Produkttest

Arbeit am laufenden Band mit dem KingSmith WalkingPad R1 Pro

Michael Restin
16.11.2021
Mitarbeit: Anne Chapuis

Anne Chapuis hat das Sportoffice perfektioniert: Auf ihrem WalkingPad legt sie pro Arbeitstag bis zu 25 Kilometer zurück. Es läuft gut mit dem Laufband, aber nicht alles ist Spitze.

Anne kommt voran, während sie auf der Stelle tritt. Oberhalb der Tischkante sorgt sie mit unserem Translations-Team dafür, dass digitec und Galaxus auf Englisch, Französisch und Italienisch eine gute Figur machen. Unterhalb davon hält sie sich fit. Dass sie keine halben Sachen macht, sehe ich sofort, als sie mir eines Montagmorgens im Sport-Outfit die Türe öffnet: Ihr Homeoffice mit Stehpult gleicht einer Kommandozentrale, wirkt effizient und durchdacht. Darunter steht das «KingSmith WalkingPad R1 Pro». KingSmith ist eine mit Xiaomi verbandelte Marke aus Peking. Und das R1 Pro eine Flunder von einem Laufband, das sie mit bis zu 10 km/h auf Trab hält. «Ich habe es jetzt seit drei Wochen und bin ungefähr 300 Kilometer gelaufen», erzählt Anne. «Wobei in der Statistik ein paar Kilometer fehlen, an einigen Tagen hat die App gar nicht funktioniert.» Gemeinsam schauen wir uns an, was mit dem Gerät gut und was schlecht läuft.

Anne kann laufen und tippen. Bei mir sähe der Text wahrsaclvöx sö aix.
Anne kann laufen und tippen. Bei mir sähe der Text wahrsaclvöx sö aix.

Lieferung und Wartung

Ich hatte schon einmal das Vergnügen, ein ausgewachsenes Laufband in eine Wohnung zu schaffen und aufzubauen. Es war eine schweisstreibende und schwierige Angelegenheit. Deshalb will ich zunächst wissen, was es vor dem ersten Einsatz zu tun gibt. «Es kommt fertig installiert», sagt Anne. Das 38 Kilogramm schwere Gerät lässt sich mittig zusammenfalten, passt problemlos in einen Karton und ist entsprechend schnell startklar.

Zusammengelegt findet das WalkingPad immer irgendwo Platz. Der umlaufende Griff kann aufgestellt werden und ein Tablet halten, wenn das Laufband frei im Raum steht.
Zusammengelegt findet das WalkingPad immer irgendwo Platz. Der umlaufende Griff kann aufgestellt werden und ein Tablet halten, wenn das Laufband frei im Raum steht.

«Wenn du den ganzen Tag läufst, musst du das Laufband von Zeit zu Zeit ölen», erklärt Anne. Vorgegebene Wartungsintervalle gibt es nicht: «Sie machen keine Kilometerangabe, sondern sagen, du sollst es dann ölen, wenn das Band zu schnell heiss wird.» Zur Demonstration klappt sie den hinteren Teil des Bandes nach oben, wobei sich die Lauffläche mit einem schmatzenden Geräusch vom darunterliegenden Kunststoff löst. «Das ist normal», beruhigt sie mich. Das Silikonöl wird unter die Laufmatte geträufelt, dann läuft es wieder wie geschmiert. Falls sie verrutscht, lässt sich die Matte mit ein paar Umdrehungen eines Inbusschlüssels wieder zentrieren.

Aufstellen und verstauen

Ausgeklappt ist das Laufband 146 Zentimeter lang und 72 Zentimeter breit, die Höhe beträgt maximal 15,5 Zentimeter. Zusammengefaltet und hochkant gestellt, braucht es nicht mehr Platz als ein Koffer. Dazu hat es Transportrollen, um es einfach durch die Wohnung zu manövrieren. «Nur das Stromkabel ist nicht so durchdacht», bemängelt Anne. «Du musst es vor dem Aufräumen ausstecken, sonst ist es im Weg.» Seitlich wäre der Anschluss ihrer Meinung nach besser platziert.

