Was dein Büsi braucht: Das Wichtigste für Wohnungskatzen
Hintergrund

Was dein Büsi braucht: Das Wichtigste für Wohnungskatzen

Wohnungskatzen brauchen zum Wohlfühlen viel mehr als man glaubt: luftige Plätze, Unordnung und Katzenklos ohne Deckel. Plus einen Kumpel.

Willkommen in der schönen Schweiz, sehr strukturiert und ordentlich. Und so sind auch die meisten Wohnungen und Häuser beschaffen, in denen immerhin rund 1,85 Millionen Katzen als tierischer Begleiter ihrer Dosenöffner (aka. Besitzerinnen oder Besitzer) leben. Doch Katzen lieben das (gepflegte) Chaos. Und niemals dürfen sie raus in die weite Welt, um neue Eindrücke zu sammeln – ein ewiger Lockdown für Fellnasen.

So weit, so dramatisch. In Heimhaltung können die Katzen ihre zahlreichen Bedürfnisse tatsächlich viel schwerer ausleben als im Freilauf. Wer ihnen trotzdem ein gutes und somit spannendes Leben ermöglichen möchte, kann aber entsprechende Rahmenbedingungen schaffen. Um diese zu eruieren, habe ich mich an die Schweizer Katzen-Psychologin Claudia Kasper gewandt.

Ihr eindringlicher Appell gleich zu Beginn: «Ein Stubentiger ist keine anspruchslose Zimmerpflanze – im Gegenteil. Eine tatsächlich artgerechte Haltung stellt hohe Anforderungen. Sonst sind Langeweile, Depression, Übergewicht oder Verhaltensprobleme häufig vorprogrammiert.»

Bevor wir uns den Dos und Dont‘s widmen, weist die Expertin auch auf die rechtliche wie eigenverantwortliche Situation hin: «Katzen mit Freilauf können sich Kumpel in der Nachbarschaft suchen, dieses Privileg ist Wohnungskatzen verwehrt. Daher sollten die sehr sozialen Tiere – abgesehen von wirklichen Einzelgängern – nie allein in der Wohnung gehalten werden, sondern mit einem gut passenden Katzenpartner. Zwar steht im Tierschutz-Gesetz: Katzen, die allein gehalten werden, sollten täglich Umgang mit Menschen oder Sichtkontakt zu Artgenossen haben; doch das reicht nicht aus.»

Eine Katze braucht Gesellschaft und sollte nicht den ganzen Tag allein zuhause verbringen. Sie will einen artgerechten Ausgleich zum Menschen. Einen Katzen-Kumpel. Den Rest skizzieren wir hier:

Multidimensional: Wie die Wohnung für die Katze beschaffen sein muss

Die Katzen in einer kleinen 1-Zimmer-Wohnung halten zu wollen, ist keine gute Idee. Aber ein XXL-Penthouse muss es auch wieder nicht sein. Einfacher gesagt: Eine 2-Zimmer-Wohnung mit Küche und Bad ohne Tabuzonen gilt als untere Grenze, damit sich die Stubentiger auch einmal zurückziehen können. Wichtiger ist jedoch, auch die dritte Dimension zu beachten: Sehen, ohne gesehen zu werden, ist ein wichtiges Katzenmotto. Katzen halten sich eher selten am Boden auf und beobachten von einer sicheren Warte aus ihre Umgebung zum Beispiel von einem erhöhten Platz auf dem Schrank oder Regal. Daher braucht der Katzenlebensraum viele Liege- und Schlafgelegenheiten in der Höhe.

Ebenso wichtig: Gute Versteck- und Schlafgelegenheiten. Manche Katzen mögen offene Schlafplätze, andere rollen sich in einem Wäschekorb, im Schrank, einem Katzenkorb oder in einer Schublade ein, quetschen sich zwischen Bücher ins Büchergestell oder kuscheln sich im Staub unterm Sofa zusammen. Als Unterlage, wenn für nötig befunden, sind alte Frottéetücher, Flickenteppiche, Wolldecken und Patchwork-Quilts ideal – geliebt wird alles mit ein bisschen Patina.

Gute Verstecke entstehen übrigens auch im Handumdrehen, wenn man ein Tuch um die Beine eines Sessels schlingt oder einen oben geschlossenen Karton mit einem seitlichen Eingang versieht. Denn absoluter Sichtschutz ist ein elementares Katzenbedürfnis. Und Geschenkpapier kann zum Quell ewiger Freude werden – bis das Interesse daran von allein erlischt.

Kaspers Fazit: «Sterile, reduzierte Einrichtungen widersprechen völlig dem Wesen der Katze. Deshalb ist es ein Liebesbeweis, nicht immer alles sofort penibel wegzuräumen und für Abwechslung zu sorgen. Wohnungskatzen verbringen ihr ganzes Leben in denselben Räumen, weshalb es so wichtig ist, dass ihre Bedürfnisse im eigenen Lebensstil genügend Platz finden.»

Endlich Abenteuer: Kratzen und Spiele für Katzen

Hoch ist er, wirklich bis unter die Decke und stabil, idealerweise aus widerstandsfähigem Holz oder Sisal: der ideale Kratzbaum. Ein weiterer wichtiger Faktor ist eine 80 bis 100 cm hohe, von keinem Element durchbrochene Säule, damit das Krallenwetzen in ausgestreckter Körperhaltung möglich ist. Er sollte mehrere Ebenen und Hängematten zum Chillen enthalten – und eine gemütliche Höhle zum Verstecken und Ausruhen. Zusätzlich Spielzeuge wie Bälle und Federn können unterhalten und aktiv halten. Schließlich sollte der Kratzbaum noch optimal platziert werden – und das ist nicht ein Extrazimmer fernab der Zweibeiner. In der Nähe von Fenstern wird er besonders interessant.

