Warum zum Teufel dauert die Wäsche schon wieder länger als angegeben?!
«Waschmaschinen waschen länger, als sie soll’n!» Dieser frei abgeänderte Werbeslogan eines Entkalkers trifft manchmal tatsächlich zu. Warum beim Waschen aus einer Minute mehrere werden können, erklärt der Waschmaschinenflüsterer von Miele.
«Zeit ist das, was man an der Uhr abliest», antwortete Albert Einstein einst auf die Frage, was denn Zeit sei. Ist ja gut, Albert, wir haben’s verstanden, die Zeit ist relativ. Relativ unbefriedigend ist dafür die angegebene Laufzeit eines Waschgangs bei unserer Maschine. Bis das Display eine Minute runterzählt, vergehen häufig mehrere Minuten. Ich muss also viel eher den niederländischen Schriftsteller Cees Nooteboom zitieren:
Wenn’s mal wieder länger dauert
Damit wir uns richtig verstehen: Es ist mir grundsätzlich egal, wie lange ein Waschgang dauert, ich kontrolliere das nicht. Mir ist einfach zuletzt gleich bei zwei Begebenheiten aufgefallen, dass mit der Zeitrechnung unserer Waschmaschine etwas nicht zu stimmen scheint.
Das eine Mal hatten wir an einem Tag einen regelrechten Wäscheberg zu bewältigen, so wie das in den besten Familien vorkommen kann. Ich startete die erste Wäsche und stellte den Wecker nach der angegebenen Dauer auf dem Display unserer Waschmaschine, um gleich anschliessend den nächsten Waschgang starten zu können. Als mein Wecker klingelte, war der Waschgang zwar in den Endzügen, aber immer noch in vollem Gang. Und zwar noch geschlagene 12 Minuten.
Beim zweiten Mal zeigte das Display der laufenden Waschmaschine noch 19 Minuten an, als ich mit etwas anderem im Badezimmer beschäftigt war. Ein paar Minuten später stellte ich verblüfft fest, dass da immer noch eine blaue 19 vor sich hin leuchtet. Was ist da los?
Warum’s mal wieder länger dauert
Auf der Suche nach den Ursachen dieser Zeitverzerrung werde ich auf die Schnelle im Internet fündig. Ich möchte es aber genauer und vor allem kompetenter wissen und wende mich deshalb an Roman Berther. Er ist PR & Events Manager beim Waschmaschinenhersteller Miele und lässt mich gleich mal wissen, dass ich wohl selbst schuld bin, denn:
Na dann, gehen wir dem doch mal auf den Grund, oder besser gesagt die Gründe:
1. Zu viel Wäsche
Waschmaschinen gibt es in verschiedenen Grössen, entsprechend unterschiedlich ist das jeweilige Fassungsvermögen. Unsere etwa fasst acht Kilogramm, was heutzutage wohl am verbreitetsten ist. Das heisst aber nicht, dass ich die Waschmaschine hemmungslos vollstopfen soll. Grundsätzlich gilt: Je voller die Waschmaschine, desto länger der Waschgang. Miele-Experte Roman Berther macht ausgehend von einem Express-Programm ein praktisches Beispiel: «Belädst du die Waschmaschine mit sehr viel Wäsche und wählst eine Waschtemperatur von 40 Grad Celsius, während gleichzeitig die Wasserzulauftemperatur sehr niedrig ist (etwa im Winter), dann verlängert das die Heizphase und somit das ganze Waschprogramm.»
Achte möglichst darauf, dass die Waschmaschine nicht bis oben voll ist. Als Faustregel gilt: Lasse beim Beladen der Wäschetrommel eine Handbreit frei oben. So kann die Maschine optimal arbeiten. Eher suboptimal, zumindest aus wirtschaftlicher und ökologischer Sicht, ist übrigens auch zu wenig Wäsche in der Trommel.
2. Zu viel Waschmittel
Ein weiterer Grund für einen längeren Waschgang ist meist die Überdosierung von Waschmittel. «Stellt die Maschine nach dem Spülgang noch Restwaschmittel fest, wird ein zusätzlicher Spülgang mit Frischwasser gestartet, um die Kleidung nochmals gründlich auszuwaschen», sagt Roman Berther. Ertappt, denke ich mir bei dieser Aussage. Ich habe auch schon mal zwei Waschmittel-Pods statt einen in die Trommel geworfen. Weil mehr ist doch schliesslich besser und sauberer, oder? Naja, zu viel Waschmittel sorgt auf alle Fälle für mehr Schaum in der Waschmaschine und dementsprechend mehr Spülgänge, bis er wieder weg ist.
