Das Samsung Galaxy Tab S10 Ultra ist der absolute Overkill
Bei Samsungs neuestem Tablet für Profis muss ich auf nichts verzichten. Zum Vorgänger, dem Galaxy Tab S9, gibt es nur wenige Unterschiede. Unterwegs habe ich es aus guten Gründen lieber nicht dabei.
Samsung bringt mit dem Galaxy Tab S10 + und Galaxy Tab S10 Ultra nur zwei statt drei Pro-Modelle auf den Markt. Die beiden Tablets unterscheiden sich hauptsächlich in der Grösse: 12,4 und 14,6 Zoll Diagonale sind die Optionen. Die 11-Zoll-Variante fällt weg. Ich habe das grosse Galaxy Tab S10 Ultra getestet. Als Leinwand für Notizen und Zeichnungen, KI, Streaming und Gaming ist es grossartig – fast schon zu gross(artig).
Design und Grösse: bitte nicht grösser!
Das Samsung Galaxy Tab S10 Ultra ist mit über 14 Zoll und 20,9 × 32,6 Zentimetern riesig. Tablets nehme ich sonst gerne unterwegs in einer Tasche mit, das S10 Ultra ist mir zu sperrig. Mit zusätzlicher Tastatur übertrifft es von Grösse und Gewicht her sogar mein Macbook Air (M1). Die Grösse hat aber auch Vorteile: Das Tablet im 16:10-Format ist bestens geeignet für Filme und Multitasking.
Das AMOLED-Display kommt in gewohnter Topqualität. Es hat eine Auflösung von 2960 × 1848 Pixeln, bis zu 120 Hz Bildwiederholrate und 930 Nits Spitzenhelligkeit – alles gleich wie beim Vorgänger, dem Galaxy Tab S9 Ultra.
Im Schnitt kommt es laut Samsung auf etwa 350 Nits. Das scheint in etwa hinzukommen und reicht locker für Innenräume. Draussen bei Sonnenschein ist es ebenfalls in Ordnung, durch das glänzende Display solltest du den direkten Lichteinfall allerdings meiden.
Hardware: in Benchmarks ungeschlagen
Bei der Hardware musst du die Unterschiede zum Vorgänger suchen. Das neue Modell ist minimal dünner, leichter und unterstützt Wi-Fi 7 statt 6. Die grosse Änderung ist der Chipsatz.
Samsung setzt nicht wie beim Vorgänger auf einen Qualcomm-Chip, sondern auf den Mediatek Dimensity 9300. Bei meinen Benchmarks mit Geekbench 6 schneidet das Tablet stark ab, schlägt den Vorgänger beim Multi-Core um Längen und auch das Huawei Matepad Pro 13.2 liegt weit zurück.
Samsungs Pro-Tablet läuft in der Praxis flüssig, ist problemlos multitasking-fähig und auch grafiklastige Games wie «Genshin Impact» und «Asphalt» laufen flott mit hoher Auflösung.
Der Akku bleibt so gross wie beim Vorgänger: 11200 mAh. Im Benchmark von PCMark hält er knapp acht Stunden durch. Das ist insgesamt 20 Minuten weniger als noch beim Galaxy Tab S9 Ultra. Der Wert ist mittelmässig für ein Gerät dieser Grösse. Mir hat es im Test aber ausgereicht, weil ich das Tablet weniger unterwegs und mehr zuhause genutzt habe.
Zubehör: wortwörtlich in Hülle und Fülle
Samsung bietet für Tablets eine grosse Auswahl an Zubehör an. Diese Stärke spielt der Hersteller auch beim Galaxy Tab S10 Ultra aus. Oftmals finde ich die Preise dafür zu hoch. Immerhin: Ein Stift ist im Lieferumfang zudem dabei, und das Zubehör des Galaxy Tab S9 Ultra ist ebenfalls kompatibel.
Zusätzlich erwerben kannst du eine Tastatur mit KI-Button, eine Outdoor-Hülle oder – meine Favoriten – eine Hülle mit anklippbarer matter Folie zum Zeichnen und ein buntes Folio-Case mit Platz für den Stift. Mit so viel Zubehör ist das Gerät für unterschiedlichste Einsatzbereiche bereit: als Notizbuch, Laptop-Ersatz oder für die Kunst.
Software: sieben Jahre Updates sind top
Das Samsung Galaxy Tab S10 Ultra läuft mit Android 14 und eigener Benutzeroberfläche One UI-6. Der Hersteller verspricht zudem sieben Jahre für Software- und Sicherheitsupdates. Das ist im Tablet-Bereich äusserst grosszügig. Durch die Softwareanpassungen beim Tablet ist das Galaxy Tab S10 noch kein Ersatz für ein Notebook, dennoch hast du viele Möglichkeiten.
KI-Funktionen: Die kleinen Helfer sind nicht immer zuverlässig
KI-Funktionen findest du auch auf den Smartphones von Samsung. Einige finde ich aber fürs Tablet sinnvoller. Was Geräteübergreifend möglich ist, habe ich hier im Artikel zur Samsung-KI zusammengefasst.
Skizze zu Bild: reine Spielerei?
Die Funktion «Skizze zu Bild» finde ich über die Schnellauswahl am Bildschirmrand. Hier zeichne ich auf einer weissen Fläche mit einem einfachen, schwarzen Pinsel etwas.
