Kindergeburtstag: Die Kinder werden älter, die Partys teurer
Vorbei die Zeiten, als ich meinen Kindern an ihrem Geburtstag mit einer Schnitzeljagd, einer Räubergeschichte oder einem Globi-Quiz eine Freude bereiten konnte. Nein, spätestens letztes Jahr ist auch bei uns das neue Kindergeburi-Zeitalter angebrochen. Worauf du dich (besser) vorbereitest.
Zum Auftakt unserer Kindergeburtstags-Serie wollte meine Kollegin Katja ursprünglich Tricks verraten, wie sie es geschafft hatte, die Kindergeburtstage ihrer beiden drei- und sechsjährigen Mädchen dieses Jahr entspannt zu halten, und das obwohl die beiden nur wenige Tage auseinander Geburtstag feiern.
Doch sie kam schnell zur Einsicht, dass dies weniger ihr Verdienst als vielmehr äusseren Umständen zu verdanken war. Und sie folgert daraus, dass der Geburtstags-Wahnsinn bald erst richtig losgehen wird. Katja, wie gerne würde ich dich jetzt beruhigen und hier schreiben: «Alles nicht so wild, du siehst da Gespenster». Dem ist leider nicht so. Und das, obwohl ich das Glück habe (oder einfach vorausschauende Familienplanung betrieben habe), dass meine Kinder immerhin drei Monate auseinander Geburtstag feiern. Damit du dich mental darauf einstellen kannst, was auf dich zukommt, hier mein ungeschönter Erfahrungsbericht.
Zauberformel: Alter des Kindes = Anzahl der Partygäste
Als meine jetzt sieben- und neunjährigen Kinder noch jünger waren, war der Aufwand für einen Kindergeburi in der Tat überschaubar. Und das lag nicht in erster Linie an der Zauberformel Alter = Anzahl Partygäste. Nein, es benötigte schlicht weniger, um die Kinderaugen zum Glänzen zu bringen. Rasch die Fenster des Partyraums mit Abfallsäcken zugeklebt und fertig war die Kinderdisco. Rasch das Kasperli-Theater aufgestellt und das (zuvor in 15 Minuten einstudierte und holprig vorgetragene) Stück «Kasperli und s’Prinzessli Tüüfelswild» aufführen und hierfür tosenden Applaus ernten. Rasch eine Räuber-Schnitzeljagd durchs Dorf organisiert inklusive Flaschenpost und eingegrabener Schatztruhe und die Partytruppe wähnte sich in einem spannenden «3 ???»-Krimi. Kurzum: überschaubarer Aufwand, maximaler Ertrag.
Spätestens als mein Sohn vergangenen Dezember seinen neunten Geburtstag feierte, war es vorbei mit Kasperli, Schnitzeljagd oder Kinderdisco. Es waren neue Ideen gefragt. Und um es gleich allen Kindergeburtstag-Nostalgikern zu sagen: Die Argumente «Weniger ist mehr», «Früher ging es auch anders» oder «Kinder brauchen gar nicht so viel» kannst du gleich wieder vergessen. Denn der entscheidende Punkt – und das wird sich ab jetzt wie ein roter Faden durch deine ganze Erziehungsarbeit ziehen – ist nicht, was ihr als Eltern gut, sinnvoll oder lässig findet, sondern eure Kinder darunter verstehen.
Vorausgesetzt deine Kinder werden von anderen Kindern zu deren Feiern eingeladen – und das wollen wir doch hoffen! –, dann kommen sie unweigerlich auf den Geschmack ausgefallener Geburtstagspartys. «Papi, es war so toll im Lazerfun, vor allem weil wir nachher noch in den Seilpark gingen und zum Abschluss im Kino noch den Film ‹Bad Guy› angucken durften. Und das Happy Meal im Mac zum Abschluss war einfach der Burner.» Spätestens dann haben bei mir alle Alarmglocken geläutet, weil ich den sich abzeichnenden Teufelskreis von immer mehr, immer krasser – und ja, immer teurer – habe sehen kommen.
Teurere Partys machen auch den Eltern mehr Spass
Bei meinem Sohn kam ich nochmals mit einem blauen Auge davon. Wir gingen mit ihm und seinen neun Gästen (siehe Zauberformel) in eine coole Skateboard- und Kletterhalle. Dank Gruppenrabatt und der Erlaubnis, Getränke und Kuchen mitzubringen, hielten sich die Kosten noch in überschaubarem Rahmen. Weil ich hier aber nicht nur schlechte Stimmung verbreiten will: Ja, Kindergeburis gehen mit fortgeschrittenem Alter immer mehr ins Geld. Aber sie machen dafür auch für uns Erwachsene immer mehr Spass, was natürlich nicht heissen soll, dass ich früher einer Kinderdisco nichts Gutes abgewinnen konnte.
Apropos Spass: Meine Frau und ich sind nun auch auf das Piñata-Pferd, äh -Esel aufgesprungen.
Dabei handelt es sich um einen Esel aus Karton, in dessen Inneres wir mit Süssigkeiten stopften. Anschliessend traktierten die Kinder das Tier, bis die Süssigkeiten herauspurzelten. Gut, über den pädagogischen Sinn oder Unsinn kann man sich streiten. Spass hat’s auf alle Fälle gemacht. Der Brauch stammt ursprünglich aus Mexiko, wo er schon zu Zeiten der Azteken existierte. Damals wurde am Geburtstag des Kriegsgottes Huitzilopochtli ein mit Opfergaben gefülltes Gefäss an einem Pfosten aufgehängt und mit einem Stock zerschlagen, sodass die Gaben dem Gott zu Füssen fielen.
Chef, ich muss mehr arbeiten (oder mehr Lohn erhalten)
Aber bald schon werden sich meine Kinder auch damit nicht mehr begeistern lassen (ausser ich stecke vielleicht Geldscheine in den Esel). Nein, auch ich stelle mich darauf ein, dass die Kinderpartys immer grösser, ausgefallener und teurer werden. Das liegt nicht nur an den Aktivitäten, sondern eben auch an der Zauberformel. So freue ich mich schon jetzt, den 15. Geburtstag meiner Tochter mit ihr und ihren 15 Freundinnen und Freunden im Alpamare, Cinemaxx oder auf der Western-Ranch (inkl. Übernachtung) zu verbringen. Echt jetzt, ich freue mich wirklich darauf, weiss einfach noch nicht genau, wie ich dies alles berappen soll.
Vielleicht ist jetzt der Moment gekommen, mit meinem Chef über eine Pensumerhöhung zu sprechen. Dann habe ich zwar unter dem Strich weniger Zeit für meine Kinder. Das dürfte ihnen aber herzlich egal sein, weil sie dafür jeweils zur geilsten, verrücktesten und aussergewöhnlichsten Kinderparty einladen dürfen.
Titelbild: ShutterstockDieser Artikel ist Teil einer losen Kindergeburtstags-Serie, in der wir das Thema von unterschiedlichen Seiten beleuchten, Expertinnen und Experten interviewen und Ideen teilen. Hast du Inputs, Wünsche oder Anregungen? Lass es uns via Kommentarspalte oder E-Mail wissen.
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Zweifachpapi, nein drittes Kind in der Familie, Pilzsammler und Fischer, Hardcore-Public-Viewer und Halb-Däne. Was mich interessiert: Das Leben - und zwar das reale, nicht das "Heile-Welt"-Hochglanz-Leben.