Das Stromkabel stört und muss ausgesteckt werden, damit Anne das WalkingPad aufrecht verstauen kann.
Das Stromkabel stört und muss ausgesteckt werden, damit Anne das WalkingPad aufrecht verstauen kann.

Gehen und Laufen

Zusammengeklappt und an die Wand geschoben wird das Laufband ohnehin nur am Wochenende. Von Montag bis Freitag ist es im Dauereinsatz. Auch heute macht sich Anne wieder an die Arbeit und das Band läuft knarzend an. Während der Motor relativ leise ist, hallt jeder Schritt hart durch den Raum. «Man gewöhnt sich ziemlich schnell an das Geräusch», findet Anne. Ich frage mich, wie sie im Gehen so gut tippen kann. Und ob ihre Nachbarn sich auch schon an die Geräuschkulisse gewöhnt haben. Anscheinend fühlen sie sich nicht gestört: «Bis jetzt hat sich noch niemand beschwert, dabei fange ich häufig schon um 6 Uhr morgens an.»

Laut sind vor allem die Schritte.
Laut sind vor allem die Schritte.

Was hier, im gut isolierten Neubau, kein Problem zu sein scheint, kann andernorts zur Nervenprobe werden. Als ich Tage später einer Kollegin von Annes Sportoffice erzähle, stöhnt sie auf: «In der Wohnung über uns haben sie auch so ein Teil, wir hören jeden Schritt.» Bevor du dir ein Laufband anschaffst, solltest du also kurz an den Nachbarschaftsfrieden denken und zumindest eine dämpfende Bodenschutzmatte drunterlegen. Am harten Laufgefühl ändert das allerdings nichts: «Am Anfang dachte ich, ich laufe barfuss, aber durch die Rille ist es mega unbequem», sagt Anne. Da das Gerät faltbar und die Lauffläche dünn ist, reiben die Füsse bei jedem Schritt darüber. «Ich habe nach einem Tag so Fussschmerzen gehabt, dass ich gesagt habe: nie mehr ohne Schuhe.»

Automatikfunktion

Anne geht üblicherweise zwischen vier und fünf Stundenkilometer schnell und stellt die Geschwindigkeit manuell ein. Das WalkingPad R1 Pro hat auch eine Automatikfunktion: Bewegst du dich in den vorderen Bereich der Lauffläche wird es schneller, bist du weit hinten, wird es langsamer. «Ich habe die nicht so gerne», sagt Anne. «Dafür müsste ich das Laufband weiter nach hinten stellen, und das will ich eigentlich nicht.» Als ich ausprobieren möchte, wie schnell das Gerät im Automatikmodus auf Tempowechsel reagiert, fliege ich nach hinten ab und lande fast auf der Nase. Verständlich, dass Anne lieber selbst die Kontrolle behält und ihr bewährtes Tempo geht.

Theoretisch lässt sich das Gerät auch freistehend verwenden. Dafür wird der Handlauf nach oben geklappt, der mit einem Not-Stopp-Clip und einer Vertiefung fürs Smartphone oder Tablet ausgestattet ist. Wobei es bei der nur 41 Zentimeter breiten Lauffläche im Joggingtempo von maximal 10 km/h vielleicht keine gute Idee ist, auf einen Screen zu schauen.

Not-Stopp im Handlauf: Wird der Stecker gezogen, geht das Laufband aus. Bei Joggingtempo sollte er per Clip an der Kleidung befestigt werden.
Not-Stopp im Handlauf: Wird der Stecker gezogen, geht das Laufband aus. Bei Joggingtempo sollte er per Clip an der Kleidung befestigt werden.

«Hochgeklappt habe ich es noch nicht verwendet, ich gehe lieber draussen laufen», sagt Anne. Für ihre Zwecke ist die Fläche gross genug: «Manchmal merke ich, dass ich während der Arbeit an die Seite gerate, aber ich bin noch in keinem Call gestürzt.» Wer mehr Platz braucht, sollte sich das teurere Nachfolgemodell R2 anschauen, dessen Lauffläche etwas breiter ist.

