Produkttest

Eizo Foris Nova: Ist das noch ein Monitor?

Kevin Hofer
22.10.2020

Der Foris Nova ist eher Kunstwerk als Monitor. Ein Kunstwerk, das Hammer Bildqualität bietet, aber aufgrund des Designs, der Grösse und des Preises in keine Nische passt und deshalb nutzlos ist.

Exklusiv. Das beschreibt den Foris Nova am besten. Nur 500 Stück wurden von dem Monitor, den Eizo vor allem zum Filme- und Seriengucken promotet, produziert. Geil sieht das Teil auf jeden Fall aus. So gar nicht wie ein Monitor. Er löst in mir das Verlangen aus, ihn zu besitzen. Obwohl er mit über 1000 Franken zu teuer ist für ein 22-Zoll-Monitor.

  • Display: 22 Zoll OLED mit 3840×2160 Pixeln im 16:9-Format
  • Kontrastverhältnis: 1000000 :1
  • Reaktionszeit (grau zu grau): 1.67 ms
  • Helligkeit: 330 cd/m²
  • Blickwinkel: 178° / 178°
  • Bildwiederholrate: 60 Hz
  • Anschlüsse: 2x HDMI Type 2.0 und 1x Klinke 3.5mm
  • VESA kompatibel
  • Lautsprecher: 2x 1 Watt
  • Grösse und Gewicht: 525.8×358.5×285 Millimeter (mit Standfuss) und 3,2 kg

Das Design und die Sache mit der mangelnden Ergonomie

Der Nova ist dünn, verdammt dünn. Knapp 12 Millimeter ist er schlank – ohne Standfuss. Schon nur deshalb ähnelt er keinem herkömmlichen PC-Monitor. Eingefasst ist er in Metall, einzig die breiten Ränder sind aus Kunststoff. Wo andere Hersteller dem Trend zu randlosen Displays folgen, geht Eizo mit dem Foris Nova den umgekehrten Weg und verpasst ihm 22 Millimeter dicke schwarze Ränder. Ebenfalls einen anderen Weg geht das Unternehmen mit der Stütze: Statt eines Monitorständers spendiert Eizo dem Nova einen Kickstand, ähnlich dem des Surface Pro von Microsoft. Alles in allem wirkt das Teil super verarbeitet.

Alles am Gerät schreit: Ich bin einzigartig. Die Ergonomie leidet jedoch darunter. Der Monitor lässt sich nicht in der Höhe verstellen und nur von 11° bis 30° neigen. Immerhin kannst du ihn aufgrund des geringen Gewichts von 3,2 Kilogramm einfach auf der Unterlage schwenken. Pass aber auf, worauf du das machst. Auf Glas könnte die metallene Konstruktion tiefe Narben hinterlassen. Zum längeren Arbeiten ist der Eizo nur bedingt geeignet. 22 Zoll empfinde ich einen Monitor, an dem ich den ganzen Tag arbeite, zu klein. Hinzu kommt die mangelnde Ergonomie. Eizo vermarktet das Gerät zu Recht als Multimedia-Monitor und legt den Fokus auf Konsum statt Arbeit. Deshalb kann es sich der Nova auch leisten, so einzigartig auszusehen. Er ist definitiv ein Blickfang.

Blickfang dürften auch die Kabel sein, die du unten am Kickstand anbringt, um den Monitor mit dem Computer zu verbinden. Die lassen sich nämlich nirgends verstecken. Leider fehlt dem Monitor ein USB-C- oder Display-Port-Anschluss. Das Netzkabel – das übrigens an ein externes Netzteil angeschlossen wird – und die HDMI-Kabel verbindest du unten am Kickstand. Auf der rechten Seite des Kickstands befinden sich die Bedienelemente, links befindet sich der Klinkenanschluss.

Die Bildqualität

Ist der Monitor erstmal angeschlossen, geraten die Kabel jedoch schnell in Vergessenheit. Das Bild des Foris Nova ist eine Wucht. Ich kann nicht widerstehen und muss mir als erstes eine Folge der Südkoreanischen Serie «Kingdom» reinzuziehen. Jetzt weiss ich, wieso Kollege und TV-Experte Luca Fontana seinen Job und OLED-TVs so sehr mag. Daran könnte auch ich mich gewöhnen. Die knackigen Farben und vor allem die tollen Schwarzwerte. Mein LCD-Fernseher und meine Monitore sehen echt blass aus gegenüber dem Foris Nova. Schade, können die zwei 1 Watt Lautsprecher bei Weitem nicht mit dem Bild mithalten. Die sind echt mies und ich würde sie nur im Notfall benutzen.

