Ist ein Vier-Zoll-Smartphone zu klein?
Bisher trug ich einen «Ziegelstein» mit mir. Nun habe ich zu einem ultrakleinen, sehr günstigen Smartphone gewechselt, das ich meistens liebe. Es ist nicht perfekt – hat aber die perfekte Grösse. Oder doch nicht?
In den vergangenen Jahren habe ich ein klobiges Caterpillar-Smartphone benutzt, für das ich oft belächelt wurde. Auch mein neues Gerät zieht Blicke auf sich, aber genau aus dem umgekehrten Grund: Das KingKong Mini 2 Pro von Cubot hat ein Vier-Zoll-Display im 2:1-Format und ist nur zwölf Zentimeter lang. Mit ihm will ich herausfinden, wo mein persönlicher Sweetspot in Bezug auf die Grösse liegt.
Ein Smartphone mit drei oder dreieinhalb Zoll Displaydiagonale ist selbst mir zu klein. Daher beginne ich mit vier Zoll. Wie gut ich damit klarkomme, berichte ich in diesem Artikel. Danach geht die Reise weiter: Da mein Cubot-Smartphone mit veraltetem Android 11 daherkommt, werde ich es manuell auf das aktuelle Android 13 updaten. Doch dazu mehr in einem späteren Beitrag.
Warum ein so kleines Smartphone?
Klein ist, was ich einmal hatte und gerne wieder haben möchte. Auf die Idee eines kleinen Phones kam ich, da ich an mein Sony Ericsson W880i aus dem Jahr 2007 dachte. Damals, bevor es Smartphones gab, waren die Geräte noch handlicher.
Das Walkman-Handy hatte Masse, die heute kein Smartphone erreicht. Ich konnte es in meine Hosentasche schieben und merkte kaum, dass ich es bei mir trug. Es war nur 10,3 Zentimeter lang und nicht mal einen halben Zentimeter dick. Ausserdem wog es nur 71 Gramm. Ich habe es geliebt.
16 Jahre später sind wirklich kleine Smartphones rar auf dem Markt. Unter sechs Zoll gibt es kaum Geräte der Mittel- und Oberklasse – mit die kleinsten Modelle sind dabei das Asus Zenfone 9 (5,92 Zoll) und das Samsung Galaxy S23 (6,1 Zoll). Egal, ich brauche mein Smartphone primär zum Surfen, Chatten, Telefonieren und für Onlineshopping. Dafür reicht auch Einsteiger-Hardware.
Daher habe ich mir ein günstiges – ja, schon fast billiges – Smartphone aus China für 96 Franken inklusive Versandkosten bestellt. Eigentlich gibt es die Smartphones von Cubot auch in Europa zu kaufen. Allerdings derzeit meistens zu lächerlich hohen Preisen. 100, 200 Prozent Aufschlag oder mehr bin ich nicht bereit zu bezahlen. Importeure diverser Shops in Europa verdienen sich eine goldene Nase auf Kosten unwissender Kundschaft. Nebenbei bemerkt gibt es bei uns im Shop auch Smartphones von Cubot zu überteuerten Preisen – allerdings sind diese Angebote von einem Drittanbieter.
Bei meinem neuen Vier-Zoll-Zwergenphone verzichte ich bewusst auf Features wie eine tolle Kamera oder ein UHD-Display. Auch mit einer Auflösung von 1080 × 540 hat das Bild des KingKong über 300 Pixel pro Zoll (ppi) und ist damit scharf. Dank 450 Nits Spitzenhelligkeit bleibt es auch bei schönem Wetter gut ablesbar. Aber vor allem ist es handlicher als alles, was ich seit langem hatte.
Hier mein neues Smartphone und das Alte im Grössenvergleich:
Das Cubot KingKong Mini 2 Pro ist so klein, dass ich es schon gesucht habe, obschon es in meiner Hoodie-Tasche steckte. Darunter liegt mein Caterpillar CAT S62 Pro mit integrierter Wärmebildkamera. Ich habe es seinerzeit nur wegen dieser Kamera gekauft, die jedoch mittlerweile spinnt. Ausserdem ist das Gewicht extrem hoch für ein 5,7-Zoll-Smartphone: 248 Gramm rutschen dir schnell mal aus der Hand, wenn du versuchst einhändig eine Nachricht abzusetzen. Immerhin überlebt das Handy dank Rugged-Design den Sturz.
