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Fujifilm Instax Wide Evo Black
In der hybriden Sofortbildkamera Instax Wide Evo verpackt Fujifilm digitale Stärken in einem analogen Design. Eine der Besonderheiten: Um ein Foto auszudrucken, drehe ich an einer Kurbel.
Durch den integrierten Speicher und das Weitwinkel-Objektiv sticht die Fujifilm Instax Wide Evo unter den Sofortbildkameras heraus. Fujifilm packt zudem diverse Retro-Elemente in die moderne Hybrid-Kamera.
Die Fujifilm Instax Wide Evo sieht auf den ersten Blick nicht wie eine Sofortbildkamera aus. Das Design mimt eine elegante Analogkamera. Dank ihrer Grösse eines dicken A6-Buchs und einem Gewicht von fast 500 Gramm benötigst du ordentlich Platz im Gepäck. Zusammen mit der beiliegenden Textil-Schlaufe und der Verschlusskappe fürs Objektiv ist sie dennoch eine tolle Reisebegleiterin. Sie druckt zudem doppelt so grosse Fotos wie ihre kleine Schwester, die Instax Mini 99.
Dank diverser Knöpfe, Hebel und Schieberegler macht sie mir haptisch enorm Freude. So fühlt sich das Ausprobieren der unzähligen Funktionen wie ein Spiel an. Zur Verfügung stehen mir zwei seitliche Drehräder für verschiedene Objektiveffekte (wie Farbverlauf, Vignette und Lichtprisma) und Filmmodi (wie Monochrom, Sepia und Magenta). Mit dem Objektivring passe ich die eingestellten Effekte weiter an.
An einem ovalen Knopf oben suche ich mir nach Wunsch einen zusätzlichen Film-Style aus. Wie beispielsweise einen Datumstempel oder schwarze Filmbalken. Zuletzt navigiere ich mit einem Joystick und Knöpfen durch den internen Speicher und das Menü.
Möchte ich ein Motiv im Weitwinkelmodus aufnehmen, lege ich vorne den Weitwinkelschalter um. Für Selfies befindet sich neben der Linse ein kleiner Spiegel. Die gemachten Bilder speichert die Kamera automatisch im internen Speicher oder auf der eingelegten microSD-Karte. Gefällt mir ein Foto so gut, dass ich es ausdrucken will, nutze ich die Rückspulkurbel. Diese drehe ich dafür einfach dreimal im Uhrzeigersinn herum.
Die vielen Räder, Schalter und Knöpfe sind Gewöhnungssache und ich muss anfangs überlegen, wo ich nun was finde. Allerdings macht es weit mehr Spass als ein Touchscreen es jemals könnte. So nehme ich das Herumprobieren gerne in Kauf.
Ein analoger Sucher hätte das Retro-Feeling noch vergrößert, aber Fujifilm nutzt den 3,5 Zoll großen LCD als Sucher. Auf ihm navigiere ich mit einem Joystick durch gemachte Fotos und Einstellungen. Draussen merke ich allerdings, dass das Display je nach Sonneneinstrahlung nur schwer zu erkennen ist.
Mit der f/2.4-Blende des Objektivs kann ich auch in dunklen Räumen ganz gut fotografieren, weil sie viel Licht hereinlässt. Die meisten Einstellungen für meine Schnappschüsse passt die Kamera automatisch ans Szenario an. Beispielsweise regelt sie die Empfindlichkeit, welche zwischen ISO 100 und 1600 liegt. Die Verschlusszeit ist ebenfalls automatisch zwischen 1/4 - 1/8000 Sekunde. Der Makromodus stellt sich bei nahen Objekten von selbst ein. Insgesamt klappt das gut.
Ein Blitz ist ebenfalls vorhanden, nach Wunsch automatisch oder manuell. Die Belichtungskorrektur kann ich per Drehrad selbst zwischen -2,0 EV bis +2,0 EV einstellen. So hole ich aus sehr dunklen oder sehr hellen Szenarien noch etwas mehr heraus.
Die Kamera hat einen internen Speicher verbaut. Die Grösse ist zwar nicht ersichtlich, allerdings haben darin nur etwa 45 Bilder Platz. Das ist nicht besonders viel. Deswegen rate ich dazu, zusätzlich eine microSD-Karte einzulegen. Das ist auch sinnvoll, da sich der interne Speicher nicht so einfach auf den PC laden lässt, dazu später mehr.
Für die nötige Energie sorgt ein fix verbauter Li-Ion-Akku. Dessen Grösse verrät Fujifilm nicht. Angegeben wird die Laufzeit mit dem Drucken von bis zu 100 Bildern. Ich konnte ohne Prints damit meinen Tagesausflug festhalten, mehr aber auch nicht. Anschliessend muss ich ihn zudem sehr geduldig wieder aufladen. Das benötigt nämlich über zwei Stunden.
Der grosse Vorteil der Hybridkamera gegenüber klassischer Sofortbildkameras ist der Speicher. Ich muss nicht darauf hoffen, dass mein Ergebnis gut kommt, sondern kann mich durch die vielen Einstellungen und Modi durchprobieren. Erst, wenn mir ein Ergebnis besonders gut gefällt, drucke ich es aus.
