Produkttest

Der «Shegasm Tickle» im Selbsttest: Ersetzt der Vibrator schon bald meinen Partner?

Er saugt und er vibriert und singt dabei Lobeshymnen an die Klitoris: Der «Shegasm Tickle» ist ein Auflagevibrator für elektronischen Oralsex. Orgasmus ohne Penetration, dafür mit ganz viel Liebe für das weibliche Lustorgan? Das will ich ausprobieren, also her mit dem Vibrator!

Ja, die Überschrift dieses Artikels ist reißerisch. Vibratoren haben meinen Partner zwar nie per se abgelöst, jedoch: Sie haben ihn einige Jahre lang substituiert. Mit Mitte zwanzig in einer Fernbeziehung musste ich oftmals selbst Hand anlegen und habe nicht nur viel Geld in Zugtickets, sondern auch in Sex Toys aller Art investiert. Manche Exemplare meiner Nachtschublade waren dabei extravaganter als andere: klein, oval und zierlich oder relativ massiv, dick, dünn, für unterwegs oder Zuhause – ich habe einiges ausprobiert. Der Sex mit mir selbst hat in diesen Jahren seinen Höhenpunkt erreicht.

Warum erzähle ich das? Wenn es um Sexspielzeuge geht, bin ich offen für Neues. Ich habe daher nicht lange gezögert, als der «Shegasm Tickle» auf den Markt gekommen ist. Der Auflagevibrator verspricht Orgasmen ohne Penetration, dafür mit zwei unterschiedlichen Funktionen für die Klitoris. Das kann eigentlich nur in zwei Richtungen gehen: durch die Decke – oder zurück in die Verpackung und in die Abstellkammer.

Der «Shegasm Tickle»: Ein Lobgesang an die Klitoris

Als das Paket nach einigen Tagen bei mir ankommt, warte ich nicht lange mit dem Auspacken. Ich hole den Vibrator aus der Verpackung und stelle zu meinem Entzücken fest, dass er bereits aufgeladen ist. Bis zu 70 Minuten am Stück könnte ich mich damit selbst befriedigen – das steht zumindest auf der Verpackung. Ich rolle meine Augen ein bisschen über das blasse Baby-Rosa des Vibrators. Glatt, pink, infantil – warum Spielzeug, das der weiblichen Selbstbefriedigung dient, oft diese Adjektive tragen muss, werde ich nie verstehen. Auch der goldene Ring hat keine Funktion und sieht ein bisschen billig aus, aber das Gerät soll ja vor allem funktionieren.

Oralverkehrsersatz in blassrosa – muss das sein?
Oralverkehrsersatz in blassrosa – muss das sein?

Als Auflagevibrator steht der «Shegasm Tickle» in der Tradition des berühmten «Womanizers». Anstatt ihn sich einzuführen und auf das Beste zu hoffen, legt man ihn gleich an die Klitoris – das weibliche Lustorgan. Rund die Hälfte aller Frauen haben Schwierigkeiten dabei, durch Penetration alleine zum Höhepunkt zu kommen. Darauf verweist zumindest der Erfinder des «Womanizers» Michael Lenke im Interview mit Galaxus.

Für manche Frauen ist Penetration alleine also überbewertet, während die Klitoris notorisch in ihrer Funktion und Statur unterschätzt wird. Wissen um die Klitoris ist in den letzten Jahrhunderten nicht unbedingt in unsere Allgemeinbildung eingegangen – zumindest nicht in die Schul- und Sachbücher. Dort ist nach wie vor von dem «erbsengroßen Kitzler» die Rede, was eher wie ein Ersatzteil einer Autobatterie klingt als nach etwas, das Frauen weltweit in Ekstase versetzen kann.

Optik und Handhabung

Die Klitoris: Hier spielt sich also die Magie ab. Die Hersteller des «Shegasm Tickles» wissen anscheinend darüber Bescheid. Eine Kombination aus Saugen, Vibrieren und der kleinen beweglichen Kugel soll Oralverkehr simulieren – diese Funktion ist auch für mich als Sex-Toy-Kennerin neu. Der erste Eindruck ist gut: Der Vibrator liegt mit seinen 18 Zentimetern sehr angenehm in der Hand und teilt sich praktischerweise eine Ladestation mit meinem iPhone. Die Oberfläche besteht aus medizinischem Silikon, unterhalb des goldenen Rahmens befinden sich zwei Knöpfe die Vibration und Saug-Effekt aktivieren.

