«WandaVision», Episode 5: «Eine besondere Episode»
Hintergrund

«WandaVision», Episode 5: «Eine besondere Episode»

Luca Fontana
5.2.2021

Fünfte Episode «WandaVision». Packt sie? Oh, ja. Mehr noch: Die Ereignisse überschlagen sich – und die Wartezeit bis zur sechsten Episode könnte nicht unerträglicher sein. Spekulieren wir.

Eines vorweg: Das ist eine Folgenbesprechung. Mit Spoilern! Schau dir also zuerst die fünfte Episode von «WandaVision» an, bevor du weiterliest.


Eine Woche nach der aufklärenden vierten Folge geht’s mit «Eine besondere Episode» weiter. Für mich die spannendste Frage: Arbeitet «WandaVision» tatsächlich auf meine Hexe-und-Teufel-schmieden-einen-Pakt-Theorie hin?

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    «WandaVision», Staffel 1: «Episode 4: Wir unterbrechen dieses Programm»

    von Luca Fontana

Im Klartext: Ich halte Wanda-Nachbarin Agnes für die uralte Hexe Agatha Harkness aus den Comics. Dort war sie nicht nur Feindin, sondern auch Mentorin – für Wanda. Harkness zur Seite könnte Mephisto stehen, in den Comics sowas wie der Teufel selbst, und mächtig genug, das Gefüge der Realität zu verändern. In etwa so, wie’s uns die vierte Episode gezeigt hat.

Und jetzt das. Diese fünfte Episode, die uns in ihrer letzten Szene ein Brett an den Kopf knallt. Wow. Aber ich greife vor. Klären wir anhand der besten WTF-Momente und Easter Eggs, was das für den weiteren Verlauf der Serie bedeuten könnte.

Wanda, die Böse?

Wir sind in den 1980er. Unverkennbar die Kulissen, Kostüme und Frisuren. Wanda und Vision versuchen, ihre weinenden Zwillinge zu beruhigen. Klappt nicht. Dann taucht Agnes auf, die ihre Hilfe anbietet. Vision, der überfürsorgliche Vater, hält nicht viel von der Idee.

Betretenes Schweigen. Unsichere Blicke. Unangenehm. Und dann, plötzlich:

«Ähm… äh… fangen wir nochmal neu an», fragt Agnes.

Wait... what!?

Agnes findet’s völlig okay, die Szene nochmals von vorn zu beginnen.
Agnes findet’s völlig okay, die Szene nochmals von vorn zu beginnen.
Quelle: Disney+

Was kriegen wir hier gerade zu sehen? Wir sehen, dass Agnes sich sehr wohl bewusst ist, in einer Sitcom-Reality zu sein. Nicht nur das. Agnes weiss, dass Wanda die Zeit zurückdrehen kann, wenn etwas nicht nach ihrem Drehbuch geht – wortwörtlich. Und das ist neu.

Agnes, was weisst du sonst noch?

Die Szene ist auch der Startschuss für Visions immer grösser werdende Zweifel an der Realität, die er erlebt. Aber bevor er sich dessen vollkommen bewusst werden kann, haben die Zwillinge eigenmächtig entschieden, fünf Jahre zu altern. Wieso auch nicht?

Jep, die Zwillinge entscheiden selber, wie alt sie gerade sein wollen.
Jep, die Zwillinge entscheiden selber, wie alt sie gerade sein wollen.
Quelle: Disney+

Derweil erklärt uns Director Hayward von ausserhalb der «Westview-Anomalie», dass er Wanda für eine Terroristin halte. Schliesslich habe sie sich vor den Ereignissen von «Avengers: Age of Ultron» von der bösen Nazi-Organisation Hydra radikalisieren lassen.

Und danach, während «Captain America: Civil War», richtete sie beim Eindämmen von Crossbones Selbstmordattentat in Lagos, Nigeria, versehentlich Schaden an zivilen Einrichtungen statt. Hayward glaubt nicht ans Versehen. Er sieht Vorsatz. Und mehr als genug Beweise, dass Wanda keine Gute sei.

