Acer Spatial Labs: Neues 3D-Display für Gamer angetestet
Produkttest

Acer Spatial Labs: Neues 3D-Display für Gamer angetestet

Jan Johannsen
15.12.2022

Acer will 3D wieder unter die Leute bringen. Ein erster Blick auf das Spatial-Labs-Display des Gaming-Notebooks Helios 300, das ohne Spezialbrille funktioniert.

Vor etwas mehr als 10 Jahren schwappte die erste große 3D-Welle über Bildschirme jeder Art. Sie verebbte jedoch schnell. Acer glaubt nun an eine Rückkehr und setzt mit Spatial Labs auf die Bereiche Gaming und Profi-Anwendungen, wie etwa CAD-Modelle. Wie gut 3D ohne Spezialbrille – in diesem Fall mit Stereoskopie – aussieht, habe ich unter anderem mit «Forza Horizon 5» und «Firewatch» ausprobiert.

Sehr gut ausgestattetes Gaming-Notebook mit 3D-Display

Etwas über eine Woche konnte ich auf einem Predator Helios 300 Spatial Labs spielen. Acer hat mir das neue Notebook zur Verfügung gestellt. Da es sich um ein Vorserienmodell handelt, konzentriere ich mich im Folgenden auf die Eindrücke, die das 3D-Display bei mir hinterlassen hat. Davon abgesehen genügt es zu wissen, dass der Core i9-12900H, 32 Gigabyte Arbeitsspeicher und eine der Laptopversion der Geforce RTX 3080 die Testspiele problemlos in bester Auflösung laufen lassen.

Der 3D-Effekt lässt sich nicht fotografieren oder per Video einfangen.
Der 3D-Effekt lässt sich nicht fotografieren oder per Video einfangen.
Quelle: Jan Johannsen

Der IPS-Bildschirm des Helios 300 ist 15,6 Zoll groß und hat im 2D-Betrieb eine Auflösung von 3840 × 2160 Pixeln. Im 3D-Modus reduziert sie sich auf 1920 × 2160 Pixel. Schaue ich etwas genauer hin, fällt vor allem in hellen Bereichen die Beschichtung auf, die im Zusammenspiel mit Kameras und Software dafür sorgt, dass jedes Auge ein unterschiedliches Bild zu sehen bekommt. Die grobkörnigen Punkte erinnern an Wackelpostkarten, sind allerdings nicht ganz so simpel. Im Normalbetrieb kann ich sie gut ausblenden. Da stören sie nicht.

Das 3D-Display sieht von der Seite gar nicht so schön aus.
Das 3D-Display sieht von der Seite gar nicht so schön aus.
Quelle: Jan Johannsen

Oberhalb des Displays befinden sich drei Kameras, welche die Person vor dem Notebook erkennen und ihre Augen tracken. Sie sorgen dafür, dass jedes Auge ein leicht anderes Bild angezeigt bekommt. Das Gehirn setzt daraus dann eine dreidimensionale Ansicht zusammen. Deswegen ist diese Technologie nur für einzelne Menschen gedacht. Zuschauen macht keinen Spaß – ich habe es ausprobiert.

Sieht teilweise richtig gut aus,ist aber anstrengend

Auf dem Helios 300 kann ich nicht jedes x-beliebige Game in 3D spielen. Es gibt keinen Schalter, um die Anzeige spontan auf 3D umzuschalten. Stattdessen starte ich ein Programm namens «Spatial Labs True Game». Dieses findet die installierten Spiele aus der Liste der unterstützten Titel. Mit einem Klick auf den Button «Spielen 3D» starte ich die Games. Noch ist die Liste übersichtlich und enthält wenig aktuelle Top-Titel, aber Acer verspricht, sie fortlaufend zu erweitern.