Moderne Waschmaschinen von Miele und anderen Herstellern sind zum Teil so intelligent, dass sie die Dosierung des Waschmittels auch gleich übernehmen können. Davon ist unsere Maschine zu Hause aber weit entfernt. Zudem mag ich diese Waschmittel-Pods … Nein, natürlich nicht zum Essen!
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3. Unwucht
Häufig ist es bei einem Waschgang so, dass ausgerechnet die letzte Minute länger dauert. Verantwortlich dafür ist in den meisten Fällen die sogenannte Unwucht: Die Wäsche ist in der Trommel ungleichmässig verteilt, weshalb die Waschmaschine während des Schleuderns vibriert und wackelt. Roman Berther: «Eine Unwucht in der Maschine kann eine unkalkulierbare Dauer für ein Neuverteilen der Wäsche verursachen. Vor allem, wenn dies vor dem letzten Schleuderschritt geschieht, benötigt ein Gerät mehr oder weniger Zeit, um die Wäsche neu zu verteilen und Unwuchten zu vermeiden.» Das schütze die Waschmaschine und erhöhe die Lebensdauer.
Eine Unwucht umgehst du am ehesten, indem du die Wäsche gleichmässig in die Trommel lädst und schwere Wäscheteile wie etwa Bettwäsche gut verteilst. Was du auf keinen Fall tun solltest: die Waschmaschine zu überladen. Womit wir wieder bei Grund 1 für die längere Dauer eines Waschgangs sind.
Gute Gründe für den längeren Waschgang
Übertreibst du es nicht mit dem Waschmittel und der Wäsche, stehen die Chancen gut, dass die Dauer des Waschgangs mit der angezeigten Laufzeit auf dem Display übereinstimmt. Ausserdem gibt es Waschmaschinen, die ihre Restlaufzeit je nach Wäschemenge selbstständig nachkorrigieren. Bei Miele-Geräten ist das gemäss Roman Berther in den ersten zehn Minuten des Waschvorgangs der Fall. Willst du auf Nummer sicher gehen, schau doch dann nochmals aufs Display.
Wenn du beispielsweise in einem Mehrfamilienhaus wohnst und dir pro Woche genau ein Tag zum Waschen zur Verfügung steht, dann ist die Zeit zweifellos ein entscheidender Faktor. Hast du wie wir eine eigene Waschmaschine, sieht das schon etwas anders aus, um nicht zu sagen, entspannter.
Für den bewussten Entscheid, die Wäsche länger zu waschen, gibt es gute Gründe. Wäschst du nämlich im Öko- oder Eco-Programm, dauert es zwar länger, bis die Wäsche sauber ist. Dafür sparst du viel Energie, weil die Maschine beim Waschen und Spülen mit reduzierter Wassertemperatur arbeitet. «Eine vollbeladene Miele-Waschmaschine verbraucht im Eco-Modus im Durchschnitt etwa halb so viel Energie wie ein normaler Waschgang», sagt Roman Berther. «Ein Warmwasseranschluss erhöht das Energiesparpotential noch zusätzlich.»
Einen Warmwasseranschluss hat unsere Waschmaschine nicht. Dafür habe ich mir fest vorgenommen, künftig noch mehr aufs Eco-Programm zu setzen. Und noch viel weniger auf die Dauer des Waschgangs zu achten als vorher. Der Waschmaschine und mir zuliebe. Im Sinne der Nachhaltigkeit und Entschleunigung.
Ich bin Vollblut-Papi und -Ehemann, Teilzeit-Nerd und -Hühnerbauer, Katzenbändiger und Tierliebhaber. Ich wüsste gerne alles und weiss doch nichts. Können tue ich noch viel weniger, dafür lerne ich täglich etwas Neues dazu. Was mir liegt, ist der Umgang mit Worten, gesprochen und geschrieben. Und das darf ich hier unter Beweis stellen.