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Xenobots: Forscher stellen Bioroboter vor, die sich selbst vermehren

Martin Jud
1.12.2021

2020 haben US-Wissenschaftler erste lebende Roboter vorgestellt. Die Xenobots sind winzig und sollen eines Tages Verletzungen heilen oder Insulin produzieren. Nun können sie sich bereits selber replizieren.

Xenobots sind biologische Miniroboter, die vergangenes Jahr von Wissenschaftlern der University of Vermont vorgestellt wurden. Sie bestehen aus Haut- und Herzmuskelzellen des Krallenfrosches und sollen eines Tages beispielsweise Insulin im Körper eines Diabetikers produzieren. Oder zur Heilung, etwa von beschädigtem Rückenmark, eingesetzt werden. Bislang war deren Erschaffung ein eher mühsamer Prozess. Sie entstehen durch Handarbeit und werden nach einem auf künstlicher Intelligenz (KI) basierten Bauplan aus bis zu tausend Zellen zusammengesetzt. Das ändert sich jetzt.

Trotz ihres biologischen Körpers war es in wissenschaftlichen Kreisen bislang umstritten, ob die Winzlinge als eigenständige Lebensform betrachtet werden können. Zwar leben und bewegen sich die Xenobots in der Petrischale auf kleinen Beinen – und können auch winzige Objekte transportieren. Doch da sie sich bisher nicht eigenständig fortpflanzen konnten, wurden sie nicht als Organismus betrachtet.

Nun gibt es Fortschritte, wie im Fachmagazin PNAS die Xenobots-Forschergruppe der University of Vermont, der Harvard University und der Tufts University berichtet. Sie haben eine neue, sich selbst vermehrende, Xenobot-Generation erschaffen. Dazu bedienten sie sich erneut der KI, die in einer Simulation Milliarden Zellkombinationen testete und fündig wurde.

Die neuen Xenobots sehen Pac-Man ähnlich. Werden sie gemeinsam mit Stammzellen in eine Petrischale gegeben, bilden sie daraus eigenständig kleine Zellklumpen, aus denen neue Xenobots entstehen. Bisher gelang die Replikation bis zur fünften Generation. Als Energiequelle dienen auch den neuen Biorobotern die Reserven der eigenen Zellen, womit sie mehrere Tage leben können.

Bis die Bioroboter eines Tages in der Medizin eingesetzt werden können, wird es noch sehr lange dauern. Doch bietet die Technologie enormes Potenzial und könnte auch anderswo eingesetzt werden. Etwa um Mikroplastik in den Meeren einzusammeln. Damit die Experimente nicht aus dem Ruder laufen, wird die Forschung auch stets von einer Ethikkommission geprüft. Da die Xenobots sicher im Labor verwahrt werden und auch biologisch abbaubar sind, müsse sich niemand Sorgen machen, heisst es.

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Der tägliche Kuss der Muse lässt meine Kreativität spriessen. Werde ich mal nicht geküsst, so versuche ich mich mittels Träumen neu zu inspirieren. Denn wer träumt, verschläft nie sein Leben.

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