Shokz OpenRun Pro
keine Geräuschunterdrückung, 10 h, Kabellos
Bisher war ich beim Joggen nur selten mit Musik unterwegs. Bis ich die Shokz «OpenRun Pro» Kopfhörer mit Knochenschalltechnologie entdeckte. Jetzt kann ich beides: Meine Umgebung wahrnehmen und Musik hören. Ich bin begeistert.
Musik und Bewegung gehören eigentlich zusammen. Denn nichts ist so motivierend, wie zu rhythmischen Beats zu laufen, zu biken oder Gewichte zu stemmen. Tatsächlich wirkt Musik wie mentales Doping und kann die sportliche Leistung verbessern. Selbst schuld, dass ich bisher oft darauf verzichtet habe.
Meine Ausreden Gründe: In-Ear Kopfhörer drücken nach einer Weile oft unangenehm. Und irgendwie habe ich immer das Gefühl, dass sie leicht herausfallen könnten. Mein stärkstes Argument gegen die In-Ear Kopfhörer ist aber, dass ich die Umgebung nicht mehr gut wahrnehme. Mit den Shokz, die früher AfterShokz hiessen, ist das anders – dank der Knochenschall-Technologie.
Normalerweise erreichen Schallwellen über den Gehörgang das Trommelfell, wo sie Schwingungen auslösen, die dann vom Gehirn zu Tönen verarbeitet werden. Die Shokz Kopfhörer nutzen stattdessen das Prinzip der Knochenleitung. Die Schallwellen werden über den Wangenknochen direkt an das Innenohr übertragen. Von dort aus gehen sie über die Hörnerven weiter ans Gehirn. Bei Knochenschall-Kopfhörern hast du also keinen Knopf im Ohr und kannst über den Gehörgang die Umgebungsgeräusche weiterhin wahrnehmen.
Die «OpenRun Pro» sind mit 29 Gramm sehr leicht und wirken hochwertig. Dass die Kopfhörer durch einen Bügel hinter dem Kopf verbunden sind, finde ich gut. So kann ich sie beim Laufen nicht verlieren. Auch die Bedienung ist einfach: Der Lautstärkeregler funktioniert auch als Ein- und Ausschaltknopf, ist aber sehr klein, so dass es anfangs etwas dauerte, bis ich ihn ertastet hatte. Inzwischen geht das aber problemlos. Reine Gewöhnungssache.
Nach dem Einschalten ertönt eine angenehme Stimme: «Welcome to Shokz. Battery high. Connected.» – also alles, was ich wissen möchte. Die Verbindung über Bluetooth mit meinem iPhone war die einfachste Kopplung, die ich je bei einem Gerät erlebt habe. Es ging wirklich automatisch. Einschalten und loslegen. Toll. Sind Kopfhörer und iPhone einmal verbunden, bleibt das auch so. Beim Ausschalten macht die angenehme Shokz-Stimme die Ansage «Power off». Ich finde das nützlich, weil ich andere Kopfhörer schon mehr als einmal nach einem Lauf eingeschaltet gelassen und mich dann geärgert habe, dass beim nächsten Training der Akku leer war.
Apropos Batterie. Hier glänzen die «OpenRun Pro» mit 10 Stunden Laufzeit. Dass sie zudem über eine Schnellladefunktion verfügen, macht sie für Spontan-Läuferinnen wie mich richtig nützlich. Während ich mich umziehe und die Laufschuhe schnüre, kann ich den Kopfhörer noch kurz aufladen. Fünf Minuten bringen eine Laufzeit von 90 Minuten. Für Spontanläufe reicht das meist.
Laden kannst du die Kopfhörer über das mitgelieferte Magnetkabel. Einerseits ist das praktisch, weil du es nur andocken musst. Andererseits ist es ein Nachteil, weil du noch ein extra Kabel mitnehmen musst, wenn du unterwegs bist. Denn du kannst nicht einfach ein USB-C-Kabel nutzen, das du wahrscheinlich ohnehin dabei hast. Und solltest du das Magnetkabel vergessen, nützt dir auch die beste Schnellladefunktion nichts.
Neben dem kombinierten Ein- und Ausschalt- sowie Lautstärkeregelungsknopf gibt es noch einen Multifunktionsbutton an der Aussenseite des linken Kopfhörers. Mit ihm kannst du Anrufe entgegennehmen und zwischen den Songs vor- oder zurückspringen.
Die Kopfhörer sind nach IP55 wasserabweisend und damit OK für Schweiss und Regen. Eintauchen solltest du sie nicht. Fürs Schwimmen hat Shokz die «OpenSwim» Kopfhörer entwickelt, die ich später noch testen werde.