Gemäss Eizo deckt der Foris Nova 80 Prozent des BT.2020-Farbraums ab. Üblich ist bei diesem neueren Standard 70 Prozent. Nebst dem Medienkonsum soll der Monitor auch für «farbkritische Arbeiten wie Postproduktion, 3D-Computergrafik und Animation in der Medien- und Unterhaltungsindustrie» taugen. Deshalb ist auch die Abdeckung in den gängigen Farbräumen wie sRGB, Adobe RGB und DCI-P3 entscheidend. Bevor ich diese Tests mit unserem Colorimeter x-rite i1Display Pro durchführe, mache ich mir mit dem Eizo-Monitortest ein subjektives Bild. Ich stelle keine Pixelfehler fest, das Bild ist homogen, die Farbabstände sind differenziert und der Verlauf ist gleichmässig. Einzig bei der maximalen Helligkeit erkenne ich Unterschiede zu meinen IPS-Monitoren. Diese leuchten deutlich heller.

Hier die Farbraumabdeckungen:

  • sRGB: 99,9 Prozent
  • Adobe RGB: 97,4 Prozent
  • DCI-P3: 98,2 Prozent

Das sind absolut geniale Werte. Selbst beim speziell für Grafiker ausgelegten Asus ProArt PA32UCX habe ich nicht derart gute Werte gemessen. Bei der Ausleuchtung liefert der Foris Nova hingegen Werte am unteren Ende der Skala:

Zum Vergleich: Der Samsung G9 hat im Review Werte zwischen 542 und 630 Nits erreicht. Davon ist der Foris Nova weit entfernt. OLED-Monitore erreichen jedoch sowieso nicht so hohe Luminanz-Werte wie LCDs. Das Display ist mir während der ganzen Testzeit auch nie als zu dunkel vorgekommen. Dennoch: Von den auf dem Blatt versprochenen 330 Nits ist der Foris Nova weit entfernt. Dafür ist er relativ gleichmässig ausgeleuchtet.

Selbstverständlich kannst du auf dem Nova auch gamen. HDR-Inhalte sehen auf dem OLED genial aus. Leider bietet er nur 60 Hz, weshalb er wohl für die Meisten als Gaming-Monitor durchfällt. Hinzu kommt, dass er weder über Freesync noch G-Sync verfügt.

Die Bedienung

Eizo ist es ernst mit der Ausrichtung auf Multimediakonsum und legt dem Foris Nova eine Fernbedienung bei. Die brauchst du auch, denn fortgeschrittene Einstellungen sind nur über den Controller möglich.

Über die Steuerelemente rechts am Kickstand lassen sich die Quellen und Lautstärke anpassen. Dort kannst du den Monitor auch ein- oder ausschalten. Für alle weiteren Einstellungen ist die Fernbedienung nötig. Nicht mal ins Menü kommst du ohne.

Nebst den oben beschriebenen Funktionen kannst du auf der Fernbedienung direkt HDR-Einstellungen vornehmen und die Helligkeit anpassen. Im Menü selbst stehen dann zusätzlich die üblichen Einstellungsmöglichkeiten wie Farbe und Sprachauswahl zur Verfügung. Das Menü ist kurz, dafür übersichtlich.

Fazit: Hammer Teil, das zu Recht limitiert ist

Der Eizo Foris Nova liefert ein Hammer Bild und sieht gut aus. Bei der Ergonomie musst du jedoch Abstriche machen. Hinzu kommt, dass der Monitor mit 22 Zoll eher klein ist.

Eizo bewirbt ihn für den Medienkonsum, aber wer zieht sich heute noch gerne auf 54 Zentimeter Bildschirmdiagonale seine Filme und Serien rein? Und zum Arbeiten ist er – zumindest für mich – definitiv zu klein. Ich brauche mindestens 27 Zoll, damit ich einen ganzen Tag daran arbeiten kann. Für Leute, die grafisch Arbeiten, die zweite potenzielle Zielgruppe von Eizo, ist das wohl auch zu klein. Du siehst dank der 2160p-Auflösung zwar jedes Detail, aber dafür musst du ganz nahe ran. Für die dritte Zielgruppe, die Gamer, ist die Grösse je nachdem nur bedingt ein Dealbreaker. Hier ist eher die tiefe Bildwiederholrate von 60 Hz ein No-Go.

Für wen könnte der Bildschirm also was sein? Ich sehe effektiv nur Leute als Abnehmer, die sich in das Design des Teils verlieben und das nötige Kleingeld mitbringen. Wobei ich beim letzten Punkt bin: Knapp 1050 Franken sind verdammt viel Geld für einen 22-Zoll-Monitor, der in keine Nische passt.

Schade, für so ein geiles Stück Technik. Hätte Eizo den Monitor schon nur in 27 Zoll gebaut, er wäre perfekt. Zumindest für meine Ansprüche und wohl auch für die von Grafikerinnen. Auch für Gamer müssten die 60 Hz kein Dealbraker mehr sein, wenn noch G-Sync oder Freesync an Bord wären. Schade Eizo, so ist der Foris Nova eine verpasste Chance. Hoffentlich baut ihr den noch grösser. Dann kaufe ich ihn mir. Einfach so als Statement.

Eizo Foris Nova (3840 x 2160 Pixel)
Monitor
Energielabel D

Eizo Foris Nova

3840 x 2160 Pixel

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