Canon EOS R5 Mark II
45 Mpx, Full frame
Die Nachfolgerin einer der wichtigsten Canon-Kameras bekommt einen Stacked Sensor und den gleichen Autofokus wie die R1. Sie löst zudem das Überhitzungsproblem der Vorgängerin.
Canon stellt gleichzeitig mit der EOS R1 eine weitere wichtige Kamera vor: Die EOS R5 Mark II ist die neue Hybrid-Königin des japanischen Herstellers. Sie erhält ebenfalls einen Stacked Sensor und den gleichen «DIGIC Accelerator». Damit wird das Modell zu einer kompakten eierlegenden Wollmilchsau im Stil der Nikon Z 8.
Die Auflösung von 45 Megapixeln hat sich gegenüber der Vorgängerin nicht verändert. Auch sonst bleibt vieles beim Alten, etwa die Bedienung und der LCD. Den Body hat Canon an zwei Stellen aufgeschlitzt, um die Wärme besser abzuführen. Das war bitter nötig, denn die alte R5 sorgte bei ihrem Release für einen kleinen Skandal: Sie überhitzte bei Videos in hoher Qualität schnell.
Die wichtigste Verbesserung ist der neue Autofokus, den Canon eins zu eins von der grösseren R1 kopiert. Damit erhält die R5 Mark II eines der besten Systeme auf dem Markt – inklusive der neuen Assistenzen und dem Pupillen-Tracking. Sie lässt Kameras ohne Stacked Sensor wie die Sony Alpha 7R V weit hinter sich. Meinen ersten Eindruck des neuen Systems findest du im Hands-on der R1:
Auch mit der R5 Mark II konnte ich einige Stunden verbringen. Sie fühlt sich an wie eine Mini-R1. Die Serienbildrate liegt bei 30 Bildern pro Sekunde, nur zehn weniger als bei der grossen Schwester. Diese hat dank der geringeren Auflösung den Rolling Shutter noch besser im Griff. Doch auch die R5 Mark II liest ihren Sensor massiv schneller aus als ihre Vorgängerin.
Ein Wermutstropfen bleibt der elektronische Sucher. Er ist zwar gemäss Canon doppelt so hell wie bisher und zeigt 120 Bilder pro Sekunde an. Doch die 0,76-fache Vergrösserung hinkt den Konkurrenzmodellen hinterher. Im direkten Vergleich mit der Sony Alpha 7R V (0,9-fache Vergrösserung) kann ich das Bild so weniger gut beurteilen.
Die wichtigsten Eckdaten der Canon EOS R5 Mark II im Überblick:
Canons Marketing stellt die Bildqualität der EOS R5 Mark II nicht in den Vordergrund. Das legt die Spekulation nahe, dass Bildrauschen und Dynamikumfang etwa auf dem Niveau der Vorgängerin liegen. Ein Urteil darüber werden jedoch erst wissenschaftliche Tests mit RAW-Dateien ermöglichen. Die JPGs aus der Kamera sehen gut aus, lassen mich aber keine Wunder erwarten. Es handelte sich um ein Vorserienmodell mit Beta-Firmware. Die endgültige Bildqualität kann abweichen.
Canon spendiert der EOS R5 Mark II zwei neue Software-Funktionen: Einerseits kannst du direkt in der Kamera das Rauschen mittels KI-Algorithmus reduzieren. Das Resultat ist allerdings nicht ein neues RAW wie bei der äquivalenten Lightroom-Funktion – sondern immer ein JPG. Andererseits kannst du die Auflösung von 45 auf 180 Megapixel hochrechnen lassen. Das bringt in einem ersten Test feine Strukturen besser zur Geltung.
Der neue Stacked Sensor und der neue Chip spielen auch im Videobereich ihre Stärken aus. Rolling-Shutter-Effekte sind deutlich besser unter Kontrolle als mit langsameren Kameras. Zudem steigt die maximale Auflösung und Bildrate auf 8K60p. Diese lässt sich allerdings nur im voluminösen RAW-Format speichern. In normalen Codecs liegt die Grenze weiterhin bei 8K30p. Neu steht neben Canon Log 3 auch das noch flachere Farbprofil Canon Log 2 zur Verfügung.
Erfreulich: Keine der Bildraten und Auflösungen beschneiden das Bild. Wechselst du also zum Beispiel von 8K30p auf 4K120p, bleibt der Ausschnitt der gleiche. Wegen des höher aufgelösten Sensors rechnet die Kamera 4K-Videos aber nur bis 30p im Oversampling-Verfahren aus 8K herunter. Ab 60p wechselt sie zu Line Skipping. Und ein Dual-Gain-System mit zwei nativen Empfindlichkeiten scheint die Kamera nicht zu haben.
Und die Überhitzungsprobleme der Vorgängerin? Ich habe die R5 Mark II in die pralle Sonne gestellt und auf «Record» gedrückt – mit 8K30p in der höchsten Bitrate. Nach knapp 20 Minuten kam zwar eine erste Warnmeldung. Doch als ich den Test nach 30 Minuten aus Zeitgründen abbrechen musste, hatte die Kamera noch nicht aufgegeben. Unter normalen Bedingungen dürfte sie kaum je an ihre Grenzen stossen.
«Die EOS R5 kann fast alles», schrieb Kollege David Lee vor vier Jahren unter der Einschränkung von langen 8K-Videos. Nach dem ersten Augenschein der EOS R5 Mark II würde ich sagen: Sie kann alles. Marktstart der neuen Kamera ist der 20. August 2024.
My fingerprint often changes so drastically that my MacBook doesn't recognise it anymore. The reason? If I'm not clinging to a monitor or camera, I'm probably clinging to a rockface by the tips of my fingers.