Kleiner Arzneipflanzen-Kompass für den Winter
Hintergrund

Kleiner Arzneipflanzen-Kompass für den Winter

Wusstest du, dass Weidenrinde das bessere Aspirin ist? In diesem Heilpflanzen-Kompass für den Winter erkläre ich dir, warum das so ist. Und stelle außerdem fünf Heilpflanzen vor, mit denen du Erkältungsviren den Kampf ansagst.

Husten, Schnupfen, Grippe, Halsweh: Ein ganz normaler Winter eben. Oder? Nein, denn dieses Jahr probieren wir im Kampf gegen Viren und Bakterien etwas Neues aus: Arzneipflanzen. Davon gibt es eine ganze Menge – was es nicht einfacher macht, dranzubleiben und auch wirklich die geeignete auszusuchen. Kein Problem, das hab ich für dich übernommen und stelle hier fünf Arzneipflanzen vor, mit denen man gut durch die Erkältungszeit kommt. Unterstützt wurde ich dabei vom Biologen und Heilpflanzenexperten Prof. Dr. Michael Wink.

Spitzwegerich: Hustenmittel aus der Pflanzenapotheke

Die Germanen nannten den Spitzwegerich «Wegbeherrscher», denn er wächst meist auf und an Wegen. Die Pflanze mit den langen, lanzettlichen Blättern ist in der Phytotherapie bekannt als hervorragendes Hustenmittel. Leider gibt es bisher wenige Studien, die die Wirkungen des Spitzwegerichs genauer unter die Lupe genommen haben.

Was bisher bekannt ist: Der wichtigste Inhaltsstoff im Spitzwegerich ist der sekundäre Pflanzenstoff Aucubin mit seiner entzündungshemmenden, antibakteriellen und antiviralen Wirkung. Neben Aucubin enthält Spitzwegerich Schleim- und Gerbstoffe sowie Flavonoide. Biologe Wink weiß: «Eine besondere Rolle spielen die Schleimstoffe, die helfen, Schleim aus der Lunge abzutransportieren.»

Ein Pflanzenpresssaft aus Spitzwegerichblättern oder eine Tasse Tee können Husten lindern. Für den Tee nimmst du ein bis zwei Teelöffel getrocknete Spitzwegerichblätter und übergießt diese mit einem viertel Liter kochendem Wasser. Den Sud zehn Minuten ziehen lassen, dann abseihen. Schon ist der Tee trinkbereit. Nebenwirkungen sind bislang keine bekannt. Im Akutfall bietet der Saft eine hervorragende Alternative zum synthetisch hergestellten Hustensaft. Wer auf Teemischungen steht, kann mit Thymian und Huflattich kombinieren.

Übrigens: Mit seiner wundheilungsfördernden und antibakteriellen Wirkung eignen sich die Blätter des Wegerichs auch hervorragend als Erstversorgung bei frischen Wunden. Dafür einfach ein oder mehrere Blätter zwischen den Fingern zerreiben, bis Pflanzensaft austritt. Dann das Blatt auf die Wunde legen.

Fenchelfrüchte bei leichten Magen-Darm-Verstimmungen und hartnäckigem Husten

Ein weiteres Hustenmittel aus der Natur ist Fenchel. Auf Fenchel triffst du selten in freier Natur, am ehesten noch im Mittelmeerraum. Dort ist die Pflanze heimisch. Auch beim Fenchel stehen umfangreiche wissenschaftliche Untersuchungen bezüglicher seiner Wirksamkeit noch aus. Die Früchte – ja, es handelt sich um Früchte, nicht um Samen – schmecken schon den ganz Kleinen gut und können auch bei Kindern bedenkenlos und soweit bekannt nebenwirkungsfrei verwendet werden. Sie wirken mit ihren ätherischen Ölen, Fettsäuren und Flavonoiden auswurffördernd, schleimlösend und antibakteriell.

«Ätherische Öle regen in der Lunge die Flimmerhärchen an, die den Schleim abtransportieren», sagt Wink. «Am besten kombinierst du mit Naturstoffen, wie in Efeu oder Schlüsselblumen, die den Schleim zuvor verflüssigen. So lässt er sich anschließend leicht abhusten.»

Nicht nur bei Husten ist Fenchel wirksam. Denn die Früchte besitzen auch eine krampflösende und blähungswidrige Wirkung – und eignen sich damit auch als Magen-Darm-Mittel. Besonders bei Blähungen und Magen-Darm-Reizungen ist Fencheltee das Mittel der Wahl aus der Naturapotheke. Dafür ein bis zwei Teelöffel Fenchelfrüchte mit heißem Wasser übergießen und etwa zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann abseihen.

Arzneipflanze Ingwer: Balsam bei Verdauungsstörungen und Erkältung

Angeblich kauten Seefahrer früher Ingwerwurzel gegen Seekrankheit. Kein Wunder, denn sie enthält wertvolle Scharfstoffe, Polyphenole, Bitterstoffe und ätherische Öle, die einen verstimmten Magen-Darm-Trakt im Nu beruhigen können.

