Easy Camp Comet 200
Kuppelzelt, 1.70 kg, 2 Pers.
Zelten am Openair will gelernt sein. Als alte Festival-Gängerin weiss ich mittlerweile, was es alles braucht, um vier Tage im Ausnahmezustand durchzustehen. Hier kommen die zehn wichtigsten Festival-Camping-Tipps.
Ich ziehe mittlerweile den Altersdurchschnitt auf dem Openair-Campingplatz zünftig nach oben. Dafür weiss ich nach bald zehn Jahren Camping an verschiedensten Festivals, was es braucht, um mehrere Tage an einem Openair – also unter Extrembedingungen – zu überstehen.
Zuerst: Klar ist, die witterungsbedingte Grundausrüstung, also Sonnencreme, Regenjacke, warme Kleider und Gummistiefel, muss sowieso immer mit. Und dass auch Powerbank, Schlafsack und Boombox eingepackt werden müssen, versteht sich von selbst – nebst all den Sachen, die du für ein paar Tage weg von Zuhause mitnimmst. Dazu gibt es aber ein paar weitere Tricks und Kniffs, die ich zu Beginn meiner Festival-Karriere noch nicht kannte – und die ich nun gerne mit dir teile.
Dass zum Zelten ein Zelt gebraucht wird, ist klar. Aber: Nimm unbedingt eines mit, das du schon mal aufgestellt hast. Wenn du nach ein paar Erfrischungsgetränken noch ein kompliziertes Zelt zum ersten Mal aufstellen musst, wirst du einen schweren Start ins Festival haben.
Schau zudem vor der Abreise, ob du mindestens noch ein paar Heringe und Zeltschnüre hast.
Lange habe ich mit irgendwelchen Mätteli – auch teuren – versucht, beim Campen weich zu nächtigen. Vergebens. Die einzige Lösung: eine Luftmatraze. Seither wache ich an Festivals ohne Rückenschmerzen auf. Das zusätzliche Gewicht, das ich wegen der Matratze auf der Hin- und Rückreise tragen muss, ist es mir wert.
Eine Pumpe, um die Luftmatratze aufzublasen, nehme ich hingegen nie mit. Auf dem ganzen Gelände sind immer Leute, die eine dabei haben und diese gerne ausleihen. Extra-Tipp: Meistens findest du sie in der Nähe der Kinderbädli, in denen versucht wird, Getränke kühl zu halten.
Als Gruppe den Platz unter dem eigenen Pavillon zu haben, ist Gold wert. Wenn du am Morgen aus dem Zelt kriechst, bist du immerhin vor Sonne und Regen geschützt. Aber: Die Pavillons sind umständlich zu transportieren. In all den Jahren hat sich in meinem Freundeskreis deshalb die Regel etabliert, dass ein Pavillon erst mit darf, wenn fünf Personen dabei sind, die beim Tragen und Aufstellen helfen.
Es lohnt sich, sich als Gruppe ein etwas teureres Modell anzuschaffen als die herkömmlichen weissen Pavillons, die beim ersten Windstoss umfallen und danach als Abfall herumliegen. Wir haben den untenstehenden Pavillon seit drei Jahren an mehreren Festivals dabei – er hat schon einiges überstanden.
Wer ohne Campingstuhl ans Openair geht, hat schon verloren. Klar, kannst du auf dem Boden sitzen, aber nach vier Tagen tut dir davon alles weh. Ein solider Campingstuhl muss mit. Auch wenn er umständlich zum Tragen ist – er ist es wert. Zudem bist du mit dem eigenen Stuhl in allen Runden auf dem Gelände stets willkommen. Denn du klaust niemandem den Platz.
Ohne Ohropax an einem Openair versuchen zu schlafen, ist etwa so sinnvoll, wie warmes Bier zu trinken. Gute Ohropax schenken dir Schlaf und retten dir das Festival. Denn: Irgendwelche Zeltnachbarn kommen immer auf die Idee, um fünf Uhr morgens noch einen spontanen Rave zu veranstalten. Und spätestens um sechs Uhr schreit wieder jemand nach Helga. Es ist immer so.
Eine Augenmaske lässt dich ebenfalls ein bisschen länger schlafen, wenn morgens um 6 Uhr schon wieder die Sonne aufgeht und es in deinem Zelt taghell wird.
Das A und O, um ein Festival zu überstehen, ist, genügend Wasser zu trinken.
Dazu habe ich eine Flasche, die Getränke kühl hält, diese rettet mich seit zwei Jahren zuverlässig. Nach einer durchzechten Nacht brauche ich kühles, frisches Wasser. Keine abgestandene, warme Plörre. Mit einer Thermosflasche bleibt das Wasser kühl, auch wenn es schon einige Zeit im heissen Zelt lag.
Die gröbste Ausrüstung haben wir nun zusammen, jetzt geht’s um den Kleinkram. Mein Handy verstaue ich immer in einem wasserdichten Gefrierbeutel – nachdem ich mal an einem Konzert so nass wurde, dass mein Smartphone nachher einen Wasserschaden hatte, bin ich schlauer geworden. Der Beutel schützt zudem vor herumwirbelnden Staub, wenn es trocken bleibt und das Gelände einem Vorläufer der Sahara gleicht.
Falls du vorhast, am Festival zu duschen, nimm ausserdem ein Mikrofasertuch mit. Das trocknet viel schneller, ist leichter und braucht weniger Platz.
Und: Ich habe immer Feuchttücher dabei. Sei es, weil ich mein Getränk verschüttet habe und dann alles klebt, oder um mich kurz frisch zu machen, wenn die Schlange vor der Dusche länger ist als jene vor dem Festivaleingang.
Bevor du nun deinen gepackten Rucksack umschnallst und los gehst, brauchst du noch etwas: eine Bauchtasche.
Mit der Ranzen-Tasche – die ich aus modischen Gründen über die Schulter trage – hast du alles, was du brauchst, immer griffbereit und nahe bei dir. Und im Gegensatz zu einer «normalen» Tasche oder einem Rucksack, musst du sie beim Hinsetzen, etwa im Zug oder später auf dem Campingstuhl, nicht ausziehen. Damit ist das Risiko, etwas im Festival-Rausch zu verlieren, schon mal viel kleiner.
Dass du alle Sachen in einem Rucksack – oder einer Sporttasche – mitnimmst, sollte selbstverständlich sein. Mit dem Koffer an ein Festival zu gehen, funktioniert genau so lange, bis du auf dem Festivalgelände stehst. Über Wiesen und Kieswege kannst du den Koffer nicht ziehen. Dann stehst du allen im Weg und hältst deine ganze Gruppe auf. Deshalb: Koffer haben an einem Festival nichts verloren.
Einen Koffer kannst du mitnehmen, wenn du im Hotel übernachtest statt auf dem Campingplatz. Diese Alternative bevorzugen viele in meinem Alter. Nur verpasst du dann aber die Hälfte des Openairs sowie die gesamte Zeltplatz-Romantik. Wäre schade, oder?
Titelbild: Livia GamperExperimentieren und Neues entdecken gehört zu meinen Leidenschaften. Manchmal läuft dabei etwas nicht wie es soll und im schlimmsten Fall geht etwas kaputt. Ansonsten bin ich seriensüchtig und kann deshalb nicht mehr auf Netflix verzichten. Im Sommer findet man mich aber draussen an der Sonne – am See oder an einem Musikfestival.