Vorschau auf die Darts-WM 2024: Das Ally Pally wird beben

Das Mekka des Darts öffnet am 15. Dezember wieder seine Pforten. Im legendären Londoner Ally Pally beginnt am Freitag die 31. Darts-WM der Professional Darts Corporation (PDC). In dem dreiwöchigen Turnier ermitteln die 96 Teilnehmer aus 24 Nationen im Finale am 3. Januar 2024 den neuen Weltmeister der PDC. Wie in den vergangenen fünf Jahren schüttet die PDC insgesamt 2,5 Millionen britische Pfund Preisgeld aus. Davon erhält der Sieger eine halbe Million Pfund, der unterlegene Finalist 200 000 Pfund.

Der Modus und der Spielplan

Das Teilnehmerfeld der ersten Runde besteht aus den 32 besten Spielern der Pro Tour und 32 internationalen Qualifikanten. Der Sieger dieser Runde trifft anschließend auf einen der 32 besten Spieler der Weltrangliste, die bereits für die zweite Runde gesetzt sind. Gespielt werden die ersten beiden Runden im Modus Best-of-Five. Das bedeutet, dass der Sieger drei Sätze für sich entscheiden muss. Um einen Satz zu gewinnen, müssen wiederum drei Legs gewonnen werden. Ein Leg gewinnt, wer schneller als sein Gegner 501 Punkte wirft und dabei auf einem Doppelfeld auf 0 endet. Im jeweils entscheidenden Satz gilt die Two-Clear-Leg-Regel.

Die Spieldauer wird im Laufe des Turniers immer länger. In der dritten und vierten Runde erwartet die Teilnehmer ein Best-of-Seven-Modus, im Viertelfinale muss der Sieger bereits fünf Sätze für sich entscheiden. Im Halbfinale sind es sechs und im Finale sieben Sätze (Best-of-13-Sets).

Als Titelverteidiger geht «Bully Boy» Michael Smith an den Start. Bei der letzten Austragung konnte er sich mit einem 7:4 Sieg über Michael van Gerwen erstmals in die Siegerliste eintragen und sogar die Spitze der Weltrangliste erobern. Dabei erlebten die Zuschauer im Londoner Alexandra Palace und vor dem Fernseher das wohl beste Leg aller Zeiten. Aber schau es dir selbst noch einmal an:

Bei dieser Weltmeisterschaft wird der englische «Bully Boy» als #1 Seed direkt am ersten Tag ins Turnier starten. In der folgenden Übersicht kannst du sehen, wann welcher Spieler in einer der ersten beiden Runden in der Vorweihnachtszeit spielen wird:

Die Favoriten

Top-Favorit auf den Titel ist nach seinen herausragenden Leistungen in den vergangenen Monaten ganz klar «Cool Hand Luke» Humphries. Der aktuelle Weltranglistendritte gewann drei der letzten vier Major-Turniere, darunter die letzten beiden. Bei den Weltmeisterschaften kam der Engländer Humphries allerdings noch nie über das Viertelfinale hinaus.

Zweiter Favorit ist der dreimalige Weltmeister und Vorjahresfinalist Michael van Gerwen. Der Niederländer gewann in diesem Jahr mit der Premier League und den World Series Finals zwei Major-Turniere. Mit ihm ist bei einer Weltmeisterschaft immer zu rechnen.

Der erweiterte Favoritenkreis

Das Niveau im Darts ist mittlerweile so hoch: An einem guten Tag kann fast jeder Spieler jeden Konkurrenten schlagen. Daher ist in diesem Format mit einigen Namen zu rechnen: Auch wenn sich Spieler wie Gerwyn Price, Peter Wright, Jonny Clayton und auch Titelverteidiger Michael Smith in diesem Jahr teilweise schwergetan haben, sind sie meiner Meinung nach jederzeit in der Lage, die Weltmeisterschaft zu gewinnen. Dahinter lauern Spieler, die bereits Major-Turniere gewonnen haben und für den großen Coup bereit sind, wie Nathan Aspinall, Joe Cullen, James Wade und Danny Noppert. Nicht zu vergessen Ex-Weltmeister Rob Cross.

Die Spieler aus der DACH-Region

Zum ersten Mal in der Geschichte der Darts-WM gehen fünf deutsche Spieler an den Start. Dazu gesellt sich ein Österreicher.