Bilder druckt mir die Hybridkamera mit 318 dpi, das ist sehr gut. Ich wähle beim Ergebnis zudem, ob es mit neutralen Farben oder einer Einstellung namens «rich mode» gedruckt wird. Dieser liefert etwas knalligere Ergebnisse. Die Fotos haben eine Grösse von 6,2 × 10 Zentimetern. Das ist doppelt so gross, wie die regulären Instax-Bilder von Fujifilm.
Das Ausdrucken über die Rückspulkurbel hat wiederum etwas Spielerisches. Durch das Drehen dreimal im Kreis habe ich tatsächlich das Gefühl, dass ich etwas zum Ausdruck beigetragen habe, statt «nur» einen Knopf zu betätigen. Die Ergebnisse gefallen mir sehr gut, allen voran jene mit den Spezialeffekten. So sieht eine Burgruine in Pontresina aus, als wäre sie in weit zurückliegenden Zeiten festgehalten worden.
Der Weitwinkelmodus ist absolut Gold wert. Gerade, wenn ich eine Landschaft festhalten will. Überraschend gut klappt das auch mit sehr dunklen Motiven und Nachtaufnahmen.
Ein praktischer Zusatz: Ich kann per «Instax Wide Evo»-App mein Android-Smartphone oder mein iPhone mit der Kamera verbinden. Das bringt mir einige zusätzliche Optionen:
Ich kann damit Smartphone-Fotos über die Sofortbildkamera drucken. So muss ich die sperrige Instax Wide Evo nicht unbedingt immer dabei haben, oder mich über den vollen Speicher ärgern. Die Smartphone-Bilder erhalten durch den Druck ebenfalls einen schönen Retro-Look.
Eine weitere Möglichkeit liefert die App durch einen Fernauslöser – zum Beispiel für Gruppenfotos. Eine Vorschau zeigt mir die App direkt am Smartphone an, allerdings ist die Qualität des Fotos am Schluss weitaus besser, als diese Vorschau vermuten lässt. Statt des Fernauslösers kann ich übrigens auch den Selbstauslöser direkt an der Kamera einstellen – entweder mit zwei oder zehn Sekunden Verzögerungszeit bis zum Ablichten.
Alle ausgedruckten Bilder lädt die Kamera direkt in diese App – also egal, ob Smartphone-Bild oder Instax-Schnappschuss. Anschliessend kann ich auch direkt einen Social-Media-Post damit generieren. Natürlich mit dem kultigen weissen Rahmen um das Bild. Etwas weniger praktisch: Tatsächlich lassen sich nur die gedruckten Bilder auch direkt auf dem Smartphone abspeichern. Befindet sich ein Bild lediglich im Speicher der Kamera, wird es nicht in der App angezeigt. Das finde ich ziemlich lästig, denn auch per USB-C-Kabel wollen sich die Bilder nicht auf den PC befördern lassen. Will ich das, ist das Verwenden einer microSD-Karte also ein Muss.
Fujifilm bietet immerhin noch eine zweite App an, mit der ich Bilder digitalisiere. Sie heisst «Instax Up» und dient dank Scan-Funktion als Archiv gedruckter Sofortbilder. Ich fotografiere dafür mit dem Smartphone ein gedrucktes Bild über die App. Anschliessend lädt es mir jenes in einen Ordner. Die Ergebnisse sind ziemlich gut, die oben gezeigten Foto-Scans von Burg und Celerina habe ich damit erstellt.
Insgesamt ist das aber umständlich. Das Einpflegen der Sofortbilder ist mit der App oft fummelig. Es ist beispielsweise schwierig, die Bilder in der App schön geradezurücken. Will ich das mit mehreren Bildern gleichzeitig, bin ich gefühlt ewig dran.
Die Hybrid-Sofortbildkamera Instax Wide Evo vereint die analoge Fotografie mit praktischen, digitalen Funktionen wie dem integrierten Speicher und unzähligen Filtern. So habe ich richtig Spass, damit meine Ausflüge auf unterschiedlichste Weise abzulichten. Dass ich die Bilder auch erst im Nachgang und so oft ich will ausdrucken kann, ist äusserst praktisch. Die Haptik, die der Hersteller durch die vielen Knöpfe, Drehräder und Regler geschaffen hat, ist in der heutigen Zeit rar und macht die Kamera umso spannender.
Die beiden zusätzlichen Apps sind witzig und liefern Möglichkeiten wie einen Fernauslöser und die Erstellung eines digitalen Archivs. Für mich sind die Apps kein Muss und teils umständlich. Ich würde mir eher eine Möglichkeit wünschen, die Bilder aus dem sehr kleinen internen Speicher der Kamera auf PC oder Smartphone zu laden, statt nur die gedruckten Fotos speichern zu können. Immerhin schafft Fujifilm Abhilfe durch den Slot für eine microSD-Karte. Der Akku ist knapp und reicht gerade so für einen Tagesausflug.
Alles in allem regt die Kamera spielerisch zu Kreativität an, kostet aber auch einen ziemlichen Batzen Geld. Aktuell bezahlst du bei uns 350 Franken oder 380 Euro dafür. Hinzu kommen natürlich noch die teuren Fotopapiere. Weitaus günstiger mit dem gleichen Bildformat kommst du mit der Fujifilm Instax Wide 400 für aktuell 140 Franken oder 165 Euro. Dafür hat sie weit weniger Effekte und die Retro-Optik fällt weg.
Pro
Contra
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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.