

Der Sonos Roam im Review
Viele Funktionen, leicht und klein: Das ist der Sonos Roam. Und der Sound stimmt auch. Der zweite Bluetooth-Multiroom-Speaker von Sonos kann mit der Konkurrenz mithalten, bringt Bluetooth ins Multiroom, kommt aber mit einem hohen Preis und kleinen Problemen.
Sonos steht wie keine andere Marke für Multiroom. Störrisch blieben sie bei fest installierten, im WLAN oder LAN integrierten Lautsprechern. Nicht portabel und ohne Bluetooth sollte es sein. Diese Bastion hat mit dem ersten Versuch eines portables Lautsprechers gewankt, mit dem Roam soll sie nun ganz fallen. Der Move war noch viel zu gross und zu schwer, um wirklich portabel zu sein. Jetzt liefert Sonos mit dem Roam die Antwort auf den UE Boom-Blueooth-Boom und integriert – ganz nebenbei – mit einer neuen Funktion Bluetooth in dein bestehendes Multiroom-Setup.

Der Roam läuft nur mit der neueren Sonos S2 App. Wer noch ältere Sonos-Produkte hat, die nur mit der Sonos S1 Controller App laufen, und den Roam integrieren möchte, müsste in diesem Fall zwei Systeme schalten. Auch mit den meisten Sonos Heimkino-Lautsprechern ist der Roam nicht kompatibel – das macht aber Sinn, weil er dafür sowieso zu klein ist.
Design und Bedienung
430 Gramm leicht ist der Roam. Damit bemerkst du ihn im Rucksack kaum und auch in der Handtasche stört er mich nicht. Und er ist mit knapp 17 Zentimetern etwas kleiner als eine UE Boom 3.

Die Standard-Optik hat Sonos beim Roam beibehalten; er kommt mit kleinen Löchern im Lautsprechergehäuse. Im Gegensatz zur UE Boom 3 ist der Kleine nicht rund, sondern in einer gebogenen Dreiecksform. Den Klang strahlt er damit nicht in alle Richtungen ab, sondern nur nach vorne oder nach oben, wenn er horizontal liegt. Die Dreiecksform lässt sich gut in der Hand halten. Jedoch vermisse ich eine Trageschlaufe oder ähnliches; so kann ich ihn schlecht an einem Rucksack oder sonst wo befestigen. Die UE Booms haben dafür einen kleinen Haken.
Unten und oben hat der Roam eine Silikonkappe verbaut. Bei einem Sturz dämpft diese, wenn der Roam dann genau auf die Ober- oder Unterseite fällt. Mir ist der Roam am ersten Tag seitwärts vom Tisch auf den steinigen Balkonboden gefallen. Den ungewollten Sturz hat er gut überstanden, es gab weder Einschlagstellen noch Beulen am Gehäuse.

Die Steuerung des Roams gleicht sehr jener der Sonos One. Auf der Oberseite befinden sich die Tasten, mit denen du Play und Pause sowie die Lautstärke steuerst. Ebenfalls befindet sich oben ein kleiner Knopf, mit dem du das eingebaute Mikrofon aktivierst oder stummschaltest. Im Gegensatz zur One ist die Steuerung nicht ein Touch-Sensor, sondern wirkliche, kleine Knöpfe. Richtig toll. Die Knöpfe lassen sich erfühlen und du drückst sie nicht einfach versehentlich beim Tragen. Auf der Hinterseite befinden sich der USB-C-Anschluss zum Laden sowie der Einschaltknopf, der sich etwas zu leicht bedienen lässt.
So leicht, dass er mir einen peinlichen Fauxpas im Interregio beschert. Ich hatte den Roam in der Tasche und habe mit Bluetooth-Kopfhörern Musik gehört. Als ich etwas in meiner Tasche gesucht habe, hat sich der Roam eingeschaltet – der Knopf braucht nicht viel Druck und irgendetwas in der Tasche hat ihn gedrückt. Bemerkt habe ich das natürlich nicht, weil der Roam die Bluetooth-Verbindung automatisch herstellt. Eine Minute lang habe ich so den ganzen Zugwaggon beschallt, bis ich merkte, dass die Musik nicht mehr aus meinen Kopfhörern, sondern aus dem Roam kommt.
Peinlich!

