

Die Harpe Ace ist ein Hauch von Nichts – und das ist gut so
Die neueste leichtgewichtige Maus von Asus ROG überzeugt im Test mit ihrer Verarbeitung und Genauigkeit. Einzig der hohe Preis dürfte viele abschrecken.
Nur 54 Gramm wiegt die Asus ROG Harpe Ace Aim Lab Edition. Damit ist sie eine der leichtesten Mäuse, die ich je bedient habe. Sie ist perfekt für First Person Shooter (FPS). Darauf ist die Partnerschaft mit Aim Lab ausgerichtet: Das FPS-Trainingsspiel soll dir dabei helfen, besser zu zielen. Mit dem Asus-Nager kannst du in einem Test eruieren, welche CPI-Einstellung perfekt für dich ist. Das ist zwar ein nettes Gimmick, aber nicht mehr.

Design: Perfekt für den Claw Grip
Die Harpe sieht auf den ersten Blick langweilig aus – wie eine normale Büro-Maus. Die Unterschiede liegen im Detail. Dank dem erhöhten Rücken schmiegt sich die Maus angenehm in meine Handfläche, wenn ich sie im Claw Grip halte. Aber auch der Palm oder Fingertip Grip sind möglich. Falls du keine Ahnung hast, was das bedeutet, hilft dir folgende Darstellung:
Mir passt die Grösse der Maus sehr gut. Als Referenz: Ich trage Handschuhgrösse L. Dank der angenehmen Form kann ich mit der Harpe länger zocken als mit anderen Mäusen. Für grössere Hände würde ich sie nur bedingt empfehlen. Im Palm Grip ragen meine Finger beinahe über die Haupttasten vorne hinaus.

Quelle: Kevin Hofer

Quelle: Kevin Hofer
Weiter sorgen Rillen auf den Seiten dafür, dass der Daumen und der kleine Finger guten Halt haben. Sollte dir das nicht ausreichen, legt Asus Grip Tape bei, damit du noch weniger verrutscht. Den Ringfinger kann ich bequem neben der rechten Maustaste platzieren, ohne dass er weggleitet. Die Haupttasten haben leichte Einbuchtungen, wodurch Zeige- und Mittelfinger in der Spur bleiben.
Beleuchtungszone gibt es eine beim Mausrad. Die Seitentasten heben sich optisch vom Rest der Maus durch ihren Cyan-Farbton ab. Obwohl Asus die Maus als beidhändig bewirbt, ist sie es nur bedingt. Seitentasten für den Daumen gibt es nur links. Führst du die Maus mit der linken Hand, musst du den kleinen Finger verwenden.
Verarbeitung: Beinahe nichts zu meckern
Wie jede Maus, die ich teste, schüttle ich dir Harpe Ace ordentlich durch. Es ertönt: nichts. An der Maus scheint alles bombenfest montiert zu sein. Anschliessend drücke ich mit Fingern und Daumen auf dem Gehäuse herum. So kann ich eruieren, ob die Maus durch Druck versehentlich auslöst. Auch diesen Test besteht die Harpe.
Die beiden Haupttasten haben minimales Spiel gegen links und rechts – jedoch weniger als bei den meisten Mäusen. Beim Zocken fällt das nicht ins Gewicht.

Quelle: Kevin Hofer
Asus bewirbt die Harpe Ace als ökologisch. Das fängt bei der Verpackung an, die nur zu einem Prozent aus Kunststoff bestehen soll. Das Gehäuse der Maus ist aus einem bio-basierten Nylon. Die Beschichtung ist aus Rilsan P11, das aus einem Rizinusöl-Derivat gewonnen wird und dadurch auch natürlich ist. Die Oberfläche ist leicht angeraut. So verrutsche ich nicht mit den Fingern. Fingerabdrücke sind dank der Oberflächenbehandlung kaum zu sehen.
Solide Tasten
Bei den Schaltern der beiden Haupttasten setzt Asus auf die hauseigenen ROG Micro Switches. Sie sind für 70 Millionen Klicks ausgelegt. Egal, wo auf den Haupttasten ich drücke, die Harpe Ace löst immer zum gleichen Zeitpunkt aus und es ist durchweg gleich viel Kraftaufwand nötig. Vor und nach dem Auslösen ist ein kleiner Tastenhub vorhanden. Bei Gaming-Mäusen gilt: je kürzer der Hub, desto besser. Mein Testsample schneidet gut ab.
Die Seitentasten sind perfekt platziert. Ich kann bequem den Daumen unter ihnen ruhen lassen und erreiche sie bei Bedarf ohne viel Aufwand. Sie lösen gleichmässig aus, fühlen sich jedoch etwas matschig an, wenn ich sie ganz durchdrücke.

