Die Samsung Galaxy Buds Pro im Review
Produkttest

Die Samsung Galaxy Buds Pro im Review

Livia Gamper
31.3.2021

Die Samsung Galaxy Buds Pro kommen mit aktivem Noise Cancelling und einer angeblich besserer Soundqualität. Ich habe die Kopfhörer getestet.

«Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul», heisst es doch so schön. Die Buds Pro gab’s gratis zum
Samsung Galaxy S21 Ultra Handy dazu. Weil die Buds Pro spannende Kopfhörer sind und für alle, die kein Ultra-Handy gekauft haben, nicht ganz günstig sind, habe ich sie getestet.

Die Galaxy Buds Pro sind die Weiterentwicklung der True-Wireless-Reihe von Samsung. Knapp ein Jahr nach den Galaxy Buds+ geht’s zu den Buds Pro. Dazwischen kamen noch kurz die Buds Live. Anders als die Apple Airpods Pro gibt’s die Samsung-Hörer nicht nur in weiss, sondern in drei Farben.

Samsung Galaxy Buds Pro (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer

Samsung Galaxy Buds Pro

ANC, 5 h, Kabellos

Samsung Galaxy Buds Pro (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR270,09

Samsung Galaxy Buds Pro

ANC, 5 h, Kabellos

Samsung Galaxy Buds Pro (ANC, 5 h, Kabellos)
Kopfhörer
EUR299,–

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Das Cancelling: mittelprächtig

Samsung hat schon bei den Buds Live aktive Geräuschunterdrückung eingebaut. Dort ist sie aber eher schlecht als recht. Das aktive Cancelling der Buds Pro ist definitiv besser. Die Buds Pro haben wie alle In-Ear-Kopfhörer schon mit den passenden Aufsätzen eine hohe passive Geräuschreduzierung. Diese fehlt bei den Buds Live.

Wenn ich mit den Ohrhörern im vollen Bus sitze, höre ich die Stimmen von plaudernden Mitreisenden noch gedämpft. Gespräche stören mich so nicht und ich höre keine privaten Dinge, die ich nicht hören will. Mit aktiviertem Noise Cancelling wird das Rauschen des Zugs von den Buds Pro einigermassen reduziert. An das ANC der Sony WF-1000XM3 kommen die Buds Pro aber nicht heran.

Die Stärke des ANCs kann in Samsungs Wearable App oder am Kopfhörer selbst eingestellt werden. In der App hast du die Optionen hoch, niedrig oder aus. Bei Sony kann das Noise Cancelling in zwanzig verschiedenen Stufen angepasst werden. Ob du das wirklich braucht, ist fraglich. Dennoch hätte ich mir bei den Buds Pro mehr Anpassungsmöglichkeiten gewünscht.

Das aktive Noise Cancelling der Buds Pro haut mich nicht aus den Socken, es ist aber auch nicht schlecht. Was mich stört, ist, dass sich Samsung bei einem alten, psychoakustischen Trick – den auch Apple bei den AirPods Pro bringt – bedient: Sobald du das Noise Cancelling aktivierst, erklingt ein relativ lauter Bestätigungston. Die Stille nach dem lauten Ton schreibst du dann dem Noise Cancelling zu. So entsteht für den Hörenden ein grösserer Unterschied und ein vermeintlicher Wow-Effekt, der eigentlich gar keiner ist.

Samsung hat auch das Gegenteil von aktivem Noise Cancelling in ihren Buds Pro verbaut: Die Passthrough-Funktion. Damit sollen laut Samsung Geräusche um bis zu 20 Dezibel lauter erscheinen. Eine leise Unterhaltung im Bus kannst du mit dieser Funktion so gut belauschen, dass es unheimlich ist. Für Stalker geeignet, mir macht das hingegen eher Angst. Du hörst jedes Wort viel lauter. Aber auch alle Umgebungsgeräusche werden viel lauter und das Rauschen verstärkt sich. Die Funktion nervt mich mehr als etwas anderes. Um einer Zugdurchsage zu lauschen, ist sie aber sehr nützlich.