Anne spult ihre Kilometer gehend ab, bis ihr das Laufband eine Pause verordnet: «Wenn du zwei Stunden am Stück läufst, zwingt es dich, eine halbe Stunde Pause zu machen.» Mich irritiert diese Bevormundung. Anne hat kein Problem damit und vermutet, dass die Zwangspause auch noch andere Gründe hat. «Wahrscheinlich ist sie auch ganz gut für den Motor.» Das Gerät ist mit seinen 1.25 PS für Belastungen bis 110 Kilogramm ausgelegt und hat eine Leistungsaufnahme von 918 Watt. Läuft Anne acht Stunden am Tag, kostet sie das bei einem Strompreis von 21 Rappen pro Kilowattstunde ungefähr anderthalb Franken.

Fernbedienung

Da das Laufband keine fixe Konsole hat, ist die kleine Fernbedienung wichtig. Mit ihr lässt sich das Band starten und stoppen, die Geschwindigkeit regulieren oder der Automatikmodus aktivieren. «Die ist mega praktisch», findet Anne, deshalb liegt das ovale Ding in der Grösse eines Autoschlüssel bei ihr stets auf dem Schreibtisch. «Du könntest es auch vom Natel aus bedienen, aber die App ist nicht so geil.»

Aufs Wesentliche reduziert: Mit der Fernbedienung ist Anne zufrieden.
Aufs Wesentliche reduziert: Mit der Fernbedienung ist Anne zufrieden.

Display und App

Um Einstellungen anzupassen und die Statistik im Blick zu behalten, bietet sich eine App an. Das kleine Display am Laufband selbst verschwindet unter dem Tisch aus dem Blickfeld. Es zeigt im Wechsel die gelaufene Zeit, die Distanz, die Schrittzahl und die Geschwindigkeit an. Viel mehr kann die App auch nicht, und gelegentlich nicht mal das. «Manchmal stellt sie ab. Dann bist du zwei Stunden gelaufen und die Daten sind nicht gespeichert», berichtet Anne. «Damit es synchronisiert, musst du dran denken, die App geöffnet zu lassen, wenn du vom Laufband weggehst.»

Die App macht immer mal wieder Ärger.
Die App macht immer mal wieder Ärger.

Sonst ist die Information verloren, denn nach ein paar Minuten in Ruhe schaltet sich das Laufband aus. «Wenn du zwischendrin was machst, weil zum Beispiel die Post kommt, hat es manchmal schon abgestellt.» Dann sind die Kilometer in den Beinen, aber nicht in der Statistik, die Anne vor allem zu Beginn interessiert hat. «Irgendwann kannst du es einfach hochrechnen», sagt sie. «Bei mir sind es im Schnitt etwa 18 Kilometer pro Tag.» Ganz egal, was die App sagt.

Das Display am Gerät ist selten im Blickfeld.
Das Display am Gerät ist selten im Blickfeld.

Fazit

Von acht Stunden auf dem Bürostuhl fast zum täglichen Halbmarathon – da überrascht Annes persönliches Fazit nicht: «Ich habe schon dümmer Geld ausgegeben.» Was nicht heissen soll, dass am Gerät selbst alles smart ist. Was die Hardware angeht, stören sie vor allem die Position des Netzkabels und die harte Lauffläche. Dazu kommen softwareseitig die Aussetzer der App. Trotzdem erfüllt das KingSmith WalkingPad R1 Pro voll und ganz seinen Zweck. Es sieht ansprechend aus, ist schnell verstaut und bringt Bewegung in den Arbeitsalltag. Nicht Highend, aber nach Annes Meinung dennoch empfehlenswert: «Von der Qualität her ist es, glaube ich, nicht das geilste Laufband, aber es ist völlig okay für den Preis.»

Annes Laufband:

Das Nachfolgemodell:

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Einfacher Schreiber, zweifacher Papi. Ist gerne in Bewegung, hangelt sich durch den Familienalltag, jongliert mit mehreren Bällen und lässt ab und zu etwas fallen. Einen Ball. Oder eine Bemerkung. Oder beides.

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