Detail der «Spatial Labs True Game»-App
Detail der «Spatial Labs True Game»-App
Quelle: Jan Johannsen

Im ersten Moment sieht die 3D-Darstellung super aus. Ich habe während des Ladebildschirms von «Forza Horizon 5» direkt das Gefühl, in die Landschaften einzutauchen. Allerdings nimmt die Begeisterung beim Spielen ab. Das liegt daran, dass der Effekt nur in der Bildmitte gut aussieht. Zu den Rändern hin wird das Bild verschwommen. Eingeblendete Schriften stören zudem den 3D-Effekt, und die Menüs sehen schrecklich aus. Sie scheinen nur für die 2D-Anzeige gestaltet worden zu sein. Und dann sind da in einigen Momenten klare Brüche mitten im Bild. Als wäre eine Glasscheibe zerbrochen. Das liegt hoffentlich an meinem Vorserienmodell und ist kein bleibender Fehler.

Die Stärke des 3D-Effekts lässt sich einstellen. Deaktivieren ist auch möglich. Das Display wechselt dann auf 2D, bleibt aber im 3D-Modus. Das sieht nicht ganz so gut aus wie der Standard 2D-Modus.

Gar nicht so leicht, beide Bilder auf einem Foto zu erwischen. Hier wollte ich eigentlich die Informationen in der Ecke ablichten.
Gar nicht so leicht, beide Bilder auf einem Foto zu erwischen. Hier wollte ich eigentlich die Informationen in der Ecke ablichten.
Quelle: Jan Johannsen

Die stereoskopische Darstellung ist aber vor allem für die Augen anstrengender als ein 2D-Monitor. Willst du deine Spielzeit reduzieren, kann dir ein 3D-Bildschirm dabei helfen. Ich halte es nur knapp über eine halbe Stunde vor dem Display aus. Danach brauche ich eine Pause, da meine Augen und mein Gehirn die ganze Zeit hart arbeiten. Endlich nehme ich die Empfehlung von 15 Minuten Pause in 60 Minuten Spielen ernst. Generell fällt mir auf, dass der 3D-Effekt bei langsamen Spielen wie «Firewatch» weniger anstrengend ist als bei einem rasanten Rennspiel.

Eine Zukunft jenseits von Spielen?

So skeptisch ich bei Spielen bin, sehe ich doch einen anderen Bereich, in dem das 3D-Display hilfreich sein kann. Die Spatial-Labs-Software zeigt auch abseits des Spielens 3D-Modelle an. Zum Beispiel lassen sich CAD-Modelle, wie sie in der Produktentwicklung oder (Innen-) Architektur genutzt werden, im Raum bewegen und von allen Seiten betrachten. Das finde ich weniger anstrengend als Spiele. Allerdings fehlt mir die Erfahrung mit Konstruktionsprogrammen, um den Sinn aussagekräftig einschätzen zu können. Einen Nachteil sehe ich aber bereits: Man kann nur alleine an den Modellen arbeiten und nicht zu zweit auf den Bildschirm schauen.

CAD-Modelle könnten eine sinnvolle Anwendung des 3D-Displays sein.
CAD-Modelle könnten eine sinnvolle Anwendung des 3D-Displays sein.
Quelle: Jan Johannsen

3D wird es weiter schwer haben

Technologisch funktioniert Spatial Labs gut, auch wenn noch Kinderkrankheiten bei meinem Vorserienmodell des Helios 300 zu sehen sind. Im Gaming-Bereich prognostiziere ich 3D aber weiterhin einen schweren Stand.

Mehrere Stunden an einigen Tagen vor dem 3D-Bildschirm haben mich nicht überzeugt, dass die dreidimensionale Ansicht ohne Spezialbrille im zweiten Anlauf den Gaming-Bereich erobern wird. Für FPS-Games bleibt sie mit der Lösung von Acer völlig ungeeignet. Und selbst wenn der Effekt schön anzusehen ist, wird die zusätzliche Anstrengung für die Augen Leute davon abhalten, lange in 3D zu spielen. Das sorgt bei den hohen Preisen nur für Frust. Mein Testgerät hat in Deutschland einen Listenpreis von etwa 3500 Euro. In der Schweiz bietet Acer ihn noch nicht an. Wenn sich das ändert, dürfte sich der Preis rund um 3500 Franken bewegen.

Titelfoto: Jan Johannsen

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Als Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de. 


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