DJI Neo im Test: die ideale Drohne für Anfänger wie mich
Ultraklein, ultraeinfach, ultragut: Die DJI Neo begeistert mich als Drohnen-Neuling total. Doch Profis kritisieren die Videoqualität des günstigen Fluggeräts. Der Test soll zeigen, ob das wirklich so schlimm ist.
Update 11.November 2024:
Wie im Artikel angetönt, liefert DJI zusätzliche Funktionen per Update nach. Mit der Firmware V01.00.0400 werden unter anderem zwei wichtige neue Funktionen nachgeliefert. So kannst du direkt Clips im vertikalem Format und 1080p Auflösung für Social-Media-Formate wie Instagram Reels oder TikTok Videos aufzeichnen. Die Steuerung direkt auf dem Handybildschirm ist nun im Querformat und Vollbildmodus möglich.
Zudem wird die Geschwindigkeit im Verfolgermodus erhöht. Statt mit 21 km/h kann die Neo nun eine Person etwa auf einem Bike mit bis zu 33 km/h verfolgen. Weitere Neuerungen: Unterstützung für DJI Goggles N3, Liveview-Stabilisierung für alle Goggles, Audioaufnahmen auch mit Fernsteuerungen, Rauschunterdrückung bei Audioaufnahmen nun in zwei Varianten plus diverse Verbesserungen und Fehlerbehebungen.
Abgehoben habe ich bisher kaum einmal – meine Gadget-Tests sind bisher immer auf dem Boden geblieben. Daher bin ich ein ideales Testobjekt für den ersten Flug mit der DJI Neo, der neuen Kameradrohne des chinesischen Herstellers. Die Drohne richtet sich nämlich an Drohnen-Neulinge wie mich. Im Video ganz oben kannst du meine ersten Flugerfahrungen mitverfolgen.
Die grossen Stärken: schnell und unkompliziert
Tatsächlich ist das wohl die erste Drohne, mit der du ganz ohne Training bereits nach zehn Minuten erste gelungene Videos aufnehmen kannst. Die Bedienung der Grundfunktionen ist einfach; das Starten und Landen aus der Hand gelingt problemlos.
Für mich ist die grösste Stärke der DJI Neo der schnelle Einsatz ganz ohne Smartphone: Ich starte die Drohne, wähle direkt über das Fluggerät einen Aufnahmemodus und fliege gleich los. Um einen zweiminütigen Clip zu drehen, brauchst du kaum mehr als zweieinhalb Minuten. Die Drohne ist nur etwas grösser als eine Handfläche und wiegt 137 Gramm. Damit lässt sie sich ganz einfach überallhin mitnehmen.
Dafür braucht es das Handy trotzdem
Ganz ohne Smartphone komme ich aber doch nicht aus. Vor dem ersten Flug muss ich die Drohne mit der App verbinden und registrieren. Wichtig zudem für Neulinge: Erkundige dich nach den geltenden Regeln für Drohnen.
Auch sonst ist es ratsam, das Smartphone immer zur Hand zu haben, falls bei den vollautomatischen Flugmanövern etwas schiefgehen sollte. Mir ist das in den ausführlichen Tests nur einmal passiert. Zunächst lief alles so gut, dass ich ohne Bedenken an meinem ersten Ferientag in Italien auf einem Bootssteg die Drohne gestartet habe. Dann gab es allerdings einen ziemlichen Schreckmoment.
Die Neo hatte offensichtlich die Orientierung verloren. Sie ist aufgestiegen, schräg und viel zu weit neben mir zurückgeflogen, wieder retour gedüst und hat sich dann glücklicherweise einen Steg zehn Meter weiter links für eine Landung ausgesucht – und nicht den Lago Maggiore.
Ich war so perplex, dass ich es bis dahin nicht geschafft hatte, die manuelle Steuerung zu übernehmen. Das Problem war wohl der Länderwechsel. Nachdem ich die Drohne ein erstes Mal in Italien mit der App gekoppelt hatte, lief die Automatik wieder problemlos.
In diesem kurzen Clip siehst du, wie die Drohne mich aus dem Blick verliert und mich in der Nähe der Mauer sucht. Der weitere Flug wurde nicht mehr aufgezeichnet.
