Welche Objektive passen an meine Kamera?
Ratgeber

Welche Objektive passen an meine Kamera?

David Lee
3.5.2023

Du möchtest ein Objektiv für deine Kamera kaufen, kennst dich aber nicht so gut mit der Materie aus? Dazu musst du zuallererst wissen, welche Modelle an deine Kamera passen.

Beim Kauf eines Objektivs kannst du ziemlich viel falsch machen. Immerhin sammelst du durch Missgriffe Erfahrungen und merkst mit der Zeit besser, was du brauchst. Nur bei einem Fehler kannst du keine Erfahrungen sammeln: Wenn das neu erstandene Objektiv gar nicht an die Kamera passt. Dieser Beitrag wird dir helfen, solche Fehlkäufe zu verhindern.

Das Bajonett

Deine Kamera gehört zu einem bestimmten System, darum nennen sich Kameras mit auswechselbaren Objektiven auch Systemkameras. Jedes System hat ein eigenes Bajonett – so heisst die Verschlussmechanik zwischen Kamera und Objektiv. Verwenden beide Teile das gleiche Bajonett, lässt sich das Objektiv anschrauben. Sonst nicht – oder nur mit einem Adapter. Zu denen komme ich noch.

Doch wann verwenden Kamera und Objektiv das gleiche Bajonett? Tendenziell dann, wenn sie vom selben Hersteller sind. Das ist aber keineswegs ein sicherer Hinweis. Einige Hersteller pflegen mehrere Systeme, die zueinander nicht kompatibel sind. Umgekehrt gibt es auch Hersteller, die einen Anschluss gemeinsam verwenden. Was sich sicher sagen lässt: Objektive von Canon, Fujifilm, Nikon, Pentax und Sony passen nur an Kameras der eigenen Marke.

Links Canon-Bajonett für spiegellose Kameras, rechts Nikon-Bajonett für Spiegelreflexkameras. Da passt nichts zusammen.
Links Canon-Bajonett für spiegellose Kameras, rechts Nikon-Bajonett für Spiegelreflexkameras. Da passt nichts zusammen.
Quelle: David Lee

Dritthersteller wie Sigma, Tamron oder Tokina stellen ihre Objektive für verschiedene Systeme her. Auch hier musst du wissen, welche Ausführung an deine Kamera passt.

Letztlich gibt es nur eine Methode, die sicher ist: Du musst die Bezeichnung für deinen Objektivanschluss kennen. Meist ist er schon im Namen des Objektivs vermerkt. Die Kameras tragen die Bezeichnung auch oft im Namen. Eine Tabelle mit allen Bezeichnungen findest du weiter unten. Zuerst aber ein Wort zur Sensorgrösse, denn da tappen Anfänger oft in die Falle.

Die Sensorgrösse: Vorsicht, enger Bildausschnitt

Lässt sich ein Objektiv an eine Kamera anschrauben, ist das schon mal gut, heisst aber noch nicht, dass alles paletti ist. Jedes Objektiv ist für eine bestimmte Sensorgrösse gemacht. Weicht die Sensorgrösse deiner Kamera davon ab, kannst du mit dem Objektiv zwar Fotos machen, aber es kommt zu einer Verengung des Bildausschnitts – das Bild wird beschnitten, auf Englisch «crop».

Falls du die Sensorgrösse deiner Kamera nicht kennst, suche im Web nach dem Namen der Kamera und dem Begriff «Sensorgrösse». Die Tabelle weiter unten gibt dir weitere Hinweise zur Kontrolle. Verbreitet sind folgende Grössen:

  • Micro Four Thirds: 17 × 13 mm
  • APS-C: ca. 24 × 18 mm
  • Kleinbildformat (auch Vollformat genannt): ca. 36 × 24 mm
  • Mittelformat: digital 44 × 33 mm

Micro Four Thirds und Mittelformat umfassen nur je eine Sensorgrösse. Hier stimmen Kamerasensor und Objektiv auf jeden Fall überein.

Anders bei APS-C und Kleinbild. Denn Canon, Nikon, Pentax und Sony verwenden diese zwei Sensorgrössen mit dem gleichen Bajonett.

In diesen Fällen kannst du ein Kleinbildformat-Objektiv an eine APS-C-Kamera anschliessen. Der Bildausschnitt ist kleiner als an einer Kleinbildkamera, weil der Sensor kleiner ist. Sofern du dir dessen bewusst bist, ist das kein Problem.

Kleinbild-Objektiv an APS-C-Kamera: Der Sensor ist kleiner als der Bildkreis des Objektivs. Daher verengt sich der Bildausschnitt.
Kleinbild-Objektiv an APS-C-Kamera: Der Sensor ist kleiner als der Bildkreis des Objektivs. Daher verengt sich der Bildausschnitt.
Quelle: Nikon

Umgekehrt klappt es auch, ein APS-C-Objektiv an eine Kleinbildkamera anzuschliessen.
Das führt zu schwarzen Rändern, weil das Objektiv nicht den ganzen Sensor belichtet. Oft wird das Bild dann automatisch auf APS-C-Grösse beschnitten. Dann kommt es nicht nur zu einer Verengung des Bildausschnitts, sondern auch zu einer Verminderung der Auflösung. Somit ist diese Option weniger sinnvoll als Kleinbildobjektive an APS-C-Kameras. Canon hat es bei den Spiegelreflexkameras sogar mechanisch unterbunden. Bei den spiegellosen Kameras hingegen klappt es.