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Klobige Dinger

Im Vergleich zu den Vorgängern sind die Buds Pro richtig gross geraten. Mit 6,3 Gramm pro Stück sind die Buds Pro und Buds+ zwar gleich schwer, die Buds Pro fühlen sich trotzdem klobiger an. Sie sind grösser und ragen dementsprechend mehr aus den Ohren. Auch die Form ist ungewohnt für Kopfhörer; mich erinnert sie an einen futuristisch aussehenden Mini-Trichter. Von den kleinen, bohnenförmigen Buds Live sind sie weit entfernt.

Beim Review der Buds Live habe ich den Fehler gemacht, diese falsch ins Ohr zu setzen. Damit das nicht wieder passiert, habe ich dieses Mal die detaillierte Beschreibung von Samsung aufmerksam durchgelesen. Dort steht, wie die In-Ear-Hörer genau ins Ohr einzusetzen sind. Die Buds Pro müssen leicht eingedreht werden. Das klappt bei mir ganz gut. Dennoch verrutschen sie bei mir schnell. Auch der kleinere oder grössere Aufsatz – Samsung liefert drei mit – schafft bei mir keine Abhilfe.

Das muss aber nicht heissen, dass dir die Ohrhörer nicht passen. Jedes Ohr ist anders. Wenn du aber eher Probleme mit grösseren In-Ear-Hörern hast, sind die Buds Pro möglicherweise nichts für dich. Für Menschen mit grossen Ohren sind die Buds Pro wahrscheinlich bequemer. Die Vorgänger Buds+ sassen bei mir so gut im Ohr, dass ich sie ewig drin behalten könnte.

Trotz schlechtem Sitz hatte ich beim Tragen der Buds Pro keine Schmerzen. Sobald ich sie jedoch mit einer Kappe oder liegend im Ohr hatte, wurden sie mir durch den herausragenden Teil zu fest ins Ohr gedrückt. Das tut dann schon nach kurzer Zeit weh.

Die empfindliche Steuerung

Die Steuerung der Buds Pro ist sehr akkurat und schnell. Das ist einerseits erfreulich, andererseits auch ärgerlich. Da bei mir die Hörer schnell verrutschen, muss ich sie oft nachjustieren. Dabei wechsle dann aus Versehens drei Mal den Song, stelle auf Pause oder ändere die Noise-Cancelling-Einstellungen – obwohl ich das gar nicht will. Die Steuerung lässt sich zum Glück komplett deaktivieren. Die Funktion habe ich beim Joggen oft gebraucht, da mir dort die Ohrhörer noch schneller verrutschen.

In der Wearable App kann die Steuerung angepasst werden. Du kannst entscheiden, ob du mit langem Drücken an den Ohrhörern die Geräuschkontrolle wechseln willst, einen Sprachbefehl eingeben, Lauter und Leiser stellen oder ob Spotify die Playlist wechseln soll. Das Wechseln der Playlist hat bei mir mässig funktioniert. Es wird nicht zwischen den Playlists gewechselt, die ich mir anhöre, sondern zwischen allen möglichen Spotify-Playlists.

Der Google Assistant funktioniert bei mir mit den Buds Pro zuverlässig. Auch sonst ist die Steuerung einfach aufgebaut: Mit ein Mal Tippen kannst du Musik abspielen oder anhalten, mit doppeltem Tippen spielt der nächste Titel und du kannst ein Anruf annehmen oder beenden. Bei einer dreifachen Berührung geht’s zurück zum vorherigen Titel.

Die Ansicht in der Samsung Wearable App.
Die Ansicht in der Samsung Wearable App.

Die Aussenseite der Buds Pro besteht aus einer spiegelnden Beschichtung, an der zwei kleine Mikrofone angebracht sind. Die haben einen Windschutz, der aber nur bei leichtem Wind vor störendem Windrauschen schützt. Will ich mit den Buds Pro Velo fahren, muss ich den Kopf leicht schräg halten, sonst höre ich ausser Wind nichts mehr.

Wie ist der Sound?