Nun halte ich nur noch 123 Gramm in der Hand, was sich wundervoll anfühlt. Auch das KingKong kommt mit Rugged-Design. Am meisten gespannt bin ich vor dem Starten des Geräts jedoch darauf, ob ich mit der Tastatur im Hochformat auf 4,5 Zentimeter Breite klarkommen werde.
Die Vor- und Nachteile des Cubot KingKong Mini 2 Pro
Das neue Phone hat bereits vor dem Testen auf dem Papier etliche Nachteile, die ich glaube, verschmerzen zu können. Folgendes spricht für mich dafür, dagegen oder weder noch.
Was für das KingKong Mini 2 Pro spricht:
- Grösse beträgt nur 11,9 × 5,8 × 1,19 Zentimeter, es wiegt 122,7 Gramm
- Vier-Zoll-Display mit 1080 × 540 Pixel (302 ppi) und 450 Nits Spitzenhelligkeit
- Zwei Nano-Sim-Slots vorhanden
- Micro-SD-Slot ermöglicht eine Speichererweiterung bis 128 GB (interner Speicher beträgt 64 GB)
- GPS, GLONAS, Galileo, BEIDOU und A-GPS werden unterstützt
- Bluetooth 5.0
- LED-Taschenlampe vorhanden
Was gegen das Mini-Smartphone spricht:
- Prozessor, der zwar acht Kerne hat, aber dennoch sehr langsam ist (Mediatek Helio P22 MT6762)
- Vier GB RAM sind eher knapp bemessen
- Android 11 ist nicht zeitgemäss
- Kameras, die keine besonderen Features versprechen (13 Megapixel Rear Cam und 5 Megapixel Front Cam)
- Kein Fingerabdrucksensor
Features, die ich vor Gebrauch weder als Vorteil noch als Nachteil sehe:
- 3000 mAh fassender Akku (fest verbaut)
- Rugged-Design, das sich erst beweisen muss
- Hat kein 5G, dafür LTE
- Hat nur Wi-Fi 4 (802.1.1 a/b/g/n)
- NFC vorhanden, benötige ich aber nicht
- Es gibt Updates, die müssen aber eigenhändig heruntergeladen und mittels PC und USB-Kabel aufgespielt werden (keine OTA-Updates)
Beinahe hätte ich übrigens ein KingKong Mini 3 gekauft. Das bietet einen schnelleren Prozessor. Dagegen spricht für mich jedoch sein Display, das mit 1170 × 480 Pixel bei 4,5 Zoll Diagonale weniger breit, dafür länger ist. Aufgrund des unterschiedlichen Formats ist das KingKong Mini 2 Pro trotz weniger grosser Diagonale zwei Millimeter breiter, wenn ich es im Hochformat halte. Und die Pixeldichte ist 21 ppi höher.
Die ersten Wochen mit Android 11
Im Auslieferungszustand bietet Cubot eine tolle, wenn auch etwas alte Android-Erfahrung. Beim KingKong ist das Gute an der elften Version des mobilen OS, dass sie ohne extra angepasste Oberfläche und ohne nervige Drittanbieter-Apps wie Tiktok, Instagram oder Twitter daherkommt. Nur die Google-Apps sind vorinstalliert.
Der Playstore ist vorhanden. Auch kann ich nach dem Einloggen meine gekauften Apps wieder installieren. Maps funktioniert, wie sämtliche Dienste, die ich von Google benötige.
Performance: reicht gerade so
Mein neues Smartphone ist wundervoll klein und sein Display ist tatsächlich wie angegeben schön hell und scharf. Zwar dauert der Übertrag meiner Apps und Einstellungen eher lang, doch funktionieren sie nach der Installation alle prima. Auch meine Lieblingsoberfläche für Android – der Smart Launcher 6 – läuft problemlos. Nur die Digitec- und Galaxus-App sind arg langsam. Ich warte bei ihnen länger auf den Bildaufbau und ein sauberes Scrollerlebnis ist meistens nicht möglich. Das passiert mit dem Chrome-Browser nicht in dieser Dimension – damit kann ich auch auf diesem Handy bei uns shoppen. Andere Shop-Apps, wie eBay oder Aliexpress, machen keine Probleme.
