Von Gluthitze zu neuer Frische dank Leistungsbegrenzung
Die neuen Ryzen-7000-Prozessoren haben viel Power. Dabei entpuppt sich der AMD Eco Mode als eigentliches Killer-Feature: Damit läuft das neue Flaggschiff 7950X mit angezogener Handbremse schneller als der Vorgänger 5950X mit Vollgas.
95 Grad Celsius. So heiss wird der neue Ryzen 9 7950X auf meiner Testbench. Dies trotz einer All-in-One-Wasserkühlung mit 240er-Radiator. Temperaturen, die ich von AMD-CPUs nicht gewohnt bin. Dass es auch anders geht, zeigt der Hersteller mit dem Eco Mode. Mit ihm lässt sich die thermische Design-Leistung (TDP) von den angegeben 170 auf 105 oder gar 65 Watt beschränken. Das Resultat: Auch auf 65 Watt begrenzt, stampft der 7950X den Vorgänger 5950X in den Boden und bleibt dabei kühl. Das ist Effizienz.
Mit einem Klick die TDP umstellen
Der Eco Mode erlaubt es User, den Prozessor auf eine kleinere TDP festzusetzen. Dies erfolgt über die Software «AMD Ryzen Master» oder das BIOS. So verhält sich die CPU, als sei sie nativ für die neue TDP designt. Für den Test musste ich das noch manuell anpassen. Bei Release soll das im BIOS sowie Ryzen Master mit einem Klick möglich sein.
Ich beschränke die TDP des 7950X zunächst auf 105 und dann auf 65 Watt und führe folgende Benchmarks durch:
- Cinebench R23
- CPU-Z
- 7-zip
- Blender
- Games: «Civilization VI», «Red Dead Redemption 2» und «Gears 5» in 1080p-Auflösung
Wie bei den CPU-Reviews üblich, mache ich die Benchmarks jeweils dreimal und nehme das beste Ergebnis. Alle anderen Einstellungen bis auf die TDP sind identisch und du kannst sie im Review des 7950X nachlesen.
Folgende Komponenten verwende ich für den Test:
Cinebench R23
Cinebench R23 testet, wie sich eine CPU beim Rendern von 3D-Modellen schlägt. Aus diesen Berechnungen erstellt der Benchmark Scores für Single und Multi Core Performance. Ich gebe dir nur das Resultat des Multi-Core-Tests an, da dieser in Bezug auf die Leistung relevant ist. Im Single Core benötigen die CPUs deutlich weniger Leistung als maximal möglich ist.
In Cinebench R23 erreicht der auf 65 Watt beschränkte 7950X einen 3,5 Prozent höheren Score als der 5950X mit 105 Watt. Dafür benötigt der 7950X dennoch 88 Watt. Dabei handelt es sich um das Package Power Tracking (PPT), die Leistungsgrenze für den Sockel oder die eigentlich maximale Leistung der Ryzen-CPUs. Die beträgt beim 5950X 142 Watt. So gesehen erzielt der 7950X ein besseres Resultat und benötigt dafür 38 Prozent weniger Leistung. Ein enormer Unterschied. Mit der gleichen Leistung von 105 Watt (TDP) ist es ein 17 Prozent besserer Score.
Auf 65 Watt TDP beschränkt laufen die 16 Kerne des 7950X mit 4,1 GHz und die CPU wird maximal 50 Grad Celsius warm. Ein enormer Unterschied zu den 95 Grad Celsius im Vergleich zum Stock-Zustand. So eignet sich die CPU auch sehr gut für kleinere Systeme, die dennoch auf starke Rechenleistung angewiesen sind. Auf 105 Watt beschränkt wird die CPU maximal 64 Grad Celsius heiss und läuft mit 4,8 GHz auf allen Kernen.
CPU-Z Benchmark
Der Benchmark von CPU-Z testet die Geschwindigkeit im Single Core und Multi Core einer CPU und erstellt daraus einen Gesamtscore. Ich gebe dir nur das Resultat des Multi-Core-Tests an, da dieser in Bezug auf die Leistung relevant ist. Im Single Core benötigen die CPUs deutlich weniger Leistung als maximal möglich ist.
Im CPU-Z Benchmark erzielt der 7950X mit 105 Watt einen 33 Prozent besseren Score als der 5950X. Mit 65 sind es immer noch 19 Prozent.
