

Fujifilm Instax Mini 99 im Test: Foto-Unikate mit Lichteffekten
Die Sofortbildkamera Fujifilm Instax Mini 99 ist die Nachfolgerin der Mini 90 neo classic. Sie punktet ebenfalls mit Retro-Look, hat aber zusätzlich manuelle Funktionen für Farbeffekte.
Die Umgebung genau ins Auge fassen, dreimal überlegen, ob ich ein Motiv wirklich festhalten will und aus welchem Winkel. Erst dann drücke ich ab. Ich schätze das Fotografieren mit einer Sofortbildkamera weit mehr als per Smartphone. Mit der Instax Mini 99 habe ich zudem Einflussmöglichkeiten durch Farbeffekte und Einstellungen für verschiedene Szenarien. Gute Bilder brauchen dennoch Glück und Geschick.
Einordnung: unspektakuläre Analogkamera oder kreative Spielwiese?
Denke ich an Fujifilm Sofortbildkameras, poppen bunte, klotzige Geräte vor meinem inneren Auge auf. Ich rede von der klassischen, rein analogen Sofortbildkamera Instax Mini 12. Da hast du keinen Einfluss auf das Resultat.

Quelle: Michelle Brändle
Mit der Instax Mini 99 bietet Fujifilm einen Nachfolger für die analoge Sofortbildkamera Instax Mini 90 neo classic. Eine Kombination aus Retro-Chique und Einstellmöglichkeiten für Szenarien wie Innenräume und Bewegung.
Design und Objektiv: klassisch und vielfältig
Die Instax Mini 99 hat eine matte Kunststoffoberfläche, die an Leder erinnert. Sie misst 10,4 × 11,8 × 6 Zentimeter und wiegt 340 Gramm. Am Stativgewinde kannst du für mehr Grip einen Griff anbringen.
Das Objektiv ist fixiert, hat aber einen Drehmechanismus. Dieser ist fürs Einschalten der Kamera sowie drei verschiedene Entfernungsbereiche: Makro (0,3 bis 0,6 Meter), Standard (0,6 bis 3 Meter) sowie einen Landschaftsmodus (3 Meter bis unendlich). Die Brennweite beträgt 60 Millimeter.

Quelle: Michelle Brändle
Die zwei Auslöse-Tasten der Instax Mini 99 sind so angebracht, dass sowohl Hoch- als auch Querformataufnahmen komfortabel glücken. Die Kamera ist mit einem Li-Ion-Akku ausgestattet. Diesen kannst du in der mitgelieferten Akku-Station in etwa zwei Stunden aufladen. Der Akku hält laut Hersteller für bis zu 100 Bilder. Während meines Tests mit 40 Bildern habe ich den Akku nicht mal um einen Drittel gebracht.
Helligkeit und Effekte: mit Drehrädern einstellbar
Die Instax Mini 99 hat seitlich zwei kleine Drehräder. Eines für die Helligkeit und eines für verschiedene Effekte. Bei der Helligkeit gibt es fünf Einstellungsmöglichkeiten: Eine normale und jeweils zwei Stufen Richtung heller oder dunkler. Für eine Vignettierung schiebst du per Regler einen Blendenring vor die Linse.

Quelle: Michelle Brändle
Die Effekte erzeugt die Kamera direkt beim Knipsen mithilfe eingebauter LED. Diese sind neben dem Sensor verbaut. Drückst du den Auslöser, leuchtet beim Belichten des Bildes zusätzlich das eingestellte LED. Das sind deine Möglichkeiten:
- N: neutral, ohne Filter
- FG: Verblasstes Grün
- WT: Warmton
- LB: Hellblau
- SM: Soft Magenta
- SP: Sepia
- LL: Lichtleck

Quelle: Michelle Brändle
Die Effekte sind an sich selbsterklärend. Unterwegs weiss ich dennoch nicht alle Abkürzungen auswendig – und lasse mich einmal mehr von den Ergebnissen überraschen. Für den Quervergleich habe ich dir ein Motiv einmal mit allen Effekten eingefangen: mein kleines Buffet für den Filmabend am Star-Wars-Tag.