Was ich allerdings feststelle: Öffne ich im Browser Websites mit viel Content, stockt das Scrollen, bis die gesamte Website geladen ist. Die Ladezeit an sich ist eher gemächlich im Vergleich zu anderen Smartphones – auch zu meinem bisherigen «Knochen». Länger als einige Sekunden dauert es aber nie. Das Betriebssystem an sich läuft zügig, genau wie das Wischen vom einen Homescreen zum nächsten. Einzig beim Öffnen von Apps fällt mir auf, dass sie teilweise etwas länger zum Starten brauchen.
Ich spiele höchst selten auf dem Smartphone. Dennoch macht mir eine Runde «Zen Pinball» mit dem Cubot Spass. Der wohl kleinste Marvel-Table, an dem ich je gespielt habe, läuft flüssig und gibt was her. Für viel mehr reicht die Leistung des Prozessors von 2018 allerdings nicht. Bei Geekbench 6 liegen beim Multi-Core-Test 591 Punkte und bei Single-Core 170 Punkte drin. Zum Vergleich: Ein Samsung Galaxy S23 kommt auf 5193 bei Multi-Core und 1986 bei Single-Core.
1. Ärgernis: Displayschutzfolie
Was mir am neuen Smartphone direkt missfällt, ist die Displayschutzfolie. Dass Cubot eine aufbringt, ist gut. Doch das Bild wirkt durch sie bei hoher Displayhelligkeit auf weissen Flächen etwas milchig. Und die Folie zieht Fingerabdrücke magisch an. Bereits nach zwei Wochen sind ausserdem Kratzer darauf zu sehen. Am meisten dort, wo ich mit den Daumen das Bild hoch- und runterwische. Mein Daumennagel kratzt dabei oft leicht darüber.
Da das schlecht aussieht, bin ich ab der vierten Woche vorsichtig ohne Folie unterwegs. Ein neues Tempered-Schutzglas mit oleophobischem Coating sollte bald bei mir eintreffen.
2. Ärgernis: Die Tastatur im Hochformat benötigt Training
Verwende ich das Smartphone im Querformat, treffe ich jede Taste. Im Hochformat wird dies hingegen anfangs zur Geduldsprobe. Zwar habe ich für einen Mann eher zierlich geformte Hände. Dennoch drücke ich immer wieder die falschen Buchstaben.
Da ich einen Dickschädel habe, trainiere ich fortan das Schreiben. Nach einer Woche vertippe ich mich nur noch geschätzt bei jedem zehnten Wort. Nach vier Wochen läufts endlich rund. Höchstens ein bis zwei Vertipper pro Tag sind geblieben, doch die entlocken mir nicht mehr als ein Schmunzeln. Noch vor sieben Tagen war Fluchen keine Seltenheit.
Was wie erwartet läuft
Bei Fotos bekomme ich bei gutem Licht eine Qualität, die in Ordnung ist. Sonst eher nicht. Dennoch reichen mir die beiden Kameras, da ich für Fotos, die schön aussehen sollen, sowieso eine Sony Cyber-shot DSC RX100 nutze.
Der Smartphone-Akku reicht bei normalem Gebrauch für einen Tag. An Tagen mit mehr Telefonaten oder ausgiebigen Pinball-Sessions kommt es abends vor, dass ich nur noch Kapazität im einstelligen Prozentbereich übrig habe.
Etwas gewöhnungsbedürftig ist für mich anfangs die Schrift beim Browsen, deren Grösse ich hochgeschraubt habe. Auf dem winzigen Display wirken Textblöcke dadurch etwas länger.
Passen die vier Zoll nun – sind sie mein Sweetspot?
Vier Zoll sind nahe an meinem Sweetspot und das 2:1-Format finde ich gut. Ein klein wenig mehr Displayfläche wäre schön. Da mir die Smartphone-Grösse an sich entspricht, wäre ein gleich grosses Gerät mit bis an den Rand gezogenem Display für mich perfekt. Gut, etwas dünner dürfte es auch sein.
Alles in allem bin ich glücklich mit meinem neuen KingKong. Ich werde es vorerst weiter nutzen. Allerdings verabschiede ich mich bald vom vorinstallierten Android 11. Sobald ich es geschafft habe, und Android 13 stabil darauf läuft, melde ich mich mit einem weiteren Artikel zurück. Durch die Nutzung eines alternativen ROM erhoffe ich mir auch eine Verlängerung der Akkulaufzeit, da ich auf einige Google Apps verzichten werde. Ebenso werde ich es rooten, um mit Administrationsrechten besondere Apps nutzen zu können.
Titelfoto: Martin JudDer tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.