Xbox-Leaks: Microsoft wollte Nintendo und Valve kaufen. Kein «Elder Scrolls 6» für PS5
20.9.2023
Geleakte Dokumente beweisen, dass Microsoft konkrete Pläne für eine Nintendo-Übernahme hatte. Auch klar ist, dass «The Elder Scrolls 6» nicht vor 2026 erscheint und die PS5 auslassen wird.
Microsofts Übernahme von Activision Blizzard gilt mittlerweile als sicher. Stark dagegen gestemmt hat sich die US-Regulationsbehörde FTC. Im daraus resultierenden Gerichtsfall sind unzählige sensible Dokumente ans Licht gekommen. Die jüngsten Enthüllungen sind besonders brisant. Darin geht es um konkrete Kaufabsichten des Tech-Giganten sowie um künftige Exklusiv-Titel.
Nintendo zum Zweiten
Microsoft wollte und würde offenbar immer noch gerne Nintendo kaufen. Die Rede ist nicht vom gescheiterten Versuch vor 23 Jahren, als Steve Ballmer noch Chef des Unternehmens war. Damals haben Nintendo-Vertreter Microsoft wortwörtlich ausgelacht. Der Vorschlag eines gemeinsamen Unternehmens, wodurch Mario und Co. auf der Xbox erscheinen sollten, überzeugte die japanische Spieleschmiede offensichtlich nicht. Im Streit mit der FTC sind nun deutlich aktuellere Übernahmepläne aufgetaucht. So schreibt Xbox-Chef Phil Spencer in einer Mail von August 2020: «Nintendo ist DIE wichtigste Ressource für uns im Game-Bereich [...] leider sitzt Nintendo auf einem Haufen Bargeld [...] Ich sehe keine Möglichkeit auf eine baldige einvernehmliche Fusion von Nintendo und Microsoft und ich denke nicht, dass eine feindliche Übernahme eine gute Idee ist, darum spielen wir auf Zeit.» Nach dem kräftezehrenden Prozess mit Activision Blizzard dürfte Mario bis auf Weiteres nicht auf der Xbox herumhüpfen.
Zusammen mit Nintendo listet Spencer auch Valve auf. Mit dem Unternehmen hinter Steam hat man sich ebenfalls befasst. Sollte sich eine Übernahmemöglichkeit ergeben, würde der Microsoft-Vorstand dahinterstehen.
In der gleichen E-Mail wird auch Warner Brothers ins Auge gefasst. Weil das Unternehmen aber keine Markenrechte ihrer Games wie «Batman», «Lego» oder «Harry Potter» besitze, wäre das langfristig ein Hindernis. Die Rede ist zudem von Zenimax, dem Mutterkonzern von Bethesda. Diese Übernahme kam bekanntlich für 7.5 Milliarden US-Dollar zustande. Seit 2021 gehören «Fallout», «Starfield», «Doom» und Co. zu Microsoft.
«Fallout 3»-Remake und «The Elders Scrolls 6»
In den geleakten Unterlagen finden sich auch interne Präsentationen zu einer neuen Xbox mitsamt Controller sowie Release-Daten kommender Bethesda-Spiele. Diverse Termine wie für das neue «Indiana Jones»-Game sind bereits verstrichen. Herausstechen die Remakes zu «Fallout 3» und «The Elder Scrolls Oblivion». Die beiden Openworld-Games sollen neu aufgelegt werden. Ein DLC für «Starfield» ist weniger überraschend, das ambitionierte Umsatzziel von über 900 Millionen US-Dollar schon eher. Das Meuchelabenteuer mit Magieeinflüssen «Dishonored» erhält einen dritten Teil und auch «Ghostwire: Tokyo» wird trotz mässiger Resonanz weitergeführt.
Bestätigt hat sich zudem, dass «The Elder Scrolls 6» nicht für die PS5 veröffentlicht wird. Bethesdas «Skyrim»-Nachfolger erscheint den Dokumenten zufolge frühestens 2026 für PC und die Xbox.
Drei Titel in den Unterlagen sind noch gänzlich unbekannt: Project Kestrel, Platinum sowie ein lizenziertes Spiel.
Microsoft hat «Baldur’s Gate 3» völlig unterschätzt
In einer E-Mail vom Mai 2022 listet Microsoft potentielle Spiele für den Game Pass auf. Das überaus erfolgreiche «Baldur’s Gate 3» wird dort als unbemerkenswerte Stadia-Neuveröffentlichung gewertet. Das Spiel erschien vor drei Jahren im Early Access ebenfalls für Googles Streaming-Dienst. Microsoft ging davon aus, dass Larian Studios 5 Millionen US-Dollar für die Inklusion im Game Pass fordern würde. Bei «Star Wars Jedi: Survivor» wurde von EA eine Forderung von 300 Millionen US-Dollar erwartet – ein «Kronjuwel» für Microsoft. Mittlerweile hat das Unternehmen gegengesteuert. Normalerweise müssen Spiele auf der Xbox Series S und der Xbox Series X identische Features anbieten. Weil sich der Split-Screen-Koop-Modus von «Baldur’s Gate 3» als zu anspruchsvoll für die schwächere Xbox herausstellte, weicht Microsoft erstmals von den eigenen Leistungsversprechen ab.
Mittlerweile hat sich herausgestellt, dass Microsoft selbst Schuld an den Leaks ist. Ob aus Versehen oder absichtlich bleibt offen.
Philipp Rüegg
Senior Editor
Philipp.Rueegg@digitecgalaxus.chAls Kind durfte ich keine Konsolen haben. Erst mit dem 486er-Familien-PC eröffnete sich mir die magische Welt der Games. Entsprechend stark überkompensiere ich heute. Nur der Mangel an Zeit und Geld hält mich davon ab, jedes Spiel auszuprobieren, das es gibt und mein Regal mit seltenen Retro-Konsolen zu schmücken.