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Die DJI Mavic Mini sieht gegen die DJI Mavic Pro 2 gar nicht so alt aus
Spielzeug oder ernst zu nehmende Video-Drohne? Drohnenprofi Cemil Erkoç hat die DJI Mavic Mini gegen die Mavic 2 Pro antreten lassen. Natürlich verliert die Kleine das Duell – aber ohne sich zu blamieren.
Mit der Mavic Mini hat DJI eine Drohne lanciert, die deutlich günstiger, kleiner und leichter ist als die DJI Mavic 2 Pro. Selbstverständlich geht das nicht ohne Abstriche in der Funktionalität. Ich wollte wissen, ob diese Einbussen zumindest für Einsteiger verschmerzbar sind – oder ob die DJI Mavic Mini sogar etwas für richtige Drohnenfreaks ist.
Den Test mache ich nicht selbst, sondern überlasse ihn jemandem, der sich richtig gut mit Drohnen auskennt: Cemil Erkoç. Seine Luftaufnahmen von Zürich sprechen für sich. Normalerweise benutzt er eine DJI Mavic 2 Pro. Die hat er für uns mit der Mavic Mini verglichen.
Flugeigenschaften
Beim Testflug Anfang Dezember weht ein mittelstarker Wind. Doch die DJI Mavic Mini hält sich trotz ihres geringen Gewichts stabil in der Luft. Den Gimbal findet Cemil gut. Generell verhält sich die Drohne mit dem GPS-Sensor ganz anders als gewisse Spielzeugdrohnen. Sie ist auch für Anfänger leicht zu fliegen. Der Motorlärm ist ein wenig lauter oder zumindest auffälliger als bei der Mavic 2 Pro: Die kleinere Drohne erzeugt einen höheren Ton.
Der Speicherkartenslot liegt bei der Mavic Mini offen da, hat keine Abdeckung. Das könnte bei hoher Feuchtigkeit zu einem Problem werden.
Von der Flugzeit ist Cemil positiv überrascht. Der Akku hält etwa gleich lange wie bei der Mavic 2 Pro. Bei den windigen Verhältnissen waren das etwa 20 Minuten. Bei Windstille dürften es 25 Minuten sein, schätzt Cemil. Vermutlich braucht die Drohne durch ihr geringes Gewicht wenig Strom.
Im Gegensatz zur Mavic 2 Pro hat die Mavic Mini keine Sensoren, um Hindernisse zu erkennen. Beim Testflug ist das kein Problem, da keine Hindernisse vorhanden sind. Ohnehin sind die Sensoren für Cemil ein zweischneidiges Schwert. «Du fliegst automatisch weniger vorsichtig, wenn du weisst, dass deine Drohne Sensoren eingebaut hat.» Das sei aber eine trügerische Sicherheit, denn die Drohne könne nur bei relativ langsamer Geschwindigkeit den Hindernissen zuverlässig ausweichen.
DJI behauptet, die Bildübertragung reiche zwei Kilometer weit. Damit nehmen die Chinesen den Mund zu voll. Laut Cemil kommt es bereits ab 200 Metern zu Problemen mit der Bildübertragung. Bei der Mavic Pro würden 600 Meter locker drin liegen. Ein grosses Problem ist das aber nicht, denn du bist ja ohnehin verpflichtet, die Drohne in Sichtkontakt zu halten.
Die Videos
Die DJI Mavic Mini nimmt Videos in 2.7K auf, die Mavic 2 Pro in 4K. Dieser Nachteil dürfte für die Allermeisten problemlos verschmerzbar sein. Selbst mit 2.7K kann für Full HD noch ein Ausschnitt verwendet werden.
Im Direktvergleich sind die Aufnahmen der Mini sogar schärfer. Das liegt allerdings nicht daran, dass die Kamera besser wäre, sondern daran, was nach der Aufnahme geschieht. Die Mini liefert pfannenfertige Videos, die nicht nachbearbeitet werden müssen und schon direkt aus der Kamera stark geschärft sind. Bei der Mavic 2 Pro ist das anders. Sie kann Videos im DLog-Farbprofil speichern. Mit diesen Daten sind sehr gute Ergebnisse zu erzielen – aber nur, wenn sie nachbearbeitet werden. Das kann sehr aufwändig werden und ist für Einsteiger nicht das Richtige. Auch das Standard-Farbprofil schärft weniger aggressiv nach als bei der Mavic Mini.
Die Mavic 2 Pro lässt mehr Details in den Schattenpartien erkennen. Auch mit hohen Kontrasten kommt sie besser zurecht. Bei etwa 2:40 Minuten siehst du, dass der kleine Sensor (1/2,3 Zoll) der Mavic Mini mit der Gegenlichtsituation kämpft: Der Himmel ist überbelichtet. Die Belichtung lässt sich auch nicht korrigieren – generell sind keine manuellen Einstellungen möglich. Die Mavic 2 Pro hat einen viel grösseren 1-Zoll-Sensor und mehr manuelle Einstellungsmöglichkeiten.
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Dennoch: Die DJI Mavic Mini produziert erstaunlich gute Videos.
Fotos
Die Mavic 2 Pro liefert RAW, die Mavic Mini nur JPEG. Die geringere Dynamik des kleinen Sensor der Mini zeigt sich natürlich auch bei den Fotos.
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Bei den Fotos kannst du mit der Mavic Mini immerhin den Bildteil wählen, für den du die Belichtung optimieren willst. Wenn du also den Himmel nicht überbelichten willst, wählst du diesen an. Zudem kann die Belichtung gelockt werden, damit die Belichtung beim Fliegen nicht ständig ändert.
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Update, 27.12.19: Die Fotofunktion der Mavic Mini hat auch einen manuellen Modus, in welchem du Belichtungszeit und ISO-Empfindlichkeit selbst einstellen kannst.
Fazit: Perfekt für Einsteiger
Cemil kann sich vorstellen, die DJI Mavic Mini als Backup-Drohne zu kaufen. Da sie so klein und leicht ist, könnte er sie problemlos zusätzlich zur Mavic 2 Pro mitnehmen. Ein Ersatz für die Mavic 2 ist sie jedoch nicht.
Durch die einfache Handhabung beim Flug und bei den Aufnahmen ist sie eine hervorragende Drohne für Einsteiger. Die Qualität der Videos ist, gemessen am Preis, sehr gut. Auch die Akkulaufzeit und die Flugstabilität überzeugt.
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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere.