Gaffa-Tape, EM und ein Sturm: Samsung The Terrace Review
Wetterfest und leuchtstark, so bewirbt Samsung seinen «The Terrace». Eine Woche lang stand er im Dauereinsatz in unserer Fussball-Bar, in Kombination mit der passenden Soundbar. Eine gute Entscheidung.
Der kleine Garten direkt an der Limmat in Zürich ist lauschig, für ein paar hundert Franken konnten wir den Platz mieten. Neben den Gruppenspielen der Euro wollen wir unseren Freunden gutes Essen und kühle Getränke servieren. Tönt gut, doch der Boden der Gastrorealität ist hart und wir sollten schnell genug auf ihm aufschlagen.
Der Anfang tönt einfach. «Kein Problem, ich habe einen Beamer» schreibt mein Kollege Dani Mitte Mai in die Whatsapp-Gruppe. Dass Beamer nicht geht, wird mir bei der ersten Besichtigung klar. Zu eng sind die Platzverhältnisse, eine Leinwand haben wir nicht, ganz zu schweigen von einer anständigen Soundanlage. Und schliesslich ist es Anfang Juni so hell draussen, dass selbst die Spiele mit Anpfiff um 21 Uhr nur schummrig projiziert würden.
Ein TV muss her. Einer, der extra für draussen gemacht ist, damit ein Wetterumschwung nicht zur Totalkatastrophe führt. Ich erinnere mich vage an schreckliche Marketingbilder von Samsung, die ich kürzlich auf digitec.ch gesehen habe.
Es werde Licht
Den «Terrace» vermarkten die Südkoreaner offensichtlich an die Oberschicht. In der virtuellen Werbebroschüre sind Loungelandschaften und Infinity-Pools zu sehen. Schöne Leute schauen Sport auf schönen Terrassen. Dort hängt der Fernseher an der Wand und fügt sich nahtlos in die neureiche Freizeitlandschaft ein. Die Message ist klar: Jetzt gibt es auch einen TV, den du fix im Freien installieren kannst. Geschützt vor Wind und Wetter, genügend hell um auch am Tag fernzuschauen. Genau das brauchen wir. Zugegeben, bei uns war die Installation abenteuerlicher, dafür flexibel.
QLED, 4K, 120 Hz, HDR. Die Specs des Terrace sind angemessen für einen aktuellen TV. Die ganzen Details gibt es auf der Produktseite. In diesem Test spielen sie eine untergeordnete Rolle. Bewertet wird nur das, was den Terrace abhebt, nämlich seine Outdoortauglichkeit.
Das beginnt schon bei den Anschlüssen: Damit diese vor Regen und Staub geschützt sind, sind sie hinter einer gut abgedichteten Klappe versteckt. Gummipfropfen dichten die Löcher für die Kabel ab. Das missachten wir und lassen die Klappe offen und die Dichtungen draussen. Wir verstauen den TV jeden Abend sicher im Haus und stecken daher die Kabel täglich ein und aus.
Für unsere EM-Woche ist sowieso Kaiserwetter angesagt, Spritzwasser gibt es höchsten in Form von im überschwänglichen Siegestaumel herumspritzenden Getränken. Ein gut zu kalkulierendes Risiko, da sich die Euphorie während der Gruppenphase im Rahmen hält. Trotzdem sollte die Wettertauglichkeit während der Woche einmal auf die Probe gestellt werden, dazu aber später mehr.
Installiert ist der Terrace in unserem Fall schnell. Kabelanschluss anstecken, Sendersuchlauf starten und nach ein paar Minuten strahlt uns Rainer Maria Salzgeber in fragwürdigem colorblocking Outfit aus dem sterilen Eurostudio an. Und wie er strahlt. Bei mittäglichem Sonnenschein ist jedes Detail des etwas zu klein karierten Anzugs von Salzgeber zu erkennen. Zu hören ist Salzgeber noch nicht. Wo an der eckigen Soundbar oben und unten ist, wird mir erst klar, als ich das sehr minimalistische Display finde. Das sieht zwar schön aus, sorgt zunächst aber für Verwirrung.
