Kritik

«Horizon Forbidden West: Burning Shores» im Test: Die Postapokalypse hat noch nie so schön ausgesehen

Nach dem letztjährigen Ausflug in den verbotenen Westen zieht es die Stammeskriegerin Aloy in «Burning Shores» in das postapokalyptische Los Angeles. Wenn dir «Forbidden West» gefallen hat, wirst du Aloys Abenteuer in der ehemaligen Stadt der Stars und Sternchen lieben.

Um die Erweiterung «Burning Shores» spielen zu können, musst du «Forbidden West» beendet haben. Die Spielkritik enthält dementsprechend Story-Spoiler zum Hauptspiel «Horizon Forbidden West». Spoiler zu «Burning Shores» gibt es im Artikel keine.


Die Stammeskriegerin Aloy hat die postapokalyptische Dino-Roboter-Welt von «Horizon» in «Forbidden West» erneut vor dem Untergang bewahrt – zumindest vorerst. Am Ende des Spiels befindet sich ein Schwarm von Killer-Robotern aus dem All auf dem Weg in Richtung Erde. Kontrolliert werden diese von einer Künstlichen Intelligenz, die die ganze Menschheit auslöschen will. Immerhin hat Aloy alle Mitglieder der skrupellosen «Far Zenith» Organisation eliminiert, die Mitschuld an der Misere tragen.

Oder doch nicht?

Der mysteriöse Sylens informiert Aloy über eine mögliche neue Gefahr im Süden.
Der mysteriöse Sylens informiert Aloy über eine mögliche neue Gefahr im Süden.
Quelle: Domagoj Belancic

In der Story-Erweiterung «Burning Shores» erfährt Aloy, dass im Süden von San Francisco eine neue Gefahr von den Hightech-Bösewichten der Far Zenith ausgeht. Genauer gesagt, in den Ruinen des ehemaligen Los Angeles.

Die Erweiterung knüpft nahtlos an das Hauptspiel an und führt die spannende Story weiter. Dementsprechend fühlt sich Aloys Abenteuer in L.A. nicht wie eine Erweiterung, sondern wie eine «echte» Fortsetzung an – wenn auch in einem viel kompakteren Format.

Mit voller Wucht ins kalte Wasser

Als «Horizon»-Veteran fühle ich mich in Los Angeles sofort zu Hause. Am Gameplay-Loop hat sich wenig verändert. «Burning Shores» baut auf den Stärken des Hauptspiels auf.

Du streifst durch eine postapokalyptische Version von L.A., in der allerlei fiese Dino-Roboter lauern. Die Blechmonster bearbeitest du mit deinem immensen Waffenarsenal. Schwachpunkte und seltene Bauteile an den Robotern scannst du mit deinem «Focus»-Gerät. Die gewonnenen Ressourcen setzt du für die Herstellung von Munition sowie Waffen- und Rüstungsupgrades ein. So weit, so «Horizon».

Die intensiven Kämpfe gegen die Dinos aus Metall machen Spass wie eh und je.
Die intensiven Kämpfe gegen die Dinos aus Metall machen Spass wie eh und je.
Quelle: Domagoj Belancic

Im Gegensatz zum Hauptspiel gibt es in «Burning Shores» keinen langsamen Einstieg, keine Tutorials und keine Schonfrist mit schwachen Gegnern. Weil das Spiel nach dem Ende von «Forbidden West» angesiedelt ist, stehen dir sofort dein ganzes Waffenarsenal und Skillset zur Verfügung. Da meine Abenteuer im verbotenen Westen schon eine Weile her sind, brauche ich ein paar Stunden und unnötige Tode, bis ich mich wieder an das komplexe Kampfsystem gewöhne.

Schon in der ersten Mission kämpfe ich gegen einen furchteinflössenden «Thunderjaw» und eine neue mächtige Roboter-Klasse, die an einen Frosch erinnert. Die Viecher sind hervorragend designt und zwingen mich sofort, das ganze Spektrum meines Waffenarsenals einzusetzen. Unnötig finde ich einzig die neuen wespenartigen Flugroboter. Die nerven, gehen aber zum Glück auch schnell kaputt.

Die neuen Gegnertypen verlangen dir alles ab.
Die neuen Gegnertypen verlangen dir alles ab.
Quelle: Domagoj Belancic

Neben deinen bereits freigeschalteten Items lassen sich im Verlauf der Geschichte neue Skills, Ausrüstungen und Waffen erspielen. Vor allem eine neue Hightech-Waffe in Aloys Arsenal fasziniert mich – sie stellt das Gameplay komplett auf den Kopf. Aloy hat sich noch nie so mächtig und brutal angefühlt. Mehr will ich an dieser Stelle aber auch nicht verraten.

