Wie viel muss ein Smartphone kosten? Das musst du bei günstigen Smartphones beachten
Ein Smartphone muss nicht teuer sein. Bei der Auswahl eines guten, günstigen Modells ist aber mehr Sorgfalt notwendig, als wenn Geld keine Rolle spielt.
In den letzten Wochen habe ich mir vier günstige Smartphones, die zwischen 119 und 349 Euro/Franken kosten, genauer angeschaut. Dabei ist mir aufgefallen, worauf du verzichten musst und welche Merkmale bei teureren Smartphones besser werden.
Brauchbare Smartphones für wenig Geld
Das Nokia C12 ist das günstigste Smartphone in dieser Serie – und selbst 119 Euro/Franken sind für die veraltete Technologie zu viel. Das nur etwas teurere Moto G13 von Motorola erfüllt die Mindestanforderungen – überzeugt aber nicht komplett. Die größten Nachteile sind der kurze Update-Zeitraum und die Kameras – abgesehen von der Hauptkamera bei Tageslicht. Deren Leistung ist knapp ausreichend.
Mit dem Nokia G60 bekommst du mehr Leistung, eine zweite, halbwegs brauchbare Kamera und zwei Jahre länger Updates. Zufrieden bin ich allerdings erst mit dem Galaxy A34. Dieses hat im Vergleich das längste Update-Versprechen und ein AMOLED-Display. Die zweite Kamera ist brauchbar – aber nur für Makrofotos. Eine Tele- oder Ultraweitwinkelkamera gibt es nicht. Ich würde auch die vielen vorinstallierten Apps in Kauf nehmen und Samsungs One UI durch einen Launcher ersetzen.
Diese Fragen solltest du dir stellen
Auch bei teuren Smartphones kannst du über Vor- und Nachteile fachsimpeln. Bei denen fallen 50 Euro/Franken Unterschied aber weniger schwer ins Gewicht als bei den günstigen Modellen. Und deswegen rate ich dir dazu, dir vor Beginn der Auswahl zwei Fragen zu stellen:
- Welche Funktionen oder Ausstattungsmerkmale sind mir einen Aufpreis wert?
- Worauf kann ich verzichten?
Bei der Beantwortung dieser Fragen helfen dir hoffentlich meine Beobachtungen.
Display
Bei günstigen Smartphones findest du in der Regel einen LCD-Bildschirm. Der größte Nachteil gegenüber den OLED-Displays der teureren Modelle ist das weniger dunkle Schwarz. Wenn du aber noch nicht einen OLED gewohnt bist, kannst du gut mit den Farben der aktuellen LCDs leben.
Alles ab einer Full-HD-Auflösung – also mit mindestens 1080 Pixeln als kleinste Zahl – sorgt bei den üblichen Displaygrößen für ein scharfes Bild. Bei der Helligkeit reichen 400 Nits aus, um den Displayinhalt bei Sonnenschein zu erkennen. Nur, wenn du dir die Sonne direkt auf den Bildschirm scheinen lassen willst, brauchst du einen höheren Nits-Wert.
Gehäuse
Selbst bei den günstigen Smartphones sind die Gehäuse gut verarbeitet – wobei wenige Ausnahmen die Regel bestätigen. In dieser Kategorie findest du allerdings nur verschiedene Formen von Kunststoff. Glas, Keramik oder andere teure Werkstoffe suchst du vergebens. Zudem dürfen sich die Designer weniger austoben und eine zertifizierte Wasserdichtigkeit ist nicht üblich.
Kamera
Bei den Kameras bekommst du für mehr Geld die sichtbarsten Verbesserungen. Bei guten Lichtverhältnissen liefern zwar auch günstige Smartphones vorzeigbare Fotos. Sobald es dunkel wird, bekommen sie aber Probleme. Auch auf besonders viele Hilfsmittel oder Spielereien solltest du nicht hoffen.
Für mehr Geld bekommst du mehr Kameras, aber halbwegs brauchbar sind die Makro- oder Ultraweitwinkellinsen erst ab dem Mittelklassebereich. Zoom gibt es nur in digitaler Form.
