht zu viel vor

Die 2-Minuten- und 5-Sekunden-Regeln zeigen schon: Wenn es um Ordnung im Haushalt geht, solltest du dir kleine Ziele stecken. «Nimm dir nicht vor, den ganzen Schrank an einem Nachmittag aufzuräumen – du wirst es nicht schaffen» weiß Frau Ordnung. Stecke dir stattdessen zu bewältigende Ziele: Beginne mit einer einzelnen Schublade und wenn du danach noch Zeit und Muße hast, nimm dir eine zweite oder dritte Lade vor. «Wenn du aber den ganzen Schrank ausräumst, hast du erstmal eine riesige Unordnung. Das frustriert und überfordert.»

3. «Eat the Frog» – Unangenehmes zuerst ordnen

Diese Regel gilt nicht nur für deinen Haushalt, sondern lässt sich auch gut auf die Selbstorganisation in der Arbeit übertragen. Unangenehmes sollte zuerst erledigt werden, auf Englisch: «Eat the Frog». Zum Beispiel überfällige Rechnungen zu bezahlen, endlich beim Finanzamt anzurufen oder in meinem Fall die drei Stapel auf meinem Schreibtisch zu sortieren.

Frau Frischknecht macht es so: «Ich schreibe mir jeden Tag eine Liste mit sechs bis acht Dingen, die ich an dem Tag erledigen muss. Diese Liste halbiere ich dann. Denn wir nehmen uns immer mehr vor, als wir tatsächlich an einem Tag schaffen können. Die Punkte, die übrigbleiben, priorisiere ich dann.» So könne man Unangenehmes zuerst erledigen, es von der Liste abhaken und müsse sich den restlichen Tag nicht mehr damit befassen.

Titelfoto: asdf

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Olivia Leimpeters-Leth
Autorin von customize mediahouse

Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 


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