Silikon, goldener Ring (ohne ersichtlichen Zweck) und zwei Knöpfe zur Bedienung. Passt.
Silikon, goldener Ring (ohne ersichtlichen Zweck) und zwei Knöpfe zur Bedienung. Passt.

Die Vibration hat drei unterschiedliche Modi, wobei die Vibration je nach Einstellung intensiver und die bewegliche Kugel schneller wird. Der Saug-Effekt ist komplexer: sieben verschiedene Sog-Stärken gibt es, und drei unterschiedliche Geschwindigkeiten. Ich gebe zu, die vielen Funktionen machen mir im ersten Moment Angst. Dieser Vibrator hat mehr Schaltgänge als mein Auto! Die Intensität kann zum Glück mit wiederholtem Drücken der beiden Knöpfe reguliert werden, durch die vielen Gänge ist für jede Empfindlichkeit das passende Programm dabei. Das hoffe ich zumindest, bevor ich zur Praxis übergehe.

Trockentraining: Lerne das Pferd kennen, bevor du es reitest

Das obere Ende des Vibrators spitzt sich zu einer Fingerspitzen-großen Öffnung zu, die ungefähr einen halben Zentimeter Tiefe hat. Beim Anlegen entsteht hier ein Vakuum, das mit Vibration, der kleinen beweglichen Kugel und dem Sog zum elektronischen Oral-Orgasmus führen soll. Ich verstehe den Ansatz der Hersteller. Aber noch zweifle ich daran, ob eine Maschine dieses Feingefühl, den Rhythmus, das Frage-Antwort-Spiel der Körper und letztendlich die Punktlandung genauso oder zumindest so ähnlich hinbekommen kann wie ein Mensch.

Ich halte die Öffnung zunächst an meine Hand und aktiviere die beiden Knöpfe. Eine kleine Kugel bewegt sich darin auf und ab und soll die Zunge beim Oralsex simulieren. An der Hand fühlt sich alles ganz okay an, ich habe aber Respekt davor das Gerät südlich meines Bauchnabels anzulegen. «Shegasm Tickle»? Dieses Gerät will Ergebnisse sehen und geht dafür ziemlich intensiv zur Sache. Von einem «Kitzeln» keine Rede. Die Geräusche, die der Auflagevibrator dabei macht, verstärken meinen Eindruck und bringen mich im ersten Impuls zum Lachen. Besonders der Saug-Effekt schmatzt ungeniert und laut, während die Vibration so klingt wie das Blutdruckmessgerät meiner Großmutter.

Vibrator an und Tür zu

Wie sich der Auflagevibrator an meiner Hand anfühlt, wie er aussieht und welche Geräusche er macht, ist nicht das, was mich eigentlich interessiert. Natürlich will ich wissen, welche Wunder er unterhalb meiner Gürtellinie bewirken kann. Dafür, lieber Leser und liebe Leserin, ziehe ich mich für eine Weile zurück.

Feuerwerk oder Fehlkauf?

Hui. Fangen wir damit an, dass meine Befürchtung, der «Shegasm Tickle» würde mich kaputtsaugen, völlig unbegründet war. Auf das Finetuning kommt es an und hat frau den richtigen Gang gefunden, ist die Fahrt ziemlich fantastisch. Die Geräusche haben mich manchmal noch aus dem Konzept gebracht, vielleicht ist das Schmatzen der Saugfunktion aber auch eine Besonderheit meiner Physiologie und von Frau zu Frau unterschiedlich. Was mich nach einiger Zeit etwas gestört hat, war der Rhythmus des Vibrators: Der war für meinen Geschmack zu gleichmäßig, zu monoton, aber na gut – es ist halt eine Maschine. Mehr als einen Orgasmus auf Knopfdruck kann man sich davon nicht erwarten, Szene und Atmosphäre muss man sich irgendwie selbst zusammenfantasieren.

Und um noch ein letztes Mal auf den reißerischen Titel zurückzukommen: Nein, der «Shegasm Tickle» macht meinen Partner natürlich nicht obsolet. Wir haben ihn sogar einmal zusammen ausprobiert und lass mir dir sagen: Es war ein Feuerwerk.

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Ich liebe blumige Formulierungen und sinnbildliche Sprache. Kluge Metaphern sind mein Kryptonit, auch wenn es manchmal besser ist, einfach auf den Punkt zu kommen. Alle meine Texte werden von meinen Katzen redigiert: Das ist keine Metapher, sondern ich glaube «Vermenschlichung des Haustiers». Abseits des Schreibtisches gehe ich gerne wandern, musiziere am Lagerfeuer oder schleppe meinen müden Körper zum Sport oder manchmal auch auf eine Party. 

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