Der CO2-Fussabdruck bringt wahre Erleuchtung
Um über Sinn oder Unsinn einer Klimakompensation zu diskutieren, braucht es Fakten. Deshalb haben wir unseren Klima-Fussabdruck über die gesamte Wertschöpfungskette hinweg berechnet. Die überraschende Erkenntnis: Unser Einsparpotenzial ist arg limitiert.
«Toll, noch ein Ablasshandel. Lasst mal stecken, Ihr Heuchler», kommentierte User Tim Struppi unsere jüngste Medienmitteilung «Goodbye CO2: Digitec Galaxus macht Klimaneutralen Einkauf möglich.». Mit dieser Meinung ist Tim keineswegs alleine. Deshalb die gute Nachricht vorweg: Wir sind keine Jünger des Opus Dei. Als tech-affiner Schweizer Onlinehändler sind wir der Aufklärung definitiv näher als dem Ablass. Brennend interessieren uns die Fakten; kalt dagegen lässt uns das Fegefeuer.
Weniger als 1 Prozent Manövriermasse
Um unsere Verantwortung in Sachen Emissionen im Detail zu verstehen, haben wir unseren Klimapartner South Pole damit beauftragt, den Klima-Fussabdruck von Digitec Galaxus detailliert zu vermessen. Die Resultate sind erfreulich – und ernüchternd zugleich: Die betriebseigenen Emissionen liegen unter 1% aller direkten und indirekten Emissionen, die mit unserem Geschäftsmodell zusammenhängen. Berücksichtigt sind unter anderem die Emissionen unserer Server, der elf Shops sowie der gesamten Logistik einschliesslich Verpackung und Transport vom Lager bis vor die Haustüre der Kunden.
Oder anders ausgedrückt: Auf 99% aller Emissionen hat Digitec Galaxus nur sehr limitierten Einfluss. Der Löwenanteil an CO2, Methan & Co. setzt die Rohstoffgewinnung, die Produktion sowie der Gebrauch und die Entsorgung der Produkte frei. Nun gut: Rein theoretisch könnten wir alle Treibgas-Schleudern aus unserem Sortiment verbannen und das Sortiment nach harten Klimakriterien eindampfen. Aber nochmals: Unsere Kundinnen und Kunden suchen weder Ablass noch Bevormundung, sie erwarten Transparenz und möchten die Wahl haben so einzukaufen, wie sie es für richtig halten.
94% der Klimagase entstehen bei der Produktion
Die obige Berechnung des Klima-Fussabdrucks basiert auf dem Modell des Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Die von uns beeinflussbaren Emissionen (Scope 1und Scope 2) zeigen, welchen Anteil am Footprint wir als Händler und Logistiker der verkauften Produkte haben. Die nicht beeinflussbaren, indirekten Emissionen (Scope 3) weisen aus, wo in der vor- und nachgelagerten Wertschöpfung klimaschädliche Emissionen entstehen. Zwei Einflussfaktoren sind matchentscheidend: erstens die Rohstoffgewinnung und Herstellung der Produkte mit rund 94%. Und zweitens die Nutzung der Güter mit gut 5%. Gemeint ist hier Energie, welche unsere Mixer, Rasenmäher oder PC-Lüfter zu Lebzeiten verbrauchen. Fazit: Wer seinen Klima-Footprint effektiv senken will, kauft langlebige und energieeffiziente Qualitätsprodukte.
Zu grosse Kartons – echt?
Da wäre noch diese Sache mit den übergrossen Kartonschachteln, von denen wir ablassen sollen und auch wollen. Stefan88 kommentierte unmissverständlich: «Solange bei digitec/galaxus auch winzige produkte in riesen kartons verschickt werden ist das nur warme luft...». In Sachen Luft sind wir einer Meinung: Heute verpacken wir gegen 90% aller Bestellungen massgeschneidert und ohne Füllmaterial. Bei den restlichen Päckli besteht in der Tat noch Luft nach oben. Besonders bei sperrigen Gegenständen oder Lieferungen unserer Händlerpartner haben wir noch Arbeit vor uns. Diese Herausforderung nehmen wir an, auch wenn sich bei der Verpackung verhältnismässig wenig CO2 einsparen lässt.
Probieren geht über Studieren.
Ob und wie gut die Klimakompensation bei unseren Onlineshoppern ankommt, darüber werden wir in Kürze berichten. Eines schon mal vorweg: Seit der Einführung des neuen Features wurden bereits mehrere Tausend Einkäufe kompensiert. Entweder spüren unsere Kundinnen doch die Hitze des Fegefeuers und kaufen sich von ihren Sünden frei. Oder aber sie handeln nach dem Motto aufgeschlossener Konsumenten: «Do your best and compensate the rest». Mehr über Sinn und Unsinn der Klimakompensation erfährst du übrigens im Interview mit dem Sustainability Adviser Roman Bolli.
Mitarbeitende und Medien auf dem Laufenden zu halten, das ist mein Job. Ohne frische Bergluft geht bei mir allerdings nix! In der Natur hole ich mir den langen Atem, um stets dranzubleiben. Und beim Jazz die Ruhe, um meine Teenager zu bändigen.