Wie aus Sportbekleidung Mode wurde
Outdoor- und Sportbekleidung unterliegt immer stärker modischen Einflüssen. Ein Trend, der sich in den letzten Jahren abgezeichnet und kürzlich auf der Sportmesse ISPO in München seinen vorläufigen Höhepunkt gefunden hat.
Einmal pro Jahr trifft sich die Sportindustrie in München auf der ISPO. Dort werden neue Produkte vorgestellt, innovative Technologien mit einem Award ausgezeichnet und die Trends von morgen präsentiert. Was sich bereits in den letzten Jahren abzeichnete, hat sich heuer bestätigt: Kurzfristige Modetrends finden sich vermehrt auch in Outdoor- und Sportbekleidung wieder.
Beim Gang durch die Messehallen fühlt man sich so oft eher wie auf einer Fashion-Show denn einer Sportmesse. Eine Entwicklung, die schon vor einigen Jahren ihren Anfang nahm. Damals zog sich zum Beispiel praktisch die gesamte Wintersportbranche von der ISPO zurück. Atomic, Head, Rossignol und Co. sucht man heute vergeblich in München. Ebenso wie Skischuhe, Snowboards oder Langlaufskier. Gefüllt wurde die Lücke hauptsächlich mit modischer Outdoor- und Sportbekleidung.
Outdoor goes Fashion
Dabei fokussiert sich die Branche seit einigen Jahren vermehrt auf ein jüngeres und weibliches Publikum, wie mir Scott Kaier, Pressesprecher von Allied Feather + Down bestätigt. Der amerikanische Daunenhersteller entwickelt für Brands wie Jack Wolfskin oder die australische Luxusmarke Templa das Füllmaterial für ihre Jacken.
«Die Zeiten haben sich geändert», sagt Kaier dazu. Zwei Jacken mit dem High-Tech-Füllmaterial von Allied Feather + Down wurden im Dezember in München mit einem ISPO-Award ausgezeichnet. «Früher war es den Outdoor-Enthusiasten wichtig, an ihrer Kleidung als solche erkannt zu werden. Dies ist heute anders.» Heute würde speziell ein jüngeres Publikum Wert auf modische Outdoor- und Sportbekleidung legen. «Wir wollen Produkte entwickeln, die sowohl in den Alpen als auch auf den Strassen New Yorks oder Tokios funktionieren», so Kaier weiter.
Mode trifft High-Tech
Es geht jedoch nicht ausschliesslich um Äusserlichkeiten, auch wenn der aktuelle Trend hin zu den sogenannten Puffer Jackets für das ein oder andere Auge gewöhnungsbedürftig sein mag. Speziell am Berg. Das Innere der modischen Teile ist in der Regel vollgepackt mit funktionellem High-Tech.
So setzt Allied Feather + Down gemäss Scott Kaier bei seinen preisgekrönten Jacken zum einen auf eine 1000er-Daune, die rückverfolgbar ist und mit der ExpeDRY Ultra-Dry-Technologie behandelt wurde. Diese wasserabweisende und chemikalienfreie Technologie basiert laut dem Pressesprecher auf Goldpartikeln, die dauerhaft an die Enten- und Gänsedaunen gebunden werden. Dies hindere Feuchtigkeit und den körpereigenen Wasserdampf daran zu kondensieren, sodass es leichter verdunstet.
Bei der zweiten preisgekrönten Jacke handelt es sich um ein Produkt, das zu 99 Prozent kompostierbar ist. Einzig ein kleines Metallteil am Reissverschluss löst sich nicht auf. «Der Rest der Jacke ist nach fünf Jahren in einem anaeroben Umfeld vollständig abgebaut», sagt Scott Kaier dazu. Vergraben statt wegschmeissen lautet das Motto am Ende der Lebensdauer.
Kurzfristige Trends vs Nachhaltigkeit
Man mag bei der Frage, ob Outdoor- und Sportbekleidung modisch auszusehen hat oder nicht, geteilter Meinung sein. Kurzfristige Modetrends, die sich alle paar Jahre ändern, fördern jedoch nicht die Langlebigkeit der Produkte. Im Gegenteil. Sie untergraben die eigenen Bemühungen der Industrie, nachhaltige und umweltverträgliche Bekleidung zu produzieren. Aber sie fördern den kurzfristigen Absatz.
Vom Radiojournalisten zum Produkttester und Geschichtenerzähler. Vom Jogger zum Gravelbike-Novizen und Fitness-Enthusiasten mit Lang- und Kurzhantel. Bin gespannt, wohin die Reise noch führt.