7-zip Benchmark
Der integrierte Benchmark von 7-Zip testet ein System auf das Komprimieren und Dekomprimieren von Daten. Daraus errechnet er einen Score in Giga Instruktionen pro Sekunde (GIPS). Ich wähle die Standard «Dictionary size» von 32 Megabyte.
Auch hier schlägt der 7950X mit 65 Watt TDP den 5950X mit 34 Prozent mehr GIPS deutlich. Spannender ist jedoch der Unterschied zum 7950X mit 170 Watt TDP: Mit 13 Prozent weniger GIPS ist der Unterschied gering. Vor allem, wenn du bedenkst, dass die Differenz beim PPT 161 Prozent beträgt.
Blender Benchmark
Der Blender Benchmark rendert in der Version 3.3 drei Szenen in der 3D-Grafiksuite und errechnet daraus drei Scores. Ich rechne diese jeweils zu einem Endscore zusammen.
Beim Blender Benchmark ist der Unterschied zwischen 7950X mit 65 Watt TDP und 7950X mit 170 Watt TDP mit 21 Prozent wieder deutlicher. Ein Prozent grösser ist die Differenz jedoch zwischen dem 7950X mit 65 Watt TDP und dem 5950X. Wieder ein deutlicher Sieg mit 61 Prozent weniger Leistung.
Die Games
Bei den Spielen liefere ich nebst den durchschnittlichen Frames per Second (FPS) auch die Frametime in Perzentilen – und zwar 99 und 99,9. Die Messwerte der Perzentile sind in Millisekunden gemessene Frametimes. Also die zeitlichen Abstände von Bild zu Bild respektive Frame zu Frame. Die Perzentil-Werte haben die Aufgabe, vereinzelte Ausreisser zu ignorieren. 99 Perzentil bedeuten, dass 99 Prozent aller Messwerte schneller als der angegebene Messwert sind. Lautet ein Wert in der Grafik 95 FPS, laufen 99 Prozent mit einer höheren Framerate als mit 95 FPS. Genau ein Prozent läuft dagegen langsamer. Beim 99,9 Perzentil verhält es sich gleich. Zur besseren Vergleichbarkeit wird das Ergebnis von Frametimes in Millisekunden auf den traditionellen FPS-Wert umgerechnet.
Bei den Games zeigt sich ein ähnliches Bild, wie bei den anderen Anwendungen: Der 7950X erreicht mit jeder TDP mehr FPS als der 5950X. Im Vergleich unter den verschiedenen TDP sind die Unterschiede nicht immer gleich ausgeprägt. In «Red Dead Redemption 2» liegen die verschiedenen TDP gleichauf. Eine FPS-Differenz ist vernachlässigbar. In «Civilisation VI» und «Gears 5» zeigt sich, dass die Anzahl FPS mit der TDP steigt. Maximal beträgt der Unterschied jedoch nur zehn FPS respektive sechs Prozent.
Eco Mode: Geiles Feature, das zeigt, dass es auch anders geht
Mit dem Eco Mode liefert AMD ein Feature ab, das mich als Fan von kleinen Systemen überzeugt. So lassen sich die hitzigen Ryzen-7000-Prozessoren auch mit schmalbrüstigen Kühllösungen auf vernünftigen Temperaturen halten. Dass die Systeme damit auch sparsamer werden und dies in Zeiten explodierender Strompreise wünschenswert ist, ist mehr als ein netter Nebeneffekt.
Du musst mit Performance-Einbussen rechnen, wenn du die TDP begrenzt. Verglichen mit der Leistungsbegrenzung fallen diese aber gering aus: Die grösste Differenz bei den Benchmark-Ergebnissen zwischen dem 7950X mit 170 Watt TDP und 65 Watt beträgt 24 Prozent. Die Differenz bei der TDP beträgt jedoch 161 Prozent. Die Leistung pro Watt ist also im Eco Mode enorm.
Was der Eco Mode jedoch auch zeigt: Um die hohen Taktraten der Ryzen-7000-Prozessoren zu erreichen und damit in Bezug auf die Performance mit Intel mitzuhalten, muss AMD mit der Brechstange ansetzen. Das hat seinen Leistungspreis und führt zu hohen Temperaturen. Etwas, wofür bislang vor allem Intel bekannt war.
Technologie und Gesellschaft faszinieren mich. Die beiden zu kombinieren und aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten, ist meine Leidenschaft.