Bose Smart Ultra Soundbar
5.1.2 Kanal
Boses Flaggschiff bei den Soundbars kommt unauffällig daher. Aber die wichtigen Werte schlummern im Innern – und diese überzeugen mit nach oben abstrahlenden Lautsprechern und Dolby Atmos. Boses Problem: Andere überzeugen zu dem Preis mehr.
Bose hat 2024 zwar eine Pause auf dem Soundbar-Markt gemacht. Aber sie haben im Herbst 2023 mit der Smart Ultra Soundbar ein Gerät auf den Markt gebracht, das optisch beeindruckt. Boses Flaggschiff ist schwer, robust und hochwertig verarbeitet – genau, wie man es in dieser Preisklasse erwartet. Allerdings kommt das Teil ohne Subwoofer. Wer dachte, Bose hätte das Design grundlegend überarbeitet, liegt daneben: Die Soundbar hat den eleganten, kantigen und flachen Look ihres Vorgängers beibehalten, inklusive des glänzenden Glasfinishs und der ovalen Öffnungen.
Mir gefällt das sehr gut – ich steh auf klare Kanten und Formen, die nicht zu verspielt sind. Ausserdem bringt dies je nach TV- und Standfuss-Bauweise klare Vorteile: Entweder kannst du sie zwischen den Standfüssen hindurch positionieren, denn dafür ist sie schlank genug, oder du stellst sie vor die Standfüsse und unter den Fernseher. Da sie relativ niedrig ist, kommt sie nicht unangenehm ins Sichtfeld des Fernsehers. Etwas, das zum Beispiel bei der 8,7 Zentimeter hohen Sonos Arc bisweilen passiert – hier im Test –, wenn du ganz tief im Sessel hängst. Die Bose hingegen ist nur 5,8 Zentimeter hoch (und 105 Zentimeter lang).
Die in «Arktis-Weiss» und Schwarz erhältliche Smart Ultra hat hinten zudem eine Ausbuchung für die Anschlüsse. Dadurch kannst du Strom- und HDMI-Kabel ganz dezent unter dem TV durchziehen, sodass sie von vorne gar nicht zu sehen sind. Obendrauf gibt es noch Knöpfe für Amazon Alexa und für die Mikrofon-Stummschaltung. Dazu eine LED-Leiste, die den aktuellen Status anzeigt – von Bluetooth bis zu Telefonanrufen.
Stichwort «innere Werte»: Mit neun Treibern bringt die Soundbar ordentlich Power mit. Drei Hochtöner, jeweils einen pro Seite und einen in der Mitte, sowie insgesamt sechs Breitband-Treiber, von denen zwei nach oben gerichtet sind (upfiring). So erzeugt die Bar 3D-Sound.
Anschlüsse gibt’s ebenfalls reichlich in der zuvor erwähnten Aussparung: einen HDMI eARC, optischer Eingang (ToS-Link), Ethernet und sogar einen Anschluss für das Adaptiq-Headset – hierbei handelt es sich um ein proprietäres Bose-System, welches den Raum vermisst und den Sound anpasst. Zudem gibt’s einen USB-C-Anschluss. Nicht nur sind die Ports allesamt rückseitig positioniert, sondern auch noch so, dass sich die Kabel nicht gegenseitig kreuzen. Worauf Bose verzichtet, ist HDMI-Passthrough. Logisch, es gibt ja nur einen HDMI-Port. Andere Soundbars im gleichen Preisrange bieten hier zwei Anschlüsse (samt Passthrough) – z.B. die Bravia Theatre Bar 8 von Sony
Virtuelle Schnittstellen sind – nebst der Bluetooth-Verbindungsmöglichkeit – auch AirPlay2 und Chromecast. Damit kannst du Inhalte auf die Bar streamen.
Das Adaptiq-System sorgt dafür, dass der Sound auf deinen Raum eingestellt wird. Dafür setzt du das beiliegende Headset auf und startest die Adaptiq-Messung in der App. Anschliessend setzt du dich auf fünf verschiedene Spots im Raum und die Soundbar schickt Töne durch den Raum. Diese sind etwas unangenehm – erinnern an eine Mischung zwischen Synthesizer oder Walgesänge. So schräg das auch klingt, es funktioniert aber überraschend gut. Bei anderen Geräten – zum Beispiel bei JBLs Live Beam 3, hier im Test –, habe ich das Einmessen schon weit weniger effektiv empfunden. Bei der Smart Ultra hingegen merke ich im Vorher-Nachher-Test sofort, wie der Bass etwas runtergenommen wurde und hochfrequente Klänge nicht mehr ganz so schrill hallen. Später mehr dazu. Die App bietet daneben verschiedene smarte Funktionen: So gibt es eine direkte Unterstützung für Spotify, Deezer und Amazon Music. Schade nur, dass Tidal Connect fehlt – besonders für Hi-Fi-Fans ein Minuspunkt. Da musst du klassisch über Bluetooth ran. Ausserdem kannst du dabei AirPlay und Chromecast steuern und mit einem Equalizer den Sound nach deinem Gusto individualisieren. Last but not least: Wenn du die App nicht magst, liefert dir Bose auch einfach eine Old-School-Fernbedienung mit.
