Digital Detox: So schaltet Europa ab
Hinter den Kulissen

Digital Detox: So schaltet Europa ab

Smartphone aus, Kopf frei? Eine repräsentative Umfrage im Auftrag von Galaxus zeigt: Während vor allem Frankreich und Österreich auf den digitalen Entzug setzen, geht die Schweiz selten offline. Die Gründe sind dennoch überall dieselben: Wer das Handy abschaltet oder weglegt, sucht mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys.

Ratgeber, Workshops und hunderttausende Hashtags in den sozialen Medien zeigen: Viele Menschen suchen Entschleunigung. Ein Heilmittel heisst Digital Detox. Gemeint ist der zeitweise Verzicht auf Computer, Tablet und vor allem Smartphone. Doch in einer Welt, in der das Handy fast immer griffbereit ist, fällt es vielen schwer, darauf zu verzichten.

Wie oft nehmen sich Europäerinnen und Europäer bewusst eine Auszeit von der digitalen Welt? Was bewegt sie dazu und welche Herausforderungen und Strategien spielen dabei eine Rolle? Im Rahmen einer repräsentativen Studie des Marktforschers YouGov Schweiz im Auftrag des Onlinehändlers Galaxus haben je über 1000 Personen aus der Schweiz, Deutschland, Österreich, Italien und Frankreich zu diesen Fragen Auskunft gegeben.

Offline? Für viele kein Thema

In der Schweiz ist der Drang nach ständiger Erreichbarkeit und Zugang zu Unterhaltung und Information besonders ausgeprägt: Vier von zehn der befragten Personen geben an, dass sie sich nie eine digitale Auszeit nehmen. In Frankreich und Österreich dagegen ist ein Viertel der Befragten täglich eine Weile offline, und knapp die Hälfte mindestens einmal im Monat. Italien und Deutschland befinden sich in der Mitte des Spektrums.

Auch beim Alter gibt es Unterschiede: Vor allem junge Menschen gehen oft bewusst offline. Und während mehr als die Hälfte der 45- bis 79-Jährigen selten bis nie gezielt auf digitale Geräte verzichtet, gibt gleichzeitig ein Viertel der Ü60-Jährigen an, sich täglich eine Auszeit zu gönnen.

Obwohl die Menschen in der Schweiz seltener Digital Detox betreiben als jene in den Nachbarländern: Wenn sie es tun, dann richtig. Acht von zehn Befragten aus der Schweiz, die angeben, digitale Auszeiten zu nehmen, gehen mehrere Stunden bis mehrere Tage offline. Im Rest Europas gönnen sich sieben von zehn Personen Auszeiten von mehr als einer Stunde. Der Trend zu mehrstündigen Pausen zeigt sich auch in der Verteilung nach Altersgruppen, wobei die digitalen Auszeiten bei jungen in der Regel kürzer sind als bei älteren Menschen. Und: Je seltener die Pausen sind, desto länger werden sie tendenziell.

Zeit für Hobbys, Freunde und Familie

Die Motivation für eine digitale Auszeit ist vielfältig, und doch sind die Hauptgründe überall dieselben: Vielen geht es darum, durch den vorübergehenden Verzicht auf digitale Geräte mehr Zeit für Familie, Freunde und persönliche Interessen einzuräumen. In Österreich und Frankreich hoffen zudem besonders viele Menschen auf besseren Schlaf und mehr Konzentration, in Italien ist derweil Stress vergleichsweise oft ein Grund für die digitale «Entgiftung».

Auch über alle Generationen sind mehr Zeit für Familie, Freunde und Hobbys die wichtigsten Motive für den digitalen Entzug. Bei den Jungen spielt zusätzlich häufig der Wunsch nach besserem Schlaf, weniger Stress und digitalem Konsum sowie mehr Produktivität eine Rolle.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Mit welchen Strategien setzen die Europäerinnen und Europäer ihre digitalen Pausen um? In der Schweiz, Deutschland, Österreich und Italien legen die meisten der Befragten ihr Handy einfach beiseite oder schliessen es weg. In Frankreich hingegen schaltet mehr als ein Drittel der Menschen das Gerät aus. Ein Viertel der Deutschen nutzt feste «Offline-Zeiten» und in Österreich sind «Offline-Zonen» beliebt, in denen digitale Geräte zum Beispiel bewusst aus gewissen Räumen verbannt werden.

Zwischen FOMO und Familie

Der digitale Verzicht hat aber auch seine Tücken: Ein Drittel der Französinnen und Italiener findet digitale Auszeiten schwierig, weil sie für Freunde und Familie erreichbar bleiben wollen. In Deutschland plagt zudem viele Menschen die «Fear of Missing Out», kurz FOMO – die Angst, etwas Wichtiges zu verpassen, wenn sie offline sind. In der DACH-Region fehlt jedem Fünften schlicht die Disziplin, wirklich abzuschalten, während rund vier von zehn Personen angeben, keine Probleme mit digitalen Auszeiten zu haben.

Auch für die 15- bis 44-Jährigen ist die zentrale Herausforderung des Digital Detox, für Freunde und Familie erreichbar sein zu wollen. Rund einem Viertel fehlt die Disziplin und jeder Fünfte gibt zu, dass es schwerfällt, die Zeit ohne digitale Geräte zu füllen. Ebenso viele möchten nichts verpassen. Entspannt sind dagegen Menschen ab 60 Jahren – die Hälfte der Befragten hat kein Problem damit, sich eine Auszeit vom digitalen Dauerfeuer zu gönnen. Und wenn, dann wollen sie vor allem für ihre Liebsten erreichbar sein.

Übrigens: Personen, die angaben, nie eine Auszeit zu nehmen, tun dies vor allem deshalb nicht, weil ihnen die Motivation dazu fehlt.

Wie sieht es bei dir aus? Nimmst du dir regelmässig eine digitale Auszeit, oder fällt es dir schwer, das Smartphone oder Tablet beiseitezulegen? Teile deine Erfahrungen, Tipps oder Herausforderungen in den Kommentaren – wir sind gespannt!

Titelbild: Shutterstock

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