Produkttest

Huawei Freeclip im Test: Kopfhörer, um alles zu hören

Die Freeclip sind Huaweis erste Open-Ear-Kopfhörer. Sie haben ein auffälliges Design und während du gutem Sound lauscht, nimmst du auch deine Umgebung wahr.

Open-Ear-Modelle sind der aktuelle Bauart-Trend im Kopfhörerbereich. Huawei bringt mit den Freeclip optisch auffällige Modelle ins Spiel. Beim Sound halten sie mit klassischen True-Wireless-Modellen mit, lassen aber bei der Bedienung zu wünschen übrig. Dass du mit ihnen die Umgebung jederzeit hörst, ist gewollt.

Huawei FreeClip (ANC, 8 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR163,37

Huawei FreeClip

ANC, 8 h, Kabellos

Auffälliges Design und hoher Tragekomfort

Als ich die Freeclip der Familie das erste Mal zeige, muss ich mir einige bissige Kommentare anhören: «für so auffällige Ohrringe hast du zu wenig Tattoos», «wenn du Tunnel hättest, würde es passen» oder «solche Ringe gehören doch in die Nase». Eins hat Huawei auf jeden Fall geschafft: Die Freeclip fallen auf.

Ich habe neue Ohrringe.
Ich habe neue Ohrringe.
Quelle: Jan Johannsen

Huawei spricht von einem C-Bridge-Design. Der Name stammt von dem Bügel zwischen Akustikkugel und dem bohnenförmigen «Komfortelement», der wie ein C aussieht. Die Akustikkugel mit einem Lautsprecher schwebt vor deinem Gehörgang und lässt so noch die Umgebungsgeräusche in dein Ohr. Das sogenannte Komfortelement ist das Gegenstück hinter dem Ohrläppchen. Es sorgt nicht nur für Halt, sondern beherbergt einen Teil der technischen Komponenten.

Die Huawei Freeclip sind nach IP54 spritzwassergeschützt. Das bedeutet, Regen und Schweiß können ihnen nichts anhaben.
Die Huawei Freeclip sind nach IP54 spritzwassergeschützt. Das bedeutet, Regen und Schweiß können ihnen nichts anhaben.
Quelle: Jan Johannsen

Bei mir sitzen die 5,6 Gramm leichten Kopfhörer bequem und fest. Ich habe keine Angst, sie zu verlieren. Das gilt allerdings nicht, wenn ich eine Mütze trage. Sobald ich etwas über die Ohren ziehe, drücken die Freeclip unangenehm. Da sind klassische True-Wireless-Modelle bei kaltem Wetter die bessere Wahl. Praktisch ist dagegen, dass es keine Rolle spielt, welchen Hörer ich an welchem Ohr befestige. Sie passen sowohl rechts und links. Außerdem erkennen sie, welcher Hörer in welchem Ohr steckt und passen den Stereosound entsprechend an.

Guter Sound mit wenig Bass

Ich bin beeindruckt, wie gut der Sound klingt, der aus den kleinen Lautsprecherkugeln kommt. Die verbauten 10,8 Millimeter großen Doppelmagnettreiber leisten ganze Arbeit – sofern die Umgebung nicht zu laut ist. Entsprechend gelten die folgenden Aussagen auch nur, wenn es um mich herum ruhig ist.

Die Huawei Freeclip könnten in Dune 2 mitspielen.
Die Huawei Freeclip könnten in Dune 2 mitspielen.
Quelle: Jan Johannsen

Der Bass ist weniger gut spürbar als bei In-Ear-Kopfhörern, die direkt in meinem Gehörgang stecken. Die vorhandenen Tiefen sind entsprechend dezent und unauffällig. Willst du den Bass spüren, sind die Freeclip definitiv keine Kopfhörer für dich.

Die Wiedergabe von Höhen und Mitten gefällt mir sehr gut. Ich kann sie beim Hören gut auseinander halten und freue mich über eine ordentliche Abstimmung der beiden untereinander. Ich höre keinen Nachteil gegenüber gut klingenden In-Ear-Modellen. Mit diesen halten die Freeclip mit – ich denke dabei zum Beispiel an die Freebuds Pro 3, die ebenfalls von Huawei sind. Allerdings fehlt zu einem sehr guten Gesamtklangbild der Bass.

Die Huawei Freeclip unterstützen vier Codecs: SBC, AAC, L2HC und LC3
Die Huawei Freeclip unterstützen vier Codecs: SBC, AAC, L2HC und LC3
Quelle: Jan Johannsen

Beeindruckend finde ich, dass nur ich den Sound aus meinen Freeclip höre. Der Klang kommt so gezielt aus ihnen heraus, dass eine Person, die in Bus oder Bahn neben mir sitzt, nicht mithört.