Inzwischen habe ich die Kopfhörer beim Laufen im Schnee, bei Regen und trockenem Wetter, mit Mütze, Stirnband und ohne Kopfbedeckung ausprobiert. Ich trug sie für lange, langsame Läufe im Grundlagenausdauerbereich, für Tempoläufe und für Sprint-Intervalle. Und habe sie dabei überhaupt nicht gespürt. Einmal angezogen, kann ich die Kopfhörer getrost vergessen. Kein Drücken und Rutschen.
Durch das geringe Gewicht habe ich schon nach wenigen Metern nicht mehr gemerkt, dass ich Kopfhörer trage. Auch bei den Sprints sassen sie sicher. Gegenüber meinen In-Ear Buds ist das ein enormer Vorteil. Die «OpenRun Pro» gibt es in zwei Grössen, in Standard und Mini. Die einzelnen Modelle sind aber nicht grössenverstellbar. Ich habe die Standard-Version ausprobiert und sie sassen perfekt. Das kann jetzt bedeuten, dass ich einen sehr durchschnittlichen Kopf habe oder dass das Design wirklich funktioniert.
Jetzt kannst du natürlich fragen, warum ich bei meinen Läufen die Umgebungsgeräusche hören will. Tatsächlich möchte ich beim Sport im Freien nicht von meiner Umwelt abgekapselt sein. Ich möchte den Rhythmus meiner Schritte und das Rauschen des Baches hören. Wenn ich im Dunklen jogge, wie es ja im Herbst und Winter oft vorkommt, will ich hören, was sich in meiner Umgebung und vor allem hinter mir abspielt. Und auf der Strasse erhöht es die Sicherheit, auch mit Kopfhörern Verkehrsgeräusche zu bemerken. Aber genau hier kommt der «OpenRun Pro» an seine Grenzen: Als ich bei Regen eine Strasse entlang lief, hörte ich von der Musik bei mittlerer Lautstärke so gut wie nichts mehr. Aber das ist vielleicht auch besser so, denn herannahende Fahrzeuge wahrzunehmen, ist mir wichtiger als Musikgenuss.
Wenn schon Musik beim Laufen, dann auch welche, die mir hilft, meine Leistung zu verbessern. Schon seit einiger Zeit arbeite ich daran, meine Kadenz, also meine Schrittfrequenz pro Minute, zu erhöhen. Dadurch soll ich ökonomischer laufen können und bei gleicher Geschwindigkeit weniger Sauerstoff und Energie verbrauchen. Also lud ich mir ein geführtes Training mit Musik mit 160 bis 170 Beats pro Minute aufs iPhone. Und ich war wirklich überrascht, wie gut der Klang war. Die Bässe sind deutlich hörbar und auch bei den Mitteltönen ist der Klang klar. Bei den bisherigen – und meiner Meinung nach veralteten – MP3-Knochenschall-Kopfhörern von Finis, die ich zum Schwimmen trug, fielen die Bässe so gut wie ganz weg und insgesamt war der Sound flach. Jetzt kann ich sie aber gut hören und erfahre in der Beschreibung des Herstellers, dass das an der «Shokz Turbo Pitch»-Technologie liege. Was immer das heisst. Zumindest funktioniert es. Und meine Füsse bewegten sich schön im vorgegebenen Takt.
Für einen langen Lauf packte ich mir ein Hörbuch auf die Ohren. Der Sprecher klang natürlich und kein bisschen blechern. Auch hier überzeugte mich die Qualität. Wer möchte, kann die Soundqualität zusätzlich noch über die App mit zwei Equalizer-Einstellungen anpassen. So feine Ohren habe ich nicht, dass mir das einen Mehrwert bringen würde. Und, ganz klar: Es handelt sich um Sportkopfhörer, bei denen du neben Musik noch die Umgebungsgeräusche hörst. Wer hier höchsten Klanggenuss erwartet, hat sich in der Kategorie geirrt. Aber um beim Sport Musik zu hören, mich zu motivieren und meine Schrittfrequenz zu verbessern, sind die «Open RunPro» eine gute Wahl.
Fürs Laufen auf Feld- und Waldwegen finde ich die «OpenRun Pro» richtig gut. Ich fühle mich weniger abgeschottet von meiner Umgebung als mit In-Ear Kopfhörern und kann Hunde, Radfahrer oder gelegentlich Autos, die sich von hinten nähern, gut hören. Gleichzeitig sorgt die Knochenschall-Technologie dafür, dass sich der für einen Sportkopfhörer richtig gute Sound angenehm in meinem Kopf ausbreitet. Mich hat der Kopfhörer auf jeden Fall überzeugt und ich bin schon gespannt darauf, weitere Modelle aus der «Open»-Serie von Shokz, wie den OpenFit und den OpenSwim zu testen.
Titelfoto: Siri SchubertForschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.