Cable Pride: Zeigt Eure Elektronik!
Auf dieser Plattform war schon zu lesen, wie man Kabel möglichst gut verstecken kann. Aber das ist nicht der richtige Weg. Kabel sind ein Teil unseres Lebens. Wir sollten zu ihnen stehen.
Kürzlich habe ich mein Badezimmer durch LED-Panels von Nanoleaf und einen HomePod von Apple ergänzt. Man verbringt aufgrund der regelmässigen Stuhlgänge und Vollbäder doch recht viel Zeit in diesem Teil seines Zuhauses, daher mein Wunsch nach etwas mehr Wohnlichkeit dort.
Das war zwar nicht gelogen, aber letztlich nur ein Vorwand für meine wahre Leidenschaft: Cable Pride! Die meisten Menschen mögen Kabel nicht; sie bemühen sich, sie zu verhüllen, und die angeschlossenen Geräte nach Möglichkeit auch. Am Ende liegt alles lieblos zusammengewurstet irgendwo hinter einem Vorhang oder unter dem Sofa, oft mit grotesken Überlängen, weil halt nur ein 5-Meter-Verlängerungskabel zur Hand war. Dieses Cable-Shaming betrübt mich. Es ist doch ein herrliches Vergnügen, ein Elektro-Setup möglichst effektiv und ansprechend zu gestalten, sodass es zum eigenen Hingucker wird! Und erst die Etikettierung der einzelnen Komponenten – ein Hochgenuss!
In meinem Fall galt es also, das Netzteil des HomePods, jenes der LED-Panels sowie das Stromkabel für meinen Geberit-Dusch-WC-Aufsatz – über den ich vielleicht mal einen eigenen Text schreibe, jedenfalls habe ich nur müde gelächelt, als im ersten Lockdown alle Toilettenpapier hamsterten – in einer Mehrfachsteckdose zu versammeln und diese mit einem WLAN-Switch von myStrom für das automatisierte nächtliche Abschalten des gesamten Arrangements zu versehen.
Natürlich hätte ich alles irgendwie verstecken oder zumindest etwas weniger prominent platzieren können, aber wozu? Ich bin stolz, technische Wunderwerke wie Smart-Lautsprecher und LED-Leuchten mein eigen nennen zu dürfen, und will sie in ihrer Gesamtheit sehen, also auch mit ihren profanen Anschlüssen. Beim Theater interessiert mich der Hintergrund der Kulisse ebenfalls so sehr wie das Stück, und bei Menschen faszinieren mich ihre Schwächen und Abgründe genauso wie ihre Talente und Triumphe.
Für die geschmackvolle Verkabelung benötigst du natürlich ein wenig Ausrüstung: Kabelbinder verschiedener Grössen und gern auch Farben sowie die Powerstrips von Tesa, die es in mehreren Ausführungen gibt, damit sie auf verschiedenen Oberflächen haften (Metall und Fliesen, Verputz und übrige Flächen wie Holz oder Plastik). So kannst Du Mehrfachsteckdosen am idealen Ort anbringen, anstatt dass sie einfach am Boden liegen oder, noch schlimmer, in der Luft herumhängen. Und, ganz wichtig: Kabelführung! Auch das gibt es von Tesa, der Firma, die sich so engagiert gegen Cable-Shaming einsetzt.
Die nächste Aufgabe war noch aufregender. Meine in einem Sideboard von mfsystem verstaute Büro- und Unterhaltungstechnik musste neu verkabelt werden, da ich hier zwei weitere WLAN-Switches integrieren wollte, außerdem waren im Wohnzimmer zwei zusätzliche HomePods hinzugekommen, wodurch die Steckplätze in der Stromschiene knapp geworden waren. Ausserdem waren mehrere Ethernet-Kabel viel zu lang.
Natürlich freute ich mich darauf, nicht jedes Mal, wenn ich ein Dokument drucken will, vom Schreibtisch aufstehen und zum Drucker gehen zu müssen, sondern einfach «Siri, schalte den Drucker ein!» rufen zu können (tatsächlich schaltet HomeKit nicht den Drucker ein, sondern den entsprechend benannten Switch, den ich so eingestellt habe, dass er sich nach 6 Minuten wieder deaktiviert). Aber noch viel mehr freute ich mich darauf, neue Kabel zu beschaffen und mich zu fragen, welche Farbe ich welchem Gerät zuweise. Und alles neu zu etikettieren.
Etikettieren ist wichtig. So hast du beim initialen Einstecken nichts zu rätseln, und sollte mal was ausfallen oder umplatziert werden müssen, ist dir immer klar, was du in der Hand hältst.
Und manchmal, wenn die Sonne untergegangen ist und ich es richtig romantisch haben will, öffne ich die Schiebetüren meines Sideboards, an dessen Rückseite ich natürlich einen LED-Strip angebracht habe, und ergötze mich am Anblick meiner straff organisierten, etikettierten, von vielen Farben sanft erhellten Kabel.
Setzt du dich auch für Cable Pride ein? Wie präsentierst du deine Kabel? Oder warum schämst du dich für sie? Erzähl es mir in den Kommentaren!
Der Schriftsteller Thomas Meyer wurde 1974 in Zürich geboren. Er arbeitete als Werbetexter, bis 2012 sein erster Roman «Wolkenbruchs wunderliche Reise in die Arme einer Schickse» erschien. Er ist Vater eines Sohnes und hat dadurch immer eine prima Ausrede, um Lego zu kaufen. Mehr von ihm: www.thomasmeyer.ch.