Designed by Lotte Yenna (70 cm, Grau)
Katzenbaum
EUR37,24

Designed by Lotte Yenna

70 cm, Grau

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70 cm, Grau

Trotzdem ist nichts wichtiger als regelmäßige Interaktion mit dem Menschen: Spielt mit euren Fellnasen täglich ausgiebig, das stärkt die Bindung und man lernt einander besser kennen. Auch schätzen Katzen die einfachen Dinge im Leben oft mehr als teure Designer-Utensilien: Papiertüten und Kartons also nicht gleich wegschmeißen – und mit einem gut platzierten Tuch über einem Sessel bietet man ihnen aufregende Verstecke, die nichts kosten.

Was sich immer lohnt ist ein «Fummelbrett», bei dem sich die Katze ihre Leckerlis erspielen bzw. erarbeiten muss. Man kann dieses aus Karton und Klopapierrollen recht einfach selbst basteln. Und da fressen leider oft das einzige Hobby von völlig unterbeschäftigten Wohnungskatzen ist, macht es sehr viel Sinn, das Trockenfutter konsequent z. B. in kleinen Schachteln mit Löchern anzubieten, damit das eher dem Mäusefangen gleichkommt.

Der Nase nach: Schnüffeln muss sein

Hast du dich schon mal gefragt, warum deine Fellnasen so gerne in noch unaufgeräumten Koffern liegen oder gleich auf deiner Handtasche oder den Klamotten? Nicht weil sie nerven wollen, sondern weil es so interessant und vor allem neu duftet. Katzen haben einen ausgezeichneten Geruchssinn, der ihnen dabei hilft, ihre Umgebung zu erkunden und ihre Beute zu finden. Die Nase einer Katze enthält etwa 200 Millionen Riechzellen, im Vergleich zu etwa 5 Millionen beim Menschen. Sie nützen dazu auch das «Jacobson'sche Organ», das ihnen hilft, Duftmoleküle besser wahrzunehmen. Darüber hinaus ist der Teil ihres Gehirns, der für den Geruchssinn zuständig ist, relativ groß im Vergleich zu anderen Säugetieren.

All das trägt dazu bei, dass Katzen einen sehr empfindlichen und präzisen Geruchssinn haben, der es ihnen ermöglicht, selbst schwache Gerüche zu erkennen. Um Stubentiger bei Laune zu halten, musst du ihnen also etwas zum Riechen geben. «Nimm ihnen von draußen regelmäßig neue Duft-Eindrücke mit: Einen Zweig mit Blättern, Tannenzapfen, frisches Gras oder auch Heu von der Wiese, das in einer Kartonschachtel zum absoluten Highlight wird», sagt Claudia Kasper.

Sonne und Licht: Katzen-Zimmer mit Aussicht

Katzen lieben es, aus dem Fenster zu schauen, weil sie neugierige Tiere sind und gerne ihre Umgebung beobachten. Ihnen gemütliche Plätze mit Aussicht zu bieten, gehört zum A und O der Heimhaltung. «Leider haben viele moderne Wohnungen keinen Fenstersims mehr. Dann einfach eine Kommode zum Fenster schieben oder ein Bügelbrett davorstellen», rät die Tierpsychologin.

Außerdem für ausreichend frische Luft sorgen. Durch das Öffnen von Fenstern können Katzen frische Luft atmen und fühlen sich damitbesser. Vorsicht ist jedoch geboten, damit sie nicht aus dem Fenster springen oder sich schwer verletzen können. Etwa, indem sie sich in gekippten Fenstern einklemmen. Ohne Sicherung geht es daher nicht – beim Balkon empfiehlt es sich, nicht selbst zu basteln, sondern den Profi ranzulassen. Fenstersicherungen (auch samt schmucken Liegebrettern) kann man auch einfach selbst montieren. Achtung: Vorher die Erlaubnis der Vermietung einholen.

Besser oben ohne: Das stille Örtchen für deine Katze

Eine gute Katzentoilette ist sauber und geruchsfrei, steht an einem wenig frequentierten Ort und bietet genügend Platz für die Katzen – pro Tier sollte es ein Klo geben. Zwei Katzen brauchen also zwei Klos, und zwar auch deshalb, weil es ihrem natürlichen Verhaltensablauf entspricht, an einem Ort Kot und am anderen Ort Urin abzusetzen.

Geschlossene Toiletten sind nicht katzengerecht. Naturgemäß versäubern sich Katzen an gut durchlüfteten, offenen Stellen im Freien – und nie in einer Höhle. Die Größe der Katzentoilette ist ebenfalls wichtig. Sie sollte so dimensioniert sein, dass das Tier darin bequem sitzen, sich umdrehen und scharren kann. Passt das nicht, wird das Geschäft außerhalb der Toilette erledigt. Eine gute Möglichkeit, die Hygiene (auch für den Menschen) zu verbessern: spezielle Katzentoiletten-Matten verwenden, die die Streu auffangen und leicht zu reinigen sind. Ach ja, und keine parfümierte Streu verwenden, besser öfter putzen.

Titelfoto: shutterstock

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Lebe lieber ungewöhnlich: Ob Gesundheit, Sexualität, Sport oder Nachhaltigkeit, jedes Thema will entspannt, aber aufmerksam entdeckt werden. Mit einer gehörigen Portion Selbstironie und niemals ohne Augenzwinkern.


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