Kobo Clara 2E
6", 16 GB, Deep Ocean Blue
Der Clara 2E besteht aus recyceltem Kunststoff. Nebst E-Books lesen, kannst du auf dem E-Reader Audiobooks hören. Auch wenn es manchmal etwas langsam ist, überzeugt mich das handliche Gerät.
Gebundene Bücher werden immer einen festen Platz in meinem Herzen haben. Doch manchmal sind 800 Seiten Papier und Hardcover einfach zu schwer für die Handtasche. Deshalb greife ich ab und an gerne zu E-Readern – zuletzt zum Clara 2E von Kobo.
Das japanische Unternehmen hat verschiedene E-Reader im Angebot und gilt in der E-Book-Sparte als einer der Hauptkonkurrenten von Amazon. 2017 übernahm Rakuten Kobo den Tolino-Anteil der Deutschen Telekom. Die Firma produziert also alle Kobos und alle Tolinos – weshalb gewisse Modelle ein Pendant bei der jeweils anderen Marke haben.
Das Pendant des Kobo Clara 2E ist der Tolino Shine 4, den sich Kollege Martin Jungfer genauer angeschaut hat. Vor allem bei der Software unterscheiden sich die beiden Geräte aber. Doch auch bei der Hardware ist nicht alles gleich. Auf diese Unterschiede gehe ich unten im Fazit ein.
Der Clara 2E ist der «umweltbewusste» aus dem Kobo-Sortiment. Das Gehäuse besteht zu 85 Prozent aus recyceltem Kunststoff, der teilweise aus dem Meer stammt. Die blaue Farbe und die wellenartigen Rillen auf der Rückseite spielen darauf an.
Beim genaueren Hinschauen fällt mir auf: Das Gerät ist zweifarbig. Nur die Kunststoffwand auf der Rückseite ist blau. Der Rahmen auf den Seiten und um das E-Ink-Display ist schwarz. Das solltest du beachten – das Recycling-Blau leuchtet dir beim Lesen also nicht entgegen.
Der Clara 2E ist 11,2 x 15,9 Zentimeter gross und hat somit das Format eines dünnen Taschenbuchs. Es ist 171 Gramm schwer – ein paar Gramm weniger als mein iPhone 13. Zudem liest sich das Datenblatt wie folgt:
Der Clara 2E wird mit einem USB-C- zu USB-A-Kabel ausgeliefert. Ab Fabrik klebt auf dem Display eine dünne Folie. Diese ziehe ich ab und drücke auf den Power-Button auf der Rückseite. Der ist in einer Einbuchtung platziert – und somit vor unabsichtlichen Auslösern gut geschützt.
Die erste Handlung auf dem E-Reader ist die Anmeldung. Dafür gibt es viele Möglichkeiten. Soll ich mir ein Kobo-Konto erstellen, über meinen Google-Account gehen oder doch meine Apple ID nutzen? Die Auswahl finde ich super, doch es ist mir auch nicht ganz klar, welche Folgen eine bestimmte Option mit sich bringt.
Ich entscheide mich pragmatisch. Da ich kein weiteres Login mehr haben will, klicke ich auf «weitere Anmeldemöglichkeiten» und wähle die Apple-ID-Option aus. Mit dem iPhone scanne ich den angezeigten QR-Code und logge mich ein. Und schon entfaltet der Clara 2E seine Benutzeroberfläche. Kobo zeigt mir sogleich einen Quick-Guide zu meinem Gerät an. Der ist kurz und hilfreich.
So auch, dass der Clara 2E viele Sprachen beherrscht. Ich kann den E-Reader auf Englisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Spanisch, Portugiesisch, Holländisch, Dänisch, Schwedisch, Finnisch, Norwegisch, Türkisch, Japanisch, Chinesisch, Polnisch, Rumänisch oder Tschechisch einstellen.
Bereits bei den ersten Tippbewegungen auf dem Clara 2E spüre ich eine Verzögerung. Der kurze Moment zwischen Befehl und Verarbeitung ist weiterhin gewöhnungsbedürftig, auch wenn ich das von anderen E-Readern her kenne. Immerhin brauche ich nicht viel Druck, um etwas mit meinem Finger auszulösen.
