Training auf der Couch: Einfach durchatmen
Atemtraining fasziniert mich schon seit langem, aber bisher habe ich nie lange durchgehalten. Mit dem Airofit Pro 2.0 ist die Begeisterung wieder entfacht und das tägliche Training macht Spass. Einen kleinen Haken habe ich allerdings gefunden.
So viel kann sich in relativ kurzer Zeit ändern. Vor drei Jahren habe ich mit dem Training mit dem ersten Airofit-Modell begonnen, aber irgendwann war die Motivation weg. Die Übungen mit dem Atemtrainer kamen mir damals ungewohnt vor und ich war mir nicht sicher, ob sich meine Anstrengungen auszahlen würden. Jetzt habe ich wieder angefangen und bin voll im Trainingseifer.
Der Airofit ist ein Handflächen-grosser Atemtrainer mit einem Mundstück aus Gummi. Im Inneren befinden sich Membranen, deren Widerstand sich über Rädchen an den Seiten stufenweise justieren lässt. Dadurch sind gezielte Übungen mit persönlichen Einstellungen möglich. Den Airofit in der neuen Version gibt es in zwei Ausführungen: den Airofit Active und den Airofit Pro 2.0. Ich habe die Pro Version getestet, denn das App-gesteuerte, personalisierte Training mit Anwendungen von Apnoetauchen über Running bis Schwimmen weckte mein Interesse. Ohne die App wäre ich ehrlich gesagt ziemlich ratlos, mit welcher Methode und wie häufig ich trainieren soll, um effizienter atmen zu können.
Frühere Versuche endeten erfolglos
Der Vollständigkeit halber: Das war nicht mein erstes Techtelmechtel mit einem Atemtrainer. Vor mehr als zehn Jahren hatte ich es schon mit einem inzwischen recht altertümlich anmutenden Powerlung Gerät versucht. Auch damals hatte ich schnell die Lust verloren.
Das ist jetzt völlig anders. Vor gut einem Monat habe ich begonnen, mit dem neuen Airofit Pro 2.0 zu trainieren und habe bis auf zwei bis drei Tage kein Training verpasst. Nach den empfohlenen Trainingssessions hänge ich oft noch – aus purem Spass und Vergnügen – zusätzliche Übungen an. Woher meine neue Begeisterung kommt? Gerne würde ich sagen, dass die neue Version des Airofit Pro so viel besser und einfacher zu bedienen ist als die vorherige. Aber so gravierend sind die Neuerungen nicht und es gab auch schon ein kleines technisches Stolpern. Mehr dazu später.
Durch das Tauchen erwacht mein Trainingseifer aufs Neue
Tatsächlich liegen die Gründe für meinen wieder entfachten Trainingseifer zum grossen Teil an meinem grösseren Interesse und Wissen zum Thema Atmung. Beim Apnoetauchen ist ruhiges Atmen und ein möglichst grosses nutzbares Lungenvolumen wichtig. Das wird erreicht, indem vor allem das Zwerchfell, aber auch die Muskeln zwischen den Rippen, die Interkostalmuskeln, flexibler werden. Dadurch kann sich die Lunge im Brustkorb besser ausdehnen. Der Airofit bietet Übungen, die diese Flexibilität verbessern sollen.
Positive Effekte des Atemmuskeltrainings
Auch ein Krafttraining für die Atemmuskeln, wie es der Atemtrainer anbietet, ist sinnvoll. Positive Effekte wurden in Bezug auf den Blutdruck und andere gesundheitsrelevante Parameter erzielt. Besonders wichtig für mich als Sportlerin: Ermüden die Atemmuskeln, können durch den sogenannten Metaboreflex auch die Beinmuskeln nicht mehr so viel Leistung bringen. Schon nach einem vierwöchigen Atemwiderstandstraining zeigten 800-Meter-Läufer Verbesserungen in der Laufleistung. Eine Meta-Analyse von sechs verschiedenen Untersuchungen, allerdings jeweils mit kleiner Teilnehmerzahl, aus dem Jahr 2021 bestätigt, dass regelmässiges Training mit einem Atemwiderstandsgerät eine Verbesserung der Ausdauer in verschiedenen Sportarten bringen kann. Wie zu erwarten, erzielt das Atemtraining bei relativ Untrainierten grössere Fortschritte als bei Athletinnen und Athleten, die ihr sportliches Potenzial schon ziemlich ausgereizt haben.
Entspannen mit geführter Atmung
Ob das Gerät, das entfernt an einen Nucki erinnert, meine Leistung verbessern kann, bleibt eine offene Frage. Aber für mich ist ein anderer Faktor entscheidend. Ich habe recht viel Energie und finde es manchmal schwer, zur Ruhe zu kommen. Klassische Meditation habe ich immer wieder erfolglos versucht. Dafür bin ich zu zappelig. Mit dem Airofit ist es anders. Da ich dank der App genaue Anleitungen zum Ein- und Ausatmen und einen roten Ball gezeigt bekomme, der sich mit meinen Atemzügen aufpumpt, schaffe ich es, durch gleichmässiges Atmen zur Ruhe zu kommen.
Auch die abwechslungsreichen Atemübungen zur Verbesserung der Ausdauerleistung gefallen mir sehr. Beim persönlichen Trainingsplan konnte ich mich für einen Trainingsschwerpunkt entscheiden. Da ich mich gerade auf einen Halbmarathon vorbereite, habe ich das Laufen gewählt. Die App schlägt jeden Tag zwei Übungen vor, die mich unterstützen sollen. So trainiere ich manchmal die Einatemstärke, indem ich gegen starken Widerstand einatme. Ein anderes Mal geht es darum, in einem vorgegebenen Rhythmus zu inhalieren. Zwischendurch lege ich dann hin und wieder eine Entspannungs-Session im «Mindfulness»- oder «Concentration»-Modus ein.
