Haustier Igel: Eine stachelige Angelegenheit in jeder Hinsicht
Im Frühling kommt Leben in die Natur – auch dank der Igel, die ihre Kreise ziehen. Solltest du jemals einen von ihnen aufpäppeln und auf die Idee kommen, ihn als Haustier zu behalten: Lass es! Ich sage dir, weshalb.
«Achtung! Es hat wieder Igel auf der Strasse.» Hörst du Radio, dann ist dir dieser Warnhinweis dieser Tage bestimmt zu Ohren gekommen. Nach dem Winterschlaf machen sich die bei uns heimischen Braunbrustigel zunächst auf Futtersuche und dann auch schon bald auf Brautschau. Gerade für Letzteres gehen sie weite Wege: Während der Paarungszeit legen Igelmännchen pro Nacht bis zu fünf Kilometer zurück. Dabei überqueren sie öfter auch Strassen, wo es schnell mal gefährlich werden kann.
Mir zerreisst es jedes Mal fast das Herz, wenn ich einen überfahrenen Igel sehen muss. Weil sie bevorzugt in der Nacht unterwegs sind, siehst du die kleinen Tierchen während der Fahrt bei aller Umsicht erst spät, häufig leider zu spät. Zusammenstösse mit Fahrzeugen enden für Igel in den meisten Fällen tödlich.
Lass die Igel-Profis ran
Bei anderen Gelegenheiten kann es durchaus vorkommen, dass du auf einen verletzten oder kranken Igel triffst, sei es beim Spaziergang in der Natur oder im eigenen Garten. Möchtest du bei einer solchen Begegnung alles richtig machen, beachte bitte folgendes: Lass die Finger vom Igel, wenn es situationsbedingt nicht dringend nötig ist.
Ein hilfsbedürftiges Tier ist ein Fall für Fachleute. Anlaufstellen gibt es in der ganzen Schweiz, du findest sie bei Vereinen wie pro Igel oder beim Igelzentrum. Erreichst du auf die Schnelle niemanden, spricht nichts dagegen, dass du den versehrten Igel mit der entsprechenden Vorsicht mit nach Hause nimmst. Auch dafür gibt es von fachlicher Seite wertvolle Tipps.
Hast du nun einen Igel – entgegen aller Anraten – auf eigene Faust gesund gepflegt und möchtest ihn als Haustier behalten, schmink dir das gleich wieder ab. Der Europäische Braunbrustigel ist ein geschütztes Wildtier. Das eidgenössische Natur- und Heimatschutzgesetz verbietet es, ihn einzufangen, zu verkaufen und zu kaufen. Der Igel als Haustier ist verboten. Tust du es trotzdem und wirst erwischt, machst du dich strafbar.
Die Ausnahme, die die Regel bestätigt
Verbot hin, Verbot her, es gibt einzelne Igelarten, die du als Haustier halten darfst, zum Beispiel den Afrikanischen Weissbauchigel.
Putziges Kerlchen, nicht wahr? Dass bei diesem Anblick Herzen schmelzen und der Wunsch nach einem solchen Haustier spriesst, ist verständlich. Kommt dazu, dass seit einigen Jahren herzallerliebste Igelfotos in den Sozialen Medien für Furore sorgen. Der deutsche Instagram-Account Mr.Pokee etwa versorgt seine rund 1,7 Millionen Follower regelmässig mit süssem Igel-Content.
So weit, so gut … oder eben schlecht. Auch wenn Exoten wie der Weissbauchigel als Haustier erlaubt sind, geeignet dafür sind sie in keinster Weise. Fachleute sind sich einig, dass es so gut wie unmöglich ist, Weissbauchigel im Haus artgerecht zu halten. Abgesehen davon, dass es keine Streicheltiere sind, so sind sie sowieso erst dann aktiv, wenn du normalerweise schläfst: in der Nacht. Des Weiteren kann kein Gehege dem Bewegungsdrang der Tiere gerecht werden.
Erschwerend hinzu kommt, dass die Zucht den Weissbauchigel krankheitsanfällig gemacht hat. Es treten vermehrt genetisch bedingte Krankheiten auf, beispielsweise das «Wobbly Hedgehog Syndrome». Das lässt sich am ehesten mit der Multiplen Sklerose (MS) beim Menschen vergleichen. Heilung gibt es keine, die Erkrankung endet früher oder später immer mit einem qualvollen Tod.
Berücksichtigst du das alles, wirst du wohl mit mir einig gehen, dass die Haltung eines Weissbauchigels sinnlos ist. Willst du dennoch unbedingt einen Igel, brauchst du eine Bewilligung. Die kriegst du nur mit dem entsprechenden Sachkundenachweis, für den du zuerst einen mehrstündigen Kurs absolvieren musst. Und für diesen Kurs gibt es in der Schweiz genau einen Anbieter.
Ich weiss nicht, wie es dir geht, für mich schreit nur schon dieses Prozedere förmlich: «HALTET KEINE WEISSBAUCHIGEL!»
Flauschige und stachelige Alternativen
Allem Abraten zum Trotz: Ja, auch wir haben Igel in unserem Galaxus-Sortiment. Und die kannst du dir auch bedenkenlos zulegen. Sie sind anspruchslos in der Haltung und lassen sich nur zu gerne streicheln.
Du magst es dennoch stachelig? Dann überleg dir die Anschaffung von Kakteen. Die sind erst noch pflegeleicht.
Titelfoto: UnsplashIch bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.