Leistung
Mit mehr Geld kaufst du in der Regel auch mehr Leistung. Für viele Leute ist das aber nicht unbedingt nötig. Hier kommt es auch auf die eigenen Ansprüche, bzw. das, was du gewohnt bist, an. Niemand will ein neues Smartphone, das langsamer als sein altes ist. Als jemand, der viele leistungsfähige Geräte in der Hand hat, sind mir bereits Mittelklasseprozessoren, wie der Snapdragon 695, der Dimensity 1080 oder der Exynos 1380, schnell genug. Mehr Leistung dürfte ein Großteil der Menschen mit Smartphone in der Hand gar nicht benötigen.
Auto-Analogie: Eine Person fährt fast nur in der Stadt und darf bei den gelegentlichen Fahrten auf der Autobahn nicht schneller als 120 km/h fahren. Welchen Vorteil hat ein Wagen, der 280 km/h fahren kann, gegenüber jenem mit Höchsttempo 150 km/h? (Deutschland, als einziges Land ohne Tempolimit, ist die Regel bestätigende Ausnahme.)
Speicherplatz
128 Gigabyte Speicherplatz sollte das Smartphone mindestens haben. Diesen Anspruch habe ich auch an günstige Modelle, obwohl auch teure Smartphones oft mit dieser Kapazität starten. Wer nicht jeden Tag zig Videos aufnimmt, sollte damit einige Zeit auskommen. Eine Erweiterung mit einer microSD-Karte ist nett, aber für mich kein Muss. Alte Fotos und Videos lassen sich bei Bedarf auch in die Cloud oder auf den eigenen Rechner auslagern.
Akku
Weniger leistungshungrige Hardware heißt auch, dass mit kleineren Batterien eine brauchbare Akkulaufzeit möglich ist. Trotzdem bewegen sich auch die preiswerteren Modelle, mit Kapazitäten von 4500 bis 5000 mAh, oft im gleichen Bereich wie teure Top-Geräte.
Software(updates)
Die Hersteller nutzen ihre eigenen Benutzeroberflächen auch für günstige Smartphones. Ein kritischer Punkt sind die Updates. Hier gibt es teilweise mehrjährige Unterschiede beim versprochenen Software-Support. Das ist für ein Gerät mit persönlichen Daten, das man längerfristig nutzen will, relevant.
Die EU plant zwar, fünf Jahre Softwareupdates vorzuschreiben, aber noch ist diese Regelung nicht in Kraft. Bis dahin gilt es, auf die Versprechen der Hersteller zu achten. Kleiner Nachteil selbst bei langen Versprechen: Die günstigen Modelle sind bei den großen Updates – also nicht den monatlichen Sicherheitsupdates – meistens nicht als erste dran.
Anschlüsse und Standards
USB-C ist meiner Meinung nach jetzt schon Pflicht – auch wenn die EU-Regelung erst 2024 greift. Der 3,5-mm-Klinkenanschluss für Kopfhörer ist dagegen Geschmackssache. Ansonsten verfügen auch günstige Smartphones bereits über Fingerabdrucksensoren, Bluetooth, Wi-Fi, NFC und unterstützen mehrere Satellitennetzwerke für die Standortbestimmung. Unterschiede gibt es teilweise bei den unterstützten Versionsnummern von Bluetooth und Wi-Fi. Als groben Richtwert würde ich sagen, dass mindestens eine 5 am Anfang der Versionsnummer in beiden Fällen auf eine Nutzbarkeit hinweist. Solltest du eine höhere Version benötigen, ist dir das bereits vor dem Lesen dieser Zeilen bewusst.
Das bekommst du für mehr Geld
Günstige Smartphones sind nutzbar, aber nicht in allen Punkten so gut wie teurere Modelle. Für mehr Geld bekommst du vor allem:
- hochwertigere/edlere Materialien beim Gehäuse
- Displays zum Aufklappen und Falten
- bruchfesteres Glas, hellere Bildschirme
- mehr und bessere Kameras
- längere und schnellere Softwareupdates
- iOS statt Android
Als groben Richtwert gebe ich 300 Euro oder Franken aus. Ab dieser Größenordnung bekommst du Smartphones, die ohne zu große Kompromisse gut nutzbar sind. Hast du einen Geheimtipp, der noch günstiger ist? Dann her damit.
Titelfoto: Jan JohannsenAls Grundschüler saß ich noch mit vielen Mitschülern bei einem Freund im Wohnzimmer, um auf der Super NES zu spielen. Inzwischen bekomme ich die neueste Technik direkt in die Hände und teste sie für euch. In den letzten Jahren bei Curved, Computer Bild und Netzwelt, nun bei Galaxus.de.