Meinung

Warum immer so negativ? Über diesen kleinen Zettel habe ich mich gefreut

Aufregen kann man sich immer. Aber was bringt’s eigentlich? Darum kommt hier nicht der nächste Aufreger, sondern mein Aufsteller der Woche.

Kürzlich habe ich mich aufgeregt, so richtig fest aufgeregt. Ich war in Davos beim Skifahren. Das Wetter war okay, die Pisten auch, nur die Preise für Skipass und Co. waren es nicht. Und das hat mich dermassen genervt, dass ich meinem Ärger hier auf Galaxus Luft machen musste.

  • Meinung

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    von Patrick Bardelli

Ich bin anscheinend nicht der Einzige, der sich zu diesem Thema so seine Gedanken macht. Die vielen Reaktionen aus der Community in der Kommentarspalte sprechen Bände. Einer ist mir dabei besonders ins Auge gesprungen:

Dabei fällt auch auf, dass der Beitrag im Unterschied zu anderen, viel öfter gelikt wurde…

Das Zeitalter der Miesepeter, Nörgler und Trolle

Die Seele baumeln lassen, statt zu nörgeln. Okay, bin dabei. Ich ärgere mich nämlich mit schöner Regelmässigkeit selber über die vielen Nörgler, Miesepeter und Trolle, die im Netz ihr Gift verspritzen. Wir sind alle immer so negativ. Es scheint aktuell geradezu Volkssport zu sein. Moment, jetzt bin ich schon wieder in diesem Fahrwasser. Ich will doch etwas Positives schreiben.

Dazu muss ich aber nochmals kurz zurückblicken.

Wir haben es lustig miteinander

Vor ein paar Monaten ging es uns nicht so gut. Als Familie. Wir waren umgezogen, von der Stadt aufs Land. Meine Tochter musste die Schule wechseln, vermisste ihre Freundinnen und war darum oft traurig. Unsere beiden Kater bekamen regelmässig vom Hinterhofkönig auf vier Pfoten im Garten auf den Sack. Der Hund musste sich erst an die neue Umgebung gewöhnen, auf den Spaziergängen war ihm die Anspannung deutlich anzumerken. Und meine Frau und ich fühlten uns hier zu Beginn auch etwas fremd. Plötzlich waren wir emotional alle ein wenig wackelig unterwegs.

Eine Bekannte schlug uns dann vor, jeden Abend als Familie zusammenzukommen und die positiven Erfahrungen des Tages auf kleine Zettel zu schreiben. Nur die Positiven. Was meine Tochter, meine Frau und ich während einiger Wochen mit schöner Regelmässigkeit auch taten. Dabei trugen wir viele Erinnerungen an gute Momente zusammen. Diese sollten wir uns dann nach einiger Zeit gegenseitig vorlesen.

Viele kleine bunte Zettel, mit vielen kleinen positiven Momenten.
Viele kleine bunte Zettel, mit vielen kleinen positiven Momenten.

Einen dieser Zettel habe ich heute aus dem Glas gefischt. Darauf hatte meine Tochter geschrieben: «Wir haben es in letzter Zeit sehr lustig miteinander.»

So sitze ich mit Frühlingsgefühlen im Garten, das Glas mit den Zetteln vor mir, die Notiz der Tochter in der Hand. Die Erinnerungen an die letzten, durchaus komplizierten Monate sehr präsent, muss ich lächeln. Ja, wir hatten es in letzter Zeit trotz allem oft sehr lustig miteinander. Und ja, ich weiss, es ist Krieg. Und ja, die Pandemie ist auch noch nicht wirklich vorbei. Und ja, der Februar war zu warm und der März bisher zu trocken. Und ja, der April wird wahrscheinlich beides zusammen sein. Weil Klimakrise. Uff.

Die Seele baumeln lassen oder wie meine Tochter vor ein paar Monaten auf einen kleinen blauen Zettel schrieb: «Wir haben es in letzter Zeit sehr lustig miteinander.» Recht hat sie.

Mehr daran zu denken, was gut läuft, nicht immer nur an das, was fehlt. Meine Tochter im Teenageralter scheint das Rezept bereits zu haben, um die Seele baumeln zu lassen. Jetzt muss ich ihr es nur noch gleichtun.

Frühlingserwachen im Garten und in meinem Kopf.
Frühlingserwachen im Garten und in meinem Kopf.

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