Schade ist, dass der letzte Bosskampf im Vergleich zum Rest des Spiels stark abfällt. Vor allem, weil er rein visuell unheimlich gut inszeniert ist. Der Endgegner fühlt sich in all seinen Eskalationsstufen wie mühsame Arbeit an, die immer wieder von unfairen und frustrierenden Angriffen unterbrochen wird. So hinterlässt der Abschluss einen faden Nachgeschmack, der nicht zum sonst exzellenten Kampfsystem passt.

Kleine, weite Welt

Die Map in «Burning Shores» ist ungefähr ein Viertel so gross wie die Map in «Forbidden West». Auch bei der Erkundung der Map verschwendet das Game keine Zeit und gibt dir von Anfang an alle Tools in die Hand. Du kannst die Inselgruppen mit einem neuen Motorboot erkunden oder dich mit deinem «Sunwing»-Flugroboter in die Lüfte schwingen.

Die Welt in «Burning Shores» ist kleiner als in «Forbidden West». Du kannst jederzeit zwischen den zwei Maps hin- und herreisen.
Die Welt in «Burning Shores» ist kleiner als in «Forbidden West». Du kannst jederzeit zwischen den zwei Maps hin- und herreisen.
Quelle: Domagoj Belancic

Durch die erhöhte Mobilität fühlt sich die Map noch kompakter an. Mit deinem Sunwing erreichst du in Windeseile weit abgelegene Teile der Ruinen von L.A. Im Gegensatz zu «Forbidden West» wurde die Map explizit für die Erkundung mit einem Flugroboter designt. Du fühlst dich nicht mehr eingeengt durch vordefinierte (Kletter-)Pfade, sondern kannst deinen eigenen Weg gehen – beziehungsweise fliegen. Dadurch gewinnt das Spieltempo noch mehr an Fahrt und motiviert dich, jeden Winkel der überwucherten Grossstadt zu durchsuchen.

Die Welt von oben zu erkunden macht unheimlich viel Spass.
Die Welt von oben zu erkunden macht unheimlich viel Spass.
Quelle: Domagoj Belancic

«Horizon»-typisch gibt es wieder zahlreiche sammelbare Gegenstände zu entdecken, feindliche Camps zu säubern und Dungeons zu bewältigen. Einige Puzzles in der Spielumgebung sind sogar darauf ausgelegt, dass du sie mit deinem Flugroboter in Angriff nimmst. Die Open-World-Formel mit gefühlt Tausenden von To-Dos auf der Übersichtskarte fühlt sich immer noch etwas altbacken an, wird aber durch die gewonnene Mobilität zumindest teilweise aufgebrochen.

Im Verlauf des Spiels erhältst du ausserdem Zugang zu einem neuen, hybriden Flugroboter, mit dem du auch die Unterwasserwelt unsicher machst. Das Erkunden der Map macht so richtig viel Spass! Schade, dass mir das Spiel diese Freiheiten in den Hauptmissionen teilweise raubt.

Mit dem «Waterwing» gehören dir nicht nur die Lüfte, sondern auch das Meer.
Mit dem «Waterwing» gehören dir nicht nur die Lüfte, sondern auch das Meer.
Quelle: Domagoj Belancic

Während des Tests bin ich einigen typischen Open-World-Bugs begegnet. Zum Glück nichts Verheerendes. Aber auch bei «Burning Shores» gilt: Lieber einmal zu viel speichern als zu wenig.

Schau dir diese Wolken an!

«Burning Shores» ist nur auf der PS5 erhältlich, obwohl «Forbidden West» auch auf der PS4 veröffentlicht wurde. Grund dafür sind laut Entwickler Guerilla Games unter anderem die volumetrisch gerenderten Wolken, die über der Grossstadt schweben. Was sich zunächst wie eine komische Ausrede liest, macht in der Praxis Sinn. Ich habe noch nie so schöne Wolken in einem Videospiel gesehen.

Über den Wolken mit meinem Sunwing. Wunderschön.
Über den Wolken mit meinem Sunwing. Wunderschön.
Quelle: Domagoj Belancic

Während «Forbidden West» grösstenteils auf simple 2D-Wolken zurückgreifen musste, fühlen sich die prallen 3D-Wolken in «Burning Shores» unheimlich echt an. Weil du viel Zeit auf dem Rücken deines Sunwings verbringst, hat die Darstellung der Wolken einen grossen Einfluss auf das Spielgefühl. In einigen Wolkenbänken verbergen sich sogar Geheimnisse.