Ich springe direkt zu meinem Audio-Highlight: die KI-basierte Dialogfunktion. Diese hebt Stimmen hervor – also gesprochene Dialoge. Konkret sorgt die KI dafür, dass die Soundbar gesprochene Sprache in Echtzeit erkennt und verstärkt. Zum Beispiel, wenn Dialoge wegen lauten Hintergrundgeräuschen, Explosionen oder sonstiges Gedöns schwer zu verstehen sind. Dann werden besonders Plosiv- und Zischlaute hervorgehoben. Das Gleiche gilt bei Szenen, in denen genuschelt wird.
Das funktioniert tatsächlich gut! So war ich im Kugelhagel bei «Blood and Gold» oder beim Düsenjetlärm von «Maverick» froh, hatte ich ein Helferlein, das mir beim Verstehen der Dialoge half. Bei Studiotalk – in meinem Fall das Sportpanorama – oder beim Musikhören kann es sein, dass sich die Stimmen unangenehm schneidig und die Instrumente etwas unausgewogen anhören, wenn die Dialogfunktion eingeschaltet bleibt. Hier kommt es natürlich darauf an, was du magst. Ich schalte sie jeweils aus. Ich habe die Bose Smart Ultra zunächst direkt aus der Box genutzt, also ohne Adaptiq-Einmessung. Dies, weil ich wissen wollte, wie gut hörbar die Verbesserung des Audios nach der Einmessung tatsächlich ist. Effektiv hat das System den Bass etwas heruntergeregelt und die besonders schrillen Laute an die Kandare genommen. Hinsichtlich meiner kargen Betonwände und dem harten, versiegelten Holzboden fand ich dies noch angenehm, da die besonders hohen Frequenzen ohne die Anpassung etwas verfärbt und schriller als eigentlich beabsichtigt klangen.
Dennoch musst du jetzt nicht glauben, dass die Soundbar lasch rüberkommt. Im Gegenteil: Das Volumen und der noch immer druckvolle Bass lässt mich den fehlenden externen Subwoofer vergessen. Selbst komprimierte Audioinhalte – von Bluetooth-Zuspielern oder einfach von mässiger Qualität – hören sich gut an. Nach dem Film-Test führe ich mir noch ein Live-Konzert zu Gemüte. Hier konnte ich ebenfalls deutlich die Richtung verorten, aus dem die einzelnen Instrumente kamen. Bei Surround-Sound offenbart der Bose Smart Ultra seine Limiten, wenngleich dezent. So hatte ich nicht immer das Gefühl, dass seitlich wirklich Sound zu mir drang. Von hinten kam auch eher wenig. Ein richtiger 3D-Audio-Effekt stellte sich nur stellenweise ein.
Die Bose Soundbar vereint praktisch alle Funktionen, die ich mir wünsche – darunter Musik-Streaming und objektbasierter 3D-Sound. Mit interessanten Features wie dem AI-Dialog-Modus macht die Bose Smart Ultra Soundbar sowohl in Funktionalität als auch Leistung einen mehr als guten Job. Auch optisch macht die Soundbar einiges her.
Unter dem Strich ist sie eine tolle Stand-Alone Soundbar, vor allem zum aktuellen Preis. Allerdings gibt es harte Konkurrenz, wenn du geringfügig mehr Geld ausgeben möchtest oder ein Subwoofer Pflicht für dich ist. So etwa die Sony Bravia Theatre Bar 8 oder die Sennheiser Ambeo Plus. In einem ähnlichen Preissegment gibt es noch die Sonos Arc Ultra, die Kollege Fontana über den grünen Klee lobt.
Vier Sterne zum aktuellen Preis.
Pro
Contra
Seit ich herausgefunden habe, wie man bei der ISDN-Card beide Telefonkanäle für eine grössere Bandbreite aktivieren kann, bastle ich an digitalen Netzwerken herum. Seit ich sprechen kann, an analogen. Wahl-Winterthurer mit rotblauem Herzen.