Sound: Passt
Weil der Roam mit seinen 200 Franken teurer ist als die Bluetooth-Speaker der Konkurrenz, sollte er sich beim Sound klar abheben – und bei Sonos als etabliertem Multiroom-Hersteller sind meine Erwartungen hoch. Sonos liefert. Im Gegensatz zu UE Booms, die in meinen Ohren oft relativ matschig und undetaillierter klingen, wird Sonos beim tragbaren Modell dem Klang auch gerecht.
Ich mag warmen, klaren und ausgeglichen Sound. Das erfüllt der Roam für mich. Meine Musik kommt lebendig und klar aus der kleinen Box. Gesang kommt sauber rüber, die Mitten sind griffig und gehen nicht unter. Auch die Höhen sind sauber und nicht verzerrt. Erwartungsgemäss ist der Bass nicht sonderlich ausgeprägt. Wie auch, bei einem so kleinen Gerät. Sonos One und der Move haben da die Nase vorne. Auch bei der UE Boom empfinde ich den Bass im direkten Vergleich stärker – dafür ist der Rest des Klangs bei Sonos besser.
Wie schon der Move hat der Roam die automatische Raumoptimierung namens Trueplay verbaut. Die passt sich laut Beschreibung von Sonos ständig an die jeweilige Umgebung an und optimiert den Klang. Die Funktion muss einmalig in der App eingeschaltet werden. Ich habe den Roam oft in meinem kleinen Zwei-Quadratmeter-Badezimmer benutzt. Mit aktivierten Trueplay habe ich das Gefühl, dass es weniger von den nahen Wänden abhallt und der Klang so besser ist. Beim Roam funktioniert Trueplay mit WiFi und Bluetooth. Wenn die Mikrofone ausgeschaltet sind, wird das automatische Trueplay ebenfalls abgeschaltet.
Steht der Roam auf dem Tisch oder liegt er auf dem Bett, spürst du ihn leicht mit der Musik vibrieren. Auf maximaler Lautstärke verliert er an Fülle und tönt in meinen Ohren etwas überdreht. Unter freiem Himmel geht der Klang des Roams dann eher unter – das ist bei so einer kleine Box aber nicht verwunderlich. Eine Party kannst du mit dem Roam nicht beschallen.

Wer zwei Roams hat, kann diese als Stereopaar benutzen. Da ich nur ein Testgerät erhalten habe, konnte ich das nicht ausprobieren. Laut Beschreibung können zwei Roams einfach in der App zusammengeführt werden, das funktioniert aber nicht via Bluetooth, sondern nur im WLAN-Netz. UE Booms können via Bluetooth ohne App zusammen abgespielt werden.
Bluetooth, WLAN und neue Funktionen
Dafür ist der Roam im Gegensatz zu den UE Booms auch Multiroom-fähig. Und Airplay 2 kann er auch – was ich mangels iPhone nicht getestet habe. Der Roam lässt sich wie jeder herkömmliche Sonos-Speaker via WLAN mit der Sonos-App anspielen. Du kannst ihm einen Raum zuweisen und ihn in eine Gruppe mit anderen Speakern einfügen.
Mit «Sound Swap» hat Sonos eine eigentlich praktische Funktion eingeführt: Wenn du die Wiedergabetaste oben am Roam lange drückst, leitet er den Sound an den nächsten Sonos-Lautsprecher weiter und schaltet sich selbst ab. Drückst du nochmals, kommt der Sound wieder zurück auf den Roam. Ich habe das oft benutzt, wenn ich mit dem Roam im Badezimmer Musik gehört habe und danach im Wohnzimmer auf dem Stereopaar weiterhören wollte. Jedoch funktioniert das nur, wenn der Roam im WLAN ist. Auch dann läuft das nicht reibungsfrei: Ich muss teilweise näher als einen Meter an den Speaker ran, an den der Sound übergeben werden sollte, bis etwas passiert. Dann wiederum funktioniert’s quer durchs ganze Wohnzimmer. Eine Anleitung zu dem Ganzen und wie gross denn der Abstand sein darf, ist bei Sonos nicht auffindbar.
Verlässt du mit dem Roam den WLAN-Bereich und Bluetooth ist aktiviert, stellt der Roam automatisch um. Du bemerkst die Umstellung jeweils am blauen Lämpchen – das leuchtet, wenn der Roam via Bluetooth verbunden ist, sonst leuchtet es weiss. Leider kann ich in der Sonos-App die Bluetooth-Verbindung nicht verwalten. Es können sich auch nicht mehrere Geräte gleichzeitig mit dem Roam via Bluetooth verbinden.