Der «German Giant» Gabriel Clemens sorgte im vergangenen Jahr für eine kleine Sensation, als er es bis ins Halbfinale schaffte, dort aber am späteren Sieger Michael Smith scheiterte. Aktuell ist Clemens auf Platz 22 der Weltrangliste der bestplatzierte deutsche Dartsspieler. Als gesetzter Spieler startet er daher erst in der zweiten Runde, könnte dort aber mit dem niederländischen Shootingstar Gian van Veen ein schweres Los haben.

Ebenfalls als gesetzter Spieler und aktuell 26. der Weltrangliste startet «The Wall» Martin Schindler in das Turnier. Beim World Grand Prix im Oktober erreichte er immerhin das Viertelfinale. In der zweiten Runde könnte er auf Fallon Sherrock treffen, eine von zwei Frauen.

Der deutsche Shootingstar in diesem Jahr ist jedoch «Pikachu» Ricardo Pietreczko. Er besitzt erst seit Anfang 2022 die Tourcard der PDC und qualifizierte sich als 16. der PDC Pro Tour Order of Merit für die Weltmeisterschaft. Im Oktober gewann er als erst zweiter Deutscher überhaupt ein European-Tour-Event. Im Finale besiegte er dabei Peter Wright mit 8:4 und blieb fehlerfrei auf die Doppel. Zuletzt beim Grand Slam of Darts tat er sich allerdings schwer, vor allem gegen die wohl beste weibliche Dartsspielerin Beau Greeves, und verspielte so einige Sympathien bei den heimischen englischen Fans. Und auch diesmal muss er direkt gegen eine Frau antreten. In der ersten Runde wartet die Japanerin Mikuru Suzuki.

Für den Kölsche Jung Florian Hempel ist es bereits die dritte WM-Teilnahme. Vor zwei Jahren erreichte er nach Siegen über Martin Schindler und Dimitri van den Bergh die dritte Runde. Vor seiner Darts-Karriere war Hempel als Handball-Torwart für den Dessau-Roßlauer HV in der 2. Bundesliga aktiv. Der fünfte deutsche Spieler im Bunde ist Dragutin Horvat, der sich über die deutsche Super League für die Weltmeisterschaft qualifizieren konnte. Für ihn ist es nach 2017 die zweite Teilnahme.

Komplettiert wird das Feld der Spieler aus dem deutschsprachigen Raum durch den Österreicher Rusty-Jake Rodriguez. Aufgewachsen in einer Dartsfamilie ist er aktuell als Nummer 89 der Welt einer der besten österreichischen Dartsspieler und das neben seinen Bruder Rowby-John Rodriguez (48. der Rangliste) und seinem Mentor Mensur Suljovic (50.).

Die jungen Wilden

Der Nordire Josh «Rocky» Rock gehört mit seinen 22 Jahren noch zu den jungen Wilden, könnte aber auch zum erweiterten Favoritenkreis gezählt werden. Mittlerweile ist er bereits die Nummer 23 der Weltrangliste und hat sich auf der Tour etabliert. Drei Pro-Tour-Finals konnte er in diesem Jahr erreichen, verlor aber alle drei. Sein bestes Major-Ergebnis erzielte er im November beim Grand Slam of Darts, als er das Viertelfinale erreichte. Es würde mich nicht wundern, wenn er bei dieser WM für Furore sorgen könnte.

Auch der 21-jährige Niederländer Gian van Veen konnte seit dem Gewinn seiner Tourcard zu Beginn des Jahres einige Erfolge verbuchen. Am Ende der Saison belegte er Platz 25 in der Pro Tour Order of Merit und qualifizierte sich damit als zweitbester Spieler, der nicht bereits über die Order of Merit qualifiziert war, für die Darts-WM. Dazu gelang ihm Ende Oktober bei der European Darts Championship mit dem Halbfinaleinzug ein Coup. Bei der PDC-Junioren-Weltmeisterschaft verlor er zuletzt das Finale gegen den 16-jährigen Engländer Luke Littler.

Und dieser Luke Littler gilt als eines der absoluten Top-Talente der Branche. In seinem jungen Alter konnte Littler in diesem Jahr bereits mehrere Titel auf der PDC Development Tour gewinnen – und traf dabei einen 9-Darter. Es wird spannend sein zu sehen, was Littler mit seinen 16 Jahren bei der Weltmeisterschaft erreichen kann.

Und mit dieser Vorschau sage ich gerne: Game on!

Wer ist für dich der Favorit auf den Titel? Schaust du dir die Darts-WM an? Schreib mir gerne in den Kommentaren.