Besserer Schlaf, beruhigender Duft: Was man der Arve nachsagt – und was davon stimmt
Hintergrund

Besserer Schlaf, beruhigender Duft: Was man der Arve nachsagt – und was davon stimmt

Steinalt kann die Arve werden und im Alpenraum schwört man seit Jahrhunderten auf ihre Heilkraft aus Nadeln und Zapfen. Neuerdings stellt man aus dem Holz auch trendige Wellnessprodukte her. Doch wie gesund macht die «Königin der Alpen» wirklich?

Der Ruf der Berge und speziell eines Baumes hallt weit in die flachen Lande hinein: Die Rede ist von der Arve. Wissenschaftliche Studien (die wenigen existierenden) zeigen: ihr Holz und alles, was sich aus dem Baum gewinnen lässt, haben viele positive Eigenschaften auf die menschliche Gesundheit. Aber was ist dran an den Arven, außer Nadeln? (Davon übrigens fünf pro Büschel.) Was genau macht die «Königin der Alpen» aus und so besonders?

Als erstes ein Blick in die Botanik: Die Arve, außerhalb der Schweiz eher als Zirbe oder Zirbelkiefer bekannt, wächst vor allem am südöstlichen Alpenrand im Gebirge am Waldrand – weit oben in der Krummholzzone, wo es andere Bäume nicht hinzieht. Erst nach 50 bis 60 Jahren trägt der Baum erstmals Blüten und das auch nur alle sechs bis zehn Jahre.

Trotzdem ist der Baum sehr beliebt und tief in den Alpenregionen verwurzelt. So gilt für die Schweiz laut Waldwissen.net: «Mindestens 76 Berg-, Flur- und Ortsnamen sind von «Arve» abgeleitet, z.B. Arvengarten, Arbenhorn und natürlich Arolla. Dass die Baumart früher häufiger und weiter verbreitet war, zeigt auch das Arvenbühl bei Amden, wo die namengebende Baumart nicht mehr vorkommt.»

Arve: Wo die Methusalems stehen

Doch wo sie einmal ungestört wachsen dürfen, überdauern sie die Jahrzehnte. Das bündnerische Avers etwa ist ein wahres Paradies für die Arve. Dort werden die «Methusalems» seit Urzeiten nicht geschlagen und sind mittlerweile 500 bis 600 Jahre alt. Aber nicht nur dort, auf rund 2000 Metern Höhe werden die Bäume geschätzt. Sie sind seit Langem auch im Flachland beliebt: Ihrem Holz und dessen feiner Duftnote, ihren Nadeln und Zapfen sagt man seit Jahrhunderten viele positive Eigenschaften für den menschlichen Körper nach. Doch außerhalb der Volksmedizin und tradierter Ansichten ist die wissenschaftliche Forschungslage rund um die Zirbelkiefer sehr dünn. Grundsätzlich wird folgendes behauptet:

Die Arve und der Schlaf: Die vermeintlichen Vorteile für die Gesundheit

Besserer Schlaf: Viele Menschen berichten von einer verbesserten Schlafqualität, wenn sie in einem Arvenholzbett schlafen oder Kissen mit Spänen aus dem Holz der Arve verwenden. Tatsächlich legt eine Studie aus Graz ähnliches nahe, allerdings sind die wissenschaftlichen Ergebnisse dazu dünn. Denn: Sie zeigen kaum signifikante, messbare Unterschiede im Schlafverhalten, wobei einige der 15 Probandinnen zumindest subjektive Verbesserungen empfanden. Im Faktencheck von Medizin Transparent fällt die österreichische Studie durch: Es müsse in Zukunft «strenger nach wissenschaftlichen Kriterien durchgeführte Studien an deutlich mehr Testpersonen» geben, um die positive Wirkung auf den Schlaf bestätigen zu können.

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Reduzierter Herzschlag: In derselben Studie wird behauptet: Der Puls der Teilnehmenden im Zirbenbett war geringfügig niedriger als im Vergleichsbett. Obwohl der Unterschied minimal war, könne dies auf eine beruhigende Wirkung des Holzes hinweisen, so die Autorinnen und Autoren der Studie. Allerdings kritisiert auch hier Medizin Transparent: Der Unterschied in Bezug auf den Herzschlag sei nur minimal gewesen und es konnte nicht abschließend festgestellt werden, ob tatsächlich das Arvenholz ursächlich gewesen sei.