Endlich Bluetooth im Sonossystem
So quasi durch die Hintertür verschafft dir der Roam Bluetooth-Zugang zu deinem Multiroom. Mit der Funktion Line-In tanzen deine Multiroom Speaker nach der Bluetooth-Pfeife. Damit bricht Sonos mit der Tradition, nur WLAN als drahtlose Musikquelle zu akzeptieren. Jetzt können deine Gäste endlich ihr Smartphone mit dem grossen System verbinden und ihre Lieblingssong dort abspielen. In der Sonos-App kannst du dazu einfach eine anderen Sonos-Speaker als Gruppe zum Roam fügen. So spielen dann alle Multiroom-Speaker in der definierten Gruppe von der Bluetooth-Quelle ab.
Leider habe ich oft das Problem, dass über WLAN die Sonos-App oder die Wiedergabe aus Spotify klemmt. Das liegt aber nicht nur am Roam, ich hatte das Problem auch schon mit meinen vorherigen Sonos-Lautsprechern. Plötzlich hält die Wiedergabe an, oder ich kann nicht mehr zum nächsten Song wechseln. Das Problem ist laut Sonos bekannt. Es sollte eigentlich mit der Umstellung auf die S2-App behoben worden sein.
Google Assistant dabei
Anders als die UE Booms hat der Roam digitale Assistenten integriert. Du kannst zwischen Amazons Alexa und dem Google Assistant wählen. Ich habe mich für den Google Assistant entschieden, den ich sowieso schon in meinem Sonos-System laufen habe. Den Assistant musste ich für die Roam trotzdem separat einrichten, was erst beim dritten mal geklappt hat. Ziemlich nervig. Ist der Assistant dann aber mal installiert, tut er, was er soll. Alexa parallel auf dem Roam zu nutzen funktioniert übrigens nicht, es geht nur immer ein Assistant auf einmal. Wer Angst hat, dass der Roam mithört, kann oben einfach das Mikrofon ausstellen. Jedoch funktioniert dann die Trueplay-Funktion auch nicht mehr.