Hayward, warum so erpicht, Wanda Maximoff als die Böse darzustellen?

Ich hab’s schon in der letzten Folgenbesprechung gesagt: Der Typ ist mir nicht geheuer.
Ich hab’s schon in der letzten Folgenbesprechung gesagt: Der Typ ist mir nicht geheuer.
Quelle: Disney+

Dann präsentiert Hayward Kamerabilder, die Wanda zeigen, wie sie neun Tage vor den Ereignissen von «WandaVision» das S.W.O.R.D.-Hauptquartier stürmt, sich Visions in Stücke zerlegte Leiche schnappt und damit nach Westview verschwindet. Sie verstosse gegen Artikel 36b des Sokovia-Abkommens, sagt FBI-Agent Jimmy Woo. 36b? Sagt mir nichts. Dafür macht sich Hayward mit folgender Aussage verdächtig:

«Sie verstösst auch gegen Visions letzten Willen. Er wollte nicht zur Waffe gemacht werden.»

Okay. Aber was hatte S.W.O.R.D. denn bitteschön mit Visions Leiche vor? In den Comics steht S.W.O.R.D. für «Sentient World Observation and Response Department». In der Serie hat sich das geändert. Dort steht’s für «Sentient Weapon Observation and Response Department». Zu deutsch: Statt empfindungsfähige Welten – ausserirdische Bedrohungen – zu überwachen, überwacht die Organisation neu empfindungsfähige Waffen. Vision, zum Beispiel.

Vision in Stücken: Ganz schön makabres Bild.
Vision in Stücken: Ganz schön makabres Bild.
Quelle: Disney+

So weit, so okay. Aber dann erinnere ich mich daran, was Monica Rambeau in der vierten Episode bereits missbilligend zu Hayward gesagt hat:

«S.W.O.R.D. steht für Observation und Intervention. Nicht für Herstellung.»

Herstellung von was genau? Empfindungsfähigen Waffen? Aha. Sind wir uns also wirklich sicher, dass Wandas Plan ist, aus Vision eine Waffe zu machen, so wie’s Hayward behauptet – und nicht genau das zu verhindern?

Was ist Agnes’ «Endgame»?

Zurück zu Agnes. Sie scheint immer genau dann aufzutauchen, wenn’s gilt, Zwietracht zwischen Vision und Wanda zu säen.

Zum ersten Mal in jener Szene in der dritten Episode, als sie und Nachbar Herb Vision verraten, dass Rambeau nicht aus Westview stamme. Zum zweiten Mal hier, in der fünften Episode, als sie – vorsätzlich, würde ich sagen – vor Vision darüber spricht, die Szene nochmals von vorn zu beginnen. Zum dritten Mal, als sie gar nicht überrascht ist, dass die Zwillinge plötzlich 5-jährig sind, was Vision noch mehr stutzen lässt.

Irgendwo dazwischen lässt sie mal wieder den Namen Ralph fallen, ihren noch immer nicht in Erscheinung getretenen Ehemann. Ralph; oder eher Mephisto? Bestimmt.

Und später, als die Zwillinge einen Hund adoptieren wollen – Vision ist eher dagegen –, taucht Agnes mit einer Hundehütte auf. Das ging ja schnell. Wer weiss, ob sie’s nicht war, die von Anfang an den herrenlosen Hund hat erscheinen lassen. Wer weiss, ob sie’s nicht war, die ihn am Ende der Episode gar umgebracht hat.

Es ist, als ob Agnes irgendwas provozieren wollte. Irgendeine Reaktion. Oder Verwandlung. Ich weiss nur nicht, ob’s um die Zwillinge, Wanda oder Vision geht.

