Der Luftreinigungskopfhörer ist da: Ich habe den Dyson Zone ausprobiert
Produkttest

Der Luftreinigungskopfhörer ist da: Ich habe den Dyson Zone ausprobiert

Livia Gamper
5.5.2023

Der Zone von Dyson ist ein Kopfhörer, der nicht nur Musik macht, sondern auch die Luft um dein Gesicht reinigt. Das klingt genauso absurd, wie es ist. Ich durfte ihn ausprobieren – als eine der ersten.

Was letztes Jahr noch viele für einen Aprilscherz hielten, hat Dyson am Donnerstag in München gezeigt. Die Rede ist vom Zone, dem ersten Kopfhörer aus dem Hause Dyson. Ich durfte das Hybrid-Produkt – Luftreiniger und Kopfhörer in einem – ausprobieren. Und ich sag’s ungern wie’s ist: Der kuriose Kopfhörer hat unter Umständen seine Daseinsberechtigung. Gleichzeitig kommt er mit einem dicken Preisschild: Je nach Ausführung kostet er 900 bis 1000 Euro.

Das Prinzip des Zone funktioniert im ersten einfachen Test

In den Ohrmuscheln des Zone befinden sich mehrschichtige Filtereinheiten. Von dort weht die gereinigte Luft durch das Gesichtsvisier in eine neue Richtung: nämlich direkt in Nase und Mund. So absurd, wie das klingt, ein einfacher Test zeigt, dass es wohl funktioniert: Mit dem Visier – es schaltet sich automatisch ein, sobald du es aufsetzt – rieche ich das Essen vom vielleicht nicht ganz zufällig platzierten Buffet im Eventraum nicht mehr.

So trägt sich der Zone. Video: Ennie Bertelli

Aber: Die gefilterte Luft aus dem Zone riecht am Anfang leicht künstlich und hat einen Plastik-Beigeschmack. Nach einer halben Minute fällt mir das nicht mehr auf. Und irgendwie hat es was, so einen frischen Wind um die Nase zu haben, obwohl ich mich drinnen, inmitten eines Meetingraums, befinde.

Das ist das Visier: leicht und aus Plastik

Mit dem Zone im Gesicht fühle ich mich dafür wie Bane aus «The Dark Knight Rises», einfach in der Version «sehr komisch» anstelle von sehr gefährlich. Immerhin, das Visier schränkt weder die Sicht ein, noch stört das Gewicht. Da es den Luftstrom nur ins Gesicht leitet und sich darin keine Elektronik befindet, ist es sehr leicht. Zudem sitzt es über der Nase und ist verstellbar. Ich spüre es beim Tragen nicht – dafür aber die komischen Blicke aller Münchner Passantinnen und Passanten, als wir draussen mit dem Zone herumspazieren dürfen.

Bane auf Wish bestellt: Mit dem Zone fällst du unterwegs auf .
Bane auf Wish bestellt: Mit dem Zone fällst du unterwegs auf .
Quelle: Ennie Bertelli

Ich kann auch nur mit dem Kopfhörer rumlaufen. Das Visier lässt sich nämlich mittels Magneten auf den Seiten einfach und schnell vom Kopfhörer trennen. Oder ich kann es herunterklappen, dann hängt es auf einer weiteren Stufe nochmals ein. Sprechen kann ich ganz normal. Auf der höchsten der drei Luftstromsstufen fühlt es sich aber etwas windig um den Mund an.

Die Vorderseite des Visiers glänzt je nach Version in Kupfer oder Silber und sieht damit noch futuristischer aus, als es sowieso schon ist. Und es lässt sich einknicken, um es einfach zu versorgen, solltest du die Blicke des Visiers wegen nicht mehr aushalten.

Das Visier ist leicht.
Das Visier ist leicht.
Quelle: Livia Gamper
Und es lässt sich in der Mitte knicken.
Und es lässt sich in der Mitte knicken.
Quelle: Livia Gamper

Der Kopfhörer ist gross und schwer

Ohne Filter sieht der Zone aus wie ein normaler Kopfhörer. Von nahem erinnert die Optik der Ohrmuscheln mit den vielen kleinen Löchern an eine Lüftung – was der Zone mit dem Visier ja auch ist. Der Kopfhörer wiegt 600 Gramm. Zum Vergleich: Apples AirPods Max sind lediglich 385 Gramm schwer. Auf dem Kopf spüre ich das Gewicht des Zone, aber das Kopfband und die Ohrmuscheln sind so weich, dass es mich beim kurzen Tragen nicht stört. Gleichzeitig sitzt der Hörer genügend fest, dass er mir trotz des Gewichts nicht vom Kopf kippt.

Schwer hingegen ist die Steuerung des Zones: Der Kopfhörer hat keine Touch-Bedienung, sondern einen Approximate-Sensor. Das heisst, ich muss heftig auf die Ohrmuschel klopfen, damit der Zone vom Noise-Cancelling-Modus in den Transparenz-Modus wechselt und ich meine Umgebung wieder höre.