APS-C-Objektiv an Kleinbild-Kamera: Der Bildkreis des Objektivs ist kleiner als der Sensor. Der effektiv nutzbare Bildausschnitt verengt sich auch in diesem Fall.
APS-C-Objektiv an Kleinbild-Kamera: Der Bildkreis des Objektivs ist kleiner als der Sensor. Der effektiv nutzbare Bildausschnitt verengt sich auch in diesem Fall.
Quelle: Nikon

Um herauszufinden, welchen Bildausschnitt du mit dem «falschen» Objektiv erhältst, musst du die Brennweite mit Faktor 1,5 respektive bei Canon mit 1,6 multiplizieren. Zum Beispiel hat ein Objektiv mit 50 Millimetern Brennweite an einer APS-C-Kamera den gleichen Bildausschnitt wie ein Objektiv mit 75 Millimetern an einer Kleinbildkamera. Bei Canon wären es 80 Millimeter.

Doch Vorsicht: Steht auf einem Objektiv «50mm» drauf, zeigt es an einer APS-C-Kamera immer den gleichen Ausschnitt – egal ob es für APS-C oder fürs Kleinbild gemacht ist. Denn es ist die Kamera, die den Ausschnitt verengt, nicht das Objektiv. Bei einer Kleinbildkamera hingegen ist es das Objektiv, das den Ausschnitt verengt. Ein APS-C-Objektiv mit 50 Millimetern zeigt also an der Kleinbildkamera einen kleineren Bildausschnitt als ein Vollformat-Objektiv mit gleicher Brennweite.

Die Bezeichnungen

Ausdrucken, am Kühlschrank aufhängen und auswendig lernen. Ernsthaft: Diese Bezeichnungen sind wirklich wichtig, wenn du dich im Objektiv-Dschungel zurechtfinden willst.

Lesebeispiel: Nikon hat zwei Bajonette, das F-Bajonett für Spiegelreflexkameras und das Z-Bajonett für spiegellose Kameras. Beide umfassen die Sensorgrössen Kleinbild (KB) und APS-C. Die Objektive fürs APS-C-Format sind in beiden Systemen mit dem Kürzel «DX» gekennzeichnet.

Wie du siehst, ist die Lage bei Canon derzeit am kompliziertesten. Weitere Infos findest du auf der Canon-Webseite zur Objektiv-Kompatibilität – ungefähr in der Mitte findest du eine Übersichtstabelle.

In der Tabelle nicht aufgeführt sind die Bezeichnungen von Drittherstellern. Diese produzieren Ihre Objektive in der Regel für mehrere Systeme und verwenden dabei ihre eigenen Bezeichnungen. In diesen Fällen bleibt dir nichts anderes übrig, als dich durch die Spezifikationen zu wühlen. Dort steht, für welches Bajonett und welche Sensorgrösse ein Objektiv gemacht ist.

Adapter: Was nicht passt, wird passend gemacht

Nichtpassendes lässt sich mit einem Adapter passend machen. Das empfehle ich Anfängern aber nicht. Adapter sind vor allem dann sinnvoll, wenn du bereits ein gutes Objektiv hast und dieses an einer neuen Kamera weiter nutzen willst.

Der häufigste Fall sind Spiegelreflex-Objektive für Canon- und Nikon-Kameras, die mit einem Adapter an spiegellosen Kameras weiterverwendet werden können. Diese Adapter funktionieren ebenfalls für beide Sensorgrössen und ohne Qualitätseinbussen. Sie stellen lediglich den optisch nötigen Abstand zwischen Objektiv und Sensor her. Aufpassen musst du bei alten Nikon-Objektiven wie diesem, die keinen Autofokus-Motor eingebaut haben. Sie funktionieren an einer Spiegellosen nur manuell.

Das Umgekehrte ist übrigens physikalisch nicht möglich. Objektive für spiegellose Systeme lassen sich auch nicht mit einem Adapter an eine Spiegelreflexkamera anschliessen. Denn dafür müsste der Abstand zwischen Sensor und Objektiv verkürzt werden.

Quiz

Mit diesem Quiz kannst du testen, ob du im Thema sattelfest bist.

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Durch Interesse an IT und Schreiben bin ich schon früh (2000) im Tech-Journalismus gelandet. Mich interessiert, wie man Technik benutzen kann, ohne selbst benutzt zu werden. Meine Freizeit ver(sch)wende ich am liebsten fürs Musikmachen, wo ich mässiges Talent mit übermässiger Begeisterung kompensiere. 


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