Agnes macht sich mit jeder Szene verdächtiger.
Agnes macht sich mit jeder Szene verdächtiger.
Quelle: Disney+

Als Vision auf der Arbeit ist, werden Rambeau und Dr. Lewis kreativ: Sie schicken eine E-Mail auf Visions Computer. Denn: Offenbar scheinen Dinge, die keine Veränderung mehr bedürfen, um zur Zeitepoche der Episode zu passen, problemlos durch die Reality-Barriere zu gelangen. Eine E-Mail, zum Beispiel.

Der Inhalt der E-Mail sagt im Wesentlichen: Vision, mach die Augen auf, hier ist alles falsch!

Tatsächlich: Vision legt seine Finger an die Schläfen von seinem Arbeitskollegen Norm. Der erwacht damit aus dem Gedankenkontroll-Zustand Wandas. Verzweifelt. In Tränen. Die Qual steht ihm ins Gesicht geschrieben. Flehend bittet er Vision, Wanda dazu zu bringen, die Stadtbewohner freizulassen. Vision legt seine Finger erneut an die Schläfen Norms
Norm ist wieder in seiner Rolle.

Vision weiss jetzt Bescheid. Oh Mann.

Der arme Norm macht ganz schön was durch.
Der arme Norm macht ganz schön was durch.
Quelle: Disney+

Na schön. Manche Stadtbewohner wissen offenbar, was da vor sich geht. Andere wiederum nicht. Etwa Norm. Warum? Ist das eine Frage der Willensstärke? Vielleicht kann sich Agnes deswegen der Manipulation entziehen. Vielleicht ist sie eine uralte, unglaublich mächtige Hexe.

Gopf, Agnes, was planst du – was ist dein Endgame?

Die Ereignisse überschlagen sich – Wanda verliert die Kontrolle

Die Episode wird immer verrückter. Monica Rambeau bringt eine 1980er-Jahre-Drohne durch die Reality-Barriere. Das gefällt Wanda nicht. Zum ersten Mal tritt sie selber aus ihrer Realität raus – und stellt sich S.W.O.R.D. entgegen.

F*ck, eine Machtdemonstration.

Wandas Barriere nimmt eine scharlachrote Farbe an. Zufall? Bestimmt nicht.
Wandas Barriere nimmt eine scharlachrote Farbe an. Zufall? Bestimmt nicht.
Quelle: Disney+

Und: Sie hat wieder ihren sokovianischen Akzent. Ich habe mich in den vergangenen Episoden bereits gewundert, wo der abgeblieben ist. Jetzt wissen wir’s. In der Realität. Unserer Realität.

Geiles Detail.

Was Wanda da macht, ist ihre erste und einzige Warnung auszusprechen:

«Lasst mich in Ruhe, ihr nehmt mir diese Realität nicht weg. Geht, oder es endet schlimm für euch.»

Dann der nächste Hammer: Vision stellt Wanda zur Rede. Paul Bettany darf schauspielern. Darf Verzweiflung zeigen. Furcht. Wer bin ich? Warum erinnere ich mich nicht daran, was vor dem hier war? Ach du Sch… Gänsehaut-Momente.

Dann Wandas wichtigster Satz in der gesamten Episode. Vielleicht gar der Serie.

«Ich hab überhaupt keine Ahnung, wie all das hier… überhaupt angefangen hat.»

Wanda ist meiner Meinung nach auch nur eine Marionette, die von etwas Grösserem manipuliert wird.
Wanda ist meiner Meinung nach auch nur eine Marionette, die von etwas Grösserem manipuliert wird.
Quelle: Disney+

Bäm. Sagte ich doch in der vergangenen Folgenbesprechung. Wanda wird manipuliert. Vielleicht von Agnes. Oder Mephisto. Beiden. Ich meine, ihr ist seit der 1970er-Episode die falsche Realität bewusst. Seit dem Moment, als sie Rambeau aus der Anomalie geschleudert hat. Und jetzt, da sie sich der Fake-Realität bewusst ist, will sie sie nicht mehr wieder hergeben. Es würde bedeuten, Vision zu verlieren. Die Zwillinge. Ihr Glück.