Wie sich der Airofit Pro 2.0 vom Vorgängermodell unterscheidet
Der Airofit Pro 2.0 bietet 17 Trainingsprogramme für Leistungssteigerung oder Entspannung. Kurze Videoanleitungen zeigen, wie das Training ausgeführt werden soll. Die Verbindung mit Smartphone oder iPad läuft über Bluetooth und das Koppeln beim Pro 2.0 funktioniert bei mir problemlos – anders als beim Vorgängermodell, das mich in dieser Hinsicht manchmal frustrierte. Ein weiteres Plus ist die verbesserte Batterieleistung (auch eine der Schwachstellen des Vorgängermodells), die mindestens fünf Tage hält. Wer möchte, kann die Info aus dem Airofit auch mit Apple Health verbinden. Reinigen lässt sich das Gerät übrigens ganz einfach: Nach dem Entfernen der elektronischen Steuerungseinheit kannst du den Airofit unter laufendem Wasser abspülen und einmal in der Woche mit wenig mildem Geschirrspülmittel reinigen.
Jetzt kommt doch noch ein kleines Aber
Trotz meiner Begeisterung für den Atemtrainer bin ich von der App nicht ganz so angetan. Nachdem ich das aktuelle Trainingsprogramm für 14 von 28 Tagen ausgeführt habe, begann es wieder bei Tag eins. Nach Angaben von Airofit ist das Problem bisher bei rund drei bis fünf Prozent der Nutzenden aufgetreten und Airofit arbeitet an einer Lösung. Klar hätte ich gerne auch beim Countdown die vollen 28 Tage gesehen, aber da ich in der Timeline jedes Training nachvollziehen kann, ist das nicht so tragisch. Viel wichtiger ist, dass die Messungen aus meinem Training nach Herstellerangaben weiterhin in den Trainingsplan eingebaut werden.
Verwirrt hat mich auch die Fortschrittsmessung. Demnach nimmt mein nutzbares Lungenvolumen seit dem Start des Trainings vor einem Monat kontinuierlich ab. Ich habe mich an die Anleitungen gehalten und jeden Morgen den Lungentest auf nüchternen Magen und vor dem Training ausgeführt. Ich vermute deshalb, dass es sich eher um einen Messfehler handelt, als um eine tatsächliche Abnahme.
In einem Telefonat mit Airofit stellte sich zudem heraus, dass auch die Art der Atmung eine Rolle spielt. Wer den Test konstant mit etwa 80 Prozent des maximalen Atemdrucks ausführt, kann demnach mit vergleichbaren Ergebnissen rechnen. Diese Information hätte ich mir in der App gewünscht. Auch sonst wäre bei den Übungen ein bisschen mehr Kontext hilfreich. So wäre es nützlich, zu erfahren, warum ich bisher jeweils als erste Übung «Control» eingespielt bekomme. Oder wie sich mein zugängliches Lungenvolumen auf die Auswahl der Übungen auswirkt. Auch ein Hinweis, ob vielleicht ein Ruhetag nötig ist, wenn man keine Steigerungen sieht, wäre sinnvoll. Mehr Informationen und Erklärungen würden die App für mich auf jeden Fall sinnvoller machen. Da die App immer weiterentwickelt wird, kann es gut sein, dass künftig auch mehr Kontext gegeben wird.
Den Airofit gibt es auch günstiger ohne personalisiertes Training
Wer nicht so viel Wert auf die App und personalisiertes Training legt, kann auch den günstigeren Airofit Active kaufen.
Der Active unterscheidet sich äusserlich nicht gross vom Pro. Allerdings hat er keine Bluetooth-Verbindung zur App und bietet damit auch kein personalisiertes Training und keine Fortschrittsmessung. Die App bietet sechs Basis-Übungen und einfache Trainingsanleitungen. Ob du den Airofit Activ oder Airofit Pro 2.0 wählst, ist im Wesentlichen eine Frage, wie gezielt du trainieren willst und wie wichtig dir das Feedback und die Messungen sind. Und natürlich, wie viel du dafür auszugeben bereit bist.
Fazit: Das Training macht Spass, aber die App hat noch Potenzial
Da ich keine objektiven Messkriterien – ausser jenen in der App – zur Verfügung habe, kann ich nicht beurteilen, ob sich das Training auf mein Lungenvolumen und meine Leistungsfähigkeit auswirkt. Beurteilen kann ich dagegen, wie sich das Training auf meine Entspannung und Erholung auswirkt. Und hier finde ich den Airofit Pro 2.0 eindeutig hilfreich. Das konzentrierte Atmen beruhigt mich und ich merke auch, dass ich im Alltag viel stärker auf eine ruhige und gleichmässige Atmung achte. Und das ist für mich ein guter Grund, den Airofit Pro 2.0 weiterhin zu benutzen. Denn bewusstes Atmen und gute Erholung sollen sich ja letztlich auch positiv auf die sportliche Leistungsfähigkeit auswirken.
Titelfoto: Siri SchubertForschungstaucherin, Outdoor-Guide und SUP-Instruktorin – Seen, Flüsse und Meere sind meine Spielplätze. Gern wechsel ich auch mal die Perspektive und schaue mir beim Trailrunning und Drohnenfliegen die Welt von oben an.