Quelle: Kevin Hofer
Das Mausrad ist für meinen Geschmack etwas weit hinten platziert. Ich muss meinen Finger stark biegen, um es zu erreichen. Dank der gummierten Oberfläche bietet es guten Halt, es läuft mir jedoch etwas zu schwergängig. Dafür rastet es deutlich ein. Drücke ich das Rad, ist kaum ein Hub spürbar und der Klick sehr leise.
Der CPI- oder auch DPI-Umschalter befindet sich auf der Unterseite. CPI steht für Counts per Inch. Die geben an, wie viele Pixel der Cursor bei einer Mausbewegung von einem Inch springt. Weiter befinden sich auf der Unterseite ein Knopf zum Verbinden per Bluetooth und ein Schalter zum Wechseln der Verbindungen. Die Harpe Ace funktioniert nämlich entweder per Bluetooth, 2,4-GHz-Wifi oder Kabel. Fürs Zocken empfehle ich aufgrund der Latenz Bluetooth nicht.
Guter Akku für die Grösse, solides Kabel und geniale Gleitfüsse
Der Akku der Harpe Ace hält gemäss Asus bis zu 90 Stunden bei 2,4-GHz-Verbindung und 98 Stunden mit Bluetooth. Das ist für die Grösse und das Gewicht sehr gut. Geladen wird die Maus über USB-C, das mitgelieferte Kabel hat eine Länge von zwei Metern. Für ein nicht fix angeschlossenes Kabel ist es ziemlich flexibel und du kannst notfalls auch damit zocken.
Nebst dem Dongle, der für die 2,4-GHz-Funkverbindung nötig ist, liefert Asus einen Extender mit. Mit diesem kannst du den Empfänger weiter weg von deinem PC platzieren. Das ist nötig, wenn das Signal durch USB-3.0-Anschlüsse gestört wird. Mit Extender ist die Verbindung exzellent. Falls du den Dongle für die nächste LAN-Party mitnehmen willst, kannst du ihn auf der Mausunterseite parkieren.

Quelle: Kevin Hofer
Fünf Gleitfüsse aus PTFE, besser bekannt als Teflon, sorgen dafür, dass die Harpe Ace beinahe reibungslos über meine Deskmat gleitet. Jeweils zwei dreieckige Füsse mit abgerundeten Ecken und Kanten befinden sich vorne und hinten. Um den Sensor hat es einen weiteren Gleiter.

Quelle: Kevin Hofer
Der Sensor ist Spitze
Der Sensor der Harpe Ace scheint sehr zuverlässig zu reagieren. Aber diesen Eindruck habe ich mit (beinahe) allen neueren Gaming-Mäusen. Deshalb vermesse ich jeweils den Sensor.
In der Maus steckt der ROG Aim Point Optical Sensor. Er verfügt über 36 000 CPI. So hohe CPI sind in der Regel nicht wirklich nötig. Persönlich spiele ich nie mit mehr als 1600 CPI. Gemäss dem Test in Aim Lab sollte ich sogar nur mit 750 CPI zocken.
Wie exakt der Sensor ist, teste ich mit MouseTester v1.5. Das Programm führt diverse Tests durch und hilft mir dabei, kleine Unterschiede bei der Präzision zu bestimmen.
CPI-Präzision
Beim Testen messe ich je dreimal und berechne einen Mittelwert. Dazu bewege ich die Maus zehn Zentimeter entlang eines Lineals und das Programm zeichnet die CPI auf. Je näher die aufgezeichneten CPI an den eingestellten CPI sind, desto besser.
CPI | Prozentuale Abweichung | Gemessene CPI |
---|---|---|
400 | +1,25 | 405 |
800 | +1,75 | 814 |
1600 | +1,5 | 1621 |
3200 | +1 | 3226 |
Der verbaute Sensor überzeugt auf der ganzen Linie. In der Regel stufe ich alles unter fünf Prozent Abweichung als sehr gut ein. Hier sind es maximal 1,75 Prozent.
Polling Rate Consistency
Die Polling-Rate gibt an, in welchem Abstand die Maus Informationen an den PC sendet. Je häufiger sie das tut, desto schneller können Tastendrücke und Bewegungen verarbeitet werden. Bei einer Polling-Rate von 1000 Hz beträgt die Aktualisierungszeit eine Millisekunde. Oder andersrum: Die Maus schickt tausendmal pro Sekunde Informationen an den PC. Die Punkte auf folgender Grafik zeigen dir, wie lange es jeweils dauert, bis das Signal aktualisiert wird. Je näher an der eingestellten Polling-Rate, desto besser.