Ein Klingeln an der Türe. Agnes? Wanda geht nachschauen. Ein Shot über die Schultern des Besuchers. Er hat silberne Haare. Genau wie Wandas Bruder, Pietro aka Quicksilver. Der ist aber tot. Ultron hatte ihn umgebracht. Der Besucher tritt ein.

«Darf der verschollene Bruder sein Schwesterherz umarmen», sagt der Besucher.

Es ist Quicksilver. Aber nicht der Quicksilver, den wir kennen. Nicht der Quicksilver, der in «Avengers: Age of Ultron» von Aaron Taylor-Johnson gespielt worden ist. Es ist der Quicksilver, der in den vom Filmstudio Fox produzierten X-Men-Filmen von Evan Peters gespielt wird.

Das erste Fox-Disney-Crossover. Ich werd’ verrückt.

Zur Erklärung: In den Comics sind Wanda und Pietro Maximoff aka Scarlet Witch und Quicksilver die Kinder des Magneto. X-Men also. Oder: Mutanten. Anno 2015 lagen die Filmrechte noch bei Fox. Dank einem Spezialdeal mit Disney durften Wanda und Pietro dennoch in «Avengers: Age of Ultron» auftauchen. Sie durften aber nicht ihre Mutanten-Alias haben, nicht die exakt selben Fähigkeit und – vor allem – keine Mutanten sein.

In «Age of Ultron» werden sie darum einfach «Talente» genannt, und ihre Kräfte stammen vom Mindstone – genauso wie Visions Kräfte, übrigens.

Fox hat gar ein Jahr zuvor in «X-Men: Days of Future Past» seinen eigenen Quicksilver in die Serie eingeführt – eben gespielt von Evan Peters. Und genau der taucht jetzt in Disneys «WandaVision» auf. Das ist möglich, weil seit der Übernahme Fox’ durch Disney im Jahr 2019 die Filmrechte an den X-Men wieder beim Haus der Maus liegen.

Evan Peters als Quicksilver – im MCU.
Evan Peters als Quicksilver – im MCU.
Quelle: Disney+

«Haben die Pietro einfach neu gecastet», fragt eine verdutzte Dr. Lewis und übernimmt damit meinem Job.

Aber: Wanda ist genauso verwirrt über Evan Peters’ Pietro/Quicksilver wie wir Zuschauer. Kein einfaches Recasting, also. Eher ein perfides Spiel, das irgendjemand da treibt. Meinen Tipp kennt ihr ja.

Fazit

Was kann ich noch sagen? Die Lage spitzt sich zu. Wanda wirkt unheimlich mächtig. So mächtig sogar, dass sie Thanos alleine hätte besiegen können, hätte er die Avengers nicht derart überrumpelt. Derweil bricht Wandas Wunschrealität weiter auseinander. Vision weiss Bescheid. Agnes’ wirkt mit jeder Szene noch verdächtiger. Genauso wie Director Hayward.

Ich sag’s euch. Das sind Agatha Harkness und Mephisto. Hundertprozentig.


Wie hat euch die Folge gefallen? Gibt’s noch Easter Eggs, die mir entgangen sind? Schreib es in die Kommentare. Nächsten Freitag machen wir mit der Folgenbesprechung der folgenden Folge weiter. Das wird heiter.

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Abenteuer in der Natur zu erleben und mit Sport an meine Grenzen zu gehen, bis der eigene Puls zum Beat wird — das ist meine Komfortzone. Zum Ausgleich geniesse ich auch die ruhigen Momente mit einem guten Buch über gefährliche Intrigen und finstere Königsmörder. Manchmal schwärme ich für Filmmusik, minutenlang. Hängt wohl mit meiner ausgeprägten Leidenschaft fürs Kino zusammen. Was ich immer schon sagen wollte: «Ich bin Groot.» 


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