Atmosphärische Reinigung: Der Arve wird traditionell eine luftreinigende Wirkung zugeschrieben. Während direkte wissenschaftliche Belege für diese Behauptung fehlen, glauben viele Menschen, der Duft verbessere die Luftqualität in Innenräumen und sorge für eine entspannende Atmosphäre.

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Nadel, Zapfen, Nüsse: Die Arve in der Heilkunde und Volksmedizin

Antibakterielle Eigenschaften: In Holz und Rinde, Knospen und Nadeln steckt bis zu 0,5% Pinosylvin. Es gibt laut Studien Hinweise darauf, dass diese chemische Verbindung antibakterielle Eigenschaften besitzt. Dies könnte dazu beitragen, das Wachstum von Bakterien zu hemmen und so zu einem hygienischeren Wohnumfeld führen. Auch beim Einsatz gegen Kleidermotten zeigte das Zirbenholz eine positive Wirkung.

Positive emotionale Wirkung: Der Duft der Arve wird als weich, rund und voll, vergleichbar mit Kiefernnadeln, die in der Herbstsonne trocknen, teilweise auch blumig oder nach Vanille duftend beschrieben und wird oft als besonders angenehm und beruhigend empfunden. Dies kann zu einem verbesserten emotionalen Wohlbefinden beitragen und Stress sowie Angstzustände reduzieren. Denn Düfte werden durch die Nase an das «Duftgedächtnis» des Menschen weitergeleitet, das limbische System. Und dieses ist zuständig für Emotionen und Hormonausschüttungen und steuert die Stimmungslage. Deshalb wirken Duftstoffe wie jene aus der Arve «nicht nur auf den physischen Körper, sondern sind gleichermaßen wertvolle Heilmittel bei psychosomatischen und seelischen Erkrankungen», schreibt die Deutsche Apothekerzeitung.

Arve als Nahrungsmittel und Teil der Volksmedizin: Die Arve galt den Bewohnern der Alpengebiete seit jeher als Nahrungsquelle. Ihre Nüsse wurden beispielsweise in Milch gekocht und als Mittel gegen Lungenerkrankungen verwendet. Das Harz war als Weihrauch und zur Desinfektion von Innenräumen beliebt. Zu Tee verarbeitet, sagt man der Arve schleimlösende, antiseptische Wirkungen nach und als Salbe soll sie die Wundheilung unterstützen. Aus den Zapfen lässt sich Zirbenzapfenhonig als Hustenmittel herstellen, während Arvenschnaps als Magenmittel gilt.

Aus den Nadeln der Arve gewinnt man ätherisches Arvenöl oder nutzt sie, um Inhalationen und Badezusätze zuzubereiten. In den Nadeln lassen sich viele Inhaltsstoffe identifizieren, so die Deutsche Apothekerzeitung: «Neben Wachs, Stärke, Ascorbinsäure, Chlorophyll und Carotinoiden enthalten Zirbennadeln die Flavonoide Kaempferol und das als Bestandteil von Propolis bekannte Pinocembrin. Beide Flavonoide wirken im Organismus antientzündlich, kardio- und neuroprotektiv.»

Seit jeher spielt die Arve auch eine wichtige kulturelle Rolle in den Alpenregionen. Denn die Bäume bieten vor allem Schutz und Wärme für das Vieh, wurden deshalb nicht gefällt und erreichen ein biblisches Alter. Die älteste Arve der Schweiz steht im Oberengadin und ist mehr als 1400 Jahre alt.

Typische Produkte aus der Arve

Heute gibt es aus der Arve Öle zum Saunieren oder für deinen Aromadiffuser zu kaufen, außerdem Tees, Sirup, Schaumbäder, Brotdosen und vieles mehr. Du kannst in Zirbenhotels schlafen oder zuhause in deinem eigenen Bett aus Arvenholz oder auf Kissen aus den Spänen nächtigen – und dich sogar mit Parfum aus reinem Arvenöl einsprühen. Doch egal, wofür du dich entscheidest: Sorgen um die Zukunft des Baumes musst du dir nicht machen, denn ihr Bestand ist durch geregelte Abholzungsmengen sicher. Nachhaltige Forstwirtschaft, Umweltschutzorganisation und private, lokale Gemeinschaften sind sehr darum bemüht , den wertvollen Baum auch in den kommenden hundert Jahren zu schützen.

Titelbild: shutterstock

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Moritz Weinstock
Autor von customize mediahouse

Notizbuch, Kamera, Laptop oder Smartphone. Leben heißt für mich festhalten – analog oder digital. Immer mit dabei: mein iPod Shuffle. Die Mischung macht’s eben. Das spiegelt sich auch in den Themen wider, über die ich schreibe.


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