Huawei verbaut drei Mikrofone pro Hörer für Telefonate. Diese nehmen deine Stimme und die Umgebung auf, um letztere herausfiltern zu können. So ist deine Stimme in Gesprächen gut zu verstehen. Einziger kleiner Kritikpunkt meiner Gesprächspartner ist der große Hall: Es klingt nach einem Raum, der viel größer ist als mein Wohnzimmer. Negative Auswirkungen auf die Verständlichkeit hat das aber nicht.

Nur wenige Gesten für die Bedienung

Die Bedienung der Huawei Freeclip ist übersichtlich. Du kannst die Kopfhörer doppelt oder dreifach antippen. Wo, spielt keine Rolle. Einfaches Antippen fehlt und das ist gut. Das würde viel zu oft ungewollt passieren.

Standardmäßig startest und pausierst du durch doppeltes Tippen die Audiowiedergabe. Beim Telefonieren nimmst du so einen Anruf an oder beendest ihn. Dreifaches Tippen bringt sich zum nächsten Titel. In der AI Life-App von Huawei kannst du die Belegung ändern. Alternativ stehen noch zwei weitere Funktionen zur Auswahl: zum vorherigen Titel springen und das Starten des Sprachassistenten auf dem verbundenen Gerät. Du kannst zudem unterschiedliche Aktionen für den rechten und linken Hörer festlegen. Die grundlegende Steuerung ist damit abgedeckt, aber ich vermisse die Kontrolle über die Lautstärke.

Ein Blick in die «Huawei AI Life»-App mit den Freeclip.
Ein Blick in die «Huawei AI Life»-App mit den Freeclip.
Quelle: Jan Johannsen

Zusätzlich kann ich in der App noch vier verschiedene Soundeffekte auswählen, die den Bass, die Höhen oder die Stimmen verstärken. Einen Equalizer für eigene Einstellungen gibt es nicht. Stattdessen kannst du noch sehen, mit welchen zwei Geräten die Freeclip verbunden sind. Die Kopfhörer erlauben dann einen nahtlosen Wechsel zwischen den Geräten, wobei es keine Rolle spielt, ob auf diesen iOS, Android oder Windows läuft.

Lange Akkulaufzeit

Die Akkulaufzeit der Freeclip fällt mit bis zu acht Stunden sehr lang aus. Dabei sind die verbauten Batterien mit je 55 mAh nicht größer als bei anderen True-Wireless-Modellen. Aber sie müssen auch keine Geräuschunterdrückung mit Energie versorgen. Zusammen mit dem 510-mAh-Akku im Ladecase erhöht sich die Gesamtlaufzeit auf bis zu 36 Stunden.

Die Freeclip laden sich in ihrer Transportbox wieder auf.
Die Freeclip laden sich in ihrer Transportbox wieder auf.
Quelle: Jan Johannsen

Das Case schließt du zum Aufladen an ein USB-C-Kabel an. Nach zehn Minuten sollen die Freeclip bereits wieder drei Stunden lang Musik abspielen können. Eine komplette Ladung der Kopfhörer dauert etwa 40 Minuten. Das Ladecase alleine benötigt knapp eine Stunde. Länger dauert das Laden über ein drahtloses Ladegerät. Hier nimmt die Hülle nur maximal zwei Watt auf.

Fazit: Sehr gute Open-Ear-Kopfhörer ohne Vorteil

Ich bin von den Huawei Freeclip positiv überrascht. Ich hätte nicht gedacht, dass Open-Ear-Kopfhörer so gut klingen können. Wenn ich die Umgebung hören will, bemerke ich keinen Unterschied zu vielen In-Ear-Modellen. Dazu kommen eine lange Akkulaufzeit und ein hoher Tragekomfort – zumindest ohne Mütze.

Weniger gut gefällt mir die spartanische Gestensteuerung, da habe ich mich an mehr gewöhnt. Zudem hat selbst Huawei gezeigt, dass es mehr Einstellungen in der App eines Kopfhörers geben kann. Die optische Erscheinung der Freeclip überlasse ich deinem Geschmack.

So sehr mich die Freeclip als Open-Ear-Kopfhörer auch überzeugen, am Ende kann ich nicht für sie argumentieren. Huawei hat selbst sinnvollere Kopfhörer im Angebot. Für seine Freebuds Pro 3 gibt der Hersteller die gleiche unverbindliche Preisempfehlung ab. Dafür bekommst du True-Wireless-In-Ear-Kopfhörer mit einem herausragenden Sound, mehr Gestensteuerung und einer aktiven Geräuschunterdrückung. Willst du die Umgebung mitbekommen, schaltest du einfach den Awareness-Modus an. Die im Vergleich deutlich kürzere Akkulaufzeit von 4,5 Stunden reicht mir völlig.

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Titelfoto: Jan Johannsen

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