Mehr Features und ABS: Bosch macht das E-Bike noch smarter
Bosch erweitert das Angebot an Motoren, Akkus und smarten Features für E-Bikes. Das gab der Zulieferer an einem Pressetermin bekannt. Zusätzlich zu den News wartete auf mich auch eine überraschende Downhill-Fahrt mit Fahrrad-ABS.
Schicke E-Mountainbikes hat Bosch für die Journalistinnen und Journalisten Mitte Juni in der Nähe von Frankfurt bereitgestellt. Ich bewundere noch den in den Rahmen gebauten Akku und die hochwertigen Komponenten von DT Swiss aus Biel, da heisst es plötzlich: «Bist du Lorenz Keller? Ja, dann ist das hier dein Bike.»
Helm angezogen, Sattelhöhe eingestellt und schon geht’s los. Ganz vorne tritt der französische Ex-Radprofi Jérôme Clementz in die Pedalen, der 2013 Enduro-Weltmeister wurde. Dahinter eine Gruppe Bike-Journalisten. Und zuhinterst ich, der das erste Mal überhaupt eine Downhillpiste runterfährt.
Dank ABS blockiert das Vorderrad nicht
Zum Glück gibt’s nette Tipps vom Profi: in die Pedalen stehen und die Wurzeln, Steine und Unebenheiten so abfedern. Dazu lieber gleichmässig bremsen statt ruckartig. Und zu guter Letzt einfach locker bleiben. Zum Glück gibt’s bei der Piste im Taunusgebirge in Deutschland für Anfänger jeweils Abkürzungen an den Sprüngen und grossen Hindernissen vorbei.
Sicherheit gibt mir auch das ABS-System, das Bosch vor einem Jahr für die breite Masse von E-Bikes eingeführt hat. Es verhindert, dass das Vorderrad blockiert, wenn ich stark bremsen muss. So kann ich die Spur besser halten und die Gefahr ist kleiner, dass ich über den Lenker fliege.
Eigentlich ganz problemlos (aber langsam) überlebe ich meine Downhill-Premiere – und kann mich danach um die Neuheiten von Bosch kümmern. Motiviert vom Lob von Jérôme Clementz: «Fürs erste Mal hast du es gar nicht schlecht gemacht.»
Wie das ABS bei einer Vollbremsung auf losem Untergrund funktioniert, kannst du dir in diesem kurzen Video anschauen.
Der System-Baukasten von Bosch
Angereist bin ich nicht unbedingt für die erste Downhill-Erfahrung, sondern für die Neuheiten der E-Bike-Sparte von Bosch. Wichtig zu wissen: Der deutsche Hersteller baut selbst keine Bikes, sondern nur Komponenten wie Motoren und Akkus. In unserem Sortiment sind beispielsweise 190 von 543 Bikes mit Bosch-Elektromotoren ausgestattet. Weltweit ist der Marktanteil sogar noch höher.
Für die Kundinnen und Kunden ist das allerdings nicht immer übersichtlich, da Bosch zwar 2021 bereits das neue smarte System eingeführt hat, aber das «alte» System weiter verkauft wird. Wer die Vernetzung möchte, muss sich also genau erkundigen.
Die Innovationen von Bosch kommen also in hunderten E-Bikes von Dutzenden Herstellern zum Einsatz. Allerdings entscheiden die Brands selber, was sie einbauen und in welcher Kombination. Bosch selbst bietet einfach einen Baukasten mit Motoren, Akkus und Zubehör an. Und dieser wird laufend ausgebaut.
Der leichteste E-Motor bisher
So kommt ab Herbst beispielsweise ein neuer, sportlicher Motor dazu. Der Performance Line SX leistet bis 600 Watt und hat ein Drehmoment von 55 Newtonmetern. Dank Leichtbaukonzept mit Magnesiumgehäuse wiegt er nur zwei Kilogramm. Damit ist er speziell für alle Bikes gedacht, bei denen das Gewicht eine grosse Rolle spielt. Also leichte Mountainbikes, Gravel-Bikes oder auch wendige E-Bikes für die Stadt. Zusammen mit dem 400 Wh starken Akku wiegt das Gesamtsystem so nur vier Kilogramm.
