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Lego und Nachhaltigkeit: echter Wandel oder nur grüner Anstrich?
Lego setzt verstärkt auf Nachhaltigkeit und investiert Millionen in Klimaprojekte. Trotzdem bleibt das dänische Unternehmen weiter abhängig von fossilen Rohstoffen. Ist das echte Verantwortung – oder cleveres Greenwashing?
Die Lego-Gruppe hat kürzlich ihre Investition in Projekte zur Kohlenstoffentfernung bekannt gegeben. Mit 19 Millionen DKK (2,4 Mio. CHF) will das Unternehmen in nachhaltige Lösungen wie Pflanzenkohle, beschleunigte Verwitterung – eine Methode, bei der zerkleinertes Gestein CO₂ aus der Atmosphäre bindet – und Wiederaufforstung investieren, um seinen Fussabdruck auszugleichen. Annette Stube, Chief Sustainability Officer bei Lego sagt zu diesem Schritt: «Damit erweitern wir unser Wissen über neue Technologien und Praktiken zur Erhaltung eines gesunden Planeten für zukünftige Generationen.»
Doch wie ernst gemeint sind diese Bemühungen wirklich? Ist Lego auf dem Weg zur echten Klimaneutralität oder handelt es sich nur um eine geschickte PR-Strategie?
Ein erster Blick: positiv, aber nicht revolutionär
Zweifellos sind Investitionen in Klimaschutzprojekte grundsätzlich ein guter Schritt. Lego zeigt zumindest, dass es sich des Problems bewusst ist. Die Kooperation mit dem Zürcher Unternehmen Climeworks, das CO₂ direkt aus der Luft filtert und speichert, ist ein weiteres Beispiel für die Bemühungen der Dänen, Emissionen zu kompensieren.
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Quelle: Lego
Ebenfalls positiv hervorzuheben ist Legos Entscheidung, alle Verpackungen auf Papier umzustellen, um den Einsatz von Einwegplastik zu reduzieren. Dies stellt zwar keine Revolution dar, zeigt jedoch, dass das Unternehmen konkrete Massnahmen ergreift, um zumindest in Teilbereichen nachhaltiger zu agieren.
Die Schattenseite: Widersprüche in der Nachhaltigkeitsstrategie
Ein grosses Problem ist die Materialfrage der Steine. Lego hatte ursprünglich angekündigt, auf recycelte PET-Flaschen als Basis für seine Steine umzusteigen. Doch dieses Vorhaben wurde verworfen – mit der Begründung, dass die Umstellung nicht die gewünschte Reduktion des CO₂-Fussabdrucks bringe.
Immerhin verwendet Lego mittlerweile Bio-Polyethylen (Bio-PE) aus Zuckerrohr für flexible Elemente wie Pflanzen und Minifiguren-Zubehör. Für transparente Teile wie Fenster oder Lichtschwerter setzt Lego auf recyceltes arMABS aus Kunstmarmor-Küchenarbeitsplatten. Trotz dieser Fortschritte bleibt Lego weiterhin auf erdölbasierte Kunststoffe angewiesen, insbesondere für die klassischen ABS-Steine.
Lego hat Schwierigkeiten, nachhaltige Materialien zu entwickeln, die gleichzeitig mit den eigenen Qualitätsansprüchen kompatibel sind. Das zeigt: Die Marke steckt in einem fundamentalen Dilemma. Einerseits möchte sie klimafreundlicher werden, andererseits sind die Alternativen wirtschaftlich nicht tragfähig oder praktikabel.
Nach Angaben von Neste, dem weltweit grössten Hersteller von erneuerbaren Rohstoffen, kostet fossiler Kunststoff nur etwa die Hälfte bis ein Drittel des Preises nachhaltiger Alternativen. Gegenüber Reuters beteuert Lego-CEO Niels Christiansen, dass diese Mehrkosten für die nachhaltigeren Bausteine nicht an die Verbraucher weitergegeben werden. Trotzdem stellt sich die Frage: Wer trägt langfristig die Kosten – Lego oder doch eher wir Kundinnen und Kunden?
Privatjet für kurze Strecken
Bemerkenswert ist auch das Timing der jüngsten Nachhaltigkeitsankündigung. Lego steht in der Kritik, da die Eigentümerfamilie immer wieder durch die Nutzung von Privatjets auffällt, was einen massiven Widerspruch zu den erklärten Umweltzielen darstellt. Laut einem Bericht der FAZ flog ein Privatflugzeug der Familie vom Typ Falcon 8X zwischen 2020 und 2023 ganze 57 Mal die 100 Kilometer weite Strecke Billund–Odense.
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Quelle: Screenshot Google Maps
Stellt sich die Frage, ob die neuen Massnahmen zur Kohlenstoffentfernung als Ablenkung von den eigentlichen Herausforderungen dienen. Zwar sind Kompensationsmassnahmen wichtig, doch sie lösen nicht das Kernproblem: Die Spielzeugproduktion von Lego ist weiterhin stark von fossilen Rohstoffen abhängig.
Fazit: Schritte in die richtige Richtung, aber nicht genug
Die Lego-Gruppe ist zweifellos eines der Unternehmen, das ihre Nachhaltigkeitsstrategie sichtbar nach aussen trägt. Die Investitionen in Klimaprojekte sind ein Schritt in die richtige Richtung – aber sie ändern nichts an den fundamentalen Problemen. Wirklich nachhaltiges Handeln würde bedeuten, den gesamten Produktionsprozess radikal umzustellen, auch wenn das mit Herausforderungen und Mehrkosten verbunden ist.
Solange Lego sich nicht konsequent von fossilen Rohstoffen verabschiedet, bleibt der Verdacht bestehen, dass es sich hierbei eher um Greenwashing handelt als um eine ernsthafte Transformation. Die angekündigten Investitionen sind gut – doch sie dürfen nicht über strukturelle Probleme hinwegtäuschen. Die Zukunft wird zeigen, ob Lego seinen eigenen Nachhaltigkeitsansprüchen gerecht wird oder ob die schöne grüne Fassade irgendwann bröckelt. Ohne eine echte Abkehr von fossilen Rohstoffen bleibt Legos Nachhaltigkeitsstrategie ein Flickenteppich. Die entscheidende Frage ist: Wann wagt Lego den grossen Sprung?
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Bezahlt werde ich dafür, von früh bis spät mit Spielwaren Humbug zu betreiben.