Videoqualität: So gross ist das Problem
Schau dir am besten das Video ganz oben im Artikel an, dort siehst du viele Aufnahmen direkt von der Drohne und kannst so selbst die Qualität beurteilen. Von vielen Testerinnen und Testern wird diese stark kritisiert – die meisten nutzen aber auch regelmässig hochwertige und deutlich teurere Drohnen für Flugaufnahmen.
Ich sehe das unter zwei Gesichtspunkten: Einerseits kann ich für 200 Franken oder Euro keine Topqualität erwarten. Andererseits gibt es tatsächlich Verbesserungspotenzial. Die Aufnahmen direkt aus der Drohne wirken, als wären sie durch einen Instagram-Filter gejagt worden. Der Kontrast ist hochgedreht, alles wird nachgeschärft, die Gesichter aber geglättet.
Schade ist, dass du in der App an den Bildeinstellungen gar nichts verändern kannst. Das funktioniert nur, wenn du eine Fernbedienung anschliesst. Dann kannst du in den Einstellungen den Weissabgleich manuell vornehmen und unter «Stil» die Schärfe und die Rauschentfernung verringern oder ausschalten. Doch gerade als Einsteiger möchte ich ja keine Fernbedienung nutzen, sondern die Drohne möglichst automatisch fliegen lassen.
Hoffentlich liefert DJI per Update diese Funktion auch für den Betrieb nur mit dem Smartphone nach. Vielleicht wird auch die Basiseinstellung noch angepasst. Der Hersteller ist durchaus dafür bekannt, mit der Zeit durch Anpassung der Software die Drohnen jeweils noch zu verbessern. Seit der Lancierung vor einigen Wochen gab es jedenfalls schon mehrere Firmware-Updates.
Wer die idealen Einstellungen für eine möglichst gute Videoqualität sucht, findet beispielsweise in diesem Video eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Reicht nur die Drohne?
Das kommt sehr auf den Einsatzzweck an: Willst du nur kurze Clips für Social Media oder für Freunde drehen, dann dürfte die Basis für knapp 200 Franken oder Euro gut ausreichen. Allerdings kannst du in der Praxis mit einem Akku nur rund 13 bis 15 Minuten fliegen. DJI gibt 18 Minuten Laufzeit an.
Ein Zusatzakku kostet 45 Franken oder Euro. Diesen kannst du nicht direkt, sondern nur an der Drohne angedockt laden – Oder im separat erhältlichen Ladegerät, das bis zu drei Batterien gleichzeitig auflädt und 40 Franken oder Euro kostet.
Wenn du Vielflieger bist, lohnt sich auch gleich die «Fly More Combo» mit Drohne, drei Akkus, Ladegerät und Fernbedienung für 349 Franken oder Euro. Dann kannst du auch die oben erwähnten Einstellungen für die bessere Videoqualität vornehmen – und bei Bedarf auch mal einen Flug ausserhalb der vorgegebenen Bewegungsmuster wagen.
Fazit
Viel Drohne fürs Geld
Die DJI Neo ist eine perfekte Drohne für Neulinge: günstig, einfach zu bedienen und mit vielen praktischen Voreinstellungen. Diese Automatiken für Flugaufnahmen funktionieren ausgezeichnet. Sie sind aber primär darauf ausgelegt, sich selbst und die Umgebung auf kurze Videoclips aufzunehmen.
Angesichts des tiefen Preises ist die mittelmässige Videoqualität erwart- und vertretbar. Schade ist, dass bisher nur Expertinnen und Experten die beste Bildqualität einstellen können. Hier muss der Hersteller mit einem Update noch nachliefern.
Für Neulinge hingegen dürfte die DJI Neo die perfekte «Einstiegsdrohne» (oder eher «Einstiegsdroge») für Luftaufnahmen sein. Dank der Möglichkeit, sie mit dem Smartphone oder einer Fernbedienung zu steuern, kannst du dich auch langsam an die Profi-Geräte herantasten.
Pro
- einfache Bedienung
- attraktiver Preis
- kompakt und leicht
- 22 GB Speicher direkt integriert
- direkter Start nur mit der Drohne
Contra
- mittelmässige Videoqualität
- weniger Einstellmöglichkeiten ohne Fernbedienung
Gadgets sind meine Passion – egal ob man sie für Homeoffice, Haushalt, Smart Home, Sport oder Vergnügen braucht. Oder natürlich auch fürs grosse Hobby neben der Familie, nämlich fürs Angeln.