Ingwer kann aber noch mehr: Die enthaltenen Scharfstoffe heizen deinem Körper so richtig ein. Und: «Bei einer Erkältung ist Ingwer ein super Mittel. Mit seinen ätherischen Ölen und Polyphenolen wirkt es der Erkältung entgegen», weiß Experte Wink. Du kannst einfach ein paar Scheibchen von der Wurzel abschneiden und darauf herumkauen. Oder du übergießt die Scheibchen – alternativ kannst du auch einen Teelöffel Ingwerpulver nehmen – mit einer Tasse kochendem Wasser. Fünf bis zehn Minuten ziehen lassen und genießen. Oder du schneidest ein bisschen in dein Essen bzw. verrührst einen halben Teelöffel Pulver im Essen. Bei Verdauungsstörungen «können 0.5 bis 1 g in Form von Tee eingenommen werden», empfiehlt Wink in seinem «Handbuch der Arzneipflanzen».

Wissenschaftlich belegt ist bisher die Wirksamkeit bei Übelkeit in der Schwangerschaft und während einer Chemotherapie. Das Herbal Medicinal Product Committee (HMPC) hat für Ingwer die Anwendung vorbeugend gegen Reisekrankheit mit Übelkeit und Erbrechen als «medizinisch anerkannt» akzeptiert. Nebenwirkungen? Bisher keine bekannt.

Weidenrinde: Natürliches Schmerzmittel und wirksamer Fiebersenker

Prinzipiell gilt bei Fieber: Nur dann senken, wenn Arzt oder Ärztin es ausdrücklich empfiehlt. Denn Fieber ist eine natürliche Reaktion des Körpers, um Erregern den Garaus zu machen. Darum bitte vor der Anwendung von Weidenrinde unbedingt ärztlichen Rat erfragen. Hast du dir das OK eingeholt, greifst du bei Fieber und Schmerzen anstatt zum Aspirin vielleicht einmal zur Weidenrinde. Denn Weidenrinde enthält das pflanzliche Äquivalent zum synthetisch hergestellten Hauptwirkstoff des Aspirins: Salicylsäure. Genauer gesagt punktet Weidenrinde mit dem Pflanzenstoff Salicin. Paracetamol oder Aspirin wirken zwar genauso gut, weiß Wink, aber: «Die pflanzliche Variante ist nebenwirkungsärmer.» Gemeint sind Nebenwirkungen wie Mikroblutungen im Magen-Darm-Trakt oder verstärkte Blutung bei Verletzung – die bei der Einnahme von Aspirin auftreten können. Oder wie der Experte sagt: «Salicin aus der Weide reizt den Magen nicht.» Weidenrinde wirkt dafür etwas langsamer, denn Salicin wird in der Leber erst zu Salicylsäure umgewandelt. Das dauert zwei bis drei Stunden.

Zusammen mit den weiteren Inhaltsstoffen – Gerbstoffen, Kaffeesäurederivaten und Flavonoiden – senkt Weidenrinde nicht nur das Fieber, sondern kann auch entzündungshemmend und schmerzlindernd wirken.

Leidest du an einer Salicylsäureüberempfindlichkeit ist das natürliche Mittel nichts für dich. Ansonsten ist ein Weidenrindentee ein prima Grippemittel: Ein bis zwei Teelöffel geschnittene oder pulverisierte Rinde mit einer Tasse kochendem Wasser übergießen und 20 Minuten ziehen lassen, dann abseihen.

Entspannendes Erkältungsbad mit Eukalyptus

«Beim Erkältungsbad werden ätherische Öle über die Haut resorbiert und dann in die Lunge abgegeben», sagt Wink. Der Biologe rät, auf die Dosierung zu achten, denn ätherische Öle können in zu hohen Dosen lebertoxisch wirken, also die Leber schädigen. Darum gilt: nicht mehr als ein paar Tropfen Öl in die Wanne geben. Ein einfaches Rezept geht so: 10 Tropfen Eukalyptusöl mit 500g Meersalz mischen. Das ergibt einen kleinen Wintervorrat. Bei jedem Badegang einen Schuss Sahne als Emulgator ins Badewasser geben – damit das Öl nicht auf dem Wasser schwimmt, sondern sich schön damit vermischt.

Eukalyptusblätter, aus denen ätherisches Eukalyptusöl gewonnen wird, enthalten etwa 1.5 bis 3.5 % ätherisches Öl, mit 1.8-Cineol bzw. Eucalyptol als Hauptbestandteil. Zudem sind in den Blättern auch Sesquiterpene, Euglobale und Flavonoide enthalten. Diese wirken in ihrer Gesamtheit antimikrobiell, entzündungshemmend, auswurffördernd und verflüssigend. Und wir alle kennen es: Eukalyptus lässt uns so richtig schön durchatmen.

Wenn du empfindlich auf Eukalyptus reagierst, kann es sein, dass du Magenschmerzen oder Durchfall davon bekommst oder dir übel wird. Die meisten Menschen reagieren aber nicht überempfindlich.

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Annalina Jegg
Autorin von customize mediahouse
oliver.fischer@digitecgalaxus.ch

Mich buchstabiert man so: Aufgeschlossen, Nachdenklich, Neugierig, Agnostisch, Liebt das Alleinsein, Ironisch und Natürlich Atemberaubend.
Schreiben ist meine Berufung: Mit 8 habe ich Märchen geschrieben, mit 15 «supercoole» Songtexte (die nie jemand
zu lesen bekam), mit Mitte 20 einen Reiseblog, jetzt Gedichte und die besten Beiträge aller Zeiten! 


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