Auvisio Schlaf-Headset
6 h, Kabellos
Der Sleep HS.BT von Auvisio bietet einen veralteten Verbindungsstandard, null Ergonomie und grottigen Sound. Also alle Eigenschaften für ein unvergessliches Hörerlebnis.
Meine Frau hört zum Einschlafen Hörbücher. Immer dieselben: Harry Potter. Wenn sie die Reihe durch hat, fängt sie wieder von vorne an. Sie braucht das, um abzuschalten. Ich finde die Geschichten um den jungen Zauberer zwar okay, aber nicht zum hunderttausendsten Mal. Deshalb trägt meine Frau Kopfhörer. Billige, die mit dem Smartphone kamen. Die haben sich unsere Kinder kürzlich zur Brust genommen. Ergebnis: Sie sind nicht mehr auffindbar. Deshalb versucht sie es jetzt mit dem Schlafstirnband von Auvisio. Das Teil kommt von PEARL Schweiz CH. Für mich der Inbegriff von Trash. Ich erwarte deshalb nichts.
Die Idee hinter dem Schlafstirnband ist simpel: Im Band stecken die Hörer und der Empfänger, der auch das Bedienelement enthält. Du musst sie nur im Band ausrichten. Das ist jedoch alles andere als simpel. Und wenn die Dinger mal in Position sind, verrutschen sie innert Kürze wieder. Hinzu kommt, dass du die Elektronik zum Laden aus dem Stirnband nehmen musst. Das ist äusserst mühsam. Es hat nur einen kleinen Schlitz, durch den du sie herausnehmen kannst. Es funktioniert nur, wenn du am Kabel ziehst, was bei Elektronik nie gut ist.
Fazit meiner besseren Hälfte: «Das ist obermühsam und ich will es nie mehr nutzen müssen.» Das Produkt ist bereits jetzt unten durch.
Ist die Elektronik draussen, fühle ich mich in die neunziger Jahre zurückversetzt. Es fehlt nur noch der Bügel und das On-Ear-Feeling wäre perfekt. Auch die Kabel und das Bedienelement erinnern mich an Technologie aus meiner Jugend. Ich hatte billige, passive Lautsprecher vom Interdiscount für meinen Discman, die etwa so aussahen.
Geladen wird der Sleep HS.BT über Micro-USB. Genauso veraltet ist der Verbindungsstandard Bluetooth 4.0. Fairerweise muss ich sagen, dass für einen Schlafkopfhörer eine neuere Version des Standards nicht wirklich Sinn machen würde. Du liegst sowieso nicht mehr als fünf Meter vom Smartphone entfernt.
Geladen ist der Akku in etwa einer Stunde und hält dann ungefähr sechs Stunden. Zu wenig, wenn ich daran denke, wie mühsam es ist, die Elektronik aus dem Stirnband zu entfernen. Meine Frau ist sowieso kein Fan von kabellosen Hörern. Aber zum Schlafen eignen sich kabelgebundene Hörer aufgrund offensichtlicher Sicherheitsbedenken – Erstickungsgefahr – nicht.
«Das Stirnband ist aus Fleece und daher sehr kuschelig», sagt mir meine Frau. Im selben Atemzug meint sie aber, dass für sie das Teil im Sommer unbrauchbar ist: «Es wird viel zu heiss darunter.»
Nicht nur die Hörer verrutschen im Band, auch das Stirnband ist bei der kleinsten Bewegung nicht mehr dort, wo es sein sollte. Seitlich liegen geht zwar, aber die Kopfhörer drücken nach einer Weile zu stark.
Die Bedienung ist ebenfalls mühsam. Auf dem Bedienelement befinden sich drei Tasten: Wiedergabe, Plus und Minus. Die Steuerung funktioniert zwar, aber es ist schwierig, die richtige Taste unter dem Fleece zu ertasten.
Meiner Frau ist die Soundqualität egal. Das ist auch gut so. Ich finde nämlich, dass die Dinger schlicht scheusslich klingen. Ich höre mir testhalber die Cover-Version von «Head of the Table» von Styzmask an. Mein Körper kann zu diesem Stück nicht ruhig bleiben – in der Regel. Mit dem Sleep HS.BT regt sich nichts. Eigentlich gut so, es sind schliesslich Schlafkopfhörer. Trotzdem dürften sie klanglich etwas hermachen.
Ich habe nichts erwartet und wurde trotzdem enttäuscht. Der Sleep HS.BT ist schlicht Schrott. Meine Frau meint als Fazit: «Immerhin kann ich das Stirnband – und nur das Stirnband – im Winter noch zum Joggen nutzen.» Die Suche nach Schlafkopfhörern geht weiter. Bis dahin werde ich den Harry mithören müssen.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.