In meinem Downhill-Fahrtest konnte ich genau diese Kombination ausprobieren. Der E-Motor kommt dann vor allem beim Aufstieg nach der Abfahrt zum Einsatz. Er schiebt sehr sanft an und unterstützt primär. Im neuen «Sprint»-Modus liefert das System mehr Kraft, wenn du mehr trampelst. So erreichst du schnell ein hohes Tempo und kannst das auch halten.
Da merke ich auch einen deutlichen Unterschied im Vergleich zum Performance Line CX mit 85 Newtonmetern. Damit wirkt es eher so, als schiebt mich jemand von hinten kräftig an. So, dass ich spielend leicht den Berg hoch radle. Der SX erleichtert den Anstieg ebenfalls, ich muss aber mehr selber leisten.
Mehr Reichweite, mehr Display und mehr Software-Features
Neu erhältlich ist auch ein Range Extender mit 250 Wh, der in derselben Halterung angedockt werden kann wie die Trinkflasche – und auch etwa so gross ist. Für Citybikes hat Bosch ausserdem zwei neue Antriebe gebaut: Active Line und Active Line Plus. Sie sind die leisesten Motoren des Herstellers.
Die Akkus und Motoren von Bosch werden über ein smartes System verbunden. Als Schaltzentrale dient die eBike Flow App, die jährlich neue Funktionen erhält. Dieses Jahr gab es bereits zwei Updates: Einerseits ist bei der Fahrrad-Navigation die Routenführung neu mit Sprachausgabe verfügbar. Andererseits können Karten auch in einem Dunkelmodus angezeigt werden und die Daten sind deutlich genauer.
Neu können auch die verschiedenen Fahrmodi individuell konfiguriert werden. Also etwa wie viel Unterstützung der E-Motor liefert, bis zu welchem Tempo oder mit welcher Dynamik die Zusatzpower eingreift.
Der Screen dient als digitaler Schlüssel
Das Smartphone kann auch gleich als Screen genutzt werden. Falls du das nicht möchtest, gibts externe Displays. Bisher gab’s den Kiox 300 mit 2 Zoll grossem Screen. Nun kommt der Kiox 500 mit 2,8 Zoll Bildschirm dazu. Beide Systeme bieten mit einem Update auch individuell anpassbare Ansichten, so dass du genau diese Informationen im Blick hast, die du möchtest. Übrigens können auf dieselbe Basisstation die beiden Kiox-Screens oder auch eine Smartphone-Halterung geklickt werden.
Auch clever gemacht: Die zwei Kiox-Displays lassen sich als digitale Schlüssel konfigurieren. Klickst du sie vom Lenker, ist der elektrische Antrieb automatisch gesperrt. Zwar sparst du dir so kein Schloss, weil der manuelle Pedalenantrieb weiter funktioniert. Aber ein E-Bike ohne Elektroantrieb hat für Diebe viel weniger Wert.
Mit dem Purion 200 kommt zudem ein Mini-Bildschirm dazu, der direkt in die Bedieneinheit links am Lenker integriert ist. Hier lassen sich wichtige Infos wie der Ladezustand oder der Fahrmodus anzeigen. Clever: Der kleine Purion-Sceen lässt sich wahlweise mit einem zweiten Screen kombinieren.
Das Ziel von Bosch ist klar: Das smarte E-Bike-System soll in möglichst vielen Modellen einsetzbar sein – vom Einsteiger-City-Fahrrad bis zum Downhill-Bike. Darum lässt sich ab Herbst das ABS auch mit weiteren Herstellern von Bremsen kombinieren und der gesamte Antrieb ist mit ersten automatischen Schaltungen nutzbar.
Gerade das ABS dürfte sich in den nächsten Jahren bei den E-Bikes durchsetzen. Wer einmal so wie ich am Presseevent in Deutschland selbst erlebt hat, was das Sicherheitssystem bewirken kann, der wird es nicht mehr missen wollen.
Titelfoto: Lorenz KellerGadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.