Nachdem ich den E-Reader mit dem WLAN verbinde, schaue ich mir die Leiste am unteren Rand des Bildschirms an. Sie ist in vier Reiter unterteilt: «Startseite», «Meine Bücher», «Entdecken» und «Mehr». Unter «Meine Bücher» kann ich in meiner Bibliothek stöbern. Auf der Startseite werden mir heruntergeladene Bücher und Hörbücher angezeigt, sowie Empfehlungen aus dem Kobo-Shop. Direkt dorthin führt mich das «Entdecken»-Tab.
Ein Mix aus Neuerscheinungen, Top-Titeln und ähnlichen Büchern erscheint auf der Startseite des Kobo-Stores. Es gibt einen Reiter für E-Books und Hörbücher. Das Einkaufserlebnis ist ernüchternd. Auf dem Gerät fühlt sich der Shop leer an und das Scrollen durch das Angebot ist durch die Verzögerung mühsam. Da klappe ich lieber mein Macbook auf und stöbere im Browser nach neuem Lesestoff. Indem ich mich durch eine Reihe von «Verwandten Büchern» hangle, finde ich ein interessantes Sachbuch über Sprachen. Die Leseprobe ist grosszügig und überzeugt mich.
Obwohl ich mit meiner Apple ID eingeloggt bin, kann ich leider nicht mit Apple Pay bezahlen. Entweder gebe ich jetzt meine Kreditkartendetails ein oder nutze Paypal oder Google Pay. Ich entscheide mich für Letzteres. So ist das Buch auch in zwei Klicks gekauft.
So unbeschwert funktioniert der Einkaufsprozess allerdings nur im Internetbrowser – zumindest für Apple-Nutzerinnen wie mich. Denn ich kann weder auf der iOS-App noch auf der iPad-App von Kobo tatsächlich einkaufen. Das liegt an einer Vereinbarung zwischen Apple und Rakuten. Immerhin werden im Browser oder auf dem Clara 2E gekaufte Bücher anschliessend direkt geräteübergreifend angezeigt, wenn eine Verbindung zum Internet besteht. Auf Android-Geräten kannst du E-Books und Hörbücher direkt in der Mobile-App kaufen.
Du kannst Bücher im PDF- oder EPub-Format auch von deinem Computer auf den Clara 2E herunterladen. Auf dieser Kobo-Webseite findest du eine detaillierte Anleitung.
Zeit, mein Sachbuch auf dem Clara 2E zu lesen. Das funktioniert gut und Überraschungen bleiben aus. Mit einem Tippen oder Streichen auf die rechte Seite blättere ich um. Zwischen verschiedenen Teilen des Buches kann ich herumspringen. Ist ein Appendix oder ein anderes Kapitel vermerkt, klicke ich auf das verlinkte Wort und der Clara 2E bringt mich dorthin. Auch zurück finde ich einfach: Ich klicke auf den unteren Rand und der E-Reader zeigt in fetten Punkten an, wo ich zuletzt war. Sehr praktisch.
Weiss ich mal die Bedeutung eines Wortes nicht, schlage ich es im Wörterbuch nach. Das muss ich zuvor in den Einstellungen im Reiter «Sprache und Wörterbücher» heruntergeladen haben. Es gibt Versionen davon in den meisten Einstellungssprachen. Entweder für eine bequeme, direkte Übersetzung im Text oder als mühsameres, externes Nachschlage-Tool. Die erste Form ist vor allem in Verbindung mit Englisch möglich (Deutsch-Englisch, Englisch-Französisch etc.).
Schwedisch ist beispielsweise etwas umständlicher nachzuschlagen. Anstatt, dass ich die Übersetzung direkt im Text sehe, muss ich oben rechts auf die drei Punkte klicken und die Option «Wörterbuch» wählen und danach das gewünschte Wort eintippen. Das dauert viel länger und unterbricht den Lesefluss.
Über die Pocket-App kann ich auch Zeitungsartikel oder Webseiten auf den Clara 2E herunterladen. Am einfachsten funktioniert das über die Chrome-Erweiterung. Die gespeicherten Artikel landen zwar schnell auf dem E-Reader, sind aber nicht immer angenehm zu lesen – besonders wenn sie komplex illustriert sind, schadet die Umwandlung ins PDF-Format der Darstellung. Die Bildqualität ist dafür ok für einen E-Ink-Screen. Will ich Artikel schnell wieder loswerden, kann ich sie glücklicherweise direkt auf dem Clara 2E in den Papierkorb befördern.