Die Treiber der Buds sind von AKG. AKG Acoustics gehört zu Harman, was wiederum ein Tochterunternehmen von Samsung ist. Also ist eigentlich alles von Samsung.

Ich finde den Sound der Buds Pro insgesamt gut. Die Höhen zischeln nicht und der Bass ist in meinen Ohren nicht überbetont. Jedoch empfinde ich die Mitten teils etwas platt. Diese kommen nicht so klar rüber, wie ich das vom Sennheiser Momentum True Wireless 2 gewohnt bin.

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Die Mitten werden immerhin nicht vom Bass übertönt, wie es bei V-Shaped-Sound bei vielen neueren Kopfhörern der Fall ist. Ohne Equalizer hört sich der Sound sehr neutral an. Wenn dir das nicht gefällt, kannst du in der App zwischen sechs Equalizer-Einstellungen wählen.

Bei Songs mit viel Gesang haben die Buds Pro Mühe. Der Gesang klingt für mich zu gepresst und dann wieder zu spritzig. Da fehlt mir die Ausgeglichenheit, die die Buds+ gut innehaben. Ansonsten ist der Sound in Ordnung.

Sonstige neue Funktionen und ein schönes Case

Nebst dem aktiven Noise Cancelling hat Samsung den Buds Pro noch einige weitere neue Features gesponsert. Es gibt das sogenannte Auto Switch. Damit kannst du wie bei Apple einfach die verschiedenen Audioquellen wechseln. Das funktioniert aber nur mit einem Galaxy-Gerät ab One UI 3,1. Mit meinem Xiaomi-Handy kann ich die Funktion nicht nutzen.

Wer ein Galaxy-Handy hat, kann auch Musik mit einer anderen Person, die ebenfalls die Galaxy Buds hat, teilen. Für Nicht-Samsung-User funktioniert aber auch das nicht. Samsung gilt nicht umsonst als Apple on Android.

Das Case, in dem die Buds Pro schlummern und laden, ist klein und handlich. Es passt sogar in die Mini-Tasche einer Frauenjeans. Ein kleines Lämpchen im Case gibt dir in drei Stufen den Akkustand an: Grün, gelb und rot leuchtet das kleine Status-LED. Das Case ist stabil gebaut. Ich habe nicht das Gefühl, dass demnächst der Deckel abfällt oder sich das Case in seine Einzelteile zerlegt. Die Scharniere schliessen bündig und zwei Stecker halten die Buds im Case. So sind sie gesichert und werden zuverlässig geladen, sobald du die Buds im Case platzierst.

Verbindung, Akku und Telefonqualität sind gut

Sobald ich die Buds aus dem Case nehme, verbinden sich die Ohrhörer schnell und zuverlässig mit meinem Xiaomi Mi 9T Pro. Die Bluetooth-Verbindung der Buds Pros ist bei mir durchgehend stabil, Unterbrüche oder sonstige Probleme habe ich nicht.

Die Buds Pro haben jedoch nur den Samsung Bluetooth Codec Scalable sowie SBC und AAC verbaut. SBC ist ein Standard-Codec, der verlustbehaftet ist, sodass du das beim Musikhören meistens merkst. AptX, der am weitesten verbreitete Codec für Android-Phones, suche ich vergebens. Dafür ist AAC verfügbar. AAC ist der Codec, der bei iPhones verwendet wird. Mein Xiaomi-Handy kann ich wie die meisten neuen Android-Handys aber einfach auf AAC umstellen und so vom guten Codec profitieren.

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Warum Samsung den Buds kein AptX spendiert hat, ist mir trotzdem nicht klar. AptX ist der Bluetooth-Standard für hochwertige Tonqualität mit Android-Handys. Auch die Buds+ haben nur SBC und AAC sowie Samsungs hauseigenen Samsung Scalable Codec verbaut. Samsung hätte AptX HD von Qualcomm lizenzieren oder den neueren Bluetooth-LE-Codec verwenden können – das wäre deutlich benutzerfreundlicher als die jetzige Lösung.