Dann muss ich die Anleitung halt doch hervornehmen, damit das mit dem Pairing klappt. Die Soundbar hat einen Knopf, der im richtigen Untermenü lange gedrückt werden will. Jetzt hören wir den Rainer auch sein pseudo-psychologisches Fragenstaccato in die Expertenrunde feuern («Wie fühlt man sich da? Wieso macht er den Ball nicht rein? Was geht in so einem Moment in einem vor?»). Das Pairing funktioniert danach grösstenteils. Einzelne Aussetzer sind mit der unfertigen Software zu begründen.
Die Erleuchtung
Zugegeben: Für einen objektiven TV-Test bin ich der Falsche. Ich schaue noch immer auf einem 10-jährigen 46-Zoll Fernseher der Marke Toshiba fern. Der hat Full HD und ein paar HDMI-Anschlüsse und liesse sich wohl irgendwie ins LAN integrieren, was aber nichts bringt, da es weder Apps noch Internet-TV gibt auf dem Gerät. Die Helligkeit ist mit 450 Nits angegeben, was für einen LED-TV ohne HDR anständig ist. Für die EM-Bar wäre mein Uraltmodell trotzdem unbrauchbar.
Der Terrace ist auf dem Papier viermal heller als mein Toshiba: 2000 Nits gibt der Hersteller an. Der Unterschied ist tatsächlich gigantisch. Spiegelungen oder dunkle Bilder gibt es nicht. Auch um 15 Uhr und bei vollem Sonnenschein ist das Bild perfekt zu erkennen. Der Terrace ist nicht einfach ein Billig-TV in wasserdichter Hülle. Die Produktentwickler haben volle Arbeit geleistet und eine absurde Leuchtkraft spendiert.
Weniger zufrieden war ich mit dem Betriebssystem. Das hat manchmal Schwierigkeiten, reagiert langsam auf die Eingaben und ist für mein Verständnis unlogisch aufgebaut. Es sei gesagt, dass es sich um eine Betaversion handelt, die laut Samsung noch ausgebessert wird. Für unsere Zwecke spielte das auch keine Rolle. Wir mussten sowieso nur zwischen zwei Sendern wechseln.
Der Sturm
Beinahe hätten wir die Allwettertauglichkeit des Terrace nicht testen können. Was im Wembleystadion beim Gruppenspiel England gegen Schottland (0:0) fehlte, fegte am 18. Juni über Zürich. Der Sturm. Man müsse den TV auf keinen Fall reintragen, versicherte ich den Besucher*innen. Der halte das aus. Einzig die Kabelabdeckung wurde halbpatzig mit Gaffa-Tape zugeklebt. Wirklich sicher war ich meiner Ankündigung nicht. Was, wenn der TV ein Sonntagsmodell war? Oder wasserdicht mehr ein paar Tropfen und weniger «Sommersturm» bedeutete?
Den Grottenkick liessen wir für’s erste Grottenkick sein, tanzten zu 90er Hits den Anti-Regentanz in die feuchte Nacht hinein und liessen den Terrace dort, wo er hingehört: auf der Terrasse.
«Warum kommt hier kein Bild?», fragt Dani am nächsten Morgen, während ich die letzten Biere für den Nachmittag in den Kühlschrank stelle. Schock. Horror.
WTF? Hat der Sturm den TV gebodigt?
Es war ein schlechter Witz. Der Terrace und die Soundbar haben den Niederschlag und damit unseren EM-Test mit Bravour überstanden.
Das Fazit
Der Terrace tut das, was er verspricht und ist auf seinem Feld allein auf weiter Flur. Ein TV für draussen, der bei praller Sonne ein sattes Bild liefert. Es gibt Fernseher mit besseren Specs für weniger Geld, klar. Wer ein Gerät sucht, das Wind und Wetter standhält, der kann hier aber bedenkenlos zuschlagen. Übrigens soll auch Schnee dem Terrace nichts anhaben. Das könnten wir zur WM in Katar testen, die nächstes Jahr im Winter stattfindet.
When I flew the family nest over 15 years ago, I suddenly had to cook for myself. But it wasn’t long until this necessity became a virtue. Today, rattling those pots and pans is a fundamental part of my life. I’m a true foodie and devour everything from junk food to star-awarded cuisine. Literally. I eat way too fast.