HiSilicon Kirin Tianguang 800: Fake News, sagt Huawei
Ein neuer Huawei-Chip wird geleakt. So weit, so gewöhnlich. Ungewöhnlich ist die Reaktion des Herstellers. Mit nur drei Schriftzeichen gelingt ihm ein grosser Wurf.
Es geschieht sehr selten, dass ein Hersteller auf Leaks reagiert. Doch als ein Leaker behauptete, die Details des neuen Kirin System-on-a-Chip (SoC) zu kennen, hat Huawei reagiert. Die Antwort fällt in einem Kommentar auf den Post kurz aus: «假消息». Übersetzt «Fake News».
Es ist heikel, wenn sich ein Hersteller offiziell zu einem Leak äussert. Zu gross die Gefahr, zu viel zu verraten oder etwas zu bestätigen, das noch nicht spruchreif ist.
Ein soziales hin und her
Alles fing mit einem offiziellen Teaser an, den Huaweis Tochterfirma HiSilicon gepostet hat.
Auf dem roten Bild läutet HiSilicon – Hersteller des Kirin System-on-a-Chip – das neue Jahr ein. Unter der Zahl 2022 steht auf Chinesisch «向「芯丨而行». Übersetzt bedeuten das «Towards the Core», also «Auf in Richtung des Kerns».
Es vergingen nur wenige Stunden bis in den sozialen Medien Chinas folgendes Bild aufgetaucht ist.
Das Bild ist von Leaker 狐宫牧铃 – ein Name, der sich mit «Fuchspalast Schäferglocke» übersetzt, was kaum korrekt sein dürfte – auf die chinesische Social-Media-Plattform Sina Weibo gestellt worden.
Mit dem Bild ist auch der Name bekannt geworden: Tianguang 800 oder 天光800. Die Glaubwürdigkeit des Namens ist hoch, da sich Huawei gerne Begriffen aus der chinesischen Mythologie bedient. Der wohl bekannteste Begriff ist der des gesamten SoC selbst: Kirin.
Doch kurz darauf setzte Huawei dem Gerücht um den Tianguang 800 mit drei 汉字, also chinesischen Schriftzeichen, ein Ende. Nur kein klares.
Was genau ist daran Fake?
Wenn ein Hersteller reagiert, dann gibt er Informationen raus. Natürlich sind Leaks ungünstig. Schliesslich will der Hersteller nicht, dass die Informationen mit Fanfaren und Medien kommen. Wenn er einen Leak kommentiert, wirft ein Hersteller den Medien etwas zum Frass vor, wie in diesem Falle Huawei. Je ausführlicher die Antwort, desto grösser die Gefahr, dass auf diesem Weg zu viele Infos veröffentlicht werden. Wenn Huawei jetzt gesagt hätte «Ja stimmt, der Tianguang kommt», dann wäre die grosse Pressesause ausgeblieben. Wenn Huawei mehr als nur «Fake News» gesagt hätte, dann wüssten wir etwas wie «Huawei arbeitet an keinen Chips».
Mit «假消息» lässt Huawei sich aber alles offen. Denn es ist nicht ganz klar, was denn falsch an den News ist:
- Der Name 天光800?
- Dass da ein Chip kommt?
- Das Bild?
Damit hat Huawei gewonnen und einen cleveren Schachzug gemacht: Die Medien schreiben über eine Reaktion, feuern gleichzeitig aber die Spekulation über neue Chips an. Ein besserer Marketing-Move könnte nicht gelingen, wenn das Unternehmen es probieren würde.
Journalist. Autor. Hacker. Ich bin Geschichtenerzähler und suche Grenzen, Geheimnisse und Tabus. Ich dokumentiere die Welt, schwarz auf weiss. Nicht, weil ich kann, sondern weil ich nicht anders kann.