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Mit eingeschaltetem Noise Cancelling haben die Buds Pro gemäss Samsung etwa Akku für fünf Stunden. In meinem Test haben die Dinger das sogar leicht übertroffen. Das ist für Ohrhörer mit Noise Cancelling Durchschnitt. Immerhin gibt’s etwas mehr als bei den AirPods Pro; bei Apple gibt es bis zu 4,5 Stunden Musik.

Ohne aktiviertes Noise Cancelling haben die Buds Pro etwa 13 Stunden Akku. Das Ladecase bietet mit ANC weitere 13 Stunden Akkulaufzeit und 20 Stunden ohne aktives Noise Cancelling. Das heisst, dass ich die Buds Pro in der Praxis etwa alle drei Tage laden muss, wenn ich sie oft benutze, und sonst etwa ein Mal die Woche. Für die Ungeduldigen gibt’s dank Schnellladen mit fünf Minuten Laden etwa eine Stunde Musik. Kabellos laden geht auch, ist aber langsamer. Der Ladeanschluss ist USB-C, so wie das heute sein soll.

Die Qualität beim Telefonieren mit den Buds Pro ist in Ordnung. Nur einmal sagt mir eine Freundin, dass es etwas hallt. Eine andere Freundin findet, dass die Mikrofone der Buds mich nicht ganz so gut aufnehmen, wie wenn ich am Handy selbst spreche. Dafür kann ich mit den Buds im Ohr während dem Telefonieren den Abwasch machen und die Person am anderen Ende der Leitung versteht noch, was ich sage.

Mehr wasserfestigkeit als die AirPods Pro und eine Suchfunktion

Die Buds Pro könnte ich auch gleich mit abwaschen, sie sind nämlich IPX7-zertifiziert. Das sind die wenigsten Kopfhörer. Mit IPX7 kannst du die Ohrhörer abwaschen, beziehungsweise 30 Minuten lang in ein Meter tiefes Süsswasser einlegen. Die allermeisten In-Ears sind nur gegen Regen oder Schweiss geschützt (IPX2 bis IPX4). Die hohe IP-Zertifizierung ist ein grosses Plus der Buds Pro. Der beste Kopfhörer bringt dir mit einem Wasserschaden nichts.

Wer seine Ohrhörer nicht nur badet, sondern auch gerne verliert, ist mit den Buds Pro ebenfalls gut bedient: Samsung hat eine Suchfunktion in der App eingebaut. Die zeigt an, wo sich die Ohrhörer befinden. Das klappt aber nur, wenn die Buds Pros in Bluetooth-Reichweite und ausserhalb des Cases sind. Dafür lässt sich dann vom linken und rechten Hörer unabhängig ein moderat lauter Ton abspielen – der erinnert etwas an Vogelgezwitscher, die Kopfhörer lassen sich damit aber tatsächlich einigermassen gut finden.

Fazit: Für chaotische Menschen und Samsung-User

Die Buds Pro sind gute Ohrhörer, doch sie sind nicht für alle. Wer ein Samsung-Handy hat, ist im Vorteil, da einige Funktionen nur in Verbindung mit diesem funktionieren. Auch für Menschen ohne Samsung-Handy können sich die Buds Pro lohnen. Dank IPX7 Zertifizierung hast du einen Vorteil, wenn du deine Geräte gerne zum Baden mitnimmst. Dank der Suchfunktion sind auch Chaoten, die gerne mal einen Hörer verlegen, gut bedient. Seit mir mal im Tram ein Bud heruntergefallen ist und ich den fast nicht mehr finden konnte, freue ich mich immer über Suchfunktionen bei kleinen In-Ear-Kopfhörern.

Wer allerdings vor allem starkes Noise Cancelling sucht und viel Wert auf den Sound legt, der wird mit den Buds Pro wahrscheinlich nicht glücklich. Diese beiden Dinge sind nicht die Stärke der Samsung Buds Pro. Da sind Sony mit dem Noise Cancelling oder Sennheiser mit dem Sound stärker. Und auch Leute mit kleinen und empfindlichen Ohren sollten sich den Kauf der Buds Pro zwei Mal überlegen.

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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