Wegen Boost für Musk-Tweets: Twitter droht Ärger aus Bayern
Twitter könnte den Tweets seines Chefs und Eigentümers Elon Musk eine höhere Reichweite geben als anderen Inhalten. Wäre das wahr, wäre es ein Verstoss gegen ein Gesetz in Bayern. Dort ermittelt jetzt die Medienaufsicht.
Mitte Februar beklagten sich viele Nutzerinnen und Nutzer von Twitter, dass ihre Timelines plötzlich voll seien mit Tweets von Elon Musk. Der exzentrische Milliardär, der 2022 Twitter gekauft hat, soll einen entsprechenden Auftrag an die Softwareentwickler gegeben haben. Offenbar war Musk etwas irritiert darüber, dass einer seiner Tweets zum Superbowl deutlich weniger Reichweite hatte als einer von US-Präsident Joe Biden. Er habe sich deshalb sogar sofort mit seinem Privatjet nach San Francisco fliegen lassen, um am Hauptsitz von Twitter das «Problem» lösen zu lassen und den Entwicklern mit Entlassung zu drohen, sollten sie es nicht schaffen. Das berichtet das Magazin Platformer.
Eine offizielle Bestätigung zum Vorfall gab es von Twitter erwartungsgemäss nicht. Und nach ein paar Tagen war auch die Musk-Tweet-Flut deutlich abgeebbt. Musk selbst reagierte auf die Diskussion mit einem Meme. Es zeigte eine Frau, die eine andere Frau gewaltsam mit der Flasche füttert. Eine Frau war als «Elons Tweets» angeschrieben, die andere als «Twitter».
Wegen Geschmacklosigkeit droht Musk und Twitter kein Ärger aus Bayern. Allerdings wegen der möglichen und vermuteten Manipulation des Algorithmus zu seinen Gunsten. In dieser Sache ermittelt die für die Medienaufsicht zuständige Bayerische Landeszentrale für Medien (BLM). Konkret geht es um einen Verstoss gegen Paragraf 94 des Medienstaatsverstrags. Demnach dürfen sogenannte Medienintermediäre – Twitter ist ein solcher – «journalistisch-redaktionell gestaltete Angebote» nicht diskriminieren.
Der Twitter zugrunde liegende Algorithmus basiert auf den Präferenzen und Interessen des Nutzers oder der Nutzerin. Würden jetzt tatsächlich Musk-Tweets häufiger angezeigt, wäre das eine Manipulation des Algorithmus, wie der BLM-Präsident in einem Interview erläutert.
Muss Twitter deshalb befürchten, in Bayern oder Deutschland abgeschaltet zu werden? Eher nicht. Im Interview beschreibt der BLM-Präsident das lange Prüfverfahren. Der Strafrahmen bewegt sich zwischen einer «Beanstandung» bis hin zu einer Sperrung oder einem Bussgeld in Höhe von 500 000 Euro. Sofern sich eine Manipulation überhaupt beweisen lässt.
Titelfoto: Martin JungferJournalist seit 1997. Stationen in Franken, am Bodensee, in Obwalden und Nidwalden sowie in Zürich. Familienvater seit 2014. Experte für redaktionelle Organisation und Motivation. Thematische Schwerpunkte bei Nachhaltigkeit, Werkzeugen fürs Homeoffice, schönen Sachen im Haushalt, kreativen Spielzeugen und Sportartikeln.