«Burning Shores» ist ein optisch umwerfendes Spiel.
«Burning Shores» ist ein optisch umwerfendes Spiel.
Quelle: Domagoj Belancic

Auch sonst ist die Grafik der Erweiterung wunderschön. Die Landschaft sieht im Vergleich zum Hauptspiel nochmal ein bisschen lebendiger, farbenfroher und voller aus. Besonders schön sind die unzähligen Lavaflüsse, die an den Küsten entlang ins kristallklare Meer fliessen. Nicht umsonst heisst die Erweiterung «Burning Shores».

Lava wohin das Auge reicht. Willkommen an den «Burning Shores».
Lava wohin das Auge reicht. Willkommen an den «Burning Shores».
Quelle: Domagoj Belancic

Eine intimere Story

Auch die Story in «Burning Shores» fühlt sich im Vergleich zu «Forbidden West» viel kompakter und intimer an. Der grosse Cast aus dem Hauptspiel schrumpft auf zwei Personen. Neben Aloy steht neu auch Seyka im Zentrum der Geschichte. Die Kriegerin ist zusammen mit ihrem Stamm, den technologiebesessenen «Quen», an den brennenden Küsten von Los Angeles gestrandet.

Im Verlauf der Geschichte spannen die zwei Kriegerinnen zusammen und kämpfen Seite an Seite gegen menschliche und robotische Gegner. Die Chemie zwischen den beiden funktioniert hervorragend. Einzig die repetitiven Dialoge während den Kämpfen wirken fehl am Platz und nerven schnell.

Vor allem am Ende des Spiels wünsche ich mir ein etwas langsameres Erzähltempo, um den sympathischen Heldinnen mehr Raum zum Atmen zu geben. Ich hoffe, dass wir im nächsten «Horizon» noch mehr von Seyka zu sehen bekommen.

Ich bin offiziell Fan von Seyka. Wann gibt's das Spinoff?
Ich bin offiziell Fan von Seyka. Wann gibt's das Spinoff?
Quelle: Domagoj Belancic

Neben der Story von Aloy und Seyka erfährst du mit spannenden Informationen zu den Quens und Far Zeniths auch mehr zur reichhaltigen Hintergrundgeschichte der Welt von «Horizon». Dass der Hauptbösewicht in dem ganzen Konstrukt eher uninteressant ist, stört mich nicht weiter.

Alles in allem funktioniert die Story sehr gut. Es fühlt sich nicht wie eine erzwungene, angetackerte Erweiterung an, sondern wie ein logischer nächster Schritt in Aloys Abenteuer, der Lust auf «Horizon 3» macht.

Fazit: Mehr als nur eine Erweiterung

Wenn dir «Horizon: Forbidden West» gefallen hat, wirst du «Burning Shores» lieben. Der DLC ist nicht nur eine Erweiterung, sondern eine kompakte Fortsetzung des Hauptspiels.

Das Spiel verzichtet auf einen langsamen Einstieg und zwingt dich von Anfang an, die ganze Palette deiner Waffen, Ausrüstungen und Transportmöglichkeiten zu nutzen. Dadurch ist das Gameplay sehr abwechslungsreich und das Spieltempo extrem hoch. Einzig der enttäuschende Bosskampf hinterlässt einen faden Nachgeschmack.

Im Gegensatz zum Hauptspiel fühlt sich die Map kleiner und kompakter an – eine willkommene Abwechslung zu immer grösser werdenden Open-World-Spielen. Auch die Story wurde auf das Wesentliche reduziert. Aloy und ihre neue Begleiterin Seyka ergänzen sich hervorragend.

Grafisch ist das Spiel über alle Zweifel erhaben. Schon die Welt von «Forbidden West» glänzte mit umwerfenden Landschaften voller Details und wunderschöner Beleuchtung. «Burning Shores» setzt vor allem mit den realistischen Wolken nochmal eine Schippe obendrauf.

Kurzum: «Horizon Forbidden West: Burning Shores» ist eine fantastische Erweiterung. Ich bin gespannt, wie die Geschichte um die Stammeskriegerin Aloy weitergeht.


«Horizon Forbidden West: Burning Shores» ist ab sofort für die Playstation 5 erhältlich. Das Spiel wurde mir zu Testzwecken von Sony zur Verfügung gestellt.

Sony Horizon Forbidden West (PS5, EN)
Game
EUR53,55

Sony Horizon Forbidden West

PS5, EN

Sony Horizon Forbidden West
Game

Sony Horizon Forbidden West

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