Bei Büchern und Artikeln kann ich die Leseeinstellungen anpassen. Wie bei anderen E-Readern kann ich Schriftart, Schriftgrösse, Zeilenabstand, Ränder und Ausrichtung nach meinem Gusto einrichten. Im Gegensatz zu meinem alten Kindle kann ich die Ausrichtung des Buches beim Clara 2E nicht wählen. Das heisst, ich muss meine E-Books im Hochformat lesen.
Die Beleuchtung des Clara 2E kann ich auf zwei Arten anpassen: «Helligkeit» und «Natürliches Licht». Bei letzterem kann ich den Anteil an blauem Licht verändern, was mir beim Einschlafen helfen soll. Ist der Regler hier auf der höchsten Stufe, leuchtet der Clara 2E fast orangefarben auf. Du kannst diese Funktion unter Angabe deiner Schlafenszeit automatisieren.
Neu beim Clara 2E ist dafür der Dunkelmodus – das finde ich super. Die Einstellung bezieht sich allerdings spezifisch auf den Lesemodus. Das heisst, nur die Buchseiten beim Lesen werden dunkel angezeigt. Das Hauptmenü und die Navigationsseiten sind von der Funktion ausgenommen.
Auf dem Clara 2E kann ich Bücher nicht nur lesen, sondern auch hören. Deshalb lade ich mir eine Hörprobe von Solomon Northups Roman «Twelve Years a Slave» herunter. Um die Erzählerstimme zu hören, muss ich Bluetooth-Kopfhörer mit dem Clara 2E verbinden. Mit meinen Linkbuds S von Sony klappt das sehr schnell.
Die Wiedergabe kann ich so steuern: Play und Pause, 30 Sekunden vorwärts oder zurück, Lautstärkeregelung und Wiedergabegeschwindigkeit. In 0,25-Schritten kann ich die Geschwindigkeit bis auf 2,75 Mal schneller hochschrauben. Den letzten Schritt finde ich kurios – bei dieser Geschwindigkeit verstehe ich nämlich gar nichts mehr. Langsamer machen kann ich die Stimme immerhin nur bis zum Faktor 0,75. Auch so klingt es sehr seltsam.
Bei den Hörbüchern bin ich vom Format her gebunden: Offiziell kann ich Hörbücher nur im Format Kobo Audiobooks herunterladen. Immerhin habe ich bei Audiodateien Zugang zum Wörterbuch.
Genaue Angaben zur Kapazität des Akkus macht Kobo nicht. Auf der Herstellerseite ist lediglich die Rede von «wochenlanger» Laufzeit, die von der individuellen Nutzungsdauer abhänge. Bei mir hält der Clara 2E etwa zehn bis zwölf Tage. Das bei jeweils zwischen 70 bis 100 Prozent Helligkeit, täglicher Nutzung und verbundenem WLAN.
Auch mit niedrigster Akku-Ladung hält der E-Reader noch eine ganze Weile durch, schaltet dann aber einfach die WLAN-Verbindung aus. Ist das Gerät beinahe leer, dauert es in meinem Test weniger als 90 Minuten, bis es wieder ganz aufgeladen ist.
Der Clara 2E ist wasserdicht. Du kannst also sorgenfrei in der Badewanne ein paar Seiten lesen. Ich nehme ihn zum Test mit unter die Dusche – da stelle ich dann fest, dass die fallenden Wassertropfen ungewollte Befehle auslösen können.
Zurzeit gibt es vier Beta-Funktionen: einen Webbrowser, Grossdruck-Modus, Notizblock und «Meine Wörter». Auf dem E-Reader im Internet zu surfen, kann notfallmässig praktisch sein. Doch wenn ich es irgendwie vermeiden kann, hüpfe ich nicht mit dem E-Ink-Gerät durchs Internet.
Aktiviere ich den Grossdruck-Modus, wird die Benutzeroberfläche auf 145 Prozent vergrössert. Aus Neugier versuche ich den Grossdruck weiter zu vergrössern, doch das scheint den Prozessor an seine Grenzen zu bringen. Die Seite friert ein. Während das Ladezeichen vor sich hin dreht, wundere ich mich, wieso der Grossdruck-Modus überhaupt nur eine Beta-Funktion ist. Schliesslich sehen viele Menschen schlecht.