Weiterer Nervfaktor: Der Speaker verabschiedet sich nach etwa einer halben Stunde in den Standby-Modus. Dann ist die Sprachsteuerung nicht mehr möglich. Der Witz des Assistenten ist damit weg. Eine Einstellung um den Standby-Modus zu verlängern oder gar auszuschalten ist nicht vorhanden.
Apropos Google: Der Assistent ist zwar drin, Googles Multiroom-System versteht Sonos aber noch immer nicht. Das Cast-Protokoll dazu fehlt.
Akku und IP-Zertifizierung
Sonos gibt beim Roam eine Akkulaufzeit von zehn Stunden an. Das ist im Vergleich zur Konkurrenz eher wenig, der deutlich günstigere Flip 5 hat zwölf Stunden, die UE Boom 3 sogar fünfzehn. Immerhin kannst du den Roam aber auch kabellos laden. Eine Ladestation extra für den Roam gibt’s auch, für 50 Franken Aufpreis. Wenn du den Roam, wie ich, einfach via Kabel lädst, geht das flott und die Musik läuft dabei weiter. Das Kabel, das von Sonos mitgeliefert wird, ist am Stecker schön abgerundet, so dass es nicht absteht und stört.
Sind die zehn Stunden auf dem Papier schon vergleichsweise wenig, ist die tatsächliche Laufzeit noch tiefer. Vor allem mit aktiviertem Google Assistant machte der Roam nach acht und einmal sogar nach sieben Stunden schlapp. Laut Sonos ist das Problem bekannt und sollte mit einem Softwareupdate bald behoben werden. Das Problem scheint vor allem das Mikrofon zu sein: Deaktiviere ich es, hält der Akku bei mir, was er verspricht.
Mit leerem Akku kommt bei mir aber ein neues Problem: weil ich anscheinend ein falsches Ladegerät benutzt hatte, hatte der Roam einen nervigen Bug. Mindestens 10 Watt (5V/2.1A) müssen es sein, sonst kommt der Roam nicht mehr richtig in Schwung. Ich konnte die Sonos-Box oftmals nicht mehr anstellen, sie machte keinen Wank mehr. Dieses Problem will Sonos nach eigenen Angaben bald beheben. Mit dem richtigen Ladegerät und einem Reset kam das Problem bei mir dann nicht mehr vor. Wäre das Ladegerät im Lieferumfang, hätte ich den Bug wohl gar nicht bemerkt. Beim stolzen Preis des Roams hätte Sonos durchaus ein Ladegerät spendieren können, zumal die gängigen iPhone-Ladegeräte unter den erforderlichen 10 Watt liegen.

Der Roam ist IP67 zertifiziert. Das heisst, er ist staub- und wasserdicht und kann eine halbe Stunde in einem Meter tiefen Wasser baden, ohne einen Schaden zu nehmen. Du kannst ihn also auch unter die Dusche mitnehmen oder in die Badewanne. Jedoch hiess es, dass der Roam nicht schwimme. Probiert habe ich das nach meinem Akku-Desaster nicht.
Fazit: Für Sonos Fans und solche die es werden wollen
Portabel, Akku und Bluetooth... es geht doch Sonos! Nach dem frustrierenden Move ist der Roam ein Schritt in die richtige Richtung. Einfach zum mitnehmen, gut integriert ins Multiroom-System und mit sattem Klang, auch wenn mir der Bass fehlt. Richtig toll ist, dass Sonos mir Bluetooth Zugang zu meinem Multiroom-System schenkt.
Bei der Akkulaufzeit hingegen hinkt der portable Sonos-Speaker der Konkurrenz hinterher. Zehn Stunden sind eher mager. Dass kein Ladegerät beigepackt ist, ist knauserig, vor allem weil ein normales iPhone Ladegerät nicht genügt. Auf Anfrage teilt Sonos mir mit, dass auf das Ladegerät verzichtet worden sei, da seit dem letzten Update das Laden des Roams mit vielen herkömmlichen USB-Netzadaptern (7,5-W (5V/1,5A) oder höher), die in den meisten Haushalten bereits verfügbar sind, funktioniert.
Softwareseitig muss Sonos dennoch noch einige Kinderkrankheiten beheben, weshalb ich den Roam aktuell nur für Sonos-Fans empfehle, die eine portable Box in ihr Ökosystem integrieren wollen, zumal mit dem Roam erstmals auch Bluetooth im Multiroom ohne Umwege möglich ist. Brauchst du bloss einen portablen Bluetooth-Speaker, ist die Konkurrenz interessanter und preiswerter.
44 Personen gefällt dieser Artikel


Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.