Quelle: Michelle Brändle
Aufnahmemodi: für spezielle Szenarien wie Nacht und Bewegung
An der Rückseite der Kamera befindet sich ein kleiner Bildschirm mit drei Knöpfen für Aufnahmefunktionen – die gab es schon bei der Vorgängerin Instax Mini 90 Neo Classic. Einen Selbstauslöser, die manuelle Blitzeinstellung und ein Knopf für vier verschiedene Modi:
- Innenraum: lange Verschlusszeit, hellt Hintergrund bei schwachem Licht auf
- Sport: schwächt die Unschärfe bei sich bewegenden Motiven ab
- Doppelbelichtung: kombiniert zwei Fotos zu einem
- Langzeit: Verschluss wird bis zu 10 Sekunden offen gehalten, für Nachtszenen (mit Stativ verwenden)
Der Praxistest: Die Helligkeit bringt nicht immer was
Überzeugt bin ich von den manuellen Einstellungsmöglichkeiten per Knopf und Drehrad. Wenn ich Handschuhe trage, habe ich so keine Einschränkungen. Ein Touchscreen ist bedeutend mühsamer. Und ich sehe jederzeit, was eingestellt ist.
Die Einstellung der Helligkeit führt bei mir zu den ersten Experimenten. Sie kann schnell zu einer Über- oder Unterbelichtung führen. Dafür stellt sich der automatische Blitz bei Unterbelichtung von selbst ein. Dieser kommt bei dunklen Szenarien immer zum Zuge. Motive, die etwas weiter weg sind, sind generell unklarer, ob hell oder dunkel. Da hilft auch der Innenraum-Modus meist wenig. Je nach Bild kann die düstere Stimmung auch zur Atmosphäre des Bildes passen.

Quelle: Michelle Brändle
An der Comic-Convention Fantasy Basel und in einem botanischen Garten spielen meine Freunde und ich mit diversen Effekten, der Vignettierung und Entfernungen. Meinen Spass habe ich beim Erstellen von Portraits. Die Farbfilter bringen jeweils eine bestimmte Stimmung mit und wollen vorab überlegt sein. Manche Aufnahmen sind dabei super, andere belächle ich eher – aber jedes davon ist eine kleine Überraschung. Schliesslich dauert es jeweils etwa 60 Sekunden bis zum entwickelten Ergebnis.

Quelle: Michelle Brändle

Quelle: Michelle Brändle
Die Bildausschnitte sind schwierig abzuschätzen. Wie weit weg muss ich bei einem Ganzkörperbild? Wie nah darf ich für eine Makroaufnahme sein? Ist das Bild nun unscharf?

Quelle: Michelle Brändle
Das liegt daran, dass der Sucher keinen Parallaxenausgleich hat. Das bedeutet, im Sucher wird mir nicht angezeigt, wie mein gewählter Bildausschnitt vom Objektiv letztendlich aufgenommen wird. Die drei Entfernungseinstellungen beim Objektiv sind da eher Anhaltspunkte. Und so brauche ich manchmal noch einen zweiten Versuch – oder akzeptiere das suboptimale Ergebnis. Schliesslich sind die Bilder für einen Franken oder Euro pro Stück nicht günstig.

Quelle: Michelle Brändle
Zudem produzieren sie nebenher Plastikmüll. Damit meine ich die Kartuschen, in denen die Filme lichtgeschützt verpackt sind. Der verwendete Kunststoff lässt sich immerhin recyceln. So oder so sind die Bilder ein witziges Souvenir nach der Convention.

Quelle: Michelle Brändle
Fazit
Die Instax Mini 99 macht Spass, braucht aber Feingefühl
Die Instax Mini 99 punktet mit Retro-Look und diversen Funktionen für Experimente. Damit bekommst du einmalige Erinnerungen im Hosentaschenformat, die du Jahre später noch anschauen kannst. Welches Szenario welche Einstellung benötigt, braucht Fingerspitzengefühl oder sogar einen zweiten Versuch. Beim Preis von einem Franken oder Euro pro Bild kann das schnell zu Buche schlagen. Die Plastikverpackung der Bilder könnte für dich zudem ein Kontrapunkt sein.
Möchtest du auf Sofortbilder nicht verzichten, aber etwas günstiger fahren? Dann kannst du auch auf die Instax Mini 12 ohne jegliche Zusatzfunktionen zurückgreifen.
Falls du lieber gleich deine Smartphone-Bilder ausdrucken willst, wäre der Fujifilm Instax Mini Link2 etwas. Der Printer druckt dir Schnappschüsse auf das Sofortbildpapier aus. Den Printer habe ich zusammen mit anderen Mini-Druckern bereits ausführlich getestet
Pro
- einzigartige Bilder
- manuelle Lichteffekte
- diverse Modi und Helligkeiten
Contra
- teure Filme
- schwach bei dunklen Szenarien
- Nachhaltigkeit durch Verbrauchsmaterial

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Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.