Anschliessend kann ich meine Skizze umwandeln lassen. Dafür stehen mir fünf verschiedene Stilrichtungen zur Verfügung: Illustration, Aquarell, Zeichnung, 3D-Cartoon und Pop-Art. Die Umwandlung dauert etwa fünf Sekunden. Anschliessend bekomme ich vier Bilder vorgeschlagen, die ich einzeln abspeichern kann, wenn ich möchte. Meine Originalskizze lässt sich ebenfalls speichern.
Möchte ich auf einen anderen Stil wechseln, geht das ebenfalls. Die Ergebnisse sind wie eine schlechte Collage meiner Kritzelei, und nicht wirklich hübsch. Persönlich würde ich sie bestenfalls als Inspirationsquelle nutzen für eine neue Zeichnung. Ich bekomme verschiedene Farben und Stilrichtungen vorgeschlagen, die mir so vielleicht nicht eingefallen wären. Ansonsten bleibt es eine Spielerei.
Transkribieren: trotz Fehlerquote brauchbar
Statt mir von meinem Interview vollständige Notizen zu machen, kann ich mit dem Tablet alles aufnehmen und transkribieren lassen. Für knapp zehn Minuten Transkription braucht Samsungs Software weniger als eine Minute. Allerdings macht die Software von Samsung einige Fehler. Für eine grobe Übersicht und zur weiteren Bearbeitung auf dem Tablet ist es aber eine gute Grundlage.
Getestet habe ich eine Transkription eines Hörbuchkapitels von Sebastian Fitzeks «Playlist». Am meisten Fehler macht das Programm bei Gross- und Kleinschreibung. Zudem hört sie nicht immer heraus, wo Wörter auseinander geschrieben werden.
Mein zweites Fallbeispiel: Eine Hörverständnis-Übung von Mandarin auf Deutsch übersetzen lassen. Dort unterhalten sich die Sprecherin und der Sprecher klar und verständlich. Deshalb ist die hohe Fehlerquote überraschend. Immerhin verstehe ich grob, um was es bei der Konversation geht.
Zeichnen und Notizen: so gut wie eh und jeh
Dank S-Pen stehen Notizen und Zeichnungen nichts im Weg. Generell finde ich es top, auf so einer grossen Leinwand zu malen. Der Stift erkennt Druckunterschiede und ich habe durch die feine Gummispitze einen guten Grip.
«Penup» ist Samsungs eigenes Kunst-Programm, aber auch andere aus dem App-Store laufen super auf dem Samsung Galaxy Tab S10 Ultra. Durch die Grösse des Displays kann ich sogar «Clip Studio Paint» in der Desktop-Version nutzen. Dieses Programm hat sehr viele Menü-Unterteilungen und ist deshalb auf kleineren Tablets schnell unübersichtlich. Nicht so auf dem Bildschirm mit 14 Zoll.
Unterhaltung pur mit Videos und Gaming
Das grosse AMOLED-Display eignet sich wunderbar für Videos. Das Tablet zeigt mir knallige Farben und starke Kontraste. Und durch das längliche Format sind kaum schwarze Balken oben und unten zu sehen. Zudem muss ich gar nicht unbedingt Kopfhörer verbinden (solange ich niemanden störe). Die vier Stereo-Lautsprecher haben einen erstaunlich guten Sound für ein Tablet.
Auch beim Zocken bin ich zufrieden. Es gibt einige Spiele mit schicker Grafik und Controller-Unterstützung, wie das Racing-Game «Asphalt» oder auch «Sky - Kinder des Lichts».
Fazit
Grösser ist (manchmal) besser
Das Samsung Galaxy Tab S10 Ultra ist ein aufgefrischtes Galaxy Tab S9 Ultra. Ein neuer, etwas schnellerer Chip, Android 14 und 7 Jahre Updates machen das Tablet zu einem hoffentlich langlebigen Begleiter. Notizen machen, zeichnen, zocken oder Videos schauen: Mit dem Samsung Galaxy Tab S10 Ultra bist du für alles gut ausgerüstet. Dank IP68 sogar für Regen und ungewollte, kurze Tauchgänge.
Mit einer zusätzlichen Tastatur ist das Tablet schon fast ein Notebook-Ersatz. Mir ist es fast zu gross. Allerdings sind nicht alle Programme wie auf einem Windows- oder MacOS-Gerät vorhanden. Und die Akkulaufzeit dürfte für so ein Mords-Teil gerne etwas länger sein.
Persönlich finde ich den Preis insgesamt sehr hoch angesetzt. Die Tastatur ist da noch nicht inklusive. Möchtest du, wie ich, sowieso lieber auf den kleineren 11 Zoll arbeiten, kannst du auf das Galaxy Tab S9 zurückgreifen. Ich hoffe derweil immer noch auf eine ganz kleine 8-Zoll-Variante im Stile des iPad Mini.
Pro
- starker Chip
- wasserfest nach IP68
- top AMOLED-Display
- sieben Jahre Updates
- S-Pen inklusive
Contra
- Akkulaufzeit
- sehr teuer
- Software-Einschränkung gegenüber Notebooks
Seit ich einen Stift halten kann, kritzel ich die Welt bunt. Dank iPad kommt auch die digitale Kunst nicht zu kurz. Daher teste ich am liebsten Tablets – für die Grafik und normale. Will ich meine Kreativität mit leichtem Gepäck ausleben, schnappe ich mir die neuesten Smartphones und knippse drauf los.