Der Notizblock hat mich überrascht: Hier kann ich wirklich auf einer blanken Seite mit meinem Finger kritzeln. Zwar habe ich keine feineren Stiftoptionen oder ähnliches, doch es funktioniert gut. Aktiviere ich «Meine Wörter», sammelt der Clara 2E automatisch alle Wörter, die ich nachgeschlagen habe. Eine praktische Funktion, wenn du Texte in einer Sprache liest, die du noch nicht perfekt beherrschst oder wieder auffrischen möchtest.
Kobo verkauft ein «Sleepcover» zum Clara 2E. Ich habe zum Test die Version in der Farbe «Sea Green» bekommen. Die Kunststoffhülle hat aussen eine Lederoptik. Die Innenseite besteht aus weichem, grauem Stoff und dürfte anfällig für Flecken sein. Trotzdem finde ich das Cover sehr praktisch. Besonders wegen der Rillen im Deckel.
Dank dieser Rillen kannst du den Deckel nämlich so falten, dass du den Clara 2E aufstellen kannst. Bei mir klappt das erst nach ein paar Fehlversuchen. Doch eigentlich ist es ganz simpel: Wenn der E-Reader offen vor dir liegt, ziehst du mit deinem Finger den oberen linken Rand des Deckels einfach nach rechts. Danach klappst du den Deckel nach hinten – et voilà.
Beim Stabilisieren und Verschliessen helfen versteckte magnetische Einsätze. Sehr cool finde ich, dass das Sleepcover automatisch in den Schlafmodus wechselt, wenn du es zuklappst – und wieder aufwacht, sobald du es aufschlägst. Auf Wunsch kannst du diese namensgebende Option deaktivieren.
Auch für unterwegs finde ich das Sleepcover hilfreich. Der nach hinten geklappte Deckel bietet zusätzlichen Halt. So kann ich den E-Reader beim Warten auf den Zug am Bahnhof bequemer in einer Hand halten.
Zurzeit kostet der Clara 2E circa 140 Schweizer Franken – das ist etwa der Durchschnitt bei E-Readern dieser Grösse. Willst du dir den Kobo Clara 2E zulegen, ist das Sleepcover für etwa 30 Franken eine sehr gute Zusatzinvestition.
Ich habe den Kobo Clara 2E gerne getestet. Vom Bau her mochte ich den USB-C-Anschluss und den intelligent platzierten Power-Button, der nicht aus Versehen ausgelöst werden kann. Dass das Gerät aus recyceltem Kunststoff besteht, gefällt mir ebenfalls. Die vielen Leseeinstellungen sind praktisch und die Auflösung ist gut. Besonders mit dem Sleepcover liegt der E-Reader auch angenehm in meiner kleinen Hand und passt in grosse Manteltaschen.
In der Navigation dürfte der Clara 2E schneller sein. Die Verzögerung ist manchmal nervig. Zudem ist es schade, dass ich in der iOS-App nicht shoppen kann. Willst du einen handlichen E-Reader aus nachhaltigen Materialien und eine Bibliothek ausserhalb des Amazon-Universums, kann ich dir den Clara 2E trotzdem empfehlen.
Bist du zwischen dem Clara 2E und dem Tolino Shine 4 hin- und hergerissen, solltest du folgendes beachten: Die beiden Geräte haben zwar dieselbe Hardware-Basis, doch gewisse Komponenten sind anders. So hat der Shine 4 einen anderen Prozessor. Im Gegensatz zum Clara 2E kannst du Bücher im Landscape-Modus lesen.
Doch der Clara 2E beherrscht mehr Sprachen, hat mehr Beta-Funktionen und kann dank der Bluetooth-Verbindung Audiobooks abspielen. Schlussendlich musst du dich zwischen dem Angebot der Tolino-Allianz und der des Rakuten-Kobo-Stores entscheiden. Das Sleepcover des Kobo Clara 2E funktioniert auch beim Tolino Shine 4.
«Ich will alles! Die erschütternden Tiefs, die berauschenden Hochs und das Sahnige dazwischen» – diese Worte einer amerikanischen Kult-Figur aus dem TV sprechen mir aus der Seele. Deshalb praktiziere ich diese Lebensphilosophie auch in meinem Arbeitsalltag. Das heisst für mich: Grosse, kleine, spannende und alltägliche Geschichten haben alle ihren Reiz – besonders wenn sie in bunter Reihenfolge daherkommen.