Ohne Visier geht der Zone als schöner Kopfhörer durch.
Ohne Visier geht der Zone als schöner Kopfhörer durch.
Quelle: Ennie Bertelli

Im Gegensatz zum Konzept dieses Kopfhörer ist der Sound des Zone – soweit ich dies nach fünfminütigen Probehören beurteilen kann – unaufgeregt, aber klar. Ich nehme ihn als eher kalt und ausgeglichen wahr. Der Bass ist angenehm abgemischt und nimmt bei meinem Probestück Burn the Witch von Radiohead, nicht wie bei vielen anderen Kopfhörern, Überhand.

Zum Ganzen gibt’s eine App. Mit dieser kannst du Einstellungen festlegen und Anpassungen machen. Spannend bei Dyson: Die App zeigt dir, wie laut es um dich herum ist und macht Angaben zur Luftqualität.

In der App zeigt dir der Zone, was um dich herum abgeht.
In der App zeigt dir der Zone, was um dich herum abgeht.
Quelle: Livia Gamper

Pollen, Gase und Feinstaub: Das wird gefiltert

Vom Sound zurück zu den Elektrostatikfiltern: Die sollen laut Dyson 99 Prozent der Partikelverschmutzung bis zu einer Größe von 0,1 Mikrometern aufnehmen – Testen kann ich das nicht. Für Allergikerinnen und Allergiker dürfte hingegen spannend sein, dass der Zone auch Pollen filtert. Weiter soll Stickstoffdioxid, Schwefeldioxid und Ozon, also das, was die Luftverschmutzung in Städten ausmacht, gefiltert werden. Nur: Auf die Erfassung von COVID-19-Erregern wurde der Zone nicht getestet.

Lange Frühlingsspaziergänge zur Pollen-Hochsaison liegen wohl nicht drin. Mit niedrigem Luftstrom gibt’s vier Stunden Akku-Laufzeit, mit mittlerem zweieinhalb Stunden und mit hohem eineinhalb Stunden. Ohne Luftreinigung gibt’s 50 Stunden Laufzeit zum Musikhören. Innerhalb von drei Stunden ist der Akku wieder voll geladen.

Pro Ohrmuschel ist ein solcher Filter verbaut
Pro Ohrmuschel ist ein solcher Filter verbaut
Quelle: Livia Gamper

Laute Lüftung: Der Zone cancelt sich selbst

Auf der kleinsten Luftreinigungsstufe hörst du den Zone kaum, die höchste ist hingegen so laut wie ein Computer, der gerade überhitzt und abserbelt – also störend, wenn jemand im Zug damit neben dir sitzt. Dann genügt sowieso die kleinste Stufe, erklärt mir ein Dyson-Engineer am Event – die höchste Stufe sei für draussen gedacht, wo es ohnehin laut ist.

Unterwegs in der Stadt kommt das Active Noise Cancelling des Zone zum Zug. Um 38 Dezibel soll es den Lärm reduzieren – ich höre am Event die Stimmen der anwesenden Journalistinnen und Journalisten noch etwas, aber deutlich leiser. Ansonsten konnte ich die Lärmunterdrückung nicht testen.

Ohrmuscheln und Kopfband sind gut gepolstert.
Ohrmuscheln und Kopfband sind gut gepolstert.
Quelle: Livia Gamper

Und, wie Dyson mir am Event versichert, auch mit angezogenem Visier und eingeschaltetem Luftstrom kannst du telefonieren. Dank Beamforming-Technologie soll der Zone den eigenen Lärm herausfiltern – in einem kurzen Telefoniertest vor Ort funktioniert das tatsächlich, mein Gegenüber hört mich trotz Lüfter gut.

Fazit: gut und schade, dass es ihn geben muss

Ich gebe es nur ungern zu: Dieser komplett kuriose Kopfhörer ist irgendwie gut. Und er hat an Orten mit hoher Luftverschmutzung, wie grossen Metropolen und U-Bahn-Stationen, seine Daseinsberechtigung. Irgendwie. Leider. Dann hast du mit dem Zone im Gesicht einen Vorteil – obwohl mehr Umweltschutz und weniger Verschmutzung die deutlich bessere Lösung wären. Bei der Verarbeitung und der verbauten Technik kann man dem Zone ebenfalls nicht viel vorwerfen. Das ändert wahrlich nichts am kuriosen Gesamtkonzept.

Ich kann mich an diesen Anblick nicht gewöhnen.
Ich kann mich an diesen Anblick nicht gewöhnen.
Quelle: Ennie Bertelli

Hierzulande ist für mich die Luftverschmutzung nicht so hoch, dass ich mir den Zone nach diesem kurzen Test kaufen würde. Doch Menschen mit heftiger Pollenallergie könnten eine Zielgruppe sein. Im Zug zurück vom Dyson-Event passiert mir aber noch, was passieren muss: Eine Person mit einem stinkenden Thunfischbrötchen sitzt direkt vor mir. In diesem Moment wünschte ich mir den Zone zurück. Aber nur in dem Moment.

In Deutschland kommt der Zone im Juli auf den Markt, für die Schweiz musste Dyson den Launch verschieben, es wird nach jetzigen Angaben 2024.

Titelfoto: Ennie Bertelli

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Experimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival. 


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