Vereinzelt gibt es bei der Polling-Rate Ausreisser. Insgesamt sind die Abweichungen aber nicht allzu gross und sie entsprechen den Ergebnissen anderer aktueller Gaming-Mäuse.
Tracking Speed
Die Maus muss schnelle Bewegungen korrekt wiedergeben. Beim Test bewege ich die Maus schnell bei verschiedenen CPI-Einstellungen. MouseTester registriert diese Bewegungen und spielt ein Diagramm aus. Die Punkte auf dem Diagramm sind die registrierten Zeichen. Je näher die Punkte an der Linie sind, desto genauer registriert die Maus meine Bewegungen. Diese sollten möglichst nahe an der Kurve sein. Bewegungen auf der Y-Achse sind rot, solche auf der X-Achse blau.

Abweichungen sind bei der Harpe Ace kaum vorhanden. Sie liegen in einem Bereich von maximal 0,02 Metern pro Sekunde. Das sind exzellente Werte.
Acceleration
Bewege ich die Maus schnell in eine Richtung und dann auf selbem Wege langsam wieder an ihren Ursprungsort, sollten dieselben CPI vom Sensor registriert werden. Um das zu testen, bewege ich die Maus schnell diagonal von einem Punkt A oben rechts zu einem Punkt B unten links und ziehe sie dann langsam den exakt gleichen Weg zurück an den Ursprungspunkt A. MouseTester registriert dabei die Bewegung. Im Idealfall liegen alle registrierten Zeichen auf einer Linie.

Auch diese Aufgabe löst der Sensor mit Bravour. Die beiden Linien sind durchwegs deckungsgleich.
Viele der Features auch ohne Software verfügbar
Du konfigurierst die Harpe Ace Aim Lab Edition in der Software «Armoury Crate». Die lässt dich die Tasten neu belegen und die CPI sowie die Polling-Rate verstellen. Daneben kannst du auch die Lift off Distance einstellen und Stromspareinstellungen vornehmen. Die Beleuchtungszone kannst du nach deinem Geschmack verändern und nebst diversen Voreinstellungen auch selber Animationen erstellen. Auch für unterschiedliche Unterlagen und Mauspads kannst du die Maus kalibrieren. All diese Einstellungen speicherst du in bis zu fünf On-Board-Profilen, damit du auch an anderen Computern direkt loslegen kannst.

Quelle: Kevin Hofer
Mit 212 Megabyte braucht die Software verglichen mit ähnlichen Programmen relativ viel Speicher auf meinem Rechner. Falls du das nicht willst, kannst du Einstellungen wie CPI, Polling Rate oder Lift off Distance hardwareseitig über die Tasten einstellen.
Fazit: Leichter Nager für lange Nächte
Die Asus ROG Harpe Ace Aim Lab Edition liegt mir hervorragend in der Hand. Ich könnte nächtelang mit ihr zocken, da aufgrund des geringen Gewichts meine Hand kaum ermüdet. Sie bietet sehr viele Features, ist exzellent verarbeitet, Haupttasten und Sensor spielen in der Topliga mit.
Mein grösster Kritikpunkt betrifft die Platzierung des Mausrads. Für mich ist es zu weit hinten. Nachbessern könnte Asus auch bei den Seitentasten, die sind zwar zuverlässig, fühlen sich aber matschig an beim Drücken.
Mit knapp 180 Franken/Euro zur Markteinführung kostet die Maus eine ordentliche Stange Geld. Wenn ich sie mit Mäusen in der selben Klasse wie der Viper V2 Pro von Razer vergleiche, ist sie aber in guter Gesellschaft. Die war bei Launch ähnlich teuer. Deshalb finde ich das Preis-Leistungs-Verhältnis in Ordnung. Wenn du das nötige Kleingeld locker hast, kann ich dir die Asus ROG Harpe Ace Aim Lab Edition empfehlen.
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Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.